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Ich fürchtete mich nicht vor einem erneuten Verkauf. Ich war schon einige Male verkauft worden. Der erste Verkauf eines Mädchens, jedenfalls der erste öffentliche Verkauf (für mich war er in Markt von Semris), wenn sie auf einem Block nackt den Käufern zur Schau gestellt wird, ist für sie wahrscheinlich der Schlimmste. Danach hat sie ein Gefühl dafür, wie es ist, als Ware verkauft zu werden. Eigentlich erregte mich der Gedanke, wieder verkauft zu werden. Ich wollte schön sein, Männer zufrieden stellen und auf dem Markt den höchsten Preis bringen.

Die Gefahr, dass ich einem der Männer, bei deren Gefangennahme ich beteiligt war, jemals wieder begegnen würde, war übrigens nicht sehr hoch. Es schien, als wären sie alle nördlich von Torcadino gebracht worden.

Ich dachte an Tyrrhenius. Er ging wirklich kein großes Risiko ein. Wer konnte schon beweisen, dass er in diese Dinge verwickelt war? Meine eigene Aussage wäre, selbst wenn sie mir auf der Streckbank abgezwungen werden sollte, nur die einer Sklavin; seine Männer würden ihn vermutlich nicht verraten; und er konnte immer behaupten, dass seine Taverne und ihr Keller ohne sein Wissen benutzt worden waren. Er konnte bestürzt und empört tun. Er war in Argentum angesehen. Er wohnte nicht einmal über der Taverne.

»Es kommt jemand!« warnte ich leise die Männer.

Sie warfen den gefesselten und geknebelten Mann auf den Karren. Sie würden ihn auf den Karren binden und ihn mit einer Plane abdecken.

»Nah?« fragte der erste der Männer.

Ich nickte.

»Halt ihn auf.« befahl jemand mit heftigem Flüstern.

Der Mann, der sich von links näherte, war noch etwa zehn oder fünfzehn Yards entfernt. Er trug einen kurzen Mantel, der mit einer Bronzenadel an der rechten Schulter zusammengehalten wurde, hohe, schuhähnliche Sandalen und einen breitkrempeligen Hut. Ein Sack hing an einem Stock, der über seiner Schulter lag. Unter seinem Mantel trug er an einem Riemen über der linken Schulter ein Schwert. Ich nahm an, dass er damit umgehen konnte. Der Hut verbarg unter der gegen die Sonne heruntergezogenen breiten Krempe sein Gesicht. Ich hielt ihn für einen Reisenden. Seine Kleidung war nicht untypisch für einen reisenden Mann auf Gor, oft wurde sie aber auch von Jägern getragen.

Mit gesenktem Kopf eilte ich herbei, kniete vor ihm nieder und versperrte ihm so den Weg. Ich legte meinen Kopf zu seinen Füßen. Auf diese Art kann eine Sklavin ihren Respekt vor einem freien Mann zeigen. Ich verkrampfte mich, denn ich erwartete, geschlagen oder gepeitscht zu werden, weil ich ihm den Weg versperrt hatte. Ich musste dann versuchen, seinen Knöchel oder sein Knie zu umklammern, um verzweifelte Begierde vorzutäuschen. Ich wusste, dass ich riskierte, mit seinem Stock verprügelt zu werden. Aber mir war befohlen worden, den Mann aufzuhalten und das würde ich tun, wenn ich konnte.

»Eine Sklavin mit verzweifelten Begierden bittet den Herrn, Mitleid mit ihr zu haben.« sagte ich.

Ich zitterte. Aber er trat mich weder mit seinem Fuß zur Seite in den Rinnstein, noch griff er mir in die Haare, um meinen Kopf wegzureißen. Er spuckte mich nicht einmal an oder schrie ärgerlich auf, verhöhnte mich nicht und befahl mir auch nicht, aus dem Weg zu gehen. Schnell begann ich, seine Füße zu küssen und abzulecken und ihm, einem Mann, meine Ehrerbietung zu bezeugen. Ich war etwas erstaunt. Dann bekam ich Angst. Goreanische Herren sind, wenn sie deren Bitten nach Sex erfüllen wollen, oft freundlich zu Sklavinnen, die ihre Begierde zeigen. Obwohl ich danach gierte, angefasst zu werden, hatte mein Herr, Tyrrhenius aus Argentum doch befohlen, dass ich keine sexuelle Erfüllung haben dürfte. Ich wollte nicht, dass dieser Mann, ein Fremder, den ich auf der Straße angesprochen hatte, mich benutzte. Die Männer meines Herrn waren in der Nähe.

