»Nur noch ein bisschen«, sagte sie, »dann legen dir Tupita und ich Fesseln an.«
Dann erhob sie sich schnell. Vielleicht hatte sie zu lange auf dem Boden gehockt. Sie eilte durch den Perlenvorhang. Ich hörte, wie drinnen ein Mann mit dem Pokal auf seinen Tisch schlug.
»Die neunzehnte Ahn! Die neunzehnte Ahn!« rief er. »Die neunzehnte Ahn hat geschlagen!«
»Bringt die Sklavin heraus!« rief ein anderer.
»Bringt sie heraus!« forderte der nächste.
Ein oder zwei andere verstärkten den Lärm, indem sie mit den Pokalen auf ihre Tische hämmerten. Ich kniete im Hintergrund, außer Sicht, neben dem Vorhang und hielt verängstigt das Tuch um mich. Mirus hatte mir gesagt, dass ich nicht vor der neunzehnten Ahn herausgebracht werden sollte. Es schien ihre Absicht zu sein, die Männer wenigstens einige Zeit warten zu lassen. Sie wollten sie in Spannung halten, damit sie ungeduldig werden würden. Ich hatte sicher keine Eile damit, in das Lokal gebracht zu werden. Andererseits hatte ich aber auch Angst, die Männer zu lange warten zu lassen. Vielleicht würden sie dann zu viel erwarten. Was, wenn sie dann enttäuscht wären? Ich war wirklich eine neue Sklavin. Wie konnte ich sie da zufrieden stellen? Ich jammerte leise vor mich hin. Ich wollte nicht die Peitsche zu spüren bekommen.
Die Männer drinnen schienen nicht ruhiger zu werden. Vielleicht erwarteten die meisten von ihnen gar nicht, dass ich genau zur neunzehnten Ahn herausgebracht werden würde. Vielleicht hatten diejenigen, die mit den Pokalen auf ihre Tische gehämmert und nach mir gerufen hatten, damit nur ihrer natürlichen Verärgerung über die ungeschriebenen Gesetze, denen solche Veranstaltungen mit diesen Zeitverzögerungen zur Appetitanregung folgten, zum Ausdruck gebracht. In solchen Dingen musste man das richtige Gefühl haben, die Zeit musste lang genug sein, um das Publikum bereit und sogar ungeduldig werden zu lassen, ohne andererseits so zu trödeln, dass die Gäste renitent oder feindselig wurden. Ich hoffte, dass das Haus wusste, was zu tun war. Zweifellos war ich nicht das erste Mädchen und wahrscheinlich auch nicht das erste Erdenmädchen, das in das Lokal gebracht wurde.
»Wie geht es dir, Doreen?« fragte die kleine Ina, die sich besorgt neben mich gekauert hatte.
Ich sah sie dankbar an.
»Alles in Ordnung, Herrin.« flüsterte ich.
»Gut.« lächelte sie beruhigend.
Ich war sicher, dass es Ina nicht besonders kümmerte, ob ich sie »Herrin« nannte oder nicht, aber wir hatten beide vor zwei Wochen verabredet, als wir in der Küche Freundinnen wurden, dass ich es besser tun sollte, denn ich war nun einmal das neueste Mädchen. Wir fürchteten beide, wenn ich Ina bei ihrem Namen rufen und jemand das hören würde, dass wir dann beide dafür bestraft werden könnten. Wir wollten vor allem vermeiden, dass Tupita oder Sita uns bei solch einer Nachlässigkeit ertappten.
»Hast du deinen Sklavenwein getrunken?« fragte Ina.
»Ja.« antwortete ich.
Das ist eigentlich kein Wein oder ein alkoholisches Getränk. Es wird, glaube ich, »Sklavenwein« genannt, weil das die Herren amüsiert. Es ist extrem bitter. Ein Schluck der Substanz wirk eigentlich so lange, bis man ein entsprechendes Gegenmittel einnimmt. Trotzdem und vielleicht in Befolgung einer Tradition aus früheren Zeiten, als der »Sklavenwein« noch nicht so zuverlässig war, bekommen weibliche Sklaven dieses üble Zeug in regelmäßigen Abständen, normalerweise ein- oder zweimal im Jahr verabreicht. Einige der zynischeren Mädchen vermuten, dass die Herren ihnen das Getränk häufiger als eigentlich notwendig geben, weil sie es genießen zu beobachten, wie sie das schreckliche Zeug hinunterschlucken. Das scheint mir aber wenig wahrscheinlich zu sein. Zur Disziplinierung gibt es sicher billigere und leichter verfügbare Dinge.
