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Männer sind so unterschiedlich. Vielleicht war es paradoxerweise gerade meine Bereitschaft, in seine Kammer gerufen zu werden, die mich bisher genau davor bewahrt hatte. Ich wusste es nicht. Vielleicht hatte er auch Freude daran, ängstliche und widerwillige Frauen zu zwingen, ihn zu befriedigen und, wenn ich nicht irrte, gerade Frauen, die ihn widerwärtig fanden und ihn verabscheuten. Er nahm vielleicht solche Frauen, drehte ihre Innenseite nach außen und brachte sie dazu, sich ihm hinzugeben. Auf jeden Fall hatten sie, wenn sie zerschrammt und zitternd, kaum in der Lage zu gehen, in die Sklavenquartiere zurückkamen, keine Zweifel an ihrer Weiblichkeit und an der Macht ihres Herrn.

Jedenfalls glaubte ich nicht, dass ich hier für die typischen Dienste einer Sklavin verwendet werden würde. Bisher deutete augenscheinlich nichts darauf hin. Außerdem ließ er sich die Frauen gewöhnlich erst am Abend bringen. Ich wusste nicht genau, warum er mich gerufen hatte. Vielleicht wollte er einfach meine durchstochenen Ohren kontrollieren. Vielleicht wollte er auch meinen Anblick genießen, nackt, als sein Eigentum.

Er schien mehrere Mädchen für den Posten als »Erstes Mädchen« in Erwägung zu ziehen. Ich stand am Fuß des teppichbedeckten Podestes nackt und im Kragen vor ihm. Er sah zu mir hinunter. Er erschien schwer in dem Stuhl. Fast schläfrig. Doch ich wusste, dass er ein Mann von großer Energie und Vitalität war.

»Warum hast du Angst?« fragte er.

»Ich bin in Gegenwart meines Herrn.« antwortete ich.

Ich war besorgt. Ich war nicht entlassen worden. Mir war nicht erlaubt worden, niederzuknien. Er hatte mich eingehend untersucht, ohne etwas zu sagen. Ich war mir meines Brandzeichens und meines Kragens sehr bewusst.

Ich betrachtete meinen Herrn. Ich war mir jetzt auf seltsame Weise der kleinen vorläufigen Nadeln bewusst, die der Metallarbeiter gestern morgen in meine Ohren gesteckt hatte. Ich stand vor meinem Herrn jetzt als Mädchen mit durchstochenen Ohren. Für ein Mädchen auf der Erde mag das keine große Angelegenheit sein, aber ich war nicht auf der Erde und hier hatten viele Dinge eine andere Bedeutung. In gewisser Weise bekräftigten die Nadeln in meinen Ohren für mich mein Sklaventum, vielleicht sogar mehr als das Brandzeichen und der Kragen.

»Du bist eine ausgezeichnete und wertvolle Sklavin.« sagte er.

»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich erleichtert.

Vielleicht war ich hierher gebracht worden, um gelobt zu werden.

»Du bist eine großartige Tänzerin«, fuhr er fort, »vielleicht eine der besten in Brundisium.«

»Vielen Dank, Herr.«

»Dein Name steht ganz oben in den Listen in den Bädern.«

»Danke, Herr.«

»Der Umsatz in der Taverne hat seit deinem Kauf beträchtlich zugenommen.«

»Ich freue mich, wenn ich für meinen Herrn von Wert bin.«

»Hat dir Mirus vor zwei Nächten von solchen Dingen erzählt?«

»Manches davon schon, Herr.«

Ich hatte Mirus seit vorgestern nicht mehr gesehen.

»Es ist wahr.« sagte er.

»Dann freue ich mich, Herr.«

»Glaubst du, dass du eine hochgestellte Sklavin bist?«

»Nein, Herr.«

»Wirst du stolz werden?«

»Ich denke nicht, Herr.« antwortete ich. »Ich hoffe nicht, Herr.«

»Geh nach rechts«, befahl er, »zur Wand, dort ist eine Truhe. Öffne sie und bring mir den Inhalt.«

Ich drehte mich herum und ging zur Seite. Dort an der Wand, stand, wie er gesagt hatte, eine schwere Truhe mit Eisenbändern und einem gewölbten Deckel. Ich kniete vor ihr nieder und hob den Deckel an. In der Truhe lag nur ein Gegenstand, eine Sklavenpeitsche. Ich nahm sie heraus, stand auf, ging zurück zum Podium, erstieg die Treppe und kniete vor Hendow nieder. Ich küsste die Peitsche und hielt sie mit beiden gestreckten Armen hoch zu ihm, den Kopf gesenkt. Dann erhob ich mich und zog mich wieder zum Fuß des Podiums zurück, wo ich stehen blieb. Ich sah hoch zu Hendow. Mein Stück Seide auf dem Teppich lag rechts neben meinen Füßen.

