Ich legte mich im Gatter auf meinen Bauch, lag dort auf dem Holz. Hinter diesem Punkt schien das Gatter eben zu sein. Auf dem ansteigenden Teil des Gatters und dort wo ich lag, bis zum Ende des Abschnitts waren etwa alle zwei Fuß kleine Querstangen befestigt, die, so nahm ich an, den Tarsks beim Aufstieg helfen sollten. Eine davon war unter meinen Handflächen und meiner rechten Wange. Eine andere war an meinem Bauch und die nächste unter meinen Knien. Es roch nach Tarsks. Ich kannte den Geruch vom Hof und den engen Käfigen. Das Holz war an vielen Stellen von ihren Hufen gezeichnet. Vermutlich hatten schon viele Tarsks und viele Frauen dieses Gatter bestiegen.
Ich erinnerte mich an die Bibliothek, den Schreibtisch, die Regale, den Katalog, die Türen, die obere Ebene, die Teppiche, die Zeitschriften, den Rückgabeschalter, die Kopierer. Und ich erinnerte mich an meine Kollegen dort. Ob sie sich jemals gefragt hatten, was aus mir geworden war? Ich vermutete, mein wahres Schicksal könnten sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausmalen. Es wäre für sie einfach unbegreiflich. Sie könnten es nicht zur Kenntnis nehmen. Was war aus Doreen geworden? Sie würden auch nicht für einen Augenblick glauben, dass jemand etwas in ihr erkannt haben könnte, dass sie nie gesehen hatten in der ruhigen, reizenden, scheuen Doreen, ihrer verlässlichen, bescheidenen Mitarbeiterin. Dass die ruhige, reizende, dunkelhaarige Doreen, die reizende, scheue Doreen die Aufmerksamkeit von Männern in einer Weise erregen könnte, die sich völlig davon unterschied, was sie gewöhnt waren oder von den sie wussten, dass es sie gab. Dass Doreen jetzt nie mehr ihre Bluse und den dunklen Rock trug, ihre dunklen Strümpfe, die flachen Schuhe, sondern statt dessen nackt in der Gewalt von Männern gehalten wurde, eine gebrandmarkte Sklavin auf einem weit entfernten Planeten, auf einer Welt, von deren Existenz sie nichts ahnten.
»Komm hoch.« sagte der Mann und blickte das Gatter hinunter.
Ich erhob mich auf meine Hände und Knie.
»In Ordnung«, sagte er, »weiter geht’s.«
Ich setzte meine Reise auf dem hölzernen Boden fort. Als ich an ihm vorbeikam, schlug mich der Mann zweimal, ziemlich elegant, aber nicht brutal oder um mir wehzutun, mit dem Stock auf die Seite. Er tat es mit einer gutmütigen, ein wenig vulgären Vertrautheit. Es war wie der gutmütige, besitzergreifende Klaps auf den Hintern, mit dem Männer manchmal Sklavenmädchen bei ihren Pflichten antreiben. Auf seine Weise machte er mir damit ein Kompliment.
Ich musste solche Berührungen natürlich hinnehmen. Männer besaßen mich und konnten mit mir tun, was sie wollten. Ich gehörte ihnen. Und eigentlich war ich natürlich froh darüber, was er getan hatte. Auf seine Art war es eine Freundlichkeit. Wahrscheinlich wollte er mich damit sogar ermutigen und beruhigen. Sklavenmädchen haben selten etwas gegen eine solche Behandlung, die freie Frauen für vulgär halten könnten, und ich glaube, sogar freie Frauen stören sich trotz der Schmach, die sie dabei angeblich empfinden, nicht wirklich daran. Es ist einfach eine Form, in der Frauen erfahren, dass sie sexuell interessant sind.
Ich kroch weiter das Gatter entlang. Hier und da war ein Mann mit einem Stock. Ich hoffte, dass sie mich damit nicht schlagen oder stoßen würden. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und bummelte nicht. Ich war etwas ängstlich, als ich an einem nach dem anderen vorbeikam, schauderte fast und wich in der Furcht vor Schlägen auf meinen Körper fast zurück. Ich wusste, wie ungeschützt ich war und wie sehr ich von ihrer Gnade und ihren Launen abhing. Dann war ich an ihnen vorbei. Ich war ihnen dankbar dafür, mich nicht geschlagen zu haben. Ich fürchtete, es war jetzt in mir nur noch wenig übrig von Teibars »moderner Frau«.
Dann war ich am Ende des Gatters an einem anderen Tor. Links von mir konnte ich so etwas wie einen stark zertrampelten Kreis mit einem soliden Holzzaun sehen. Es schien, als stünden hinter dem Zaun, dicht gedrängt, viele Männer. Direkt vor mir und zu meiner Rechten war eine niedrige Holzwand, etwa vier Fuß hoch. Sie hinderte mich daran, geradeaus und rechts von mir viel zu sehen, und die Männer hinderte sie, mich zu sehen. Das Interesse der Männer, die mich sehen konnten, war jedoch, soweit ich das feststellen konnte, auf etwas gerichtet, das sich links von mir oberhalb des Bodens befand.
