»Ja.« sagte er.
»Sie wollen nicht ernsthaft, dass ich das glaube?« fragte ich.
Er zuckte die Schultern.
»Wirklich!« sagte ich.
»Erkennst du nicht den Unterschied in der Atmosphäre?« fragte er. »Ist das so schwer wahrzunehmen? Und kannst du nicht wenigstens jetzt den deutlichen Unterschied in der Schwerkraft spüren?«
Ich schauderte zurück.
»Ich sehe, du kannst es.« sagte er zufrieden.
»Ich bin jetzt wirklich auf einem anderen Planeten?« fragte ich ungläubig.
»Ja.« entgegnete er.
Ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe. Für einen Moment schien alles dunkel zu werden. Ich schwankte. In meinem Herzen wusste ich, dass alles, was er behauptet hatte, obwohl es unglaublich erschien, die Wahrheit war.
»Du wirst dich an vieles anpassen müssen, mein hübsches kleines Tierchen.« sagte er.
Ich sah ihn an.
»Und für dich gibt es«, fuhr er fort, »keine Fluchtmöglichkeit von dieser Welt. Du bist hier, um zu bleiben. Dies ist jetzt deine Welt, genauso wie meine. Du wirst für den Rest deines Lebens hier bleiben und unter den hier geltenden Bedingungen leben, meine moderne Frau, meine abscheuliche kleine Charmeurin.«
»Bitte nicht.« flehte ich.
»Verschränke deine Hände hinter deinem Kopf und nimm ihn zurück.« befahl er.
Ich tat es.
»Weiter zurück.«
Ich warf meinen Kopf weiter zurück.
»Bitte«, flehte ich, »bitte!«
Er kam zu mir.
»Hier gehören Schlampen wie du jemandem.« sagte er hart.
Ich schauderte, fühlte die Schlingen der Peitsche schon wieder auf meinem Bauch.
»Ja«, fuhr er fort, wieder vor mich hintretend, »ich denke, du wirst das sehr schön machen.«
»Machen?« fragte ich.
»Du kannst wieder in deine vorherige Position gehen.« sagte er.
Ich nahm meine vorherige Position wieder ein, mit meinen Händen auf meinen Schenkeln. Ich kniete vor Teibar, der mich von der Erde entführt hatte, mich in der Bibliothek, in der ich gearbeitet hatte, zur Gefangenen gemacht hatte.
Er war jetzt in eine Tunika gekleidet. Ich konnte das nicht fassen, es schien aber gut zu dem einfachen Zimmer zu passen, in das ich eingesperrt war. Diese Kleidungsstück, das so einfach, so physisch befreiend, so attraktiv war, schien mir gut zu dieser Welt zu passen, wie es auch bei einigen Welten auf der Erde der Fall gewesen war. Ich vermutete, dass es für diese Welt nicht untypisch war. Er hatte starke Arme und Beine. Ich fand es beunruhigend, ihn in einem solchen Kleidungsstück zu sehen. Er hatte mich schon auf der Erde zutiefst beunruhigt, ich fühlte mich schon immer schwach und hilflos vor ihm, aber jetzt, wo ich ihn so sah, wie er in seiner eigenen Welt war, so herrlich und mächtig, so kompromisslos, so leidenschaftlich, so vital, so männlich, männlich, wie ich keinen Mann jemals gesehen oder auch nur gedacht hätte, dass es ihn geben könnte, da wurden diese Gefühle tausendfach verstärkt. Es war, als stünde ein Löwe vor mir, ein Löwe, dessen Zähne mich zerreißen und dessen Pfote mir mit einem Schlag das Genick brechen konnte. Und ich war gefesselt in seiner Reichweite!
Er betrachtete mich. Ich traute mich nicht, ihm direkt in die Augen zu sehen. Ich sah die Peitsche in seiner Hand. Ich vermutete, dass Männer in dieser Welt nicht geduldig mit Frauen, oder wenigstens mit Frauen wie mir waren.
»Was wird mit mir auf dieser Welt geschehen?« fragte ich ängstlich.
»Du trägst keine Kleidung.« sagte er, als würde er das erst jetzt bemerken.
»Ja.«
»Du hast eine Kette um den Hals.«
»Ja.«
»Ich denke, es ist offensichtlich.« fasste er zusammen.
Ich schauderte. Ich fragte mich, wie es sein würde, auf einer Welt wie dieser eine Frau zu sein, wo, anders als auf der Erde, die Männer keine Schwächlinge waren.
»Du fürchtest dicht, nicht wahr, Schlampe?« fragte er.
»Ja.« antwortete ich.
»Gut«, nickte er, »so soll es auch sein. Und du hast allen Grund, dich zu fürchten, das versichere ich dir, viel mehr sogar, als du jetzt beginnst zu verstehen.«
Ich schauderte.
