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Die Sekunden vergingen. Walker konnte spüren, wie sich die Spannung in ihm aufbaute. Sei geduldig, mahnte er sich. Warte, bis es soweit ist.

Seine Magie begann sich in ihm zu sammeln.

Als sich Seuche auf halbem Weg zwischen dem nächstgelegenen Wachturm und den Südtoren befand, schlug Walker zu. Noch immer in dem Unsichtbarkeitszauber verborgen, schoß er einen Blitzstrahl auf Seuche ab, der sowohl den Reiter als auch sein Tier zu Boden stürzen ließ. Der Reiter versuchte aufzustehen, aber Walker schlug erneut zu, die Magie eine gelassene, aus seinen Händen hervorschießende Hitze, die das Schattenwesen entsetzt rückwärts taumeln ließ. Walker konnte bereits das Geräusch der anderen als schrillen Ton in seinem Geist hören, während sie herannahten. Er konnte bereits ihre Verärgerung spüren.

Hungersnot erschien als erster, wirbelte unter dem von den Brustwehren gebildeten Bogen hindurch, der ihn kurzzeitig verschluckt hatte. Er war näher an dem Kampfplatz gewesen als die anderen. Der skelettartige Umriß beugte sich tief herab, die knochigen Hände streckten sich aus, und der Reiter preschte vorwärts. Aber eine Wolke aus Staub und Rauch hing in seinem Weg. Walker hatte sie aufgerührt, weil er sein Kommen erwartete, und Hungersnot konnte nicht deutlich sehen, was geschah. Als er durch den Schild hindurchbrach, fand er sich genau über seiner Beute wieder. Walker Boh kämpfte mit Seuche, rang mit dem Schattenwesen und versuchte, es von seiner sich windenden Schlange herabzuziehen. Er kämpfte darum, daß sich beide nicht wieder würden erheben können.

Hungersnot schoß vorüber, und die Fingerknochen strichen an Walkers Gesicht vorbei.

Aber sie verfehlten ihn.

Sie erwischten statt dessen Seuche. Und Hungersnot wurde umgekehrt von dem anderen erwischt.

Beide Reiter schrien auf, als ihre jeweilige Magie den anderen angriff. Seuche fiel zurück, geschwächt von Hunger und Notwendigkeit. Hungersnot sprang voller Übelkeit und würgend zurück.

Feuer brach aus den Steinmauern zwischen ihnen auf und versetzte Hungersnot einen wilden Stoß, der ihn herumwirbelte.

Jetzt erschien Krieg. Er kam um das Westende der Mauer herum, die riesige Keule über den Kopf erhoben, während der Reiter auf den Kampfplatz zupreschte. Seine Schlange atmete Flammen, und ein feuriges Schimmern zeigte sich in den Augenschlitzen unter der Rüstung. Er sah Walker Boh deutlich, sah den Druiden mit Hungersnot ringen, und er griff sofort an. Er hatte vielleicht den Warnschrei von Hungersnot gehört, aber selbst wenn er ihn gehört hatte, beachtete er ihn nicht. Er senkte die Keule mit knirschender Wut und der Absicht, Walker Boh mit einem Schlag zu vernichten. Aber Walker war verschwunden, und der Schlag traf statt dessen Hungersnot, krachte durch das Schattenwesen hindurch und tief in seine Schlange hinein. Hungersnot heulte vor Schmerz und brach zu einem Knochenhaufen zusammen. Schlange und Reiter lagen regungslos im Staub.

Krieg wirbelte erneut herum, und plötzlich waren lästige Fliegen überall um ihn herum, stachen und bissen an den Waffen und durch die Rüstung hindurch. Krieg schrie auf, aber der Schlag war schnell und sicher ausgeführt worden. Seuche hatte Walker Boh dem Angriff, der Hungersnot gefällt hatte, ausweichen sehen, hatte gesehen, wie er sich gegen Krieg geworfen hatte und das Schattenwesen zu würgen begonnen hatte. Seuche, benommen und zerschlagen, hatte instinktiv reagiert und in einem schnellen Gegenschlag Fieber und Übelkeit gesandt. Aber die Dinge waren bereits außer Kontrolle der Reiter geraten. Nicht Walker Boh war getroffen worden, sondern Krieg.

