»Langsam, halt still, kleine Schlampe«, sagte er beruhigend zu mir, »kein Grund zu kämpfen. Kämpfen wird dir nichts nutzen.«
Ich versuchte, die Maske abzustreifen, schaffte es aber nicht. Ich wurde festgehalten. Ich wurde hilflos festgehalten. Meine Kraft, die einer Frau, war nichts gegen die ihre, die von Männern. Ich fragte mich, was das in einer Welt, die der Natur entsprach, bedeutete.
»Atme tief ein.« sagte Teibar.
Ich versuchte, meinen Kopf zu bewegen, wegen der Steife der Maske und weil er sie fest auf mich presste, konnte ich es nicht. Ich versuchte, die Luft anzuhalten. Ich fühlte das Kitzeln eines Tropfens der Flüssigkeit, der von meiner Nase seinen Weg hinunter an meiner rechten Wange fand.
»Tief atmen.« sagte Teibar mit beruhigender Stimme.
Ich kämpfte darum, die Luft anzuhalten. Hercon sagte etwas.
»Komm schon«, sagte Teibar, »du enttäuschst Hercon.«
Ich sah wild zu ihm hoch.
»Tief atmen« wiederholte er, »du willst Hercon doch nicht enttäuschen. Taurog war auch so stolz auf dich. Du willst ihn doch auch nicht enttäuschen. Nicht, nachdem du dich an der Kette so gut gemacht hast. Ich versichere dir, bald wirst du äußerst besorgt sein, Männer in keiner Hinsicht zu enttäuschen.«
Ich musste plötzlich, unter der Maske halb erstickt husten. Ich rang verzweifelt nach Luft in der engen Maske. Es war stickig und bedrückend.
»Gut«, forderte Teibar, »jetzt atmest du langsam, regelmäßig und tief.«
Ich sah über den festsitzenden Gummirand der Maske flehend hoch zu ihm.
»Du weißt doch, das Widerstand zwecklos ist.« bekräftigte er.
Ich schluchzte auf. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich atmete tief ein.
»Gut«, lobte Teibar, »gut.«
Die Maske schien sich mit Schwere zu füllen. Es war wie ein allmähliches Einschlafen, mit meinem ersten Atemzug schwand das Bewusstsein nicht auf einen Schlag. Es war anders. Es ging langsam und sanft vonstatten. Ich atmete tief und langsam regelmäßig ein und aus. Gleichzeitig war es aber auch erbarmungslos und unerbittlich.
»Gut.« lobte Teibar.
Hercon ließ meine Knöchel los. Ich bewegte träge meine Füße. Ich fühlte die Kette um meinen rechten Fuß und versuchte schwach, sie abzustreifen, aber das ging natürlich nicht. Es tat nur an meiner rechten Fußseite und der Innenseite meines linken Knöchels ein wenig weh. Ich konnte die Kette nicht entfernen. Sie war an mir solange, bis sie jemand, nicht ich, entfernen würde. Ich war angekettet, was immer das auch bedeutete.
»Atme tief«, redete Teibar auf mich ein, »gut, gut.«
Taurog gab meine Handgelenke frei. Er legte meine Hände neben mich. Ich konnte sie nicht einmal mehr anheben.
»Tiefer, tiefer.« sagte Teibar mir beruhigender Stimme.
Ich fühlte, wie ein Schlüssel in das Schloss meines Kragens gesteckt wurde. Dann wurde er abgenommen. Mir wurde schemenhaft bewusst, wie Taurog die Kette aufwickelte und in den Attaché-Koffer legte.
»Jetzt kannst du dagegen ankämpfen«, sagte Teibar, »du Schlampe.«
Aber ich konnte mich kaum bewegen. Ich konnte nicht einmal meine Arme heben. Ich konnte mit meinen Händen nicht an die Maske fassen, und selbst wenn ich es gekonnt hätte, wäre ich zu schwach gewesen, sie zu entfernen.
Mein Gesichtsfeld schien sich von außen zu verdunkeln. Es war heiß unter der Maske. Ich fühlte einen neuen Tropfen der Flüssigkeit.
»Jetzt gehörst du uns, ›moderne Frau‹.« sagte Teibar.
Ich hörte und verstand ihn kaum. Ich glaubte, in gewisser Hinsicht war ich eine »moderne Frau«. Ich erinnerte mich vage daran, dass Teibar früher gesagt hatte, das könne mir ausgetrieben werden. Ich zweifelte nicht mehr daran. Dann verlor ich das Bewusstsein.
