»Vergib mir, Herr.« entschuldigte ich mich und senkte schnell meinen Kopf.
»Zuerst«, erklärte er dann doch, »musst du wissen, dass Frauen billig sind. Das hat mit den Kriegen zu tun. Wegen des Chaos und der Hungersnot in einigen Teilen des Landes mussten sich viele Frauen selbst in die Sklaverei verkaufen. Außerdem sind in den letzten Monaten tausende Frauen allein aus Torcadino wegen des einen oder anderen Coups auf den Markt gekommen. Es wimmelt überall von Söldnern und Plünderern. Sklavenhändler werden immer dreister, sogar in den großen Städten. In solchen Städten wie Ar drängen sich die Flüchtlinge und immer mehr strömen hinein, Flüchtlinge, die oft schön und wehrlos sind und leicht gefangen werden können. Das alles hat zur Krise des Marktes beigetragen.«
»Ich verstehe, Herr.«
»Aber du bist immer noch neugierig auf deinen Wert.« vermutete er.
»Ja, Herr.« antwortete ich hochsehend.
»Sogar unter normalen Verhältnissen«, sagte er, »wäre ein Silber-Tarsk ein sehr hoher Preis für ein halbausgebildetes Mädchen.«
»Ach.« sagte ich leise, mehr zu mir.
Ich war sehr erfreut. Ich, halbausgebildet und eine Barbarin, war für mehr als das Doppelte dieses Preises weggegangen! Ich war wertvoll!
»Lass es mich anders sagen«, fuhr er fort, »so dass es für dich noch verständlicher wird.«
»Ja, Herr?«
»Das war der höchste Preis, der an diesem Abend für eine Frau gezahlt wurde.«
»Mehr als für Gloria oder Clarissa?«
»Wer ist das?«
»Die zwei Mädchen, die vor mir, direkt vor mir verkauft wurden.«
»Schlampen von der Erde, wie du.« bemerkte er.
»Ja, Herr.«
»Jede ging für einen Silber-Tarsk und zehn weg.« sagte er. »Beide waren prächtig. Ich war versucht, selbst für sie zu bieten.«
Ich war fassungslos, dass ich für mehr als Gloria und Clarissa verkauft worden war. Ich hatte beide für viel besser als mich gehalten.
»Du bist natürlich eine Jungfrau.« sagte er.
»Oh.«
»Das ist für mich von Wert«, fuhr er fort, »weil ich Besitzer einer Taverne bin. Nachdem du den Jungfrauentanz aufgeführt hast, werde ich deine Jungfräulichkeit verlosen.«
»Ja, Herr.«
Ich verstand nicht wirklich, was er gesagt hatte. Natürlich hatte ich begriffen, schon kurz nach Beginn meiner Ausbildung, dass mein Wert nicht einfach darin bestand, was ich war, ich selbst, oder auch darin, was für eine Frau ich war, dass ich zum Beispiel eine Barbarin war, sondern im relativen Überfluss oder Mangel solcher Ware im Markt. Ähnliches galt anscheinend für solche Dinge wie Haarfarbe oder Körpertyp. Wenn das so war, dann war es nur natürlich, dass meine Jungfräulichkeit oder ihr Fehlen genauso, wenigstens in einigen Fällen, meinen Preis beeinflusste.
Mein Herr, bemerkte ich, schien nicht persönlich an meiner Jungfräulichkeit interessiert zu sein, sondern nur an ihrem möglichen geschäftlichen Wert für ihn.
»Aber auch wenn das nicht wäre«, sagte er, »hättest du möglicherweise mehr als deine reizenden irdischen Kolleginnen gebracht.«
Ich sah ihn an.
»Die meisten goreanischen Männer«, fuhr er fort, »würden dich, ausgestellt auf dem Block, wenn sie nichts weiter über dich wüssten, als ausgezeichnetes Sklavenfleisch betrachten.«
Ich schauderte.
»Ich denke«, sprach er weiter, »dass du an diesem Abend auf diesem Markt mehr als deine Freundinnen gebracht hättest, auch wenn du keine Jungfrau wärst. Ich würde meinen, du hättest dann so etwa ein Tarsk achtzig oder ein Tarsk siebzig gebracht.«
»Aber es gab ein Gebot von zwei für mich«, wandte ich ein, »vor deinem Gebot.«
»Das war sehr hoch«, sagte er, »vielleicht ein Gebot von jemandem, der neu auf den Märkten ist, vielleicht von jemandem, der noch nicht viele verkaufte Frauen gesehen hat, der nicht weiß, wie schön jede Frau ist, wenn sie gnadenlos durch die Sklavenposen gezwungen wird.«
Ich errötete, nackt vor ihm, in seinem Kragen.
»Du hast zwei und fünfzig geboten.« flüsterte ich.
»Das tat ich, weil ich in dich hineinsah, was andere dort nicht taten.« sagte er. »Ich sah die Tänzerin in dir, eine, die ich in der Taverne verwenden kann. Ich sah auch die hilflose Vergnügungssklavin in dir, die zur Gefangenen ihrer eigenen Leidenschaften gemacht und in den Armen ihres Herrn ein gehorsames, eifriges und dankbares Tier werden könnte.«
Ich wurde purpurrot.
