Plötzlich zuckte ich erschreckt zusammen. Ich konnte jedem gehören, jedem, der für mich bezahlen konnte! Das war für eine Frau von der Erde sicher falsch! Wie konnte es dazu kommen, dass ich jetzt nur eine demütige Sklavin war? Ich war einmal eine Erdenfrau! Wie konnte es nur dazu kommen, dass ich jetzt, auf dieser Welt, nur ein Tier in einem Kragen war, ausgezogen und angekettet, der Gnade der Herren ausgeliefert? War das wirklich ich, hier in diesem Käfig, in Ketten? War ich verrückt geworden? Könnte es sein, dass ich träumte? Aber ich drückte meine Zunge hoch gegen den Lederball in meinem Mund, der dort so erbarmungslos, so streng befestigt war. Ich bewegte meine Lippen und Zähne über ihm. Ich konnte seine Form und seine Größe fühlen, konnte ihn aber nicht entfernen. Ich schüttelte meinen Kopf etwas und bewegte die Kette an meinem Hals. Sie war da, an mir. Ich drückte meine Handgelenke gegen die Fesseln, die sie umschlossen, bis es weh tat. Aber ich konnte ihren straffen Sitz weder lockern noch die Bewegungsfreiheit, die mir geblieben war, auch nur um ein Jota erweitern. Ich bewegte meine Schulter und meinen Schenkel auf dem Metallboden. Meine Schulter war wund, und mein Oberschenkel war empfindlich und vielleicht schon rot geworden.
Der Boden war sehr hart. Er war solide. Er war schwer. Ich nahm an, dass er aus Eisen war. Aus dem scheinbaren Gewicht und ihrer Festigkeit schloss ich, dass die Platte mindestens ein Zoll dick sein müsste.
Nein, ich träumte nicht. Das war ich wirklich, an diesem Ort, eine Sklavin. Dann war ich wieder zufrieden. Woher wussten Teibar und die anderen, fragte ich mich, dass ich eine Sklavin war? Ich hatte erfahren, dass es nicht schwer gewesen war, das herauszufinden. Ich hatte Angst, aber ich wusste auch, jetzt war ich dort, wo ich hingehörte, in der Sklaverei.
Wir warteten. Wir mussten uns nicht mehr Sorgen machen als etwa Kisten, Ballen oder Schachteln.
Ich hörte Gloria neben mir stöhnen. Zweifellos fühlte auch sie Härte des Bodens. Ich bemerkte, wie sich die Kette an meinem Hals bewegte, als sie ihre Position änderte. Auf ihrer anderen Seite war Clarissa, ein Mädchen aus Wilmington, Delawara. Sie war diejenige, die schon mehrmals Bonbons von den Wachen bekommen hatte. Sie war jetzt nicht mehr widerspenstig. Auch sie hatte gelernt sich zu beherrschen. Die ersten sieben Mädchen an der Kette waren Goreanerinnen. Clarissa war keine Jungfrau gewesen, oder jedenfalls war sie es im Haus nicht lange geblieben. Ich hatte gesehen, wie zwei der goreanischen Mädchen und Clarissa ziemlich regelmäßig von den Wachen benutzt wurden.
Mit Interesse hatte ich verfolgt, dass sie, obwohl sie von verschiedenen Welten stammten, die gleichen Geräusche in der Agonie ihrer intimen Beschäftigung von sich gaben, in die sie sich zuerst nur hineinfügten und es duldeten, es dann akzeptierten, dann darin schwelgten und zuletzt kniend und leckend stumm darum bettelten, offen ihren Spaß zeigten und sich wimmernd und stöhnend, dem Sprechverbot des »Knebelgebots« gehorchend, anklammerten. Ich nahm an, in einem bestimmten Zustand klangen wir alle gleich. Wir waren alle Frauen. Das war es, worauf es ankam. Ich denke nicht, dass es, auch vom Standpunkt der Männer aus gesehen, einen großen Unterschied zwischen einem goreanischen Mädchen und einem Erdenmädchen gab, vorausgesetzt, beide hatten ihren Kragen gut verinnerlicht. Es ist zweifellos alles eine Sache der einzelnen Frau. Uns allen ist natürlich gemeinsam, dass wir Frauen sind. Wir alle könnten Tiere sein, die man warten lässt, Pferde, Schweine oder Hunde! Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass wir genau das waren: Tiere, Sklavinnen.