»Du küsst und leckst gut wie immer, vielleicht sogar etwas besser, Doreen.« sagte der Mann. »Oder bist du gar nicht mehr Doreen?«

Ich sah erschrocken hoch.

»Ich bin jetzt Tuka, Herr.« stammelte ich.

»Ein ausgezeichneter Name für eine Sklavenschlampe wie dich.«

»Ich danke dir, Herr.«

»Du kennst mich, nicht wahr?« fragte er lächelnd.

»Ja, Herr.« flüsterte ich verängstigt.

»Wegen dir«, lachte er, »du kurvenreicher kleiner Urt, habe ich meinen Posten in Brundisium verloren.«

»Verzeih mir, Herr.« entgegnete ich.

Ich fürchtete, dass er mich peitschen würde.

»Ich werfe Hendow nicht vor, dass er eifersüchtig war.« sagte er. »Ein Mann kann bei einem Gesicht wie deinem und deinen Kurven schon wahnsinnig werden.«

»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich.

»Aber ich lehrte dich, was es bedeutet, Sklavin zu sein, oder?« fragte er.

»Ja, Herr.«

Das war nur zu wahr.

»Du bist gestohlen worden, nicht?«

»Ja, Herr.«

»Das habe ich in Brundisium gehört.« fuhr er fort. »Ich habe nicht geglaubt, dass Hendow dich gehe lassen hätte.«

»Vielleicht nicht, Herr.«

Ich wusste es nicht genau. Es erschien mir unwahrscheinlich, dass Hendow sich um mich gekümmert hätte. Er hatte mich nur einmal benutzt, und da hatte er keine Rücksicht genommen. Auf der Erde nehmen Schwächlinge, die von Frauen loskommen wollen, manchmal Zuflucht zu der bequemen Ausrede, »sie würden sie stark genug lieben, um sie gehen lassen zu können«. Diese Position, wie immer ihr moralischer und psychologischer Wahrheitsgehalt auch sein mag, war keine typisch gorea7nische Position, wenigstens dann nicht, wenn Sklavinnen gemeint waren. Die meisten Goreaner würden es für ziemlich absurd halten, einer Frau sein Interesse dadurch zu zeigen, dass man sie gehen lässt. Man zeigt sein Interesse dadurch, dass man sie behält. Und wenn nötig, kämpft man um sie. Welche Frau, fragte ich mich, würde ein solches Gejammer nicht durchschauen? Die meisten Frauen, so schien es mir, würden einen Mann bevorzugen, der genug Interesse an ihnen hat, auch um sie zu kämpfen und nicht jemanden, der »sie gehen ließe«.

»Anscheinend wurde Tupita zur selben Zeit gestohlen.« bemerkte er.

»Ja, Herr.«

Es schien mir nicht wichtig zu sein, ihm zu sagen, dass Tupita weglaufen wollte, und mein Verkauf ihr die Reise von Brundisium sichern sollte.

»Du bist nicht nach Argentum gekommen, um nach mir zu suchen, oder?« fragte ich.

»Wohl kaum.« lachte er.

»Oh.« sagte ich enttäuscht.

Ich hatte geglaubt, dass er wegen mir gekommen war. Ich war etwas verstimmt, weil es nicht so zu sein schien. Er lachte.

»Der Herr ist weit weg von Brundisium.« bemerkte ich.

»Ich bin nach Argentum gekommen, um mein Glück zu suchen.« sagte er. »Ich werde in den Dienst irgendeines Söldnerkapitäns treten.«

Ich war mir sicher, dass man einen solchen Dienst auch näher an Brundisium finden könnte.

»Was ist mit Tupita passiert?« fragte er. »Weißt du, was aus ihr wurde?«

»Wir wurden beide in Samnium verkauft.« antwortete ich. »Ich weiß nicht, wer sie gekauft hat. Ich weiß nicht, wohin sie ging.«

»Sie war hübsch.«

»Ja, Herr.« stimmte ich zu.

»Die Übergangszeit ist schon lange vorbei.« sagte er. »Ihr seid beide legales Eigentum eurer neuen Herren.«

»Ja, Herr.«

Ich hörte die Räder des Karrens, der jetzt vom Durchgang her heranrollte. Sicher lag der geknebelte Mann jetzt darauf, an Füßen, Bauch und Hals gefesselt und mit einer Plane bedeckt.

»Was ist los?« fragte er.

»Nichts, Herr.«

»Sind deine Hüften immer noch so beweglich?« fragte er weiter. »Schwingst du sie immer noch so gut?«

Ich warf einen ängstlichen Blick zurück zur Einmündung des Durchgangs in die Straße.