Ich lächelte vor mich hin. Manchmal werden freie Frauen oder Sklavinnen als »Sleen« bezeichnet. Bis vor einigen Tagen hatte ich nicht gewusst, was ein Sleen war. Jetzt wusste ich es. Und ich dachte, dass ich vielleicht ein »Urt« oder ein »Tarsk« sein könnte, aber ich war sicher kein »Sleen«, nicht mal im übertragenen Sinne. Zu dieser Zeit wusste ich noch nichts über die Miniatur-Sleen, die »Seiden-Sleen«, die manchmal als Haustiere gehalten werden. Vielleicht ist es diese Sleenart, die, wenn nicht richtig gehalten, verschlagen, böse und gefährlich wird und die Männer haben sie im Sinn, wenn sie eine Frau so bezeichnen. Ich weiß es nicht. Sicher, wenn die Männer so etwas sagen, scheint es, als brauche die Frau, die ein »Sleen« ist, nur einen strengen Herrn, der sie schnell auf ihre Knie stößt und ihr beibringt, dass sie nur eine Frau ist. Die Hülle eines Sleen, wird gesagt, kann weggerissen werden und wächst nie mehr nach und hinterlässt nur das weiche Fleisch einer Sklavin.
Ich öffnete meine Augen. Ich hörte Glöckchen vom Boden hinter der Schwelle. Ich kroch nach rechts, drehte mich um und spähte durch den Perlenvorhang. Ich konnte die Männer an den Tischen sehen. Es war ein breiter Raum mit Säulen unter der niedrigen Decke. Er war schwach beleuchtet, hauptsächlich mit Tharlarionöllampen, die an Ketten von der Decke hingen. Es gab etwa fünfzig Tische im Raum, an denen, wenn sie nicht zusammengestellt waren, immer vier Männer saßen. Einige Männer saßen auch an der Wand und lehnten sich gegen sie.
Die Taverne war heute Abend gut besucht. Ich hatte vor einiger Zeit die achtzehnte Ahn schlagen hören. Bald würde es mitten am Abend sein, die Zeit für ein spezielles Unterhaltungsprogramm, bei dem ich eine wichtige Rolle spielen würde. In der Stadt waren von Jungen Flugblätter verteilt und einige waren, wie ich gehört hatte, sogar an Anschlagtafeln angebracht worden. Außerdem hatte ich von Zeichen erfahren, die hier und da zwischen ähnlichen Zeichen auf den ärmeren Straßen angebracht wurden, wo die Magistrate sich weniger an ihnen störten oder weniger oft patrouillierten. Die meisten Gäste meines Herrn kamen aus solchen Bezirken.
Ich sah hinaus. Die Glöckchen, die ich gehört hatte, waren wahrscheinlich die von Tupita gewesen. Ich fragte mich, wie viele der Männer da draußen heute Abend extra wegen des speziellen Unterhaltungsprogramms gekommen waren. Einige von ihnen auf jeden Fall, da war ich sicher.
Ich achtete nicht sehr auf Tupita und sie kümmerte sich nicht um mich. Ich sah sie neben einem Mann knien und ihm Paga eingießen. Sie war nackt, wie die anderen Mädchen auf dem Boden. Hendow hatte seine Mädchen, oder wenigstens seine Pagasklavinnen, gern so. In den einfachen Pagatavernen ist das auch nicht ungewöhnlich.
Tupita kniete mit etwas Abstand zu dem Mann. Ich glaube, sie fürchtete sich vor ihm. Ich hoffte, er würde sie in einen Alkoven mitnehmen und zwingen, ihn zu erfreuen! Ich hörte einen Schlag, vielleicht mit dem Handrücken, und einen Schmerzensschrei und sah, wie rechts Ilene, die auf ihren rechten Schenkel geschlagen worden war, erschrocken zu einem Mann aufsah, der aufgestanden war. Er packte sie am Arm, zerrte sie auf die Füße und trieb sie, die stolperte, zu einem der Alkoven. Vielleicht würde sie dort weiter bestraft werden. Obwohl »Ilene« ein Erdenname ist, war sie Goreanerin. Goreanische Mädchen erhielten manchmal Erdennamen, vielleicht, um sie zu ihrem Schrecken daran zu erinnern, dass sie nichts besseres waren als niedere, hilflose und köstliche Erdenfrauen in goreanischer Sklaverei. Ich war übrigens das einzige Erdenmädchen im Haus.
Ich zog meinen Kopf zurück und lehnte mich tief atmend gegen die Wand. Ich fürchtete mich vor solchen Männern! Ich schloss wieder meine Augen. Heute Abend musste ich vor Männern tanzen, vor solchen Männern! Ich fühlte mich krank. Bisher hatte ich nur vor Teibar und seinen Männern in der Bibliothek getanzt, ein- oder zweimal im Haus meiner Ausbildung und natürlich hier, während meines Unterrichts vor den Musikern und einigen Männern des Hauses, die mir von Zeit zu Zeit während ihrer Pausen zusahen.
