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So seltsam es auch war, Par neigte dazu, dem zuzustimmen. Wenn es jemals jemanden gegeben hatte, der aus jeder Misere einen Ausweg finden konnte, dann war es Morgan Leah. Er stellte sich die klugen Augen seines Freundes vor, sein bereitwilliges Lächeln und die Spur von Schalkheit in seiner Stimme und stellte fest, daß er ihn sehr vermißte. Ein weiteres Opfer seiner Reise, irgendwo unterwegs verloren. Es fiel von ihm ab wie überflüssiges Gepäck. Nur daß die Analogie nicht stimmte – seine Freunde und sein Bruder hatten für seine Sicherheit ihr Leben gegeben. Sie alle, zu der einen oder der anderen Zeit. Und was hatte er ihnen dafür gegeben? Was hatte er getan, um solche Opfer zu rechtfertigen?

Was hatte er Gutes vollbracht?

Sein Blick fiel einmal mehr auf das Schwert von Shannara. Er fuhr die Linien der hocherhobenen Hand mit ihrer Fackel nach. Die Wahrheit. Das Schwert von Shannara war ein Talisman für die Wahrheit. Und die Wahrheit, die er gerade jetzt am dringendsten brauchte, war die Antwort auf die Frage, ob diese Klinge, die soviel gekostet hatte, echt war.

Wie konnte er dies nur erfahren?

Ihm gegenüber streckte sich Padishar und gähnte. »Es ist Zeit, sich ein wenig auszuruhen, Par Ohmsford«, riet er und erhob sich. »Wir brauchen unsere Kraft für das, was vor uns liegt.«

Er ging zu der Couch hinüber, auf der die ausgestopften Tiere saßen, sammelte sie unbekümmert ein und ließ sie auf den nächsten Stuhl plumpsen. Er wandte sich wieder der Couch zu und machte es sich auf den zerschlissenen Lederkissen gemütlich, wobei er seine Schuhe über ein Ende der Couch herüberragen ließ und den Kopf in einer Armbeuge barg. Kurz darauf begann er zu schnarchen.

Par blieb noch eine Weile wach, um ihn zu beobachten, und ließ zu, daß sich seine dunklen Gedanken in seinem Geist niederließen. So verhinderte er, daß seine Entschlossenheit zerstreut wurde wie Blätter im Wind. Er hatte Angst, aber die Angst war nichts Neues. Daß ihn die Hoffnung langsam verließ, beunruhigte ihn am meisten, der Zerfall seiner Sicherheit, daß er, was auch immer geschehen würde, einen Weg finden würde, damit umzugehen. Er begann sich zu fragen, ob das immer noch so war.

Schließlich erhob er sich und ging zu dem Stuhl hinüber, auf dem Padishar die ausgestopften Tiere abgesetzt hatte. Vorsichtig nahm er sie auf – Chalt, Lida, Westra, Everlind und die anderen – und trug sie zu der Kommode hinüber, an der das Schwert von Shannara lehnte. Eines nach dem anderen ordnete er sie um das Schwert herum an, stellte sie als Wachen auf, als könnte er so erreichen, daß sie ihm vielleicht dabei halfen, die Dämonen von seinem Schlaf fernzuhalten.

Als er fertig war, ging er zum Lager des Maulwurfs hinüber, fand einige ausrangierte Kissen und alte Decken, baute sich in einer Ecke mit einer Sammlung alter Gemälde ein provisorisches Bett und legte sich nieder.

Er lauschte auf das Geräusch tropfenden Wassers, bis er schließlich einschlief.

Als er wieder erwachte, war er allein. Die Couch, auf der Padishar geschlafen hatte, war leer, und die Räume des Maulwurfs waren von Stille erfüllt. Alle Kerzen waren verlöscht, bis auf eine. Par blinzelte gegen die grellen Lichtblitze an, spähte dann an ihnen vorbei in die Dunkelheit und fragte sich, wo Padishar hingegangen sein mochte. Er erhob sich, streckte sich, ging zu der Kerze, benutzte sie, um die anderen wieder anzuzünden und beobachtete, wie die Dunkelheit zu einzelnen Schatten zusammenschmolz.

Er hatte keine Vorstellung davon, wie lange er geschlafen hatte. Die Zeit verlor in diesen Katakomben alle Bedeutung. Er war wieder hungrig und bereitete sich daher aus etwas Brot, Käse, Früchten und Bier eine Mahlzeit, die er an dem dreibeinigen Tisch einnahm. Während er aß, schaute er beständig zu dem Schwert von Shannara hinüber, das inmitten der Kinder des Maulwurfs in der Ecke lehnte.

Sprich mit mir, dachte er. Warum willst du nicht mit mir sprechen?