Wir warteten. Wir waren angekettet. Es bestand nur geringe Gefahr, überlegte ich, dass wir entweichen könnten. Wohin sollten wir auf solch einer Welt auch fliehen? Und selbst wenn man seinen Kragen loswerden könnte, war man immer noch mit einem Brandzeichen gezeichnet. Ich wollte nicht weglaufen. Ich kannte die Strafe für so etwas. Ich wollte nicht geschlagen oder verstümmelt werden, ich wollte nicht die Füße abgeschnitten bekommen oder an Sleen verfüttert werden. Hier hatten die Männer bei einem Fluchtversuch keine Nachsicht oder Geduld. Hier war Flucht für Frauen wie mich keine Alternative, sie war praktisch einfach unmöglich. Allerhöchstens konnten wir dabei hoffen, unter großem Risiko und unter Lebensgefahr von den Ketten des einen Herrn in die eines anderen zu gelangen. In diesem Fall wären wir dann natürlich eine »eingefangene Sklavin«, ein Status, der grausamste Bestrafungen und härtester Arrest bedeutete, eventuell gefolgt, wenn es unserem Fänger gefiel, von der Auslieferung an unseren eigentlichen Herrn.
Ich setzte mich halb auf, legte mich dann wieder auf den Rücken, erschauerte, zog meine Hände hinter meinem Rücken nach oben. Ich hob meine Knie an.
Als Besitz hatten wir einen Wert wie andere Besitztümer auch! Als ich das weiter bedachte, erkannte ich plötzlich, dass es einen weiteren Grund gab, uns zu fesseln und einzusperren. Es musste nicht alles einfach damit zu tun haben, dass man uns an einem bestimmten Platz oder zusammen haben wollte, also aus Gründen der Ordnung, oder um eine Flucht und auch nur den Gedanken daran unmöglich zu machen, oder um uns daran zu erinnern, dass wir Sklavinnen waren, oder um uns zu disziplinieren oder zu bestrafen, oder um Männer zu erfreuen, die uns gern so hilflos gefangen sahen, nein, es gab noch einen anderen Grund, der mir jetzt, da ich darüber nachdachte, ebenfalls einleuchtete. Wir waren Besitz! Wir waren Wertsachen, wie Geld oder Hunde oder Pferde. Manche Männer könnten uns sogar für Schätze halten. Wir könnten vielleicht sogar, wie andere Tiere oder Waren, Ziel eines Diebstahls werden! Wir könnten gestohlen werden! Deshalb machte es Sinn, wenn wir uns gelegentlich hinter Schloss und Riegel wieder fanden. Ich wusste, dass es nicht ungewöhnlich war, Sklaven nachts einzusperren. Im Haus waren wir in unsere Hundehütten eingeschlossen worden. Auch hatte ich gehört, dass es nicht unüblich war, schöne Sklavinnen nachts an das Fußende des Bettes ihres Herren zu ketten. Dort wurden sie an einen Sklavenring befestigt, die Kette lief normalerweise zu einer Fessel an ihrem linken Knöchel oder zum Kragen an ihrem Hals.
Die Tatsache, die ich jetzt erkannt hatte, nämlich dass ich Ziel eines Diebstahls werden könnte, erschreckte mich, aber sie schien, wie vieles andere, zu meinem Stand zu gehören, eine simple Konsequenz daraus zu sein, was ich war.
Ich erinnerte mich jetzt, im Haus vom »Recht der Gefangennahme« gehört zu haben, das gesetzlich verankert war. Ich hatte ursprünglich gedacht, dieses Recht beträfe die Aneignung freier Frauen, später erkannte ich, dass damit die Aneignung von Gütern allgemein, einschließlich von Sklaven, gemeint war. Ich hatte über diese Dinge bis jetzt nicht viel nachgedacht, bis jetzt, wo ich außerhalb des Hauses war.
Ich versuchte, mich an meinen Unterricht zu erinnern. Diebstahl oder, wenn Sie das vorziehen, Aneignung verleiht Rechte über mich. Ich würde jedem gehören und müsste ihm ohne Einschränkungen dienen, in dessen wirksamen Besitz ich gelangt war, auch wenn das durch Diebstahl geschah. Der ursprüngliche Herr hatte natürlich das Recht zu versuchen, sein Eigentum wiederzuerlangen, das ihm technisch gesehen für eine Woche weiter gehörte. Wenn ich dem Dieb entfliehen würde, nachdem er seinen Besitz an mir gefestigt hatte, zum Beispiel indem er mich für eine Nacht behielt, galt ich nach goreanischem Recht, obwohl er mich technisch noch gar nicht besaß, als ihm entflohener Sklave und würde dementsprechend bestraft werden.