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Manchmal, bevor Männer gefesselt oder in Ketten an der Zelle vorbeigebracht wurden, um in einen der Schächte eingekerkert zu werden, wurde mir befohlen, mich verführerisch zwischen die Felle und Kissen zu legen. Dazu bekam ich ab und zu Schokolade zu essen.

»Zeig ihnen etwas, woran sie sich erinnern können.« hatte einmal einer der Männer gesagt.

»Wir wollen, dass sie dich nicht vergessen können.« hatte ein anderer bemerkt.

Ich beeilte mich, um auf das Gitter zu kommen. Unter mir hörte ich Wutgeheul. Eine Hand langte hinauf und griff durch das Gitter nach mir. Einer der Männer neben mir trat sie weg. Eine Faust ballte sich unter mir in hilfloser Wut. Dann war ich über dem Gitter.

»Deine Kleidung für den Nachmittag«, sagte einer der Männer hinter mir, »ist in der hinteren Halle, in der Nähe des Hintereingangs.«

Wenn ich bereit war, die Taverne zu verlassen, würde einer der Männer die Gasse überprüfen, damit ich unbemerkt verschwinden könnte.

19

Die Straßen von Argentum – Die Bauchkette

»Lieber Herr«, sagte ich, »verzeih mir, dass ich es wage, dich anzusprechen, aber deine liebenswürdige Miene ermutigt mich dazu.«

»Lady?« fragte er.

»Ich bin in einer verzweifelten Notlage.« flüsterte ich kläglich.

»Bist du eine Bettlerin?« fragte er.

Ich senkte meinen Kopf, als ob ich mich schämte.

»Verzeih mir, Lady«, sagte er. »Es sind harte Zeiten.«

Ich sah hoch, meine Augen waren über dem Schleier.

»Du bist verständnisvoll.« flüsterte ich.

»Ich war unhöflich«, entgegnete er, »entschuldige bitte.«

»Jemand wie du kann nicht unhöflich sein.« widersprach ich halb weinend. »Man sieht sofort, dass du gütig und großmütig bist.«

Er war außerdem groß und stark.

»Wie kann ich dir behilflich sein?« fragte er.

Ich wandte mich wie aus Verwirrung und Scham halb von ihm ab. So etwas war mir beigebracht worden. Die Männer meines Herrn hatte es oft mit mir geprobt.

»Bitte.« sagte er.

»Ich sollte dich nicht damit behelligen.« flüsterte ich.

»Vielleicht brauchst du Geld.« vermutete er. »Ich bin zwar nicht reich, aber ein wenig habe ich.«

»Besser den Tod auf den Straßen oder ein Kragen, als mich so zu erniedrigen und deine Großzügigkeit zu missbrauchen.«

»Hast du Hunger?«

»Ja.«

»Deine Roben, obwohl getragen und schäbig, sind gut instand gehalten.«

»Ich bin aus einer niedrigen Kaste.«

Es machte mich natürlich nervös, so etwas zu sagen. Wenn eine Sklavin sich mit einer Kaste in Verbindung bring, ist das eine ernste Sache. Ebenso wäre es nicht klug von ihr, sich in der Kleidung einer freien Frau erwischen zu lassen. Auch das ist ein schreckliches Vergehen.

»Was ist deine Kaste?« fragte er.

Er gehörte, wie ich an seiner Kleidung sehen konnte, der Kaste der Metallarbeiter an.

»Deine«, antwortete ich, »die der Metallarbeiter.«

»Wir sind in der gleichen Kaste.« stellte er fest. »Aber«, lachte er, »ich sollte dich daran erinnern, dass das keine niedrige Kaste ist. Was täten die Stadtbewohner ohne uns?«

Auf diese Art versichern sich Angehörige dieser Kaste untereinander gern, dass Werkzeuge und Metallarbeiten für eine hohe Zivilisation unentbehrlich waren. Dann sah er mich freundlich an und sprach ernsthafter.

»Du hättest keinen Moment zögern sollen, mich anzusprechen.«

»Du bist sehr freundlich.« antwortete ich.

Von Kastenangehörigen werden oft Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert. Die Kaste ist für die meisten Goreaner extrem wichtig, auch wenn sie nicht das traditionelle Handwerk ihrer Kaste ausüben. Die Kaste markiert auf Gor eine »Nationalität«, um es einmal so auszudrücken. Andere »Nationalitäten« sind die Mitgliedschaft in einem Familienclan oder das Treuegelöbnis zu einem Heimstein, gewöhnlich dem eines Dorfes oder einer Stadt. Es scheint, dass in der ferneren Vergangenheit Gors diese Loyalität auf Grund von Verwandtschaftsverhältnissen auch politische Loyalitäten begründeten, bis das Leben komplexer und die Bevölkerung mobiler wurde und sich diese Verbindung auflöste. Jetzt spielen verwandtschaftliche Strukturen im öffentlichen Leben Gors keine große Rolle mehr, obwohl in manchen Städten Blöcke von freien Bürgern, die berechtigt sind, an Wahlen teilzunehmen, auf dieser Basis gebildet werden.