»Es ist amüsant«, sprach er weiter, »sich zu überlegen, wie sich die Grundlage deines Lebens ändern wird.«
»Wurden viele Frauen hierher gebracht?« fragte ich.
»In deiner Lieferung«, antwortete er, »einhundert. Du warst die Hundertste.«
»Das sind viele.« flüsterte ich.
»Ich behalte natürlich nicht alle«, erklärte er, »da sind noch andere an diesen Unternehmen beteiligt. Die Entführten werden von unterschiedlichen Orten gebracht, eine von hier, eine von dort, das verringert das Aufsehen.«
»Aus verschiedenen Ländern?« fragte ich. »Amerika, England, Frankreich, Deutschland, Dänemark, China, Japan?«
»Ja«, sagte er freimütig, »aber deine Lieferung war im Wesentlichen aus einer Gegend.«
»Ist es schwierig, die Mädchen zu ›sammeln‹?«
»Nein«, sagte er, »sie sind leichter einzufangen als diese kleinen Tiere, die ihr Hasen nennt. Das siehst du ja bei deinem Fall.«
»Machen Ihre Leute das regelmäßig?«
»Wir haben unsere Planungen.«
»Gibt es noch andere Gruppen, die mit solchen Dingen beschäftigt sind?«
»Ich glaube schon«, sagte er, »aber ich weiß wenig von ihnen.«
»Ich war die Hundertste?«
»Ja.«
»Ich wurde bis zuletzt aufgehoben?«
»Ja.«
»Auf Ihre Anweisung?«
»Ja.«
»Warum?« fragte ich erstaunt.
»Ich habe um Versetzung zu anderen Aufgaben gebeten.« sagte er und betrachtete mich nachdenklich. »Du bist vielleicht die letzte Frau, die ich von eurer Welt hole. Sicher werde ich von Zeit zu Zeit andere Frauen entführen, hier in meiner Welt, Frauen, die hier geboren sind und vielleicht auch Mädchen von der Erde, die früher hierher gebracht wurden.«
»Aber Sie wählten mich für Ihren letzten Fang aus?«
»Ja.«
»Warum?«
Er lächelte und befühlte die aufgewickelten Peitschenriemen.
»Sie hätten bestimmt auch eine andere nehmen können.« sagte ich.
»Ja.«
»Aber Sie taten es nicht.«
»Nein.«
»Aber warum?« fragte ich immer erstaunter.
Er antwortete nicht.
»An mir ist Ihrer Meinung nach irgend etwas Besonderes, nicht wahr?« sagte ich.
Ich hatte das von Anfang an gespürt.
»Ich wollte als letzten Fang etwas besonders Köstliches erbeuten.« antwortete er schließlich.
»Ich verstehe nicht.«
»Unterschätze dich und deine Attraktivität als weibliches Tierchen nicht.«
»Aber ich bin zu klein«, sagte ich verständnislos, »zu üppig. Ich bin nicht groß und schlank.«
»Sei nicht dumm.« wehrte er ab.
»Bin ich attraktiv?« fragte ich.
»Gewiss«, entgegnete er, »du bist eine herrlich anschmiegsame Schlampe. Glaubst du, ich würde Geld verdienen, wenn ich nicht erstklassige Frauen anzubieten hätte?«
Offenbar lief der Geschmack der Männer hier im Gegensatz zum Schönheitsideal meiner eigenen Welt mehr auf natürliche Frauen hinaus, süß und anschmiegsam. Einerseits war ich erfreut, das zu erfahren, andererseits war ich erschrocken. Ich begriff, dass mein Typ hier gefragt und begehrt sein und dass ich sogar wie ein Tier gejagt werden könnte, als exquisite weibliche Beute.
»Aber wieso«, fragte ich weiter, »was ist gerade an mir so Besonderes?«
»Ich persönlich«, sagte er, »finde dich ziemlich begehrenswert und unglaublich attraktiv.«
Ich sank zurück auf meine Kette. Wie konnte er von sexuellen Dingen so offen sprechen? Außerdem fürchtete ich mich, weil ich als Frau für ihn interessant war.
»Aber«, fuhr er fort, »du bist auch aus anderen Gründen etwas Besonderes für mich.«
»Aus welchen Gründen?«
»Deine Entführung hat etwas Symbolisches. Es hat etwas Passendes, dass du vielleicht meine letzte Entführung einer Frau von der Erde bist.«
»Sie scheinen mich zu hassen.«
»Ja«, sagte er, »das tue ich.«
»Aber warum?«
»Du bist eine moderne Frau«, erklärte er, »und als solche repräsentierst du eine Perversion der Menschheit, eine zerstörerische und bewusste Perversion, eine bösartige Schädigung des Wesens menschlicher Sexualität, sowohl von Männern als auch von Frauen, und dass schädigt nicht nur heute die menschliche Art, sondern gefährdet auch ihre Zukunft.«