»Wenn der Herr mir vielleicht den Gürtel abnehmen würde«, bat ich schüchtern, »wenn ich gefesselt bin, kann ich es nicht tun.«
»Weißt du, dass du schön bist?« fragte er.
»Einige Männer waren so freundlich, mir das zu sagen.« antwortete ich. »Natürlich weiß ich nicht, ob sie recht haben oder nicht.«
»Sie haben recht.«
»Ich danke dir, Herr.«
Es freute mich, dass Mirus mich schön fand. Er war ein starker und gutaussehender Herr. Ich wollte ihm dienen.
»Kennst du die Listen, die in den Bädern aushängen?« fragte er.
»Ich habe davon gehört.« antwortete ich errötend.
»In mehreren davon«, sagte er, »bist du jetzt an der Spitze in Hendows Taverne.«
»Höher als Inger«, fragte ich, »und Aynur und Tupita?«
»Ja«, bestätigte er, »jedenfalls auf einigen von ihnen.«
»Ich bin aber nicht wirklich besser als sie«, wehrte ich ab, »da bin ich mir sicher.«
»Es ist an den Männern, das zu entscheiden.« bemerkte er.
»Ja, Herr.« sagte ich erschrocken.
»Aber«, fuhr er grinsend fort, »du hast wahrscheinlich recht. Du bist ihnen sicher sehr ähnlich. Ihr seid alle fabelhafte Sklavinnen. Solche Listen sind ja sehr subjektiv. Manche Frauen gefallen einem Mann besser, andere einem anderen. Außerdem bist du neuer und erscheinst einigen deshalb aufregender. Wenn deine Beliebtheit nachlässt, wirst du vielleicht eine unter mehreren köstlichen und wunderbaren Sklavinnen sein.«
Ich sah ihn an.
»Außerdem bist du Tänzerin«, sprach er weiter, »und das hat deinen Rang zweifellos verbessert. Viele Tänzerinnen, sogar die gewöhnlichen, haben hohe Ränge inne.«
»Ja, Herr.«
»Aber eines ist sicher«, fuhr er fort, »so subjektiv, albern, unsinnig und absurd diese Listen auch sind, so beruhen sie doch auf deiner Schönheit und Attraktivität.«
Ich sah ihn erschrocken an.
»Du bist eine der schönsten und attraktivsten Sklavinnen in Brundisium.« sagte er.
»Ich gehöre dir.« flüsterte ich.
Ich hätte gern meinen Bauch gegen ihn gepresst, aber ich konnte es nicht. Er hielt mich auf Abstand. Ich hätte ihn gern berührt, aber ich konnte es nicht. Meine Hände waren hinter meinem Rücken gefesselt, weil er es so wollte.
»Hendow hat mehrere Angebote für dich bekommen«, sagte er, »ausgezeichnete Angebote, aber er hat dich nicht verkauft.«
Ich war erschrocken. So einfach konnte ich den Herrn wechseln!
»Willst du wissen, was das für Angebote waren?« fragte Mirus.
»Neugier«, sagte ich bescheiden, »steht einer Kajira nicht zu.«
»Sehr gut.« stimmte er zu.
»Bitte! Bitte!« bettelte ich.
»Zwei kamen von anderen Tavernenbesitzern«, erklärte er, »aber einige auch von Privatleuten.«
Ich fragte mich, wie es wäre, einen Privatmann als Herrn zu haben. Ich würde natürlich versuchen, solch einem Herrn gut zu dienen. Fast alle Mädchen hoffen, eines Tages einen Privatmann als Herrn zu haben.
»Wie hoch waren die Angebote?« fragte ich eifrig.
»Du bist eine Sklavin, nicht wahr?« fragte er zurück.
»Ja.«
»Eines betrug sieben Tarsks.«
»Sieben!« rief ich. »So viel bin ich nicht wert.«
»Das stimmt«, sagte er, »ich selbst habe nur fünf geboten.«
»Fünf!« rief ich.
»Ja.« gab er zu.
»Du hast ein Angebot für mich abgegeben?« fragte ich erfreut.
»Ja.«
Ich fragte mich, wie es wäre, Mirus zu gehören. Sicher fragten sich das viele Sklavinnen. Ich fand ihn äußerst attraktiv. Wenn er mich kaufen würde, würde ich versuchen, ihm gut zu dienen. Natürlich würde ich jedem Mann, der mich kaufte, gut und, weil ich ein goreanisches Sklavenmädchen war, soweit ich konnte, perfekt dienen müssen.
»Ich bin doch keine fünf Tarsks wert.« lachte ich.
»Das ist wahr.« stimmte Mirus zu.
