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Er berief das Feuer erneut herauf. Tod gegen Schicksal. Walker kauerte sich zusammen.

Der Reiter strich ein zweites Mal vorbei, und Walker sandte das Feuer brennend in ihn hinein. Tod wurde zurückgeschleudert, und die Klinge der Sense wurde gerade weit genug abgeschlagen, daß sie ihr Ziel verfehlte. Aber die Luft in ihrem Schwung wurde frostig, und Walker spürte eine Welle der Übelkeit durch sich hindurchwogen.

Das Schattenwesen fuhr erneut herum, und Walker ging sofort zum Gegenangriff über, wobei das Druidenfeuer aus seiner ausgestreckten Hand schoß. Die Sense fuhr hoch, fing das Feuer ab und zerschmetterte es. Tod drängte die Schlange erneut auf Walker zu. Wieder schlug der Druide zu, aber das Feuer wollte die Abwehr des Reiters nicht durchdringen. Tod war jetzt fast über ihm, die Schlange zischte durch den Staub und die Hitze, und die Sense schimmerte. Walker erkannte plötzlich, daß Tod seine Art des Angriffs geändert hatte und ihn einfach niederreiten wollte. Sofort verlagerte er den Mittelpunkt des Druidenfeuers und schlug auf die Beine der Schlange ein, bekämpfte sie von unten und traf als nächstes den sich windenden Körper, bis alles nur noch eine Masse geschwärzten Fleisches war.

Die Schlange erschauerte, wand sich seitwärts, verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorn. Walker sprang beiseite, als die unförmige Bestie, eingehüllt in Flammen und panisch schreiend, vorbeischoß. Der Schwanz schlug wild hin und her, schlug Walker gegen die Brust und ließ ihn heftig auf dem Boden aufschlagen. Staubwolken stiegen auf, vermischten sich mit dem Rauch des verkohlten Körpers der Schlange, und alles verschwand in Nebelwolken.

Zerschlagen und blutig, mit zerrissenen Gewändern, zwang Walker sich hoch. Neben ihm lag die sterbende Schlange. Ihr Atem war ein unregelmäßiges Kratzen in der plötzlichen Stille. Walker spähte um sich und suchte den Nebel ab.

Dann erschien Tod plötzlich hinter ihm, die Sense bösartig auf seinen Kopf zu schwingend. Walker warf das Druidenfeuer auf, blockierte damit den Schlag und streckte sich dann, um dem Angriff von Tod zu begegnen. Seine gesunde Hand schloß sich um den Griff der Sense, und sein Körper drängte sich gegen Tods Körper. Lähmende Kälte durchdrang ihn. Der mit einer Kapuze bedeckte Kopf des Schattenwesens senkte sich, als sie über den Fels hin und her sprangen. Die seltsamen roten Augen waren auf ihn gerichtet und versuchten ihn langsam in sich hineinzuziehen. Walker wandte sein Gesicht schnell ab und ließ das Druidenfeuer aus seiner Hand heraus – und in den Griff der Sense hineinschießen. Tod schrak zurück, und die Kapuze fiel nach hinten, aber innen war sie leer bis auf die karmesinroten Augen. Eine Hand ließ die Sense los und schlug auf Walker ein und stieß ihn zurück. Walker schwankte von dem Schlag und spürte dann, wie sich die Kälte erneut in ihm ausbreitete. Seine Magie ließ ihn im Stich. Erneut schlug Tod zu und richtete einen gefährlichen Schlag auf seine Kehle. Walker ließ die Sense los und fiel rückwärts.

Tod schritt entschlossen voran. Er war jetzt eine furchtbare Schwärze vor dem Nebel. Walker rollte sich auf die Knie, und der Schmerz fuhr durch ihn hindurch, als er seine Brust umklammerte und nach Atem rang. Die Klinge der Sense wurde erhoben – und fallengelassen.

Denn plötzlich war Cogline zwischen ihnen, als wäre er aus dem Nichts gekommen, eine vogelscheuchenähnliche Gestalt in zerschlissenen, flatternden Gewändern und mit dünnem, fliegendem Haar. Er umfaßte den Griff der Sense und wandte den Schlag ab und ließ die Klinge tief in die Erde neben Walker einschneiden. Walker wirbelte herum und versuchte wieder Fuß zu fassen, während er dem alten Mann zuschrie, er solle sich fernhalten. Aber Cogline hatte sich auf das Schattenwesen geworfen und zwang es weiter nach hinten. Tod hatte eine Hand an Coglines Kehle und die andere um den Griff der Sense gelegt und hob sie zum Schlag. Der alte Mann war entschlossen und kämpfte mit jedem Funken Kraft, den er besaß, aber das Schattenwesen war zu stark für ihn. Cogline wurde langsam zurückgedrängt, die Hand an seiner Kehle bog ihn zurück, die andere Hand verlagerte sich, um die Sense besser halten zu können. Lauf weg! bat Walker im stillen, ohne die Worte aussprechen zu können. Cog- line, lauf weg!

