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Par zog eine Grimasse. »Du siehst selbst nicht sehr wohl aus.« Im Gesicht und am Hals des großen Mannes waren Narben von Kampfverletzungen zu setzen, die neu hinzugekommen waren, seit sie sich getrennt hatten. Par schüttelte überwältigt den Kopf. »Ich glaubte immer zu wissen, daß du aus der Grube entkommen bist, aber es tut gut, dich zum Beweis hier zu sehen.«

»Ha, seither ist viel geschehen, Talbewohner, das kann ich dir sagen!« Padishars glattes Haar war in Unordnung, und die Haut um seine Augen herum zeigte tiefe Schatten der Müdigkeit. Er schaute sich um. »Bist du allein? Das habe ich nicht erwartet. Wo ist dein Bruder? Wo ist Damson?«

Pars Lächeln verblaßte. »Coll...«, begann er, konnte den Satz aber nicht beenden. »Padishar, ich kann nicht...« Seine Hände verkrampften sich um das Schwert von Shannara, als würde er so den Halt wiederfinden können, den er plötzlich zu brauchen schien. »Damson ist heute morgen hinausgegangen. Sie ist nicht zurückgekommen.«

»Hinausgegangen? Wohin hinausgegangen, Junge?«

»Auf die Suche nach einem Fluchtweg aus der Stadt hinaus. Oder, falls es diesen nicht gibt, nach einem anderen Versteck. Die Föderation hat uns überall gefunden. Aber das weißt du. Du hast sie selbst gesehen. Padishar, wie lange hast du nach uns gesucht? Wie hast du es geschafft, diesen Ort zu finden?«

Die großen Hände sanken herab. »Hauptsächlich mit Glück. Ich habe alle Plätze abgesucht, wo ihr hättet sein können, die neueren und diejenigen, die Damson im vorangegangenen Jahr für uns eingerichtet hatte. Dieses ist ein alter Platz, der vor fünf Jahren eingerichtet und während der letzten drei Jahre nicht benutzt wurde. Ich habe mich erst daran erinnert, nachdem ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hatte.«

Plötzlich richtete er sich auf. »Junge!« rief er aus, und sein Blick fiel auf das Schwert in Pars Händen. »Ist es das? Das Schwert von Shannara? Hast du es also gefunden? Wie hast du es aus der Grube herausbekommen? Wo...?«

Aber plötzlich erklang aus der Dunkelheit hinter ihnen das Schlurfen von Schuhen auf hölzernen Treppenstufen, ein Klirren von Waffen und erhobene Stimmen. Padishar fuhr herum. Die Geräusche waren unmißverständlich. Bewaffnete Männer stiegen die rückwärtige Treppe zu dem Raum hinab, den Par gerade verlassen hatte. Offenbar waren sie durch die gleiche Tür gekommen, die Padishar benutzt hatte. Ohne ihren Schritt zu verlangsamen, drangen sie in die dahinterliegenden Tunnel vor, geführt von Fackeln, die in der Schwärze rauchten und spuckten.

Padishar fuhr erneut herum, ergriff Pars Arm und zog ihn auf die Falltür zu. »Die Föderation. Sie müssen mir gefolgt sein. Oder sie haben die Mühle beobachtet.«

Par stolperte und versuchte Padishar zurückzuziehen. »Padishar, die Tür...«

»Geduld, Junge«, unterbrach ihn der andere und zog ihn entschlossen die Stufen hinauf. »Wir werden draußen sein, bevor sie uns erreichen.«

Er warf sich gegen die Tür und stolperte zurück, einen Ausdruck des Unglaubens auf dem Gesicht.

»Ich habe versucht, dich zu warnen«, stöhnte Par, befreite sich und schaute zu den Verfolgern zurück, das Schwert von Shannara drohend erhoben. »Gibt es noch einen anderen Weg hinaus?«

Padishar antwortete, indem er sich erneut mehrere Male gegen die Falltür warf und all seine Kraft einsetzte, um hindurchzustoßen. Die Tür bewegte sich nicht, und obwohl einige ihrer Bretter unter seinem Aufprall splitterten, wichen sie nicht.

»Schatten!« spie der Anführer der Geächteten aus.

Föderationssoldaten drangen aus dem Gang in den Raum vor. Ein Sucher in schwarzem Umhang führte sie an. Sie erblickten Padishar und Par, die regungslos auf der Treppe zur Falltür standen, und eilten auf sie zu. Das Breitschwert in einer und das lange Messer in der anderen Hand, wirbelte Padishar die Treppe wieder hinunter, um dem Ansturm entgegenzutreten. Die ersten Soldaten, die ihn erreichten, wurden augenblicklich vernichtet. Die restlichen verlangsamten ihren Angriff und wurden wachsamer. Sie versuchten ihn zu täuschen und drangen nur noch vorsichtig vor, um ihn von der Seite her außer Gefecht zu setzen. Par stand hinter ihm und warf jene zurück, die ihn angreifen wollten. Langsam wichen die beiden wieder die Treppe hinauf und außer Reichweite zurück, so daß ihre Angreifer gezwungen waren, auf sie zuzukommen.

