»Das ist meine Sache.«
»Nicht viel, vermute ich.« sagte der Mann. »Gestohlene Sklaven bringen selten hohe Preise, es sei denn, sie werden an private Händler auf Vertrag geliefert oder an Sklavenhändler, die wissen, wohin sie sie weiterverkaufen können.«
»Sie gehört mir«, sagte mein Herr, »ich habe sie schon ausreichend lange in meinem Kragen.«
»Ich bin bereit, das zu akzeptieren«, sagte der Mann, »sie scheint eindeutig in deinen Kragen zu passen. Die offizielle Übergangszeit ist zweifellos schon vorbei.«
»Dann ist unsere Unterhaltung zu Ende.« sagte mein Herr wütend.
»Nichtsdestoweniger scheint es, als würdest du immer noch als jemand gelten, der gestohlene Ware besitzt.«
»Wenn überhaupt, dann nicht wissentlich.« wandte mein Herr ein.
»Unwissenheit über die Herkunft der Ware«, entgegnete der Mann, »entlastet dich in einer solchen Angelegenheit nicht von persönlicher Schuld.«
Mein Herr zuckte mit den Schultern.
»Es könnte für einen Praetor immer noch von Interesse sein«, fuhr der Mann fort, »zu hören, wie du deine Unschuld beteuerst. Er könnte sich auch dafür interessieren, von wem du diese Sklavin gekauft hast und vielleicht sogar dafür, woher sie eigentlich stammt.«
»Was willst du?« fragte mein Herr wütend.
»Ich bin bereit, großzügig zu sein.« sagte der Mann.
»Sie ist nicht zu verkaufen.« entgegnete mein Herr.
»Ich bin aus Argentum gekommen.« sagte der Mann. »Ich bin hierher nach Markt von Semris gekommen, um nach einem bestimmten Typ Sklavin zu schauen. Ich glaube, dein Mädchen ist genau das, was ich suche.«
»Bist du Sklavenhändler?«
»Nein.«
Der Mann sah zu mir herunter.
»Du bist eine aufregende Schlampe.« bemerkte er.
Ich senkte meinen Kopf. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Vor goreanischen Gerichten müssen Sklaven gewöhnlich unter der Folter aussagen.
»Sie ist nicht zu verkaufen.« sagte mein Herr wieder.
»Ich gebe dir fünf Silber-Tarsks für sie.«
Mein Herr schien fassungslos, als er diese Summe vernahm. Ich konnte auch kaum glauben, was ich gehört hatte. Solch ein Preis wurde für Straßentänzerinnen nicht gezahlt.
»Gemacht!« stimmte mein Herr zu.
Ich sah erschrocken auf. Ich war verkauft worden. Ich sah, wie die Münzen den Besitzer wechselten.
»Was ist dein Name, meine Liebe?« erkundigte sich mein neuer Herr.
»Welcher immer dem Herrn gefällt.« antwortete ich.
»Wie wurdest du genannt?«
»Tula.«
Das war der Name, den mir mein früherer Herr, der umerziehende Musikant, gegeben hatte.
»Jetzt bist du Tuka.« bestimmte er.
»Ja, Herr.«
»Wie ist dein Name?« fragte er nach.
»Tuka, Herr.«
Ich war jetzt Tuka.
»Wessen Sklavin bist du?«
»Deine Sklavin, Herr.«
Er zeigte auf seine Füße. Ich bückte mich und leckte und küsste sie.
»Auf alle vier, Tuka.« befahl er.
Ich erhob mich auf alle vier. Tula und Tuka waren sehr gebräuchliche Sklavennamen auf Gor, genauso wie Lita und Dina. Es gibt sogar ein Brandzeichen, das »Dina« genannt wird, es ähnelt der Dina, oder Sklavenblume, einer kleinen, rosenähnlichen Blume. Mädchen, die dieses Zeichen tragen, werden oft Dinas genannt und haben auch diesen Namen. Namen wie Tula und Tuka werden oft für zusammengehörende weibliche Sklaven verwendet, weil sie gut zusammenpassen. Ein anderes solches Paar ist Sipa und Sita. Aber natürlich werden solche Namen auch einzeln verwendet. Zweifellos hatte ich den Namen »Tuka« wegen seiner Ähnlichkeit zu meinem früheren Namen bekommen. Das zeigte, dass mein neuer Meister kein großes Interesse daran hatte, wie er mich nannte. Er hatte nur irgend etwas festgelegt, mit dem er mich rufen konnte. Trotzdem war es ein guter Sklavenname. Ich nahm an, er mochte ihn, sonst hätte er ihn mir nicht gegeben. Vielleicht hatte er einmal ein Mädchen mit dem Namen Tuka gekannt, eine Sklavin oder möglicherweise eine freie Frau, die er gemocht hatte.
