»Guter Junge!« sagte mein Herr und streichelte rau den großen, grimmigen Kopf.
»Wir haben schon vieles zusammen durchgemacht, Borko und ich«, erzählte mein Herr, »er hat mir sogar schon zweimal das Leben gerettet. Einmal, als ich unerwartet von jemandem getroffen wurde, von dem ich törichterweise angenommen hatte, er sei ein Freund, daher stammt die Narbe.« sagte er und zeigte gutgelaunt auf das schreckliche, gezackte Gewebe auf der linken Seite seines Gesichts. »Ich befahl Borko, ihn zu jagen. Der Kerl entkam nicht. Borko brachte einen Teil von ihm zurück zu mir, in seinen Kiefern.«
Ich sah mit Schrecken, wie mein Herr über meinen Körper hinweg diesen großen Kopf streichelte und hin- und herschob. Eindeutig liebte er diese schreckliche Bestie unmäßig, und sie ihn vielleicht auch. Ich sah seine Augen. Es lag Zuneigung in ihnen. Ich war sicher, dass er sich mehr um das Tier als um seine Mädchen kümmerte. Vielleicht war es außer ihm selbst das einige Ding, dem er vertraute, von dem er wusste, dass er sich völlig darauf verlassen konnte, die einzige aller Kreaturen, die er kannte, die ihre Liebe und Loyalität zu ihm bewiesen hatte. Wenn das so wäre, war es nicht unmöglich, dass er dem Tier die Zuneigung oder Liebe schenkte, die er, der sich von den Männern vielleicht verraten fühlte, anderen Männern und Sklavinnen vorenthielt.
»Weißt du, was ihr, du und Borko gemeinsam habt?« fragte er mich.
»Wir sind beides Tiere, Herr.« antwortete ich.
»Ja«, stimmte er zu, »und weißt du, wer wertvoller ist?«
»Nein, Herr.« sagte ich vorsichtig.
»Borko«, sagte er, »ist ein erfahrener Jagd-Sleen. Sogar von Fremden würde er hundertmal mehr als du auf dem Markt bringen.«
Ich blieb still. Ich ängstigte mich vor diesen riesigen Kiefern, den zwei Reihen von Reißzähnen, der langen, dunklen Zunge über mir.
»Aber ich würde ihn um nichts auf der Welt verkaufen.« fuhr er fort. »Er ist mir mehr wert als zehntausend wie du.«
»Ja, Herr.« flüsterte ich.
»Borko!« sagte er streng. »Borko.«
Die Bestie zog ihren Kopf zurück und beobachtete ihn.
»Lerne Sklavin«, sagte er betont, »lerne Sklavin.«
Ich begann zu wimmern.
»Halt still.« befahl mein Herr.
Die Bestie begann, ihre Nase und das Maul über mich hinweg zu führen, drückte sie da- und dorthin. Ich begann zu verstehen, warum ich so offen auf der Stufen liegen musste.
»Der Sleen«, sagte er, »und besonders der graue Sleen ist Gors bester Fährtensucher. Er ist ein erbarmungsloser, zäher Fährtensucher. Es kann einer Spur über tausend Pasang folgen, die Wochen alt ist.«
Ich wimmerte und die Bestie stieß ihre Schnauze schnüffelnd zwischen meine Beine.
»Bitte, Herr.« wimmerte ich.
Ich fühlte, wie das Tier über meine Taille und meine Brüste strich. Es lernte mich.
»Weißt du, was Sleen jagen?« fragte er.
»Nein, Herr.« wimmerte ich.
»In der Wildnis jagen sie gewöhnlich Tabuks und wilde Tarsks«, erklärte er, »aber es ist eine intelligente Bestie und kann darauf abgerichtet werden, alles zu jagen.«
»Ja, Herr.« wimmerte ich.
Er bog meinen rechten Arm weiter zurück, um die Achselhöhle noch mehr zu entblößen.
»Weißt du, worauf Borko abgerichtet ist zu jagen?« fragte er weiter.
»Nein, Herr.«
Ich fühlte die Schnauze der Bestie gegen meine Kehle und unter mein Kinn, zu Seite und dann seitlich an meinem Hals entlang streichen. Mein Herr hob meinen linken Arm höher und bot meine Achselhöhle der Bestie dar.
»Er ist darauf abgerichtet, Männer und Sklavinnen zu jagen.« sagte er.
»Nein.« schluchzte ich.
Ich wand wich, aber mein Herr hielt mich am Kragen und meinem linken Arm fest unten. Die Bestie stieß ihre Schnauze gegen mich, dort in der Achselhöhle, und schnüffelte dann an der Innenseite meines linken Arms und an meiner linken Körperseite hinunter. Ich wimmerte vor Schrecken.
»Du musst versuchen, keine Angst zu haben«, sagte er, »das könnte Borko erregen.«
»Ja, Herr.« wimmerte ich.
Dann zog die Bestie ihren Kopf zurück.