»Ich meine«, fuhr er fort, »dass du mit der Zeit ein Fünf-Tarsk-Mädchen werden wirst, vielleicht sogar ein Zehn-Tarsk-Mädchen.«
Ich sah erschrocken zu ihm hoch.
»Du willst deine Brüste mit deinen Händen bedecken, nicht?« fragte er. »Du willst deine Knie fest zusammenpressen.«
»Ja, Herr.« bettelte ich.
»Du bleibst genauso knien, wie du jetzt bist, Vergnügungssklavin.« befahl er.
»Ja, Herr.« sagte ich unterwürfig.
»Und deshalb«, sprach er weiter, »auch wenn der Preis, den ich für dich bezahlt habe, hoch erscheint, war es doch von meinem Standpunkt aus, aufgrund dessen, was du bist und was du werden wirst, ein günstiger Kauf.
»Ja, Herr.« flüsterte ich.
»Hat es dich gefreut«, fragte er, »abgesehen von der Frage des Preises oder meiner Gründe, ihn zu bezahlen, zu erfahren, dass du wertvoll bist, dass du auf dem freien Markt gut einen Preis von zwei Silber-Tarsks bringen kannst?«
Ich wusste nicht genau, was ich auf diese Fragen antworten sollte. Es schien, dass ich wirklich, wie ich bisher nur vermutet hatte, für goreanische Männer echt interessant war, oder jedenfalls für viele von ihnen. Sollte ich mich darüber freuen oder war das eine Gefahr? Goreanische Männer wissen im Allgemeinen, wie man mit Frauen umgeht. Sie wissen, was man mit ihnen macht. Und ich glaubte nicht, dass ich in den Armen anderer Männer als sie sein wollte.
»Dir ist eine Frage gestellt worden.« erinnerte mich mein Herr.
»Verzeih mir, Herr.« flüsterte ich. Ich sah schüchtern zu ihm auf. »Ja«, flüsterte ich, »ich bin erfreut. Ich bin überaus erfreut.«
»Eitler Tarsk.« sagte er zu mir.
»Ja, Herr.« lächelte ich.
Ich war erfreut zu erfahren, dass ich einen guten Preis gebracht hatte, selbst wenn er es einen günstigen Kauf genannt hatte. Ich war auch erfreut zu erfahren, dass ich, auch wenn er nicht dort gewesen wäre, zwei Silber-Tarsks gebracht hätte. Ein Mann hatte soviel geboten! Was außerdem vielleicht am Wichtigsten war, kein Mädchen war an diesem Abend für so viel verkauft worden wie ich! Ich hatte in dieser Nacht den höchsten Preis auf dem ganzen Markt gebracht! Das erstaunte und erfreute mich.
Sicher, es war kein freier Markt und wir waren wahrscheinlich alle nur halbausgebildete Mädchen, oder noch weniger gewesen. Die Mädchen, die an diesem Abend verkauft wurden, galten sicher als wenig mehr als »Sklavenfleisch«, aber ich hatte schließlich den höchsten Preis gebracht!
Ich wünschte, dass Teibar erfahren könnte, dass sein Fang aus der Bibliothek auf der Erde den höchsten Preis erzielt hatte, und das auch noch bei ihrem ersten Verkauf! Aber ich nahm an, dass er, das Monster, die Bestie, sich lediglich zu seinem Gespür beim Auswählen seiner Opfer beglückwünscht und sich alles als sein Verdienst angerechnet hätte!
Die Käufer hatten natürlich sehr wenig über mich gewusst. Sie hatten mich so gesehen, wie mich, glaube ich, die meisten goreanischen Männer gesehen hätten, bevor sie mehr über mich erfahren hätten: nur als ein hübsches Mädchen in Fesseln, nicht mehr als »Sklavenfleisch«. Ich aber war stolz darauf, als attraktive Sklavin betrachtet zu werden oder, wenn man so will, als vielversprechendes Sklavenfleisch. Wie seltsam kam es mir doch vor, dass ich, die frühere Doreen Williamson, eine scheue Bibliothekarin, freudig erregt davon war, dass ich einen einfachen, eigenständigen Wert als Frau hatte, und sei es auch nur als Sklavenfleisch!
Dann bemerkte ich, wie oberflächlich meine Ansicht doch war, sogar für ein so einfaches Geschäft wie ein Mädchen von einem Block herunter zu verkaufen. Gloria war größer als ich und deshalb wäre zu erwarten gewesen, wenn wir wirklich bloß als »Sklavenfleisch« galten, dass sie mehr als ich gebracht hätte. Aber sie hatte nicht mehr gebracht. Die Männer hatten uns eingeschätzt und aus dem einen oder anderen Grund, mag er sachgemäß und weise erscheinen oder nicht, hatten sie zu diesem Zeitpunkt mehr für mich geboten.