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Ich wurde weiter rechtsherum um den kreisförmigen Tanzboden geführt und stand dann an seinem rechten hinteren Teil. Ich stand nahe am Rand des Tanzbodens, Tupita wollte mich, wie ich annahm, nahe bei den Männern haben, um sie noch mehr aufzureizen. Ich hörte, wie noch mehr Ostraka zerbrochen wurden.

»Oh!« schrie ich auf.

Ich war erschrocken. Ich konnte nicht ausweichen.

»Steh still.« befahl Tupita.

»Ja, Herrin.« sagte ich.

Ein Mann, der nah am Rand des Tanzbodens saß, hatte seine Hand ausgestreckt und meinen linken Knöchel umfasst. Dann strich er mit dem Daumen langsam über mein Schienbein und mit streichelte mit den Fingern meine Wade. Ich erschauderte unter seiner Berührung und ging ein oder zwei Zoll höher auf meine Zehenspitzen.

»Seht doch.« sagte ein Mann.

»Das ist keine Jungfrau.« sagte ein anderer.

»Sie ist eine Jungfrau.« beteuerte Mirus und zerbrach, ohne sich umzusehen, ein weiteres Ostrakon. »Ihr werdet bald das Gutachten hören.«

»Ich nehme noch ein Ostrakon.« sagte der Mann, der mich angefasst hatte.

»Ich auch.« sagte ein anderer.

Als mein Knöchel wieder frei war, schoben mich Tupita und Sita wieder in die Mitte des Tanzbodens. Ich zitterte. Ich hatte es nicht verhindern können, mich unter dem Griff des Mannes zu bewegen. Die Männer sahen mich an. Ich hörte Gelächter. Ich wurde rot. Es gab noch mehr Gelächter.

»Mit der Zeit«, sagte Mirus, während er seinen Verkauf weiterführte, »erwarten wir, dass sie wenigstens minimale Sklavenhitze empfindet.«

Es gab Gelächter. Ich war überall, wo ich nicht von Tuch verdeckt war, rot geworden, an Gesicht und Hals, an Waden, Knöcheln und Füßen. Es gab immer mehr Gelächter. Plötzlich wünschte ich, dass ich eine dieser Frauen wäre, die Männer hassten, doch einen Moment später wollte ich so etwas schon nicht mehr. Ich war zu weich, zu reizvoll und zu feminin dafür. Ich war nicht solch eine Frau, ich war anders. Ich bekam dann Angst, große Angst. Ich spürte vage in meinem jungfräulichen Bauch den Gedanken, was Männer, solche Männer, mit mir machen würden. Das öffnete mich natürlich nicht gerade dafür, was ich in einigen Wochen fühlen und was mich zu einem hilflosen Opfer meiner »Sklavengelüste« machen würde.

»Fünf!« rief ein Mann. »Fünf!«

»Hier zwei!« sagte ein anderer.

Ich sah mich um, blickte von Gesicht zu Gesicht und sah dann wieder weg, wagte es nicht, in die Augen eines Herrn zu blicken. Wie weit weg jetzt doch die Bibliothek war. Völlig unwirklich schien sie, hier auf dieser Welt. Ich war Besitz, gehörte meinem Herrn.

»Sie ist reizvoll.« sagte ein Mann.

»Ja.« stimmte ein anderer zu.

Es gab wieder anzügliche Zurufe. Ich konnte sie nicht beiseite schieben. Ich war eine Sklavin. Wieviel Macht doch diese Männer hatten. Ich glaube, jeder von ihnen hätte mich wie ein schönes Ostrakon in Stücke brechen können. Und wie wild sie zu sein schienen. Wie leicht sie eine Frau dazu bringen konnten, ihnen zu gehorchen! Und wie sie mich ansahen, mit welchem Genuss und welcher Gier, sie sahen in mir die Sklavin, die ich war! Ich ballte die Fäuste auf dem Tuch. Darunter war ich, bis auf den Eisenkragen und einigen Perlen, nackt.

»Lasst uns mit der Auslosung beginnen.« drängte jemand.

Ich fühlte mich unter solchen Männern völlig hilflos, so klein und schwach und begehrt. Ich hörte das Zerbrechen weiterer Ostraka. Wie absurd, künstlich und unwirklich erschien plötzlich die Erde, mit ihren grotesken politischen Mythen, ihrer Gefährdung der Natur, ihren heimtückischen Konditionierungsprogrammen, ihrer Leugnung der einfachen, einleuchtenden Wahrheiten der Aristokratie, ihrer künstlichen Einschränkung von Recht und Macht, ihrer verzweifelten Versuche, die natürlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen zu zerstören, die Vielfalt der Natur einzuebnen, ihrer korrupten Mechanismen der Verfälschung und Unterdrückung.