»Doreen«, sagte mein Herr langsam und deutlich zu der Bestie, »Doreen. Doreen.«
Die Bestie schnüffelte mich wieder an.
»Doreen.« wiederholte mein Herr, das Tier angrinsend. »Doreen.«
Ich schauderte. Die Bestie zog ihren Kopf dann wieder zurück.
»Zurück, Borko.« befahl mein Herr und die Bestie kroch, ihre Augen auf mich gerichtet, zurück.
Ich schauderte. Ich wagte keine Bewegung.
»Borko ist abgerichtet, viele Befehle zu verstehen.« erklärte er.
»Ja, Herr.« flüsterte ich.
»Er kennt dich jetzt.«
»Ja, Herr.«
»Wem gehörst du?«
»Ich gehöre dir, Herr.« antwortete ich schnell.
»Versuche nicht zu fliehen.«
»Nein, Herr«, antwortete ich noch schneller, »ich werde nicht versuchen zu fliehen.«
»Borko, lauf zurück in deinen Stall«, befahl er dann, »lauf, jetzt!«
Die Bestie wich einige Fuß zurück und drehte sich dann um. Einen Moment später war sie durch das niedrige Tor verschwunden. Mein Herr ging zur Schnur, die das Tor betätigte und schloss es. Mich schauderte es auf der Treppe. Ich bewegte mich nicht. Ich fürchtete mich fast davor. Außerdem hatte ich noch keine Erlaubnis erhalten, meine Position zu ändern.
»Knie am Fuß des Podiums nieder.« befahl er.
Schnell tat ich es. Ich merkte, dass ich immer noch das winzige Gewand umklammerte, das ich erhalten hatte. Es war die ganze Zeit in meiner rechten Hand gewesen. Jetzt war es schweißdurchtränkt. Meine Fingernägel hatten sich tief darin abgedrückt.
Mein Herr holte die Peitsche zurück, stieg auf das Podium und nahm Platz in dem großen Sessel. Er sah auf mich herunter, die Peitsche über seine Knie gelegt.
»Vielleicht, Erdenfrau«, sagte er, »begreifst du jetzt etwas besser deine Stellung auf dieser Welt.«
Ich schauderte.
»Hast du verstanden, Mädchen?«
»Ja, Herr.«
»Steh auf.« befahl er.
Ich stand auf.
»Du darfst dich anziehen.« erlaubte er.
Schnell zog ich das winzige Gewand an und zog es hinunter, soweit ich konnte. Dann stand ich wieder da.
»Ja«, sagte er, »du bist schön.«
»Ich danke dir, Herr.«
Ich errötete vor Freude. Ich war wertvoll. Zweifellos würde ich eine hochgestellte Sklavin sein. Er stand auf.
»Mirus!« rief er.
Mirus war einer seiner Männer. Ich kannte ihn noch aus dem Haus. Er hatte mich in diese Kammer gebracht. Einem Moment später kam Mirus durch die Tür, dort, wo der Teppich endete. Er stellte sich links hinter mich.
»Sie ist reizend, nicht?« fragte ihn mein Herr.
»Ja.« stimmte er zu.
»Magst du dein Gewand?« fragte mich mein Herr.
»Ja, Herr.« antwortete ich.
Ich erinnerte mich daran, dass ich es beim letzten Mal, als er so fragte, gleich darauf wieder ausziehen musste. Er könnte das jetzt wieder tun und ich müsste mich sofort wieder ausziehen, dieses Mal auch vor Mirus. Es ist eine Sache, nackt zu einem Mann gebracht zu werden, eine ganz andere aber, sich selbst vor anderen auszuziehen oder ausgezogen zu werden. Mirus war nicht mein Herr, sondern nur einer seiner Männer. Selbstverständlich würde ich gehorchen müssen, ich war schließlich eine Sklavin. Vor Männer nackt zu sein oder vor ihnen ausgezogen zu werden waren Dinge, mit denen eine Sklavin rechnen musste. Was sollte sie auch sonst erwarten? Schließlich ist sie eine Sklavin. Mädchen werden oft in der Öffentlichkeit ausgezogen, sogar auf öffentlichen Plätzen, weil Herren es lieben, sie zu zeigen. Manchmal gibt es unter den Herren hitzige Diskussionen darum, welches ihrer Mädchen besser ist und es wird ihnen befohlen, sich auf der Stelle auszuziehen, manchmal müssen sie dort, auf den Pflastersteinen der Plätze, Sklavenposen einnehmen. Die Frage wird dann durch die Meinungen und den Beifall der Zuschauer entschieden und wehe dem Mädchen, das bei solch einem Wettbewerb nur zweite wird! Es ist auch nicht ungewöhnlich, ein Mädchen als Bestrafung nackt auf eine Besorgung zu schicken. In solch einem Fall wird sie oft in einen Eisengürtel gesteckt. Wie ich noch erfahren würde, ist es in Tavernen, besonders denen für das niedere Volk, für Mädchen nichts ungewöhnliches, in der Öffentlichkeit nackt zu sein.