»Gut«, sagte Ina, »dann gibt es nichts mehr, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
Ich sah sie an. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, man »müsste sich keine Sorgen machen«.
»Sorgen müsstest du dir machen«, erklärte sie, »wenn sie beschließen, dich zur Zuchtsklavin zu machen.«
Ich nickte.
»Du musst dann das Gegenmittel trinke.« fuhr sie fort.
Ich nickte mechanisch.
»Mir ist gesagt worden, dass es ziemlich gut ist.« sagte sie.
Ich sah sie entsetzt an.
»Wirklich.« sagte sie.
Sklavenwein macht in einer Sklavenhalterkultur wie auf Gor Sinn. Die Aufzucht von Sklaven wird wie die jeder Art von Haustieren, besonders der wertvollen, sorgfältig überwacht. Als Sklavin konnte ich geschwängert oder gekreuzt werden, wenn das meinem Herrn passte. Es ist genau wie mit anderen Tieren.
Ich hob meinen Kopf ein wenig. Die Männer drinnen wurden ungeduldig. Die Pokale hämmerten jetzt häufiger auf die Tische. Ich hörte Schreie.
Das Mädchen, das in die Zuchtzelle oder den Zuchtstall gebracht wird, steckt normalerweise unter der Sklavenhaube, wie ihr ausgewählter Partner auch. Persönliche Beziehungen werden auf diese Weise ausgeschlossen. Sie kann nicht wissen, in wessen Armen sie liegt und kann sich nicht etwa verlieben, wenn sie geschwängert wird. Und um diese Anonymität zu wahren, dürfen die beiden Sklaven nicht miteinander reden. Sie könnten getötet werden, wenn sie es doch täten. Ihre Verbindung findet öffentlich statt, das heißt, dass der Herr oder die Herren und manchmal noch andere, entweder in offiziellem Auftrag oder auch nicht, während des Aktes anwesend sind, um vereinbarte Zahlungen zu leisten oder Festlegungen zu treffen.
Es schien, als würden die Männer drinnen jetzt wild.
»Hab’ keine Angst.« beruhigte mich Ina.
»Wie sind die Männer?« fragte ich ängstlich.
»Sie sind großartig und sie sind unsere Herren.« sagte Ina.
»Das habe ich nicht gemeint.« protestierte ich.
»Was hast du dann gemeint?«
»Wie wird es sein«, fragte ich, »werden sie mir weh tun?«
»Ich nehme schon an, dass einige dir weh tun können«, antwortete sie, »und sie werden dir sicher auch manchmal weh tun. Aber damit musst du nun einmal rechnen. Du bist nur eine Sklavin.«
»Das meine ich nicht.« sagte ich.
Ich wusste schließlich, dass ich eine Sklavin war. Ich wusste, dass ich den Herren gefallen musste, und das in jeder Hinsicht. Ich wusste, dass ich einer strengen Disziplin unterworfen war. Ich wusste, dass ich für die geringste Verletzung dieser Disziplin, für den kleinsten Mangel in meinem Dienst, für den winzigsten Fehler beim Dienst zwischen den Fellen bestraft werden könnte und bestraft werden würde. Und für eine Bestrafung von mir als seiner Sklavin brauchte mein Herr noch nicht einmal einen Grund. Er konnte mich jederzeit auch ohne Grund bestrafen, einfach weil ihn das erfreute oder weil es ihm so einfiel.
»Was meinst du?« fragte Ina.
»Bringt die Jungfrau her!« schrie ein Mann.
»Bringt die weiße Seide hierher«, rief ein anderer, »wir wollen sie sehen!«
»Ich meine, werden sie mir weh tun!« jammerte ich.
»Du meinst, wenn sie dich öffnen?«
»Ja.«
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Ina, »aber vielleicht wirst du wund.«
»Ich verstehe.«
»Oh«, lächelte Ina, »du meinst, im Allgemeinen, nicht? Wie es ist?«
Ich senkte meinen Kopf.
»Du törichte Jungfrau«, sagte sie, »du weißt es wirklich nicht, oder?«
»Nein.«
»Heute Nacht wird es zweifellos hart werden. Mach dir über heute Nacht keine Sorgen. Es ist das erste Mal. Versuche nur zu überleben. Es wird sein wie wenn eine Stadt fällt oder man für ein Sexgelage verwendet wird.«
Ich sah sie an und begriff nichts.
»Aber warte nur ab, Sklavin«, lachte sie, »später wird es ganz anders.«