Ich ging vor ihm weiter in den Durchgang hinein und beobachtete ihn dabei. Er war sehr erregt. Dann stand ich mit dem Rücken am Ende des Durchgangs, es war eine Sackgasse.
»Nein«, sagte er plötzlich, »ich darf deine Situation nicht ausnutzen.«
»Dann lass wenigstens ein winziges Küsschen zu«, entgegnete ich leise, »nur eins, nur eine winzige Berührung mit meinen Lippen, oder mit meinem Körper oder mit allem, was du willst.«
Er stützte seine Handflächen rechts und links neben meine Schultern gegen die Mauer. Er senkte einen Augenblick seinen Kopf und kämpfte mit sich. Dann hob er den Kopf wieder und sah mir in die Augen. Ich war klein gegen ihn und schwach und eine Frau. Ich fühlte, wie er meinen Gürtel löste, dann fiel er, mit dem daran befestigten Geldbeutel auf die Steine der Gasse. Er fasste an den geöffneten Kragen meiner Robe.
Von den üblichen Kleidungsstücken einer freien Frau trug ich nur das äußere Gewand der Verhüllung, die Straßenrobe. Das hatte mein Herr so befohlen. Wenn ich flüchten wollte, würde ich in dieser Kleidung nicht weit kommen. Ich hätte mich unter freien Frauen nicht einmal ausziehen können, da ich unter dem Gewand der Verhüllung kein Untergewand trug. Unter der Straßenrobe war nur eine nackte Frau mit einem Brandzeichen.
Die Augen des Mannes loderten vor Begehren. Plötzlich riss er, getrieben von seiner leidenschaftlichen Begierde, meine Robe auf. Mein Herr hatte noch eine weitere Vorsichtsmaßnahme ergriffen.
»Du trägst ja eine Bauchkette wie eine Sklavin!« rief der Mann überrascht.
Fast zur gleichen Zeit erhielt er von hinten einen schweren Schlag von den Männern meines Herrn. Er war sehr stark. Sie mussten ihn fünf Schläge versetzen, bevor er zu Boden ging. Ich wich erschrocken an die Wand zurück. Einer der Männer meines Herrn schüttete aus einem Lederbeutel Paga auf die liegende Gestalt. Sie würden ihn auf ihren Schultern aus der Gasse tragen. Niemand auf den Straßen würden sich bei seinem Anblick und bei dem Geruch, den er jetzt verbreitete, etwas dabei denken. Sie würden ihn zum Hintereingang der Taverne bringen.
»Zieh die Robe aus.« befahl einer der Männer.
Er hatte schon den Gürtel mit dem Geldbeutel aufgehoben und in einen Sack gesteckt. Ich zog die Robe aus und er steckte sie mit der Kapuze und dem Schleier auch in den Sack. Bis auf die Bauchkette war ich jetzt nackt. Ihre Glieder waren schwer. Während es für einen Mann wegen seiner schmalen Hüften manchmal möglich ist, aus solch einer Kette herauszuschlüpfen, ist das für eine Frau nicht möglich. Zwischen den breiten Hüften und dem schwellenden Busen findet sie über unserer Taille einen natürlichen, reizvollen und sicheren Halt. Die Kette war hinter meinem Rücken mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Auf der Vorderseite hatte sie eine schwere Metallplatte, wie ein Medaillon, die meinen Unterbauch bedeckte. Auf dieser Metallplatte war ein großes, schräges »Kef« eingraviert, das stand für »Kajira« und war eine größere Ausgabe des gleichen Buchstabens, der meinen Schenkel schmückte. Der Mann mit dem Sack legte ihn ab und nahm die Metallscheibe in seine Hand. Er zog an ihr, so dass die Kette sich spannte und ließ sie dann zurück an meinen Bauch klatschen. Er lachte.
»Auf alle vier.« befahl er.
Ich ging in der Gasse auf alle vier. Die Metallplatte hing jetzt etwas vor meinem Bauch herunter. Der Kragen meines Herrn wurde aus dem Sack genommen und an meinem Hals befestigt. Dann wurde mir die Bauchkette abgenommen und im Sack verstaut. Der Mann hielt mir eine Tunika vor den Mund und ich nahm sie zwischen die Zähne. Wenn ich die Gasse verlassen würde, gäbe es jetzt nicht Ungewöhnliches mehr an mir. Ich war nur noch ein gewöhnliches, in seiner knappen Tunika reizvoll entblößtes Mädchen in einem bequemen Kragen, nicht außergewöhnliches.
20
Der Schlüssel im Gürtel
»Bitte Herr,« sagte ich und kniete schnell neben dem Beginn des Durchgangs nieder, »mein Herr ist von seinem Geschäft in Anspruch genommen und vernachlässigt mich.«
Der große, starke Mann blieb stehen, um mich zu betrachten. Ich war eine Frau, die für goreanische Männer scheinbar nicht ohne Interesse war.
