Ich lag da und versuchte, mit meinen Gefühlen zurechtzukommen. Zweifellos versuchte die Konditionierung, die ich auf der Erde erhalten hatte, in irgendeiner Weise Krieg mit den Freiheiten meines Sklaventums zu führen. Es gab ja wirklich Frauen, die versuchten, die Kühle ihrer Freiheit in ihr Sklaventum zu übertragen, doch das wurde ihnen mit der Peitsche bald ausgetrieben. Sie lernen schnell, dass sie jetzt eine andere Art Frau sind und sie ergeben sich dann, da sie keine Wahl haben, dankbar und eifrig in ihr Sklaventum.
Man sieht also, manche der »Freiheiten der Sklaverei« sind in gewisser Hinsicht auch »Notwendigkeiten der Sklaverei«. Eine Frau ist zum Beispiel nicht nur frei, sich ihrem Herrn völlig zu öffnen, um sich angenommen zu führen, um sich so tief und aufregend zu fühlen, um so aufgeschlossen und befriedigt zu sein, wie sie nur kann. Nein, sie muss das alles auch tun, so etwas wird ihr befohlen. Und wenn sie nicht gehorcht, in den Fellen nicht gefällt, kann das nicht nur schmerzhafte Strafen nach sich ziehen, sondern auch den Tod. Aus diesen Gründen konnte meine Erdkonditionierung wenig mehr tun, als zu versuchen, meine Bedürfnisse und meinen Drang zu bekämpfen. Und mit jeder Sunde auf Gor schien das immer weniger wirksam zu werden. Meine Bedürfnisse und die Realität um mich herum offenbarten die fehlende Fundiertheit meiner Erdkonditionierung, ihre historische Exzentrizität, die durch antiquierte Ideologien und Bedingungen verursacht wurde, ihre Absurdität, die sie obsolet machten und zu Fall brachten. In einer natürlichen Welt ohne ständige Unterstützung zerfiel sie. Außerdem musste ich sie als Sklavin sowieso, ob ich wollte oder nicht, ignorieren. Und ich glaube, sie wurde in erster Linie durch eine solch einfache und tiefgehende Sache wie meine eigene Weiblichkeit unterhöhlt. Ihre Armseeligkeit, Leere und Falschheit hatte ich, glaube ich, schon vor langer Zeit auf der Erde empfunden.
Ich lag auf den Fellen und wunderte mich über meine Gefühle. Ich fragte mich fast, wer das Mädchen eigentlich war, das dort lag. Sie erschien ganz anders als die frühere Doreen Williamson, die in der Bibliothek gearbeitet hatte, so lange das auch her zu sein schien. Sie hieß zwar immer noch »Doreen«, doch das war jetzt ihr Sklavenname, der ihr gegeben wurde, wie einem Tier ein Name gegeben wird, ein Name, der ihr wie ein Kragen nach dem Willen eines Herrn gegeben wurde, und auf den sie, wie ein Tier, reagieren musste.
Ich war immer noch unter der Sklavenhaube. Ich lag dort und dachte über meine Gefühle nach. Abgesehen von gelegentlichen Anfällen von Ärger und Scham, die von meiner Erdkonditionierung ausgelöst wurden, wenn ich mit unwiderlegbaren Beweisen meiner Vitalität und Empfänglichkeit konfrontiert wurde, hatte ich eine erstaunliche Vielfalt von Emotionen und Empfindungen kennen gelernt. Manchmal hatten mich diese ungewohnten Gefühle verwirrt, manchmal erfreut und fasziniert. Manchmal fühlte ich eine verzweifelte Sehnsucht danach, dass diese Gefühle sich fortsetzten, war begierig auf sie und auf andere, reizvollere, subtilere, manchmal überwältigendere, die mich schwach werden ließen, die wie Wunder in mir auftauchten, manchmal übersprudelten und sich manchmal langsam in meinen Tiefen entwickelten.
Bisweilen empfand ich echte Furcht, wenn ich Emotionen und Empfindungen wahrnahm, die so unglaublich und überwältigend waren, dass ich wusste, in ihrem Griff wäre ich völlig hilflos, sie wären für mich genauso beherrschend und unwiderstehlich wie Erdbeben und die Gezeiten des Meeres. Kurz, ich war dabei, meine Weiblichkeit zu begreifen.