Aber ich hatte noch nie vor meinem Herrn Hendow getanzt. Mirus hatte mich einige Male gesehen und, da war ich sicher, meinem Herrn davon berichtet. Wenn ich am Ende meines Unterrichts vor ihm kniete, schien Mirus immer, und ganz besonders in der letzten Zeit, sehr zufrieden mit meinen Fortschritten zu sein. Ich hatte das immer, wenn ich vor ihm kniete, mit großer Erleichterung registriert, denn ich wollte nicht ausgepeitscht werden. Manchmal während meines Unterrichts, wenn ich tanzte, sah ich, wie mich Mirus und die anderen Männer des Hauses mit leuchtenden Augen beobachteten. Manchmal leckten sie sich dabei die Lippen, als ob ich etwas zu essen wäre. Gestern, als ich mich am Ende meiner letzten Unterrichtsstunde während eines wilden Musikstücks zu Boden geworfen hatte, in der Tänzerinnenpose der kriecherischen Unterwerfung vor Männern, hörte ich mehrere von ihnen anerkennend rufen und sich wiederholt mit der Hand gegen ihre linke Schulter schlagen. Dann hatten sie sich um mich gedrängt. Als ich mich hinkniete, war ich mir ihrer Beine und ihrer Peitschen über mir bewusst gewesen. Hastig und voller Angst hatte ich die Peitschen, die ich erreichen konnte, geküsst. Ich hatte befürchtet, dass sie mich peitschen würden. Aber dann hörte ich »Fabelhaft!« und »Großartig!«. Mirus hatte sie dann fast mit Gewalt von mir abdrängen und zurück zu ihren Pflichten schicken müssen. Murrend sie gingen auseinander und verließen das Zimmer. Als wir allein waren, sogar die Musiker hatten den Raum verlassen, und ich immer noch zu seinen Füßen war, sah ich zu ihm auf. Er war der erste unter diesen Männer und der zweite nach Hendow, meinem Herrn, bei denen ich bestrebt sein musste, sie zufrieden zu stellen.
»Herr?« fragte ich.
»Du hast Talent.« sagte er trocken.
»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich.
Ich senkte meinen Kopf und küsste zart und mit Dankbarkeit und Ehrerbietung seine Füße. Er drehte sich dann ziemlich plötzlich von mir weg.
»Herr!« rief ich ihm nach.
Er hielt an und blickte zurück.
»Ja?«
»Darf ich sprechen?«
»Ja.«
»Wann werde ich in das Lokal gebracht?«
»Ist es dir noch nicht gesagt worden?«
»Nein, Herr.«
»Morgen Nacht.« sagte er und ging.
Ich blieb noch lange im Übungsraum knien. Morgen Nacht würde ich in das Lokal kommen. Ich zitterte. Ich war sicher noch gar nicht bereit! Aber das zu beurteilen war nicht meine Sache. Das war Sache der Herren. Sie hielten mich für bereit. Sicher, ich war bereit, wie nur ein neues Mädchen bereit sein konnte. Ich war bereit, anzufangen, anzufangen, ein weiblicher Sklave zu werden. Ich fragte mich, ob ich dazu wirklich bereit war. Ich dachte an die Gesichter der Männer vor einigen Minuten.
›Ja‹, dachte ich, ›vielleicht haben die Herren ja recht. Vielleicht bin ich bereit für diesen Anfang.‹
Ich zitterte und sah zu Boden. Wie sie mich angesehen hatten, so gierig, so sehr genießend was sie sahen und wissend, dass ich, die Tänzerin, im Kragen steckte, dass ich besessen werden konnte. Ich erinnerte mich, wie Mirus sie fast von mir wegdrängen musste, fast wie Löwen von ihrem Fleisch. Und selbst Mirus hatte sich, als wir am Schluss allein waren, mit einer auffälligen Plötzlichkeit von mir weggedreht. Ich glaubte jetzt, dass ich das verstand. Auch er hatte mich wie die anderen nicht uninteressant gefunden. Immerhin war die erste Frage, die er im Haus an mich gerichtet hatte, als er die Decke von mir entfernt hatte und ich nackt, mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor ihm lag, ob ich »von weißer Seide« war oder nicht. Wäre ich es nicht gewesen, ich glaube, er hätte mich so wie ich war, gefesselt und auf der Decke, genommen. Und heute Abend hatte er sich mit einer auffälligen Plötzlichkeit von mir weggedreht.
Ich lächelte und sah auf die Bodenbretter hinunter. Ich glaubte, er vertraute sich selbst nicht mehr, wenn er mit mir allein war. Ich begriff, dass ich große Macht über Männer hatte und dass ich vieles mit ihnen anstellen konnte, nur weil ich eine Frau und schön war. Und diese Macht hatte ich sogar in meinem Kragen und vielleicht gerade in meinem Kragen, der mich für sie tausendmal schöner zu machen schien. Aber dann fiel mir ein, dass ich letztlich überhaupt keine Macht hatte, weil ich eine Sklavin war. Ich konnte mit einem Wort zum Niederknien und mit einer Geste auf meinen Rücken gezwungen werden.