4
Die Peitsche
Ich schrie unter ihr, erwachte unter ihr, fühlte einen unglaublichen, unerwarteten Schrecken, in seiner Plötzlichkeit war er wie ein Blitz, das Klatschen klang, als würde der Himmel zusammenbrechen, der Schlag war wie Feuer auf meinem Körper, mich windend zog ich die Kette an meinem Hals hoch, ich fiel auf die Seite, ich zog an der Kette, dann wieder ein Schlag, nein, nein, bitte, nicht so stark, so laut, das Feuer, die Qual, ich schrie, ich war nackt, die Kette schnitt in meinen Hals.
»Knie nieder«, knurrte er, »Kopf auf den Boden.«
Ich gehorchte schluchzend.
»So«, sagte er, »die moderne Frau winselt unter der Peitsche.«
Ich zitterte, kniend, den Kopf unten, meine Handflächen auf dem Boden.
»Jetzt, Schlampe«, sagte er, »ist deine ganze Macht verschwunden, die dir irrtümlich von törichten Männern überlassen worden war.«
Ich stöhnte, vornüber gebeugt, in Schmerzen, machte mich vor ihm klein, meine Stellung huldigte seiner Männlichkeit.
»Sieh hoch«, befahl er, »knie, knie gerade. Lege deine Hände auf deine Schenkel. Kopf hoch. Spreize deine Knie. Spreize sie weiter, du Schlampe!«
Ich gehorchte. Ich kniete aufrecht vor dem Mann, meinen Kopf hocherhoben, meine Hände lagen auf meinen Schenkel, meine Knie waren weit gespreizt, die Kette baumelte von meinem Kragen herunter zwischen meinen Brüsten. Ich konnte sie an meinem Körper fühlen, wie sie zwischen meinen Schenkeln zu einem Ring lief. Ich war verängstigt. Ich dachte, ich müsse verrückt werden. Mein Körper schmerzte. Die Peitsche schien noch immer, heiß und entsetzlich, auf meinem Körper zu brennen.
Irgendetwas war anders hier. Die Luft war anders, sie schien tausendmal frischer und sauberer zu sein. Ich hatte nicht geahnt, dass es solch eine Luft gab, dass man sie einatmen konnte. Sie bewirkte, dass ich mich beschwingter und lebendiger fühlte. Und noch etwas war anders, etwas subtiles, etwas, an das ich glaubte, mich schnell gewöhnen zu können, das mich aber jetzt in seinen Auswirkungen furchtbar erschreckte. Die Welt fühlte sich buchstäblich anders an. Ihre Gravitation schien geringer als die, an die ich gewöhnt war. Ich verdrängte das aus meinen Gedanken wie eine Art Verwirrung oder Illusion.
Aber die Schmerzen, die ich fühlte, die durchdringenden, brennenden Schmerzen, die mir ein Mann zugefügt hatte, waren real. Außerdem sah ich mich vor einem Mann knien. Das war auch real. Ich war angeblich in vielerlei Hinsicht eine gebildete, zivilisierte Frau, eine moderne Frau und doch kniete ich jetzt vor einem Mann! Auch dies erschreckte mich, beeinflusste mich merkwürdig, es schien irgendwie zu mir zu passen, war richtig für mich, gehörte zu mir. Ich fühlte mich unglaublich lebendig und aufgehoben an diesem Ort.
Der Mann hatte mich mit Peitschenhieben geweckt. Was bedeutete das? Wie war meine Stellung hier, dass ich auf diese Weise geweckt werden konnte? Obwohl ich mich für eine gebildete, zivilisierte Frau, eine heutige Frau, eine moderne Frau hielt, war ich mit einer Peitsche geweckt worden! Ich hatte den Peitschenriemen gefühlt!
»Wo bin ich?« fragte ich bittend.
»Auf meiner Welt.« antwortete der Mann einfach.
»Bitte belügen Sie mich nicht.« bat ich verzweifelt.
»Interessant«, sagte er, »beschuldigst du einen Mann der Lüge?«
Er schwenkte die Peitsche.
»Nein«, antwortete ich schnell, »nein.«
Ich begriff die große Bedeutung der Sexualität an diesem Ort, wo immer er sich befand, und dass wir unterschiedlichen Geschlechts waren.
»Ah, ich sehe«, sagte er, »natürlich, du bist nur naiv. Ja, ich glaube, es wird für dich schwer zu verstehen sein, mit deiner banalen, durchtriebenen Intelligenz, mein köstliches, gemeines, kleines Tierchen.«
Zu meiner Erleichterung wickelte er die Peitsche wieder auf.
»Ihre Welt?« fragte ich nach.
»Dein Leben wird sich ab jetzt ändern«, sagte er, »es wird auf vielerlei Weise völlig anders werden.«
»Ihre Welt?« fragte ich nochmals bittend.
»Ja.« antwortete er.
»Ein anderer Planet?« fragte ich.