Selbstverständlich war zu dieser Zeit noch nichts mit mir geschehen, ich hatte noch nichts wirklich wichtiges verstanden, vor allem wie sich mein Körper und mein Nervensystem durch diese Gefühle verändern, wie meine Hilflosigkeit und meine Begierden tiefer, umfangreicher und intensiver werden und wie sie in mir wachsen und mich zu ihrer Gefangenen machen konnten. Obwohl ich jetzt fast soweit war, wie Ina gesagt hatte, »darum zu betteln und mich dafür zu zerreißen«, hatte ich immer noch keine Ahnung davon, wie sehr mein Körper von den »Sklavenbegierden« gepackt werden konnten. Ich wusste noch nicht, wieso ein Mädchen sich gegen die Gitterstäbe ihres Käfigs werfen konnte, nur um zu versuchen, einen der Wachmänner zu berühren oder warum sie vor einem verhassten Herrn nackt auf dem Bauch kriechen konnte, nur um einen Schlag seiner Hand oder einen Tritt seines Fußes zu spüren. Kurz, obwohl ich tausend Meilen entfernt war von dem naiven Mädchen in der Bibliothek, begriff ich das Geschlecht einer Sklavin immer noch nicht richtig. Ich hatte bisher noch nicht einmal einen kleinen Sklavenorgasmus erfahren.
Aber lasst mich im Zusammenhang mit diesen in erster Linie scheinbar auf einfache Gefühle und Empfindungen gerichteten Überlegungen wieder den großen Kontext betonen. Diese Dinge sind im gesamten Leben einer Sklavin so überwältigend. Sie sind eine Bedingung ihres Lebens und dies vertieft ihre Gefühle und Empfindungen wiederum so, dass es die Bedingungen ihres Lebens verstärkt. Das Leben eines weiblichen Sklaven ist ein einheitliches, totales und unauflösbares Ganzes.
Ich hörte, wie jemand die Vorhänge teilte. Ich hatte Angst. Jemand war dort. Ich presste meinen Bauch in die Felle. Dann machte ich, und das erschreckte mich und machte mich gleichzeitig verlegen, eine unwillkürliche Bewegung, nur ein winziges Anheben meines Hintern von den Fellen. Doch schnell presste ich mich noch tiefer in die Felle. In einem Zoo hatte ich einmal ein Pavianweibchen gesehen, das von der stolzen, drohenden, bedeutungsvollen Annäherung eines dominanten Männchens erschrocken war, sich herumdrehte und sich ihm ängstlich selbst anbot. Dasselbe Verhalten hatte ich auch unter Schimpansen beobachtet. Es ist ein besänftigendes Verhalten der weiblichen Unterwerfung.
Ein Mann kniete oder kauerte neben mir. Er befühlte meine Flanken. Er hatte sehr starke Hände. Wieder, nicht so sehr aus Angst wie als Antwort auf seine Berührungen, hob sich mein Körper ihm von selbst entgegen.
»Interessant.« sagte Hendow, mein Herr.
Ich wimmerte und versuchte, mich noch tiefer in die Felle zu verkriechen.
»Sei nicht so entsetzt, Sklavin«, sagte er, »genau für solche Sachen habe ich dich gekauft.«
Ich fühlte, wie der Schlüssel in die Schlösser meiner Handgelenksmanschetten gesteckt und sie mir abgenommen wurden. Dann wurde ich auf den Rücken gedreht. Die einzige Fessel, die ich jetzt noch trug, war die halbe Sklavenhaube.
»Bist du wund?« fragte er.
»Ein wenig.« antwortete ich.
»Und innen?« fragte er.
»Ein wenig.« antwortete ich.
Mein Körper war hier und da etwas steif und an manchen Stellen wund, aber in einigen Stunden würde ich sicher nicht mehr viel davon merken. Außerdem hatte ich einige Prellungen entdeckt. Einige der Männer hatten mich sehr rau behandelt. Das war normal, ich war eine Sklavin. Ich fühlte einen Kettengürtel über meiner Taille, der an meinem Nabel mit einem Schloss verschlossen war. An der Rückseite waren an ihm ein Paar leichte, für Frauen geeignete Manschetten befestigt, die, wie ich erfahren würde, »Sklavenfesseln« genannt wurden.
»Herr?« fragte ich.
Ich verstand nicht, warum ich jetzt noch gefesselt wurde.
»Du wirst sie nachts tragen«, erklärte er, »drei Nächte.«
»Ja, Herr.«
»Du kommst nicht wieder in das Lokal«, fuhr er fort, »drei Tage lang.«
»Ich danke dir, Herr.« sagte ich.
Ich nahm an, dass das von mir erwartet wurde.
»Das gibt dir Gelegenheit, dich auszukurieren, deine Gedanken zu sammeln und deine Erfahrungen zu verarbeiten.«
»Ja, Herr.« sagte ich verwirrt.
»Tagsüber wirst du wie vorher in der Küche sein.«
»Ja, Herr.« sagte ich etwas besorgt.
»Keine Angst«, beruhigte er mich, »du wirst den Eisengürtel tragen.«
»Jetzt?« fragte ich.