Es gab viel Gelächter im Haus. Als ich meine Augen wieder öffnete, wurde mein Körper schon wieder gedehnte, ich stand auf den Zehenspitzen, meine Handgelenke hoch über meinem Kopf in den Manschetten. Ich sah nach unten, über den Bereich der Stehplätze, über die Absperrung. Der große, hässliche, korpulente Kerl war dort, sah grinsend zu mir hoch. Ich wurde glutrot und sah schnell weg. Ich hatte solche eine Berührung nicht erwartet. Es gab noch mehr Gelächter. Mein Körper war purpurrot vor Scham. Den Männern war gezeigt worden, dass ich einen vitalen, lebendigen Körper hatte.
Ich hielt meine Knöchel, Knie und Beine so eng beieinander, wie ich konnte. Ich war erschrocken. Ich erahnte plötzlich schemenhaft, was Männer mit mir tun konnten, wie sie mich aus mir herausnehmen und mich unglaublichen Gefühlen ausliefern konnten, wenn sie, und nicht ich, das wünschten oder wollten. Und wenn ich auf ein so kleines und einfaches Ding schon so reagierte, war es schwierig zu spekulieren, wie ich mich bei eingehenderen, raffinierteren oder länger ausgedehnten Aufmerksamkeiten verhalten würde.
Ich fühlte mich plötzlich schrecklich hilflos und doch auch auf eine Weise begierig. Was wäre, wenn mir nicht erlaubt werden würde, eine schreckliche Vorstellung, unter Androhung schrecklicher Strafen, unter dem Befehl von Herren, nicht erlaubt werden würde, mich gegen die völlige Öffnung für solche Gefühle zu wehren, wenn ich gezwungen würde, mich zu ergeben und an meiner Unterwerfung auch noch mitzuarbeiten?
Es gab dabei eine Sache, die irgendwie günstig für mich stand. Meine Haut und mein ganzer Körper waren heute Abend viel weniger empfindsam als normalerweise. Ich hatte das schon am Morgen bemerkt. Ich hatte es an meinen Empfindungen auf der Plattform des Ausstellungsbereichs der Verkaufshalle, am anderen Ende des langen Korridors, bemerkt. Es hatte mit meiner Enttäuschung wegen Teibar zu tun, dass ich immer noch in seinem Bann stand, dass er mich nicht hierher gebracht hatte, als Spaß eines Herren, um mich zurückzubekommen. Ich hatte dann verstanden, dass ich trotz all meiner Hoffnungen ihm am Ende nichts bedeutete, für ihn nur ein weiteres hübsches Erdenmädchen war, dass allein wegen seines Geschäfts hierher gebracht worden war, um den Kragen zu tragen und an der Peitsche zu lecken.
Mein Gefühl der Isolierung war sehr stark gewesen. Mir war plötzlich bewusst geworden, wie allein ich auf dieser fremden, schönen Welt war. Ich stand fast unter Schock und hatte kein Gefühl mehr. Auch heute Abend, besonders in den letzten Minuten, war ich wie erstarrt in Elend und Schrecken und begriff, dass ich verkauft wurde. Ich war erschrocken, eingeschnürt und angespannt gewesen. Ich hatte, fürchte ich, nicht schön ausgesehen.
Ich fürchte, ich war gerade das Gegenteil dessen gewesen, was Ulrick gewollt hätte. Und das, obwohl ich unversehens durch die plötzliche Bewegung der Peitsche des Auktionators genommen worden war und mich plötzlich und ohne etwas dagegen tun zu können auf eine Weise bewegt hatte, die manchen nahelegen könnte, dass ich eine Vergnügungssklavin war. Und dabei wusste ich, dass das ganze Spektrum meiner vermutlich typischen Reaktion auf solch eine Berührung gerade erst einmal angedeutet worden war. Der volle Umfang meiner Empfänglichkeit dafür, beglückwünschte ich mich, war immer noch verborgen geblieben und niemand konnte das vermuten. Ich schauderte, wenn ich daran dachte, wie zart und tief meine Gefühle unter der Hand eines Herrn aufblühen könnten. Ich konnte mir vorstellen, gerade nachdem ich diese einfache Berührung verspürt hatte, wie hilflos ich sein würde.
»Zwei!« rief ein Kerl hinter der Absperrung und hob seine Hand. »Zwei-fünfzig!«
»Zwei-fünfzig!« wiederholte der Auktionator erfreut. »Zwei-fünfzig! Höre ich mehr?«
Das Haus war völlig still. Ich sah nach unten. Der Mann, der das letzte Gebot, wie hoch es auch sein mochte, abgegeben hatte, war der große, ungeschlachte, korpulente Mann, der so hässlich war, so erschreckend.
