Aber ich war keine freie Frau. Ich war nur eine Sklavin. Ich liebte die Freiheit und die Befreiung, die es mir ermöglichte, eine ganze Frau zu sein.
Dann ertönte der musikalische Wirbel, den ich so gut kannte. Ich erhob mich graziös und stand vor den Männern. Ich hörte, wie einige von ihnen vor Erwartung leise Atem holten. Wie mächtig ich mich dann fühlte, obwohl ich nur eine an einen Ring gekettete Sklavin war. Während die Musik der Doppelflöte im Hintergrund spielte, zog ich das Ta-Teera aus und legte es beiseite.
»Ah!« sagte ein Mann.
»Wunderbar.« sagte ein anderer.
Ich verrückte die Kette, so dass sie zwischen meinen Brüsten hing. Sie lag in einer Spirale am Boden und schlängelte sich dann zurück zum Ring. Sie war mit Absicht sehr lang. Ich zog sie an meinem Kragen etwas nach unten. Ich tat das, damit die Männer sahen, dass sie dort gut befestigt war. Ich wusste, das würde sie erregen, genauso wie es mich erregte. Außerdem stellte es sicher, dass sie an der Vorderseite des Kragens zog. Ich beugte meine Knie. Ich hob meine Hände mit den Rückseiten der Handgelenke zueinander anmutig über den Kopf. Mein Herr ließ mich vier oder fünf Minuten tanzen, bis die Männer rasend vor Begierde waren. Ich vollführte sogar, was »Bodenbewegungen« genannt wird, für sie. Ich sah ihre Augen blitzen. Das ist die Macht der Tänzerin. Als die Musik endete kniete ich vor ihnen, mich als weiblicher Sklave hingebend und hob dann, immer noch kniend, meinen Kopf.
»Darf ich sprechen, ihr Herren?« fragte ich.
»Ja.« riefen einige der Männer.
»Ich möchte jetzt von einem Mann angefasst werden.« sagte ich. »Ich bitte um die Berührung eines Mannes. Wer fasst mich an?«
Diese Worte waren mir beigebracht worden als Bitte eines Sklavenmädchens, das vor Herren spricht. Aber ich war wirklich erregt. Sie waren Männer und ich war eine Sklavin. Ich sehnte mich danach, dass sie mich anfassten. Die einzige sexuelle Aufmerksamkeit, die mein Herr mir widmete war eine gelegentliche Vergewaltigung; er wollte mich für seine Zuschauer in ständiger Erregung halten. Und schon wurde ich an den Oberarmen gepackt, halb hochgehoben und auf die Matte zurückgeworfen. Ich hörte, wie eine kleine Münze, ein Kupfer-Tarskstück, im Kupferkessel klingelte. Ich riss den lüsternen, brutalen Kerl verzweifelt und dankbar an mich! Ich war heiß und offen und fühlte die Begierde einer Sklavin!
Im Nu war er mit mir fertig. ich richtete mich halb auf, wurde aber gepackt und zurück auf die Matte geschleudert. Ich hörte, wie die nächste Münze in den Kessel geworfen wurde. Dankbar schloss ich meine Augen.
An diesem Nachmittag diente ich oft den Männern und fünfmal tanzte ich für sie. Manchmal baute ich die Kette in meinen Tanz ein; manchmal tat ich so, als würde ich mich gegen sie wehren, ein Kampf, den ich verlieren musste; oder ich tat so, als würde ich nicht verstehen, was sie bedeutete, sah die Männer dann an, als dächte ich, sie würden es mir erklären, sie taten es auch mit rauen Schreien; manchmal benutzte ich sie, um mich damit zu streicheln, worauf ich mit einem Wimmern reagierte; manchmal schien ich mich streng, hilflos und erbarmungslos damit zu fesseln; manchmal küsste und streichelte ich sie und drückte meine Freude darüber aus, dass ich mich endlich an dem mir zustehenden Platz der natürlichen Ordnung befand – man kann vieles mit einer Kette tun.
Einmal kam eine freie Frau und sah für einen Moment zu. Ich traute mich nicht, ihr in die Augen zu sehen, unterbrach meinem Tanz aber auch nicht, ich wollte versuchen, ihr von Frau zu Frau zu zeigen, was eine Frau sein konnte, auch eine niedrige Sklavin, gerade eine niedrige Sklavin. Sie ging schnell wieder, zitternd unter ihren Roben. Ich fragte mich, ob sie nicht auch manchmal einen Kragen tragen und sich so vor Männern bewegen wollte.
