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»Ich würde für dich den Sklavenknoten in meinem Haar binden.« bot ich ihm an.

»Bietest du etwa einem Mann, der nicht dein Herr ist, an, dich anzufassen?« fragte er.

»Oh nein, Herr.« antwortete ich schnell.

Er lächelte.

»Verachtest du mich für meine Hilflosigkeit?« fragte ich.

»Nein.«

»Du bist freundlich zur Sklavin.« flüsterte ich.

»Auf jeden Fall«, sagte er, »trägst du einen Eisengürtel.«

»Herr«, sagte ich schnell und leise, »aus diesen Grund knie ich doch vor dir. Mein Herr hat in seinem Ärger und weil er so in seine Geschäfte vertieft war, vergessen, den Schlüssel abzuziehen, als er meinen Gürtel verschlossen hat. Er steckt immer noch im Schloss. Ich fühle ihn hinter meinem Rücken.«

»Oh?« sagte er interessiert.

»Ja.« flüsterte ich.

»Er muss wirklich sehr beschäftigt gewesen sein.«

»Er war auch ärgerlich.« sagte ich. »Er zog mich aus, legte mir den Gürtel an und schickte mich zu einer Besorgung aus dem Haus. Ich glaube, er achtete nicht sehr darauf, was er tat.«

Dies schien mir der schwächste Teil der Geschichte zu sein: dass ein goreanischer Mann vergessen könnte, einen Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen. Das wird eigentlich schon aus Gewohnheit gemacht. Ich hatte einen Briefzylinder, einen geschlossenen, schmalen Lederzylinder, der für den Transport von Notizen, Botschaften verwendet wird, an einem Strick über meinem Kragen am Hals hängen.

»Also kann der Gürtel dir leicht abgenommen«, folgerte der Mann, »und später wieder angelegt werden.«

»Ja.«

Ich konnte sehen, dass er an mir interessiert war. Er fand mich sichtlich begehrenswert. Sicher konnte ein Schlüssel in einem Schloss vergessen werden. So etwas konnte passieren. Sollte man solch ein Glück infrage stellen?

»Ich bin nicht dein Besitzer.« sagte er zögernd.

»Tu so, als wärest du es«, sagte ich, »für eine Ahn.«

»Hier ist es ungünstig.« sagte er.

»Nimm mich mit in den Durchgang.« antwortete ich. »Schütte Müll auf die Steine und lege mich darauf, denn ich bin eine Sklavin und bin es nicht wert, einem Herrn zu dienen. Mache den Müll zu meinem Bett.«

»Mein zusammengelegter Mantel tut es auch.« lächelte er.

»Dann hülle mich in ihn ein«, sagte ich, »als würdest du mich umarmen und ich werde dir meine weibliche Unterwerfung unter deine Männlichkeit schenken.«

Dann kniete ich langsam und anmutig vor ihm nieder, sah zu ihm auf und knüpfte den Sklavenknoten in mein Haar, der dann neben meiner rechten Wange hing.

»Geh voran.« sagte er freundlich.

Ich erhob mich anmutig und ging voran. Ich hätte es lieber gehabt, wenn er nicht so besorgt um mich gewesen wäre. Ich dachte an das Messer von einem der Männer meines Herrn, an die Stelle, an der es so leicht in meinen Bauch stechen, wie sich die Klinge drehen und mich wie ein Larma aufschlitzen konnte. Er breitete seinen Mantel aus, faltete ihn zusammen und legte ihn auf die Steine des Durchgangs. Ich kniete auf ihm nieder und legte meine Hände zusammengefaltet hinter meinen Kopf. Ich hoffte, dass die Männer meines Herrn weggegangen waren. Er kam zu mir, ich schmiegte mich an ihn und fühlte, wie er den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Nach einem Augenblick war der Gürtel geöffnet und lag an der Seite.

»Du bist offen.« verkündete er.

»Ja, Herr.«

»Du bist sehr schön.«

»Ich danke dir, Herr.«

»Ist irgend etwas?«

»Nein, Herr.«

»Haben wir viel Zeit?«

»Ich weiß es nicht, Herr.«

»Wie lange dauert deine Besorgung?«

»Ich weiß es nicht, Herr.«

»Was ist es?«

»Ich weiß es nicht, Herr.«

»Es steht sicher auf einem Zettel im Briefzylinder.«

»Ja, Herr.«

»Bei wem solltest du die Besorgung machen?« fragte er. »Wer sollte den Zettel lesen?«

»Er wurde mir von den Männern meines Herrn gezeigt.«

»Kennst du seinen Namen?«

»Nein.«

»Aber du weißt, wer er ist?«

»Ja, Herr.«

»Wann sollst du den Zettel abgeben?«

»Ich habe es schon getan.«

»Du bist schon auf dem Rückweg?«

»Ich bin gerade da.«

»Ich verstehe nicht.«

»Die Botschaft ist für dich.« sagte ich.