Es war ein aussichtsloser Kampf. Zwanzig gegen einen. Ein guter Vorstoß, und alles würde vorbei sein.

Par stieß mit dem Kopf hart gegen die Falltür. Er wandte sich lange genug um, damit er erneut dagegendrücken konnte. Sie war noch immer blockiert. Er spürte eine Woge der Verzweiflung in sich aufkeimen. Sie waren gefangen.

Er wußte, daß er den Wunschgesang würde einsetzen müssen.

Unter ihm warf sich Padishar auf ihre Angreifer und trieb sie ein Dutzend Stufen zurück.

Par berief die Energie herauf und spürte die Melodie in seine Lippen aufsteigen, seltsam düster und von bitterem Geschmack. Es war seit seiner Flucht aus der Grube nicht mehr dasselbe. Nichts war mehr dasselbe. Die Föderationssoldaten sammelten sich zum Gegenangriff, der Padishar erneut die Stufen hinaufzwang. Schweiß schimmerte auf dem Gesicht des Geächteten.

Dann klirrte plötzlich ein Riegel über ihnen, und die Falltür flog auf. Par schrie nach Padishar und sie eilten, ohne noch auf irgend etwas anderes zu achten, die Stufen hinauf, durch die Öffnung hindurch und in die Mühle hinein.

Dort stand Damson Rhee, das rote Haar aus ihrem Umhang herausflatternd, während sie auf einen Spalt in der Mühlenwand zueilte und ihnen zurief, sie sollten ihr folgen. Dunkle Gestalten erschienen plötzlich, versperrten ihr den Weg und riefen weitere herbei. Damson wirbelte schnell wie eine Katze in sie hinein. Feuer entsprang ihrer leeren Hand und zerfiel in Bruchstücke, die ihren Angreifern ins Gesicht flogen. Sie wirbelte durch sie hindurch, und die Straßenmagie schnellte nach rechts und nach links und eröffnete einen Pfad. Par und Padishar beeilten sich, ihr zu folgen, wobei sie wie wahnsinnig heulten. Die Soldaten versuchten vergebens, sich erneut zu formieren. Keiner von ihnen erreichte Par. Wie besessen kämpfend, tötete Padishar sie, wo sie standen.

Dann befanden sie sich draußen auf den Straßen und atmeten die feuchte Nachtluft. Ihre Gesichter waren schweißüberströmt, und ihr Atem zischte wie Dampf. Die Dunkelheit war zu einem zwielichtigen Hauch von Sand und Staub zerfallen, der dicht in den von engen Mauern begrenzten Gängen hing. Leute rannten schreiend davon, als Föderationssoldaten aus allen Richtungen auftauchten, schrien und fluchten und jedermann beiseite stießen, der ihnen im Wege stand.

Schweigend rannte Damson eine Straße hinab und führte Padishar und Par in einen dunklen Tunnel, der nach Abfall und Exkrementen stank. Sie wurden sofort verfolgt, jetzt allerdings entschieden langsamer. Damson führte sie durch eine Gasse und in den Seiteneingang eines Wirtshauses hinein. Sie eilten durch das schwach beleuchtete Innere, an über Tische gebeugten und auf Stühle gesunkenen Männern vorbei, um Fässer herum, an einer Theke vorbei und dann aus der Vordertür wieder hinaus.

Ein schäbiger Vorbau aus groben Brettern und mit tiefhängendem Dach erstreckte sich zu beiden Seiten. Die Straße war verlassen.

»Damson, was hat dich aufgehalten?« zischte Par ihr zu, während sie liefen. »Diese Falltür...«

»Mein Fehler, Talbewohner«, fauchte sie ärgerlich. »Ich habe die Tür blockiert, um sie zu verbergen. Ich dachte, das wäre sicherer für dich. Ich habe mich offenbar geirrt. Aber ich habe nichts damit zu tun, daß die Soldaten herkamen. Sie müssen den Ort selbst gefunden haben. Oder Padishar gefolgt sein.« Der große Mann wollte zu sprechen beginnen, aber sie unterbrach ihn. »Schnell jetzt. Sie kommen.«

Aus den Schatten vor und hinter ihnen drangen auf einmal die dunklen Gestalten von Föderationssoldaten auf die Straße. Damson fuhr herum, führte sie zu der entgegengesetzten Gebäudereihe zurück und eine Straße hinab, die so schmal war, daß sie nur wie ein enger Gang schien, durch den man gerade eben hindurchgelangen konnte. Wutgeschrei verfolgte sie.