Walker kam stolpernd auf die Füße, kämpfte sich durch seine Erschöpfung und den Schmerz hindurch und streckte sich nach innen zu seinen letzten Kraftreserven aus.

Coglines stockdünner Umriß bog sich wie totes Holz im Sturm und brach unter dem Angriff des Schattenwesens zusammen. Dann schrie er plötzlich auf, nahm eine Handvoll schwarzes Pulver, das er in seinem Gewand verborgen gehalten hatte, und warf es mit einem Fluch auf den Reiter.

Im selben Augenblick fuhr die Sense herab.

Das Pulver explodierte als Feuerblitz durch Tod hindurch, erwischte auch Cogline und ließ beide auseinanderstieben. Walker wich vor dem Ausbruch, dem plötzlichen grellen Licht und dem Anblick der zerfetzten Körper zurück. Dann stolperte er vorwärts, rief im Lauf die Magie herauf und drängte, daß sich das Druidenfeuer in seiner Faust aufbaute. Er sah, wie sich Tod aus dem Staub erhob, eine schwarzgekleidete, versengte und rauchende Gestalt, aus der Flammenreste aus den Enden seiner Ärmel hervorzuckten. Die Sense lag zerschmettert neben ihm am Boden, und seine roten Augen flackerten, als er nach ihren Überresten griff.

Walker ließ das Feuer das Schattenwesen durchbohren, durch die gesichtslose Kapuze hinunter und durch das hindurch, was darin lebte. Tod schwankte getroffen rückwärts; Walker folgte ihm, ließ das Feuer unaufhörlich weiterpulsieren und brennen und brennen. Tod wandte sich abrupt ab und versuchte zu fliehen. Aber es gab kein Entkommen. Walker holte ihn ein, rammte seine Faust in die flatternde Kapuze und legte alle ihm verbliebene Kraft in diesen Schlag hinein.

Tod erschauerte einmal und brach dann in Flammen auf.

Walker wich zurück, riß seinen Arm los und wandte sich schnell von dem Licht und der Hitze ab. Seine Verbündeten, Licht und Hitze, dachte er benommen – er hatte von ihnen gewußt, daß die Schattenwesen sie nicht überleben konnten. Er schaute einmal zurück. Tod brannte leblos und still in Fetzen auf dem staubigen Boden.

Dann ging Walker Boh zurück zu der Stelle, an der Cogline auf dem Boden zusammengebrochen war. Sanft wandte er den alten Mann um, kniete sich hin, um seine Arme und Beine ausstrecken und den geschwärzten, versengten Kopf auf seinen Schoß betten zu können. Coglines Haare und Bart waren fast fortgebrannt. Blut lief aus seinem Mund und seiner Nase. Er war zu nah am Feuer gewesen, als daß er ihm hätte entgehen können. Walker spürte, wie sich etwas in seiner Brust verkrampfte. Der alte Mann hatte das natürlich gewußt. Er hatte es gewußt und das Puder dennoch benutzt.

Coglines Augen öffneten sich. Sie waren erschreckend weiß in dem geschwärzten Gesicht. »Walker?« hauchte er.

Walker nickte. »Ich bin hier. Es ist vorbei, alter Mann. Sie sind erledigt – sie alle.«

Ein rasselndes Atmen endete in einem keuchenden Luftholen. »Ich wußte, daß du mich brauchen würdest.«

»Du hattest recht. Ich habe dich gebraucht.«

»Nein.« Coglines Hand griff aufwärts und umfaßte besitzergreifend seinen Arm. »Ich wußte es, Walker.« Er hustete Blut, aber seine Stimme kräftigte sich. »Es wurde mir gesagt. Von Allanon. Am Hadeshorn, als er mich gewarnt hat, daß meine Zeit vorbei sei, daß mein Leben enden würde. Erinnerst du dich, Walker? Ich habe dir nur einen Teil von dem erzählt, was ich an diesem Tag erfahren habe. Den Teil über die Druidengeschichten. Da war noch mehr, was ich vor dir geheimgehalten habe. Du würdest mich brauchen, wurde mir gesagt. Es würde mir noch ein wenig Zeit gegeben sein, hier, in Paranor, um bei dir zu sein. Ich würde lange genug am Leben bleiben, um noch einmal nützlich sein zu können.«

Er hustete und wurde vom Schmerz überwältigt. »Verstehst du?«

Walker nickte. Er erinnerte sich daran, wie abwesend und zurückgezogen der alte Mann im Druidenkeep gewirkt hatte. Etwas hatte sich verändert, hatte er gedacht, aber er hatte sich nicht die Zeit genommen, herauszufinden, was es war, weil er so sehr mit seinem Kampf, den Schattenwesen zu entkommen, beschäftigt gewesen war. Jetzt war es klar. Cogline hatte gewußt, daß sein Leben fast vorüber war. Allanon hatte ihm einen Aufschub für seinen Tod gewährt, aber er hatte ihm den nicht erlassen. Die Magie der Druidengeschichten hatte ihn in Hearthstone gerettet, damit er in Paranor sterben konnte. Es war ein Handel gewesen, auf den der alte Mann bereitwillig eingegangen war.