Flach an die Festungsmauer gedrückt, zog Walker das Bild von sich selbst hinter dem kämpfenden Krieg in eine Staubwolke hinein und sandte einen Feuerblitz in Seuche, der das Schattenwesen vollständig von seinem Reittier warf. Der Felsstreifen bestand jetzt nur noch aus einem Staubschleier und Hitze, aufgeworfen von den sich windenden, knurrenden Schlangen und ihren rasenden Reitern. Die Bilder waren ein alter Trick, den der junge Jair Ohmsford vor drei Jahrhunderten in seinem Kampf mit den Mord Wraiths perfektioniert hatte. Walker hatte sich daran erinnert und wandte den Trick jetzt zu seinem Nutzen an. Er ließ die Schattenwesen hierhin und dorthin wirbeln, legte ein Bild von sich selbst zuerst über den einen und dann über den anderen, während er die ganze Zeit über seinen Rücken fest an die Festungsmauer preßte.

Spiegel und Licht, aber es erwies sich als ausreichend.

Von einem Dutzend tödlichen Fieberanfällen getroffen, riß Krieg seine Schlange herum. Walker Boh war erneut erschienen, saß rittlings auf dem gefallenen Reiter Seuche, versuchte die anderen Schattenwesen auszulöschen. Krieg griff halb blind und wahnsinnig an und hob eine große Streitaxt. Innerhalb von Sekunden war er über dem Druiden, und die Axt fuhr herab und schnitt ihn entzwei.

Nur daß der wieder nicht da war und die Klinge statt dessen durch Seuche und seine Schlange hindurchschnitt.

Von seinem Platz an der Festungsmauer aus ließ Walker Feuer in Krieg prallen. Das Schattenwesen ging zu Boden und wurde von seinem Reittier getrennt. Als sich das Tier zu erheben versuchte, verbrannte Walker es zu Asche.

Die Tiere teilten nicht die Beweglichkeit ihrer Reiter, wie Walker inzwischen erkannt hatte. Und die Vier Reiter konnten sich zwar von seiner Magie erholen, waren aber nicht immun gegenüber ihrer eigenen. Er hatte sehr wohl bemerkt, wie sie ihn jedesmal angegriffen hatten – immer nur einer von ihnen, einer nach dem anderen, niemals alle zugleich. Ein gemeinsamer Angriff hätte ihn vernichtet, aber trotzdem war keiner erfolgt. Die Vier Reiter waren nicht nur für ihre Feinde, sondern auch füreinander tödlich. Als schwache Imitationen der Legenden waren ihre Magien ein Fluch. Damit hatte er gerechnet. Davon war sein Plan genauso abhängig gewesen wie von dem Mittagslicht und der Hitze, die diese Wesen der Dunkelheit schwächen würden. Er hatte recht gehabt.

Verzweifeltes Umsichschlagen erklang von der Stelle, an der Krieg sich in seiner Rüstung windend dalag und gegen die Übelkeit ankämpfte, die in ihm wütete. Hungersnot und Seuche waren regungslose Haufen. Ihre Schlangen lagen still neben ihnen, und grünliches Blutwasser rann aus ihren Körpern in den Boden. Die trübe Luft klarte auf, Staub und Sand setzten sich auf der Erde ab. Flächen des Himmels, der Berge und des Waldes wurden wieder sichtbar.

Walker trat von der Mauer fort. Noch einer übrig. Wo war...

Das schwere schwarze Seil zischte mit einem Falkenschrei aus dem Dunst heraus, prallte gegen Walker und peitschte um ihn herum, während er dem Schlag standzuhalten versuchte. Verwirrt fiel er auf die Knie und dann auf den Rücken. Sofort erschien Tod, kam aus dem Sonnenlicht herangeritten und hob seine große Sense. Walker schluckte Luft in seine stechenden Lungen. Wie hatte er ihn finden können? Wie hatte er sehen können, wo er war? Der Reiter stürzte sich auf ihn, während die Klauen seiner Schlange wild auf der felsigen Erde scharrten. Walker richtete sich wieder auf die Knie auf und kämpfte darum, freizukommen. Tod war wohl vorsichtiger herangekommen als die anderen. Er hatte sicherlich gesehen, wie er die Schlange des Reiters Krieg verbrannt hatte, hatte dann das Feuer bis zu seinem Ursprung verfolgt und vermutet, wo er sich verbarg.

Walker ließ den Unsichtbarkeitszauber fallen, da er ihm jetzt, wo er entdeckt worden war, nichts mehr nützte, und rief in einem blendenden Wirbelwind das Druidenfeuer herauf, das das Seil des Tods in Fetzen schnitt. Gerade als der Reiter ihn erreichte, kämpfte sich Walker hoch, warf einen Schutzschild auf und wehrte die Sense ab, als sie herabfuhr. Dennoch warf ihn die Wucht des Schlages zu Boden. Er sprang wieder auf, als das Schattenwesen herumwirbelte. Walker versteifte sich. Es war niemand geblieben, der diesen Kampf für ihn hätte führen können. Er hatte den Bildertrick solange benutzt wie möglich. Dieses Mal mußte er es allein durchstehen.