»Ja, Herr«, weinte sie mit leiser werdender Stimme, »ja, Herr!«
»Bitte«, bettelte ich verängstigt, »bitte!«
Er blieb still.
»Bitte, Herr.« bettelte ich noch einmal.
Er war freundlich gewesen. Ich glaubte deshalb, er wäre schwach wie die Männer auf der Erde und ich könnte ihn vielleicht manipulieren. Wie dumm ich doch war! Begriff ich denn nicht, dass er ein goreanischer Mann war?
»Bitte, Herr!« bettelte ich einschmeichelnd.
Seine einzige Antwort war ein Stoß, der mich erschreckte und mich zur Seite warf, wo ich mich ungläubig am Ende der Kette zusammenkauerte. Dann packte er mich, zwang mich wie vorher auf den Fellen auf meinen Rücken und kettete meine Hände neben meinem Kopf an. Er entfernte die Kette von meinem linken Knöchel. Meine Lippe war aufgeplatzt von seinem Stoß, ich konnte dort Blut schmecken.
»Herr?« fragte ich.
Dann fühlte ich, wie er das Band aus weißer Seide von meinem Kragen entfernte. Kurze Zeit später hatte er dort etwas anderes befestigt, zweifellos das Band aus roter Seide, das Mirus ihm vorhin gegeben hatte. Er wickelte es um den Kragen. Dann kauerte er sich neben mich. Ich zog an den Ketten. Ich war hilflos. Ein neues Rinnsal aus Blut war an meinem Bein. Er steckte seinen Daumen hinein und schrieb dann ein »Kef« auf meinen Bauch, den ersten Buchstaben des Wortes »Kajira«. Dann warf er die Peitsche auf mich.
»Herr!« weinte ich. »Vergib mir, wenn ich dir nicht gefallen habe, Herr! Bitte vergib mir!«
Nach einem Fußtritt wich ich wimmernd zurück. Dann hörte ich ihn den Ledervorhang öffnen und gehen. Ich blieb hilflos im Alkoven zurück.
»Herr!« rief ich ihm nach. »Herr!«
Ich versuchte aufzustehen, konnte es wegen der Ketten aber nicht. So sank ich kläglich zurück auf die Felle. Er war freundlich zu mir gewesen und das Erste, was ich versuchte zu tun, war, ihn auszunutzen und ihm meinen Willen aufzuzwingen. Er aber hatte mich in Ketten gelegt. Er hatte die Peitsche auf mich geworfen, mich getreten und mir seine Verachtung gezeigt, mir, der Sklavin, die sich einbildete, ihren Herrn manipulieren zu können. Dann hatte er mich verlassen.
Ich stöhnte. Wie dumm ich gewesen war! Er war Goreaner! Hatte ich nicht begriffen, dass ich die Sklavin war und er der Herr? Vielleicht hatte er die Peitsche auf mich geworfen, um mich an diesen Fakt zu erinnern. Oder vielleicht hatte er es auch getan, damit mein Herr oder einer seiner Männer wussten, wenn sie kamen um mich loszuketten, dass ich für diese Aufsässigkeit ausgepeitscht werden sollte. Er selbst hatte die Peitsche bei mir aber nicht benutzt. Das war vielleicht ein weiterer Beweis seiner Freundlichkeit, seines Verständnisses und seiner Geduld mit mir und seiner Erkenntnis, dass ich noch nichts anderes als eine ignorante und naive Anfängerin in Bezug auf die Strenge der Sklaverei war. Wenn ich ihn noch weiter verärgert hätte, daran zweifelte ich nicht, hätte er sie bei mir angewendet. Wie auch immer, er war nicht befriedigt, als er mich verlassen hatte. Wenn er mich in Zukunft wieder benutzen würde, fürchtete ich, dass er dann nicht so viel Rücksicht nehmen und mich wie die törichte und fehlgeleitete Erdenfrau behandeln würde, die ich war.
»Herr?« fragte ich.
Ich hatte gehört, wie der Vorhang geteilt wurde.
»Herr!« sagte ich freudig erregt. »Herr?«
Aber dann wurden meine Knöchel auseinander gerissen.
»Oh!« sagte ich, als plötzlich und glatt ein Penis tief in mich eindrang. Ich lag völlig ruhig da. Das war nicht derselbe Mann! Ich wagte nicht, mich mit dem in mich eingedrungenen Penis zu bewegen. Der Mann machte ein tierisches Geräusch.
»Herr?« fragte ich.
Ich war mir seiner sehr bewusst, so sehr, dass ich mich nicht bewegen wollte.
»Tanze.« sagte Tupita, anscheinend vom Eingang des Alkovens.
Es gab dort Gelächter, hauptsächlich von Männern. Ich begriff, dass der Vorhang nicht zugezogen war!
»Er will, dass du tanzt, Sklavin.« lachte Tupita. »Du bist doch Tänzerin. Also los, tanze.«
Ich stöhnte.