»Bitte Herr,«, bat ich, »hab Mitleid mit einer Sklavin, die an ihrer Begierde verzweifelt.«
»Du bist nackt.« bemerkte er.
»Mein Herr hat mich bestraft«, entgegnete ich, »weil er es satt war, dass ich so oft vor ihm auf dem Bauch kroch und nur noch an Liebe denken konnte.«
»Ich glaube nicht, dass ich eine Sklavin wie dich nackt auf die Straße schicken würde.«
»Herr?«
»Sie könnte belästigt werden.«
»Ja, Herr.«
Er lachte. Ich sah nach unten, als wäre ich verwirrt und verlegen.
»Wie lange ist es her, seit du angefasst worden bist?«
»Zwei Wochen.«
»Unglaublich.«
»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich.
»Dein Herr hat sicher viele Frauen.« spekulierte er.
»Nein«, antwortete ich, »nur mich.«
»Dann«, sagte er, »ist es wirklich unglaublich.«
»Ich danke dir, Herr.« sagte ich schüchtern.
»Um sich eine Sklavin wie dich leisten zu können«, fuhr er fort, »muss er wohlhabend sein.«
»Er ist reich.«
»Warum hat er dann nicht viele Frauen?«
»Er kümmert sich mehr um Geschäfte als um Frauen.«
»Du bist ziemlich schön.« stellte er fest und bewunderte mich mit der Offenheit und Aufrichtigkeit goreanischer Herren.
»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich und errötete unter seinem Blick.
»Hast du es wirklich so nötig?«
»Ja, Herr.«
Es stimmte. Mein Herr achtete darauf, dass ich ständig sexuell ausgehungert blieb. Er schien zu glauben, dass meine Begierden, wenn sie so stark waren, mich in dieser Art von Vorstellungen überzeugender machten. Vielleicht hatte er sogar recht damit. Wenn ein goreanischer Mann geübt darin war, Frauen zu durchschauen, und viele waren es, dann würde er sich in dieser Hinsicht sicher nicht täuschen lassen. Ich wand mich nackt und auf den Knien vor ihm.
»Ich bedauere.« sagte er.
Ich legte meinen Kopf auf den Boden. Ich wünschte wirklich, dass er sich mit mir abgeben würde. Goreanische Männer lassen übrigens selten eine Gelegenheit zum Sex ungenutzt, vor allem wenn es mit dem Zweck verbunden werden kann, das Mädchen zu bestrafen, ihre Begierden weiter zu steigern oder sie vielleicht richtig heiß zum Verkauf auf dem Sklavenblock zu machen. Einer Frau den Sex bewusst vorzuenthalten ist auf Gor fast undenkbar. So etwas wird, glaube ich, eher auf der Erde als auf Gor praktiziert, und auf der Erde interessanterweise nicht an Sklavinnen sondern an freien Frauen.
In der Tat scheint so etwas einer der großen Unterschiede zwischen Sklavinnen und ihren freien Schwestern zu sein. Das soll nicht heißen, dass eine Sklavin nicht gelegentlich um Sex bettelt. Wenn sie es tut, hilft ihr das, zu verstehen, dass sie sexuelle Begierden hat, dass deren Befriedigung aber allein von ihrem Herrn abhängt. Eine manchmal gebrauchte Formulierung ist: »Ich bezeuge eindeutig und ohne Vorbehalt meine sexuellen Begierden. Ich möchte sie befriedig bekommen. Dich, Herr, bitte ich, sie zu befriedigen.« Das heißt, das eine Sklavin durchaus um sexuelle Befriedigung bitten kann. Es wird vollkommen akzeptiert, wenn sie so etwas tut. Es ist unnötig zu sagen, dass ihr Herr solchen Bitten seiner Sklavin im Allgemeinen entspricht. Wenn er selbst Sex will, wird er seine Sklavin natürlich einfach nehmen. Ihr Wille bedeutet dann nichts. Und sie wird sich bemühen, ihn vollständig zufrieden zu stellen. Er ist der Herr und sie ist die Sklavin. Für eine freie Frau wäre so etwas natürlich völlig undenkbar.
»Ich bin einsam, vernachlässigt und ich brauche es.« sagte ich. »Mein Herr kümmert sich mehr um seine Geschäfte als um seine Sklavin.«
»Ich bedauere.« wiederholte er.
»Du bist stark und du bist ein Mann.« drängte ich, zu ihm aufschauend. »Ich bin klein und schwach und eine Frau und ich bin heiß.«
Er sagte nichts.