Meine Handgelenke schmerzen. Ich hing über der Plattform. Die Männer sahen mich an. Es war eine Verkaufshalle. Die Kette senkte sich etwas und meine Füße berührten die Plattform. Ich stand in etwa halbzollhohem Sägemehl. Meine Handgelenke wurden immer noch über meinem Kopf gehalten.
Die Peitsche knallte und ich zuckte erschreckt zusammen. Einige Männer lachten. Die Peitsche hatte mich nicht berührt. Meine Reaktion hatte den Männern, abgesehen vom Erschrecken, jedoch gezeigt, dass mir die Peitsche nicht völlig unbekannt war. Und es stimmte, ich hatte sie schon gefühlt, wenn auch selten. Meine erste Empfindung, der ich mir auf dieser Welt bewusst geworden wurde, war der Schlag von Teibars Peitsche gewesen, die seine »moderne Frau« in ihrer neuen Realität geweckt hatte. Er hatte mich dreimal geschlagen. Ich hatte das Gefühl dieser lehrreichen Begrüßung, die mich in meiner Sklaverei willkommen hieß, nie vergessen.
Der Mann legte seine linke Hand an meine Brust, hielt sie und las. Dann nickte er einem anderen Mann zu, der links hinter mir auf der Plattform stand.
»Nummer 89.« rief dieser.
Verschiedene Männer am Zaun und auf den Rängen raschelten mit Papier oder sahen kurz in die Notizen in ihren Händen. Ich vermutete, viele von ihnen würden mehr als eine Frau kaufen. Das erschreckte mich.
Ich hörte auf den Mann hinter uns und verstand ihn kaum. Er bat um die Aufmerksamkeit der Käufer für eine weitere Erdenfrau. Ich wurde als intelligent beschrieben und dass ich, für die kurze Zeit, die ich jetzt auf Gor war, schon gute Sprachkenntnisse hätte. Ich wäre fähig, hörte ich, die meisten Befehle, die mir gegeben würden, zu verstehen. Ich selbst glaubte, dass mein Verständnis des Goreanischen weit über solch ein Minimum hinausging, aber sie schienen mich lieber konservativ einzuschätzen, und wenn es auch nur zum Schutz vor möglichen Beschwerden unzufriedener Kunden war. Außerdem waren sie sich nicht sicher, wie gut mein Goreanisch wirklich war, weil ich erst seit dem Morgen hier war.
Dann hörte ich mein Gewicht und meine Größe in goreanischen Maßeinheiten, dreißig und einviertel Steine und einundfünfzig Horts, das entsprach in irdischen Einheiten einhunderteinundzwanzig Pfund und fünf Fuß und dreidreiviertel Zoll. Eine Anzahl meiner anderen Maße wurden ebenfalls aufgezählt. Dies waren meine »Blockmaße«, die für mich jetzt, am Tag meines Verkaufs, galten.
Manche Herren zwingen ein Mädchen, ihre Blockmaße zu halten, wenn nötig auch mit der Peitsche. Andere erzwingen mit ähnlichen Strafen ihre Verbesserung in der einen oder anderen Richtung, die von ihren persönlichen Vorlieben abhängt. Wieder andere Herren sind bezüglich dieser Maße nachsichtiger, jedenfalls innerhalb gewisser Grenzen. Meine Kleidergrößen wurden nicht bekannt gegeben, auf Gor sind diese Größen für eine Sklavin eher nebensächlich. Die meisten goreanischen Kleidungsstücke für Sklavinnen fallen eher lose und werden enger geschnürt oder gerafft, um ihren Körper zu zeigen. Von Interesse sind eigentlich nur die Manschettengrößen und dort würde ich eine Nummer 2 – Handgelenksmanschette und einen Nummer 2 – Knöchelring brauchen. Meine Kragengröße beträgt elf Horts. Dies sind durchschnittliche Größen. Gloria zum Beispiel brauchte größere Größen. Männergrößen, die von männlichen Sklaven, werden auch in Nummern, nur die einer anderen Skala, angegeben.
Die Käufer erfuhren, dass ich »glana« war, eine Jungfrau. Die korrekte Bezeichnung ist »metaglana« und kennzeichnet den Zustand, dem eine glana entgegensieht und der ihr bestimmt ist. Obwohl das Wort auf mich nicht angewendet worden war, war ich auch »profalarina«, dieses Wort bezeichnete den Status der Entwicklung einer »falarina«, den Status der Entwicklung zu, einer vollständigen Frau, wie die Goreaner denken. Auf der Erde würde man davon sprechen, dass ich keine Jungfrau mehr sei. Beiden Bezeichnungen, »glana« und »profalarina« ist übrigens gemeinsam, dass sie den Status, den sie beschreiben, als unreif oder vorübergehend charakterisieren, so wie in »metaglana« oder »falarina«. In Bezug auf Sklavinnen, nicht freie Frauen, werden diese Dinge manchmal damit umschrieben, ob ein Mädchen für die Benutzung durch Männer »geöffnet« ist oder nicht. Andere gebräuchliche Bezeichnungen, nicht nur bei Sklavinnen, für Mädchen, die schon für die Benutzung durch Männer geöffnet sind oder nicht sind »rote Seide« oder »weiße Seide«.