Ein Mann öffnete das Tor und holte mich, immer noch auf allen Vieren, hinaus auf eine kleine, hölzerne Plattform. Ich konnte Schweiß riechen und hörte Stimmen, aufgeregte Stimmen. Eine Stimme schien über die anderen zu dominieren. Der Mann ließ mich knien und fesselte meine Handgelenke mit einer etwa einen Fuß langen Kette zusammen. Ich kniete dann dort, mit der Kette über meinen Oberschenkeln. Das Tor war hinter mir geschlossen worden. Ich sah ein anderes Mädchen. Ich kannte sie nicht, sie war jetzt hinter dem Tor und musste warten.
Plötzlich wurde mir klar, was das für Rufe und Antworten aus der Menge waren. Es waren Rufe nach Geboten und es waren Gebote, buchstäblich Gebote, etwas wurde verkauft. Ich kroch vorwärts, um besser sehen zu können. Ich sah die Vorderkante eines großen, runden Blocks, ungefähr fünf Fuß hoch, der hinten auf dem unbefestigten Boden stand, einige Fuß innerhalb der Umzäunung. Eine Doppelkette schien an einem Flaschenzug darüber zu hängen. Ich kroch auf meinen Knien noch weiter, näher zur Holzwand vor dem Block. Ich sah Gloria dort auf der abgerundeten, angehobenen Fläche stehen, die Hände, die wie meine gefesselt waren, über dem Kopf. Die Kette an ihren Handgelenkfesseln bildete ein nach oben gerichtetes, umgekehrtes »V«. Sie war etwa zwei Fuß lang. Der höhere Haken der Kette war über einen Strang der Doppelkette gelegt worden. Um Gloria herum ging ein Mann mit einer Peitsche.
Ich sah zitternd zurück zu dem Mädchen, das noch immer auf allen Vieren im Gatter war. Ihr Gesicht hinter den Gitterstäben des Tores war ängstlich.
Der Mann neben mir nahm eine kurze Kette. Sie hatte einen Haken an jedem Ende und war etwa zwei Fuß lang. Er befestigte das eine Ende an der Kette meiner Handfessel und hielt das andere Ende in seinen Händen.
Plötzlich hätte ich fast vor Angst aufgeschrieen. Von links, von der gerundeten Holzplatte war das Klatschen einer Peitsche zu hören. Ich hörte die Bewegungen der Kette. Ich sah, wie Gloria an ihren Handfesseln vom Block herunter auf der anderen Seite auf den Boden gezogen wurde.
Der Mann schlang sein Ende meiner kurzen Kette, deren unterer Haken in der Kette zwischen meinen Handfesseln steckte, über eine Kette, die von oben herunter hing.
Gloria war verkauft worden!
Die Kette bewegte sich etwas, und meine Handgelenke wurden hochgezogen.
»Nein«, schrie ich auf englisch, »nein, bitte!«
Dann wurden die Handfesseln hochgezogen und meine Arme dehnten sich. Ich wurde nach links gezogen und dann waren meine Füße plötzlich über der Plattform und ich schwebte etliche Zoll über dem Boden. Die Kanten der Handfesseln schnitten in meine Gelenke. Ich schwebte in Richtung des Blocks. Das Tor unter mir und hinter mir wurde geöffnet. Bestimmt wurde jetzt das andere Mädchen zur Plattform hinter der niedrigen Wand gebracht, außer Sicht der Menge und ein anderes Mädchen bewegte sich zum Tor.
Jetzt, wo ich hoch oben schwebte, sah ich, dass hinter den Stehplätzen Sitzplätze in Rängen bis zur Rückseite des Gebäudes angeordnet waren. Obwohl ich es nicht gut sehen konnte, schien auf ihnen viele Männer zu sitzen. Frauen sah ich keine. Ich nahm an, dass die einzigen Frauen im Gebäude solche Frauen wie ich waren, nackte Frauen, zum Verkauf vorgesehen. Es müssen allein auf den Rängen vier- oder fünfhundert Männer gewesen sein, die Menge am niedrigen Zaun gar nicht mitgezählt.
Als ich hochgehoben wurde, konnte ich sehen, dass der unbefestigte Boden halbkreisförmig war. Zweifellos wurden Tarsks hier verkauft, wenn die große Plattform entfernt war. Es war ein hohes Gebäude mit Balken als Dachsparren.
Ich hob meinen Kopf und sah, wie sich die Kette, an der ich hing, bewegte. Hoch oben sah ich die Dachsparren, fast unsichtbar in der Dunkelheit unter dem Dach. Es war ein scheunenartiges Gebäude.