»Soll ich meine Hand schließen?« fragte der Auktionator.
Seine Hand war offen, er hielt sie zu Seite. Ich sah zu dem Mann hinunter. Ich verdrehte die Manschetten. Ich konnte mich nicht befreien. Ich war eine Sklavin! Ich sah zu ihm hinunter. Ich würde einen Kragen tragen. Ich war gebrandet. Ich sah zu ihm hinunter.
Ich wusste, dass mein Körper rechtzeitig seine Empfindsamkeit zurückgewinnen, dass seine Bewusstheit und Hilflosigkeit unerbittlich zurückkehren würde. Das war unvermeidbar, wie das Ansteigen des Wassers in einer Quelle. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich sah zu ihm hinunter. Er sah mich an und grinste.
»Die Barbarin ist dein!« verkündete der Auktionator, seine Hand schließend.
Ich hörte, wie die Kette über mir sich bewegte und wurde, an den Manschetten und Ketten hängend, über den Block hochgezogen und auf der anderen Seite heruntergelassen.
Ein anderes Mädchen würde meinen Platz auf dem Block einnehmen. Nach einem Augenblick gaben meine Knie nach, ich war auf einer anderen Plattform ähnlich der an der anderen Seite des Blocks. Hier war die niedrige Holzwand links von mir und vor mir.
Die Handgelenksmanschetten wurden entfernt und ich wurde zu einem anderen Tor und zum Gatter gestoßen. Kurz danach kroch ich wieder auf dem Holz.
Ich versuchte, mein Bewusstsein zu behalten. Ich war froh, jetzt kriechen zu dürfen. Ich glaube, ich hätte nicht gehen können.
Hinter mir hörte ich den Auktionator um ein Gebot für ein neues Mädchen bitten. Es war sicher die, die hinter mir zum Tor gekommen war. Ich erinnerte mich an ihr Gesicht hinter den Gitterstäben des Tores. Ich kannte sie nicht.
Ich kam an einem Mann mit einem spitzen Stock vorbei. Er schlug mich nicht.
Ich konnte mich nicht übergeben. Ich hatte nicht genug zu essen bekommen. Ich konnte mich oder das Holz nicht beschmutzen, das hatten sie verhindert. Solche Sachen passieren meist ganz am Anfang oder am Ende eines Verkaufs. Ich kroch das Gatter hinunter. Meine Auktionsnummer war noch immer auf meiner linken Brust.
Ich fragte mich, ob ich heute Abend abgeholt würde. Ich nahm es nicht an, weil es schon spät war. Ich kam zum Ende des Gatters. Dort stand ein geöffneter Tarskkäfig. Ich kroch hinein. Ich war die erste in diesem Käfig. Ich kroch bis zu seinem Ende.
Wahrscheinlich würden fünf Mädchen hier drin sein, wenn er verschlossen werden würde. In anderen Käfigen, die, wie ich annahm, vom Gatterausgang weggeschoben worden waren, sah ich andere Mädchen. Ich sah Clarissa und Gloria im Käfig rechts von mir. Sie waren vor mir an der Sklavenkette gewesen. Sie sahen verängstigt aus. Ich nahm an, ich auch. Wir waren verkauft worden. Gloria hatte ihre Finger in das schwere Maschendraht der Käfigseite gesteckt.
›Ah, Teibar‹, dachte ich, ›jetzt hast du deine Rache an deiner ›modernen Frau‹ wirklich gehabt! Sie ist in der Verkaufshalle wie ein Tarsk verkauft worden! Und du wärst zweifellos sehr einverstanden mit dem Herrn, in dessen Hand sie jetzt gekommen ist!‹
Glaubten sie, fragte ich mich zornig, dass ich nur existierte, um Männern Vergnügen zu bereiten?
Aber dann dachte ich ironisch und reumütig, dass das genau das war, wofür Teibars »moderne Frau« jetzt existierte. Das war jetzt die ganze Bestimmung ihrer Existenz, das und nur das. Dafür, und nur dafür, musste sie jetzt leben.
Ich nahm mein Schicksal an. Teibar hatte gewusst, dass es mir bestimmt war. Er hatte es für mich gewählt. Wie müsste es ihn doch amüsieren, dachte ich, wenn er sich von Zeit zu Zeit an mich erinnern konnte. Was für ein köstliches und amüsantes Schicksal er mir doch bestimmt hatte!
Aber jetzt war ich wahrhaftig keine »moderne Frau« mehr. Ich war jetzt nur ein erworbenes Sklavenmädchen. Ich dachte an meinen Herrn und zitterte. Ich steckte meine Finger in die Maschen des Käfigs, nackt, die Nummer auf meiner Brust. Ich zog meine Beine an. Dann verlor ich das Bewusstsein.