Ich fragte mich plötzlich aufgeregt, mit hochgezogenen, in den Manschetten festgeschnallten Händen, ob Teibar, mein Teibar, dort unter den Männern stand, vielleicht hinten auf den Rängen im Dunklen, und darauf wartete, für mich zu bieten. Doch dann merkte ich, wie töricht diese Hoffnung war. Wenn er mich gewollt hätte, er hätte mich im Haus kaufen können, mit Rabatt, ohne Wartezeit, ohne mir über eine große Entfernung zu folgen, ohne auf einem freien Markt fast sicher mehr zu bezahlen, ohne Risiko, mich an einem Platz wie Markt von Semris an einen Kunden mit einen höheren Gebot zu verlieren. Nein, Teibar war nicht hier. Ich war hier, allein.
Ich hörte, wie ich als »halbausgebildet« bezeichnet wurde. Ich fragte mich, ob meine ganze Ausbildung im Haus so wenig zählte, das frühe Aufstehen, das späte Zurückkehren, die ausgefüllten Tage, die langen, häufigen, vielfältigen und intensiven Unterrichtsstunden, die wir morgens, mittags und abends erhielten? Dann fragte ich mich ob das nicht genauso wie vorsichtigen Aussagen zu meinem Goreanisch vorbeugend behauptet wurde, um mögliche nachträgliche Schwierigkeiten mit unzufriedenen Käufern auszuschließen. Aber in diesem Fall glaubte ich das nicht. Ich hatte inzwischen eine Ahnung, dass während unserer Ausbildung im Haus vieles nur angetippt worden war. Ich war sicher gegenüber den Möglichkeiten des Sklavendienstes noch immer naiv und zurückgeblieben, immer noch nicht ausreichend informiert. Ich erwartete, dass es ganz sicher immer noch viel zu lernen gab über das Dienen und die Liebe, dass diese Dinge unergründlich und grenzenlos waren und dass in diesem Sinn deshalb der Begriff »voll ausgebildet« (oder alles zu wissen, was es zu wissen gab) weniger eine praktische Möglichkeit als ein reizvolles Ideal war. Ein Ideal, dem man sich vielleicht immer weiter annähern, das man aber nie erreichen konnte und vielleicht auch nie erreichen sollte.
Lass das Mädchen stolz auf ihre Fortschritte sein und nicht befürchten, dass sie eines Tages nicht umhin kann, noch mehr zu erlernen. Es gibt keine Gipfel auf den Höhen der Liebe. Ulrick hatte mir im Haus einmal versichert, dass ich Talent habe. Ich hoffte es. Das könnte unter den gebieterischen Herren dieser Welt meine Überlebenschancen verbessern. Ich hatte einen lebendigen Körper, einiges Verständnis meiner Weiblichkeit und die Absicht, Männer zu erfreuen.
Ich sah hinunter in einiger der Gesichter hinter der Absperrung.
›Solche Männer muss ich zufrieden stellen.‹ dachte ich erschauernd.
Dann bedauerte ich mich selbst. Teibar war nicht hier. Ich war allein. Was tat ich hier? Warum war ich hierher gebracht worden, auf diese Welt? Meine Handgelenke, die vom Eisen so hochgehalten wurden, schmerzten. Waren die Männer nicht grausam zu mir? Sahen sie nicht, dass ich nackt und hilflos war?
»Kategorie«, hörte ich, »Vergnügungssklavin.«
Als ich diese so sachlich gemachte Einstufung hörte, die die durch den Mann aufgezählten Eigenschaften, Maße und so weiter zusammenfasste, war ich plötzlich unmäßig erschrocken. Ich hatte natürlich gewusst, dass ich keine Haus- oder Turmsklavin war, weil ich nicht so knien durfte, wie es diese Sklaven taten. Außerdem hatte ich natürlich bemerkt, dass viele Dinge, die ich gelehrt bekam, direkt damit zu tun hatten, Herren auf sinnliche Art zutiefst zufrieden zu stellen, aber bisher hatte ich diesen derart einfachen, direkten Begriff dafür noch nicht gehört. Uns war nie gesagt worden, dass wir diese Sorte Sklavinnen waren. Vielleicht hatten die goreanischen Mädchen es begriffen, aber ich glaube, wir Erdenmädchen nicht, jedenfalls nicht direkt, jedenfalls nicht so direkt, wie es in diesem Ausdruck so eindeutig und kurz und bündig zusammengefasst erschien.