»Ich habe sechs Tarskstücke bei mir«, sagte er, »und ich werde dir drei davon geben.«

Ich musste an meine Ausbildung denken. Einer der Männer meines Herrn hatte mir den Punkt unterhalb des Nabels gezeigt, wo man ein Messer zu einem Viertel in meinen Bauch hineinstoßen und meine Eingeweide herausholen konnte.

»Eines wäre mehr als genug«, sagte ich, »mehr kann ich nicht annehmen.«

»Dann nimm zwei.« sagte er.

Ich nahm die zwei Tarskstücke entgegen. Ich steckte sie, Dankbarkeit heuchelnd, in den Geldbeutel, der mir an der Seite am Gürtel hing. Die Männer meines Herrn würden sie natürlich später herausnehmen.

»Ich wünsche dir alles Gute.« sagte er und wollte sich abwenden.

Meine Hand hielt ihn auf. Er sah mich erstaunt an.

»Bitte erlaube mir, dir zu danken.« sagte ich.

»Das ist nicht nötig.« antwortete er.

»Ich möchte dir aber danken«, beharrte ich, »nach Art der Frauen.«

»Das ist nicht nötig.« wiederholte er.

»Mir ist von anderen gesagt worden«, sagte ich, »dass ich schön genug wäre, um eine Sklavin zu sein.«

»Daran zweifele ich nicht.«

»Ich bin bereit, dir zu dienen«, fuhr ich fort, »sogar wie eine Sklavin.«

»Das kann ich in jeder Taverne finden«, entgegnete er, »du aber bist eine freie Frau und von meiner eigenen Kaste.«

»Trotzdem«, blieb ich hartnäckig, »bin ich bereit, dir zu dienen.«

»Manche haben dich schon dazu gebracht, die Münzen abzubezahlen, nicht?«

Ich senkte meinen Kopf, als würde ich mich schämen.

»Ja.« flüsterte ich.

»Verzeih mir«, sagte er, »ich hätte das nicht fragen sollen.«

Ich hielt den Kopf gesenkt.

»Du armes Ding«, sagte er, »was für Bestien, was für Schurken waren das.«

»Es waren Männer«, entgegnete ich, mit den Schultern zuckend, »und ich bin eine Frau.«

»Hab keine Angst«, sagte er, »ich werde dich nicht missbrauchen.«

»Aber ich möchte dir dienen.« sagte ich.

Er sah mich erstaunt an.

»Ich habe nicht von ungefähr gerade dich angesprochen.« sagte ich.

»Ach.« sagte er leise.

Das schmeichelte ihm. Tatsächlich hatte ich ihn ausgewählt, weil die Männer meines Herrn, als er vorbeikam, mir ihn zeigten. Sie hatten ihn ausgewählt, nicht ich.

»Bitte.« sagte ich.

Er war ein goreanischer Mann. Ich hatte keinen Zweifel, dass er mich würde haben wollen. Ich musste nur seine Hemmungen überwinden, die mit meiner angeblichen Stellung als freier Frau seiner eigenen Kaste und vielleicht mit seinen Skrupeln, meine angebliche Notlage auszunutzen, zu tun hatten. Ich wich etwas in den Durchgang zwischen den zwei Gebäuden zurück.

»Nein.« sagte er leise.

Aber er hinderte mich nicht, als ich anmutig, aber mit einer gewissen scheinbaren Scheu in der Gasse zwischen den Wänden meine Kapuze zurückwarf und meinen Schleier senkte.

»Du bist schön.« sagte er.

Mein Haar war zurückgekämmt und bedeckte meine Ohren. Es war am Hinterkopf zusammengebunden. Er sah mich an. Einen Moment fürchtete ich, dass er etwas ahnte. Er hob seine Hand und führte sie ein Stück zu meinem Hals, doch dann senkte er sie wieder. Ich fühlte, was er tun wollte und zog meine Robe vom Hals weg.

»Ah.« sagte er leise.

Kein Kragen lag um meinen Hals. Mein Hals war ohne Kragen! Ich stand vor ihm. Ich glaube, er fand mich schön. Mein Gesicht war entblößt. Das hat für Goreaner eine große Bedeutung. Seine Augen leuchteten.

»Lass mich mein Haar für dich öffnen.« flüsterte ich.

»Nicht hier.« flüsterte er sofort mit heiserer Stimme. »Hinten. Weiter hinten.«