Mein früherer Herr schob seinen Kragen mit der angehängten Kette an meinem Hals höher, näher zum Kinn. Er hatte den Schlüssel in der Hand. Mein neuer Herr schloss seinen Kragen unterhalb des früheren um meinen Hals. Ich hatte jetzt zwei Kragen. Mein früherer Herr entfernte dann seinen Kragen. Ich war nicht einen Augenblick ohne Kragen gewesen.
Mein neuer Herr drehte sich mit wehende Robe um und begann, über den Platz davonzugehen. Ich eilte ihm nach. Natürlich war ich nackt. Ich hatte das Ta-Teera zum Tanzen ausgezogen und danach nicht wieder angelegt. Mein neuer Herr hatte mich und nicht das Ta-Teera gekauft. Das blieb bei meinem früheren Herrn. Vermutlich würde es bald ein neues Mädchen tragen, wie andere vor mir.
Ich hoffte, dass mir mein neuer Herr Kleidung erlauben würde, wenigstens in der Öffentlichkeit. Für ein Mädchen sind sogar die winzigen Sklaventuniken oder die skandalösen Ta-Teerae ein Schatz. Außerdem schätzt sie es, wie diese Kleidung ihre Reize unterstreicht.
»Darf ich sprechen, Herr?« rief ich hinter ihm, während ich ihm nacheilte.
»Ja.«
»Darf ich mich nach dem Namen meines Herrn erkundigen?«
»Den erfährst du schon noch früh genug.«
»Ja, Herr.«
Der Name stand sicher auf meinem Kragen, aber ohne Spiegel konnte ich ihn nicht lesen, da der Kragen um meinen Hals abgeschlossen war. Und selbst wenn ich einen Spiegel hätte, ich konnte gar nicht lesen.
Mein neuer Herr schritt rasch und entschlossen aus. Er hatte fünf Silber-Tarsks für mich bezahlt. Das war eine Menge Geld. Mein früherer Herr würde keine Schwierigkeiten haben, dafür ein neues Mädchen oder mehr als eines zu bekommen.
»Der Herr hat viel Geld für mich bezahlt.« bemerkte ich.
»Ja.«
»Bin ich so viel wert?«
»Ich glaube schon.«
»Darf ich fragen, für welchen Zweck der Herr mich gekauft hat?«
»Das erfährst du schon noch früh genug.«
»Ja, Herr.«
»Neugier steht einer Kajira nicht zu.« erinnerte er mich.
»Ja, Herr.« sagte ich erschrocken.
Aber er drehte sich nicht um, um mich zu schlagen. Ich eilte weiter hinter ihm her. Es war jetzt spät am Nachmittag. Der Platz war nicht mehr überfüllt. Die öffentlichen Plätze und die Bäder würden bald schließen. Ich sah noch mehr Männer, manche mit Kunden in ihrem Kielwasser, den Platz verlassen. Ich drehte mich kurz um. Der Platz war sogar zu dieser Tageszeit sehr schön. Ich sah meinen früheren Herrn nicht mehr. Er hatte den Platz anscheinend verlassen. Ich drehte mich wieder um und eilte noch schneller hinter meinem neuen Herrn her. Ich wollte nicht zu weit zurückbleiben.
18
Das Gitter – Die Gewänder
»Lauf über das Gitter hinaus auf den Fußweg« befahl der Mann.
Ich fürchtete mich, die Taverne dadurch zu verlassen. Einer der Männer tätschelte mir den Hintern.
»Hab keine Angst«, sagte er, »sie werden bald weggebracht, um Platz für andere zu machen.«
Die tiefliegenden, von Eisenwänden umgebenen Schächte befanden sich unterhalb des Niveaus des Kellers, in der meine Zelle war. Sie waren mit verschlossenen Gittern bedeckt.
Meine Zelle war keine Hundehütte, es war eine richtige Zelle. Sie war für eine Sklavenmädchenzelle sehr gut ausgestattet. Ich konnte mich in ihr nicht vollständig aufrichten und musste sie durch eine kleine Tür auf Händen und Knien oder auf dem Bauch verlassen, aber sie war groß genug, um sich darin zu bewegen und sie war sogar mit einem Teppich ausgelegt. In ihr lagen Pelze. Ich hatte Wasser und einen Abfalleimer. Kissen waren mir erlaubt worden, ein unglaublicher Luxus. Sicher, ich musste manchmal, gewöhnlich während des Unterrichts, auf einem von ihnen knien. Es gab einen Spiegel in der Zelle und einige kleine Kästen, die Schmuck und Kosmetik enthielten. Es gab auch einen Koffer für Sklavenseide. Ich hätte mich hier auf das Lokal oder auf das Tanzen vorbereiten können. Sogar eine Lampe spendete Licht außerhalb der Zelle, wenn die Männer es brauchten.