Er stand auf. Er war ein sehr großer Mann. Auf dem Podium stehend ragte er drohend über mir auf. Die Peitsche war in seiner rechten Hand. Er schüttelte sie und wickelte so die Riemen ab. Ich war nackt. Ich war klein und schwach. Ich war im Kragen.

»Als du zum ersten Mal in diesem Raum warst, vor einigen Wochen« , sagte er, »erinnerst du dich vielleicht, dass ich sagte, dass du schön bist.«

»Ja, Herr.« entgegnete ich vorsichtig.

Ich sah, wie der Riemen der Peitsche ein wenig schwang, fast träge. Verängstigt betrachtete ich das Disziplinierungsinstrument. Plötzlich knallte er mit der Peitsche in der Luft. Es gab einen Knall wie ein Gewehrschuss. Ich konnte nichts tun als zu laufen und mein Elend herauszuschreien.

»Überlege gut«, sagte er, »als ich vor einigen Wochen sagte, du wärst sehr schön, hast du überlegt, wenn das ein Interesse an dir zeigen sollte oder eine Schwäche meinerseits, ob du das nicht ausnutzen könntest.«

»Nein, Herr!« rief ich erschrocken. »Nein, Herr!«

Dann kam er plötzlich zu mir, die Stufen hinunter, schnell für einen so großen Mann, seinen Arm zurückgezogen.

»Bitte nicht, Herr!« schluchzte ich.

Dann fühlte ich den Riemen. Ich stolperte vor Schmerzen rückwärts, drehte mich und fiel auf den Teppich. Dort bewies mir das Leder noch einmal das Missfallen meines Herrn. Ich schrie erbärmlich. Ein weiterer Schlag traf meinen Rücken wie ein Blitz und ich schluchzte, mit dem Bauch auf dem Teppich, zu seinen Füßen.

»Ja, Herr!« weinte ich. »Ja, Herr! Ich habe so etwas gedacht, aber ich habe es nicht getan. Ich bin nur ein Mensch. Ich bin nur eine Frau! Bestrafe mich nicht für etwas, was ich nicht getan habe! Ich habe den Gedanken nicht ausgeführt!«

Ich lag vor seinen Füßen auf dem Bauch. Ich achtete nicht auf die Peitsche. Ich wollte sie nicht spüren. Ich fürchtete sie schrecklich. Es tat so weh. Es ist ein sehr effektives Instrument zur Disziplinierung von Frauen. Kein Wunder, dass die Herren sie bei uns verwenden. Sie und zahlreiche andere Geräte, denen wir hilflos ausgeliefert sind, sorgen dafür, dass wir nicht aus der Reihe tanzen.

»Dafür bist du nicht geschlagen worden.« sagte er.

»Ich verstehe nicht, Herr.« schluchzte ich.

»Ich habe dich nicht für etwas geschlagen, was du gar nicht getan hast.« sagte er. »Für mich ist klar, dass du so etwas nur aus einer mädchenhaften Laune heraus gedacht hast.«

»Warum dann?«

»Brauche ich einen Grund?«

»Nein, Herr!« rief ich. »Nein, Herr!«

Das Mädchen gehört dem Herrn. Er kann mit ihr machen, was er will.

»Du weißt also nicht, warum du geschlagen wurdest?«

»Nein, Herr.«

»Du bist vielleicht dumm.« überlegte er.

»Vielleicht, Herr.«

»Du wurdest geschlagen«, erklärte er, »weil du gelogen hast.«

»Ja, Herr.«

Ich lag erschrocken da. Wie scharfsinnig dieser Mann war! Vor Wochen hatte ich ein einziges Mal und sehr vorsichtig daran gedacht, ob ich sein Interesse an mir für mich benutzen, ihn vielleicht manipulieren könnte, um mein Los irgendwie zu verbessern. Es schien, als hätte er diesen flüchtigen, schnell zurückgewiesenen Gedanken gespürt, vielleicht durch einen flüchtigen Ausdruck oder eine Bewegung meines Körpers, die mir selbst kaum bewusst geworden war.

Er hatte mich dafür nicht bestraft, für einen Gedanken, den ich sowieso nicht verwirklichen konnte. Dafür war ich ihm dankbar. Sicher, wenn ich weiterhin solchen Gedanken nachgehangen hätte, hätte er mich früher oder später mit der Peitsche davon überzeugt, dass so etwas nicht akzeptiert wurde. Jetzt hatte er mich für etwas anderes bestraft, dafür, dass ich ihn gerade angelogen hatte. Er versetzte mir noch einen Schlag und ich krallte mich vor Schmerzen in den Teppich.