Er sah mich verblüfft an. Dann öffnete er den Briefzylinder und holte ein Blatt zusammengerolltes Papier heraus. Er entrollte und las es. Er sprang auf die Füße, drehte sich herum, aber sie waren schon über ihm. Sie prügelten brutal auf ihn ein. Dann lag er zerschlagen zu ihren Füßen.

»Verzeih mir, Herr.« sagte ich.

»Leg den Gürtel wieder an.« befahl einer der Männer meines Herrn.

»Ja, Herr.« sagte ich gehorsam.

Der Schlüssel wurde wieder im Schloss gelassen. Das Blatt Papier wurde wieder zusammengerollt und in die Kapsel gesteckt. Die Botschaft darauf lautete, wie mir gesagt worden war: »Du bist gefangen genommen.«

»Wieder einer für die Schwarze Kette des Ionicus.« sagte einer der Männer.

Ionicus war Herr über Arbeitskolonnen. Er besaß mehrere, die »Rote Kette«, die »Grüne Kette«, die »Gelbe Kette« und so weiter, jede bestand aus einigen hundert Männern. Angeblich waren es freie Kolonnen, »frei« in dem Sinne, dass sie keine Sklaven beschäftigten.

Goreaner beschäftigen im Allgemeinen keine Sklaven bei solchen Arbeiten wie Straßenbau, Belagerungsarbeiten oder dem Errichten von Mauern. Genauso benutzen sie sie generell nicht für den Bau von Tempeln und öffentlichen Gebäuden. Meist werden solche Arbeiten von den freien Arbeitern einer Stadt ausgeführt, obwohl diese »freien Arbeiter« in Notfällen auch »zwangsverpflichtet« oder »einberufen« werden, etwa wie zum Militärdienst. Normalerweise werden die freien Arbeiter natürlich bezahlt und erhalten Kost und Logis aus privaten oder öffentlichen Mitteln. Jede Stadt, in der die freien Arbeiter ihren Lebensunterhalt durch Sklavenarbeit bedroht sehen, würde schwere Unruhen oder sogar eine Revolution riskieren. Außerdem haben die freien Arbeiter einer Stadt den gleichen Heimstein, wie die Aristokratie, die Hohen Kasten und die führenden Familien. Aus diesem Grund gibt es unter ihnen eine gemeinsame Liebe zur Stadt und einen gemeinsamen Bürgersinn, der ökonomische Kompromisse erleichtert und die Erhaltung der Arbeitskraft der freien Arbeiter garantiert.

Die meisten dieser Kompromisse sind dabei glücklicherweise eine Angelegenheit der kulturellen Tradition. Sie werden von allen Bürgern akzeptiert und ihre eigentlichen Ursprünge, manchmal ein für beide Seiten verlustreicher Bürgerkrieg oder Klassenkampf oder blutige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Häusern, sind nicht selten vergessen und nur noch für Historiker von Interesse. Manche glauben, dass in solche Krisen der Heimstein erfunden wurde.

Natürlich gibt es mehrere Mythen über den Ursprung des Heimsteins. Eine beliebte Sage berichtet, dass ein früherer Held, Hesius, einmal große Arbeiten für die Priesterkönige verrichtete und ihm dafür eine Belohnung, die wertvoller als Gold und Silber wäre, versprochen wurde. Er erhielt jedoch nur einen flachen Stein, in den ein einzelner Buchstabe eingemeißelt war, der erste Buchstabe des Namens seines Heimatdorfes. Er beschuldigte die Priesterkönige daraufhin, sie wären geizig und hätten sein Vertrauen missbraucht. Ihm wurde aber gesagt, dass das, was er erhalten habe, in der Tat wertvoller als Gold und Silber sei, es sei ein »Heimstein«. Er kehrte in sein Heimatdorf zurück, in dem Krieg und Zwietracht herrschte. Dort erzählte er die Geschichte und legte den Stein auf den Markplatz.

»Wenn die Priesterkönige sagen, dies ist wertvoller als Gold und Silber«, sagte ein weiser Mann, »dann muss das auch stimmen.«

»Ja.« sagten die Leute.

»Unser Heimstein.« antwortete Hesius.

Die Waffen wurden daraufhin niedergelegt und Friede kehrte ein. Der Name des Dorfes aber war »Ar«. In der goreanischen Tradition wird allgemein akzeptiert, dass der Heimstein von Ar der älteste Heimstein auf Gor ist.

»Ja.« stimmte ein anderer Mann meines Herrn zu.