Dann, am späten Nachmittag, lag ich auf der Strohmatte. Ich konnte das Stroh unter mir knistern hören. Im Kupferkessel lagen einige Münzen. Während des Nachmittags hatte mein Herr von Zeit zu Zeit welche herausgenommen. Man lässt normalerweise nur so viele im Kessel, dass sie als Einladung für neue Münzen dienen können, aber nicht so viele, dass man suggerieren könnte, es wären schon genügend darin.
»Wieviele haben dich heute gehabt?« fragte mein Herr.
»Herr?« fragte ich zurück, auf der Seite auf der Matte liegend, mit der Kette am Hals.
»Ich glaube, ich habe dich noch nie so lüstern und heiß gesehen.« bemerkte er.
»Meine Begierden werde größer, Herr.« erklärte ich.
Das stimmte. Aber heute lag es auch daran, dass ich den Platz, die Gebäude und die Leute von Markt von Semris gesehen hatte. Es war, als wäre ich in die Vergangenheit gereist und zwar in eine Vergangenheit, deren Bedingungen ich hilflos ausgeliefert war und denen ich perfekt gehorchen musste. Markt von Semris hätte eine Stadt in Hellas oder im Römischen Reich sein können.
Ich war begeistert, hier sein zu dürfen, wenn auch nur als Sklavin. Ich hätte die schöne, wunderbare Welt von Gor mit all ihren Gefahren gegen nichts eintauschen wollen. Außerdem konnte ich das Denkmal mit seinem Fries nicht vergessen. Ich würde es niemals mehr vergessen. Es hatte mich sehr erregt, sein Stil, seine Schönheit, seine Bilder und die einfache, unbestrittene, direkte öffentliche Präsentation natürlicher biologischer Beziehungen, wenn auch in einem politischen und historischen Zusammenhang.
»Sklavin.«
»Herr?«
Ich drehte mich auf den Rücken. Ich sah seine Begierde. Ich lächelte ihn an, begierig darauf, ihn zu befriedigen. Ich hob ihm meine Arme entgegen.
»Auf den Bauch.« befahl er.
Ich gehorchte. Er würde mich auf meinen Platz verweisen. Mein Herr war Gordon, ein umherziehender Musikant. Ich war eine Straßentänzerin. Als er fertig war, stand er auf.
»Deine Sklavin«, bemerkte ein Mann, ein großer Kerl in wallenden Gewändern, »ist nicht uninteressant.«
Ich kniete natürlich sofort nieder, weil ich Gegenstand der Aufmerksamkeit eine freien Mannes war. Er hatte uns den ganzen Nachmittag über beobachtet, mich aber nicht benutzt.
»Du bist eine Erdenschlampe, nicht wahr?« fragte er.
»Ja, Herr.« bestätigte ich.
»Ihre Ohren sind durchstochen.« bemerkte er.
»Ja.« sagte mein Herr.
»Für eine Straßentänzerin tanzt sie ausgezeichnet.« fuhr der Mann fort.
Mein Herr zuckte mit den Schultern.
»Sie hat vielleicht nicht immer auf der Straße getanzt.« vermutete der Mann.
»Vielleicht.« antwortete mein Herr und warf sich seine Flöte wieder auf den Rücken.
Normalerweise beginnt man auf der Straße zu tanzen und kommt dann in eine Taverne und nicht umgekehrt. Wenn eine Straßentänzerin gut genug ist, wird sie natürlich versuchen, von einem Tavernenbesitzer gekauft zu werden. Es wird gesagt, dass viele der besten Tavernentänzerinnen auf den Nebenstraßen an der Leine angefangen haben.
»Hat sie einmal in einer Taverne getanzt?« fragte der Mann nun direkt.
»Vielleicht«, entgegnete mein Herr, »ich weiß es nicht.«
Er machte Anstalten zu gehen.
»Ich glaube, sie ist eine gestohlene Tavernentänzerin.« sagte der Mann.
»Ich habe sie legal gekauft.« entgegnete mein Herr.
»Hast du ihre Papiere?«
»Nein.«
»Du hast gestohlene Ware gekauft.«
»Soviel ich weiß nicht.«
»Eine Untersuchung könnte trotzdem beweisen, dass du sie nicht legal besitzt.«
»Bist du ein Friedensrichter oder Agent eines Praetors?« erkundigte sich mein Herr knapp.
»Nein.«
Mein Herr entspannte sich sichtlich.
»Aber ich könnte jederzeit eine Bürgeranfrage einbringen und die Angelegenheit untersuchen lassen.«
»Was willst du?«
»Sie ist eine heiße Sklavin, kurvenreich und schön.«
»So?«
»Sie tanzt gut und ihre Ohren sind durchstochen.«
»So?«
»Was hast du für sie bezahlt?«