»Warum hast du dann soviel geboten?«
»Ich war betrunken.« sagte er.
»Heute Abend«, sagte ich, »bin ich nicht für das Lokal eingeteilt.«
»Ich weiß.« sagte er.
»Der Herr hat die Einteilungen gemacht.« lachte ich.
»Ja.« sagte er.
»Hol’ mich in deine Unterkunft«, flüsterte ich, »ich werde dir zeigen, dass ich vielleicht doch fünf Tarsks wert bin.«
»Vielleicht hole ich Tupita.« sagte er.
»Nein, Doreen.« entgegnete ich.
»Wusstest du, dass Hendow daran denkt, deine Benutzung einzuschränken?« fragte Mirus.
»Warum sollte er das tun?«
»Ich denke, dass er dich mag.«
»Ich freue mich, wenn ich meinem Herrn gefalle.«
»Hat er dich nie zu sich bestellt?«
»Nein.«
»Interessant«, sagte Mirus, »normalerweise schult er neue Mädchen gern selbst.«
Ich schauderte. Ich zweifelte nicht daran, dass Hendow, mein Herr, eine Frau gut trainieren konnte. Er stand hoch über mir und war mächtig. Er war der Herr der ganzen Taverne und aller Mädchen. Es gab siebenundzwanzig von uns. Ich fürchtete ihn.
»Aber ich glaube nicht, dass er deine Benutzung für uns wirklich einschränken wird.« sagte Mirus.
»Warum nicht?«
»Ich denke, das wäre nicht gut für deine Disziplin.«
»Ich verstehe.«
Man kann zwischen Männern und Frauen allgemein beobachten, dass sich ihre Beziehung verbessert, wenn die Frau seiner Benutzung unterworfen ist. Wenn sie weiß, dass ein Mann, wenn er will, sie einfach niederwerfen und benutzen kann, wird sie ihn anders behandeln als jemanden, der diese Macht über sie nicht hat.
»Du hast ihn in letzter Zeit doch nicht verärgert, oder?« fragte Mirus.
»Soviel ich weiß, nicht«, antwortete ich, »ich hoffe es jedenfalls.«
»Etwas wird mit dir geschehen.« kündigte er an.
»Was denn?« fragte ich besorgt.
»Wenn du ihn in letzter Zeit nicht verärgert hast«, sagte er, »glaube ich nicht, dass es eine Strafe sein wird.«
»Was dann?«
»Hast du noch nichts gehört?«
»Nein.«
»Morgen kommt ein Lederarbeiter mit seinem Werkzeug in die Taverne.«
»Warum?«
»Ich bedauere«, entgegnete Mirus, »ich dachte, jemand hätte es dir gesagt.«
»Was?«
»Es wird mit vielen Sklavinnen gemacht.« sagte er.
Ich sah ihn erschrocken an.
»Und du hast Hendow nicht verärgert?« fragte er nochmals.
»Ich glaube nicht.«
»Das hatte ich eigentlich vermutet.« sagte er. »Aber so wird es getan, um dich noch besser, noch begehrenswerter zu machen.«
»Bitte, Herr«, flehte ich, »ich bin eine hilflose Sklavin. Was wird mit mir gemacht?«
»Hendow wird deine Ohren durchstechen lassen.« sagte er.
Ich sah ihn ungläubig an.
»Es stimmt.« versicherte er ernst.
Ich versuchte, nicht zu lachen.
»Was ist nicht in Ordnung?« fragte er.
Ich lachte laut auf.
»Ich verstehe nicht.« sagte er.
»Das ist alles?« fragte ich.
»Alles?« fragte er ungläubig. »Verstehst du nicht, was das bedeutet?«
»Ich wollte mir schon immer die Ohren durchstechen lassen«, sagte ich, »bis jetzt fehlte mir aber der Mut dazu.«
»Du wolltest es selbst?« fragte er erstaunt.
»Ja.«
»Was für eine Sklavin.« hauchte er.
»Oh?« fragte ich.
Sicher war ich im Herzen schon immer eine Sklavin, genauso wie jetzt auf dieser Welt, hilflos und in aller Öffentlichkeit, ob ich es wollte oder nicht.
»Bestimmt weißt du, dass, wenn so etwas mit dir gemacht wurde«, erklärte er, »dich danach kein Mann mehr anders sehen kann denn als eine Sklavin.«
»Aber ich bin eine Sklavin.« lachte ich.
»Das ist so barbarisch.« stellte er fest.
»Vielleicht.«
»Wie aufregend du mit durchstochenen Ohren sein wirst.«
Ich lächelte.
»Und es stört dich wirklich nicht?« erkundigte er sich.
»Nein.«