Er beendete seine Mahlzeit, nachdem er sich die Nahrung in den Mund geschoben hatte, ohne sie zu schmecken und das Bier ohne besonderes Interesse getrunken hatte, und konzentrierte den Blick und den Geist auf das Schwert. Er schob sich vom Tisch hoch, ging zu der Klinge hinüber, hob sie von ihrem Ruheplatz auf und trug sie zurück zu seinem Stuhl. Er balancierte sie einige Zeit auf den Knien und schaute auf sie hinab. Dann zog er sie schließlich aus ihrer Scheide und hielt sie vor sich hin, drehte sie hierhin und dorthin und ließ das Kerzenlicht von ihrer polierten Oberfläche abstrahlen.

Seine Augen funkelten vor Enttäuschung.

Talisman oder Schwindel – was bist du?

Wenn sie sein Talisman war, dann stimmte ganz entschieden etwas nicht. Er war der Nachkomme Shea Ohmsfords, und sein Elfenblut war genauso gut wie das seines berühmten Vorfahren. Er hätte mit Leichtigkeit in der Lage sein müssen, die Macht des Schwertes anzurufen. Natürlich nur, wenn es wirklich das Schwert war. Sonst... Er schüttelte verärgert den Kopf. Nein, dies war das Schwert von Shannara. Es war es. Er konnte es in seinen Knochen spüren. Alles was er von dem Schwert wußte, alles, was er darüber erfahren hatte, all die Gesänge, die er über die Jahre hinweg darüber gesungen hatte, sagten ihm, daß es dies Schwert war. Felsen-Dall hätte ihm keine Imitation gegeben. Der Erste Sucher war zu sehr bemüht, daß Par in seiner Magie seine Führung akzeptierte, als daß er durch eine Lüge, die vielleicht entdeckt würde, riskiert hätte, ihn gegen sich aufzubringen. Was auch immer Felsen-Dall sonst sein mochte, er war gerissen – viel zu gerissen, um ein derart einfaches Spiel zu spielen...

Par hing diesem Gedanken nicht weiter nach, denn er war sich nicht so sicher, wie er es gern gewesen wäre, daß er recht hatte. Dennoch fühlte es sich richtig an, sagte ihm sein Verstand, sein Sinn für das Gleichgewicht der Dinge. Felsen-Dall wollte, daß er sein Dasein als Schattenwesen akzeptierte. Ein Schattenwesen konnte die Elfenmagie der Klinge nicht gebrauchen, weil...

Warum?

Weil die Wahrheit ihn vielleicht vernichten würde, und seine eigene Magie dies nicht zulassen wollte?

Aber als das Schwert von Shannara ihn in der Grube verbannt hatte, nachdem er Coll und die Schattenwesen mit ihm vernichtet hatte, war es da nicht eher die Magie der Klinge gewesen, die auf ihn reagiert hatte, als umgekehrt? Welche Magie widerstand welcher?

Er knirschte mit den Zähnen und krampfte seine Hände fest um das geschnitzte Heft des Schwertes. Die erhobene Hand mit ihrer Fackel drückte gegen seine Handfläche, und die Linien glänzten deutlich und klar. Worin bestand das Problem zwischen ihnen? Warum konnte er die Antwort nicht finden?

Er schob die Klinge wieder in ihre Scheide und saß unbeweglich und nachdenklich in der kerzenerleuchteten Stille. Allanon hatte ihm die Aufgabe übertragen, das Schwert von Shannara zu finden. Ihm, nicht Wren oder Walker, und doch hatten die auch elfisches Shannarablut, nicht wahr? Allanon hatte ihn gesandt. Vertraute Fragen wiederholten sich in seinem Geist. Der Druide hätte es doch sicher gewußt, wenn eine solche Aufgabe sinnlos war? Hätte er nicht auch als Schatten spüren können, daß Pars Magie eine Gefahr war, daß Par selbst der Feind war?

Es sei denn, Felsen-Dall hatte recht damit, daß nicht die Schattenwesen der Feind waren – sondern die Druiden. Oder vielleicht waren sie alle Feinde irgendeiner Art und kämpften um die Kontrolle über die Magie. Vielleicht kämpften Schattenwesen und Druiden beide darum, jene Leere zu erfüllen, die bei Allanons Tod geschaffen worden war, jenes Vakuum, das das Verblassen der letzten wahren Magie zurückgelassen hatte.

War das möglich?

Par furchte die Brauen. Er ließ seine Finger über den Knauf des Schwertes und den Besatz der Scheide gleiten.

Warum war die Wahrheit so schwer zu entdecken?

Er bemerkte, daß er sich fragte, was aus all den anderen geworden war, die sich auf die Reise zum Hadeshorn begeben hatten. Steff und Teel waren tot. Morgan wurde vermißt. Wo war Cogline? Was war nach dem Treffen mit Allanon und der Verteilung der Aufgaben aus ihm geworden? Par merkte, daß er sich plötzlich wünschte, mit dem alten Mann über das Schwert sprechen zu können. Cogline wäre sicher in der Lage, einen Sinn in dem allen zu sehen. Und was war mit Wren und diesem riesigen Fahrenden? Was war mit Walker Boh? Hatten sie ihre Meinung geändert und waren losgezogen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, so wie er es getan hatte?