›Männer können mit uns machen, was sie wollen‹, dachte ich, ›und goreanische Männer tun das auch, jedenfalls wenn die Frau eine Sklavin ist.‹

Ich war nicht auf der Erde. Ich war auf einer anderen Welt. Ich stand auf dem Tanzboden einer Taverne einer komplexen, schönen Zivilisation, eine, die ziemlich anders ist als meine eigene, eine mit starken, stolzen Männern, die ihre natürliche Herrschaft nicht aufgegeben hatten. Ich stand nicht als Primitive vor ihnen. Ich stand aber vor ihnen im Kragen, entsprechend der natürlichen Ordnung der Natur.

Ich fühlte wie straff die Schnüre gehalten wurden, die an meinen Handgelenksmanschetten befestigt waren. Tupita und Sita standen rechts und links neben mir. Sie hatten jede ihre Schnur aufgewickelt und hielten sie ungefähr einen Fuß von den Manschettenringen fest. Ich spürte Ina hinter mir. Sie hielt von hinten das Tuch an meinen Schultern, damit es anmutig weggenommen werden konnte.

Vorhin hatte mich Hendow gepackt und mich hilflos wie eine Puppe in das Lokal gebracht. Er hatte mich dann als Reaktion auf eine rituelle Bitte von Mirus losgelassen und war zurückgetreten. Die symbolische Bedeutung davon war klar. Er reservierte mich nicht für sich selbst. Ich war für seine Kunden vorgesehen. Ich war ein neues Mädchen in seiner Taverne. Ich war eine öffentliche Sklavin.

Ich fühlte die Spannung in den Schnüren, hörte die kleinen Geräusche, die die verbundenen Ringe an den Manschetten und den Schnüren verursachten, fühlte, wie die Schnüre an mir zogen. Meine Handgelenke wurden langsam zur Seite gezogen. Die Männer lehnten sich vor. Ich konnte meine Hände nicht mehr am Tuch lassen, ohne es selbst zu öffnen. Mit Tränen in den Augen ließ ich das Tuch los. Ina zog es anmutig weg und verließ damit den Tanzboden.

Ich stand, mit den Handgelenken an den Schultern, dort. Ich konnte meine Hände nicht zusammenlegen, um mich zu bedecken. Dafür sorgten die Manschetten und die daran befestigten, von Tupita und Sita straff gehaltenen Schnüre. Ich stand da, im Kragen und mit Perlen, ausgestellt, eine Tavernensklavin, eine Pagasklavin, eine öffentliche Sklavin, nackt auf einen goreanischen Tanzboden. Die Hände der Männer schlugen wiederholt auf ihre linken Schultern.

»Ja!« schrien einige. »Ja! Ja!«

»Großartig!« keuchten ein paar.

»Hervorragend!« schrien andere und hämmerten mit ihren Pokalen auf die Tische.

Ich musste anerkennen, dass Teibar, der mich für den Kragen ausgewählt hatte, etwas von seinem Geschäft verstanden hatte.

Dann wurden die Schnüre gelockert. Meine Arme hingen seitlich herab. Ein weißes Band war um meinen Kragen gewickelt und verdeckte ihn.

»Du bist nackt neben mir.« flüsterte Tupita. »Erweise deine Ehrerbietung.«

Schnell kniete ich vor den Männern nieder und legte meinen Kopf zwischen meine Hände auf den Boden. Ich hörte mehrere der Perlen auf das Holz fallen. Dann wurde ich von den Schnüren auf meine Füße gezogen und über den Tanzboden geführt, damit die Männer mich von allen Seiten betrachten konnten. Männer drängten sich um Mirus, der schwer zu tun hatte, ihre Forderungen nach mehr Ostraka zu befriedigen.

Dann kniete ich in der Mitte des Tanzbodens. Ich kniete, wie ich es gelernt hatte und wie die Sklavinnen, wie ich eine war, eine Vergnügungssklavin, knien mussten. Meine Hände und meine Handgelenke mit ihren Ledermanschetten lagen auf meinen Schenkeln. Tupita und Sita standen nah hinter mir und hielten die Schnüre locker.

»Leider, ihr großzügigen Herren«, rief Mirus, »werden die Ostraka langsam alle.«

Ich sah, wie sich Männer eilig erhoben und zu ihm gingen.

»Ich nehme zehn.« sagte ein Mann.

»Nein.« schrie ein anderer.

»Wir sollten das Gutachten einholen!« rief Mirus und schob die zwei auseinander.

Tamirus kam zu mir. Er trug eine grüne Robe. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass das die Robe der Kaste der Ärzte war. Das ist eine hohe Kaste. Wenn ich gewusst hätte, dass er einer hohen Kaste angehörte, hätte ich mich sicher noch mehr gefürchtet.