»Siehst du das ›Kef‹ auf ihrem Bauch?« fragte Tupita.
»Ja.« antwortete ein Mann.
»Das gehört auch dahin.« sagte sie.
»Ja.« stimmte ein anderer Mann zu.
»An deinem Kragen ist jetzt ein rotes Seidenband, Doreen«, sagte Tupita, »was bedeutet das?«
»Dass ich von roter Seide bin, Herrin.« antwortete ich.
»Ja.« sagte sie zufrieden.
»Schieß den Vorhang, Herrin!« bat ich.
»Warum?« fragte sie. »Bist du so bescheiden?«
»Nein, Herrin.« schluchzte ich.
Sklaven ist Bescheidenheit nicht erlaubt.
»Du bist jetzt nur noch eine Schlampe von roter Seide, Doreen«, sagte sie, »nichts anderes als der Rest von uns.«
»Nein, Herrin.« sagte ich.
»Und vergiss das nicht.«
»Nein, Herrin.«
Es gab Gelächter.
»Hörst du das Hämmern?« fragte Tupita.
»Sie wurde schon gehämmert.« sagte ein Mann.
Wieder wurde gelacht.
»Hör hin.« befahl Tupita.
Dann konnte ich das Hämmern hören. Es war weit weg, kam irgendwoher von der Vorderseite der Taverne.
»Hörst du es jetzt?«
»Ja, Herrin.«
»Weißt du was das ist?«
»Nein, Herrin.«
»Das ist dein Gutachten, das zusammen mit deinem weißen Band an die Wand in der Vorhalle der Taverne genagelt wird.« erklärte sie. »Es hängt dort jetzt neben meinem und Sitas und denen von einigen anderen Mädchen.«
Ich antwortete nicht.
»Aber nicht mit Ingers.« bemerkte ein Mann.
»Nein.« lachte Tupita.
Einige der Männer lachten. Inger aus dem fernen Skjern war von Thorwaldländern genommen worden. Sie war sehr sinnlich. Außerdem beliefern die Thorwaldsländer die Sklavenmärkte selten mit Jungfrauen.
»Du hast Glück, dass ich kein Mann bin.« lachte Tupita.
»Herrin?« fragte ich verblüfft.
»Bei einem Mann wäre die Wiederholung eines Befehls Grund für eine Bestrafung.«
»Ein Befehl, Herrin?« fragte ich erschrocken.
»Ja.« sagte sie.
Ich wusste, das Tupita mit mir spielte, aber auch, dass sie mich morgen im Sklavenbereich schlagen konnte. Als Erstes Mädchen hatte sie dieses Privileg. Ich wollte nicht, dass sie mich auspeitschte oder meine Knöchel von den anderen Mädchen in den unteren Pranger stecken ließ und dann meine Fußsohlen mit der elastischen, flachen Leiste schlug. Das tut sehr weh und man kann schlecht laufen danach.
»Welcher Befehl, Herrin?« fragte ich verängstigt.
»Tanze.« lachte Tupita.
»Herrin, ich bin gefesselt«, sagte ich, »und kann mich nicht bewegen.«
»Tanze.« befahl ein Mann vom Eingang her und der Mann, in dessen Armen ich gefangen war grunzte vor Lust. Ich hatte einen Befehl von einem Mann erhalten. Ich gehorchte sofort oder tat jedenfalls mein Bestes zu gehorchen.
Wenn ein Befehl wiederholt werden muss, so geht das Sprichwort, muss das Mädchen bestraft werden. Wenn das Mädchen jedoch denkt, dass der Befehl, sagen wir, ein Versehen oder ein Fehler war oder dass der Herr Mitleid haben könnte oder etwas in der Art, dann kann sie es sagen, bitten oder sich erkundigen. Sie wird sich der Absicht und der Ernsthaftigkeit des Befehls versichern, zum Beispiel, wenn sie gefragt wird, ob der Befehl wiederholt werden muss, etwas, was sie aber vermeiden sollte. Wenn sie keine Mädchentricks versucht und den Befehl nicht verstanden oder nicht richtig gehört hat, kann sie natürlich noch einmal nachfragen, normalerweise ohne eine Strafe befürchten zu müssen.
Ein Mädchen wird selten bestraft, wenn sie versucht, Gefallen zu finden, jedenfalls zuerst nicht. Es ist aber etwas anderes, wenn sie ständig Fehler macht. Die Peitsche ist ein wirklich wunderbar lehrreiches Gerät, um weibliches Benehmen zu verbessern. Ich hatte mich nicht bewegen wollen, weil er so tief in mir war! Aber ich war eine Sklavin. Ich musste gehorchen.
»Du windest dich gut, Doreen.« rief Tupita.
Ich schrie und jammerte.
»Los, lass uns den Sklaventanz sehen!« rief ein Mann am Eingang.