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Inmitten der Stadt lag der Volkspark still und verlassen da. Der Wind, der das herannahende Unwetter ankündigte, ließ die Blätter der Bäume rascheln und bewegte die Banner am Eingang des Wachhauses. Ein Wagen war angekommen. Er wurde von einem Pferdegespann gezogen und war von Föderationswächtern umgeben. Segeltuch war über Metallbänder gezogen, die den Holzboden überspannten, und die Räder und Seiten waren eisenbeschlagen. Die Pferde stampften und schäumten zwischen ihren Deichseln, und die Hitze legte einen Schweißfilm über die Gesichter der Männer in den Uniformen. Blicke suchten die Bäume und Wege des Parks ab und auch die die Grube umgebenden Mauern und die Schatten, die überall zusammengeballt hingen. Die Eisenspitzen der Spieße und Äxte schimmerten dumpf. Gespräche wurden leise und verstohlen gehalten, als könne jemand lauschen.

Dann schwangen die Türen des Wachhauses auf, und eine Gruppe Soldaten strömte, mit Padishar Creel im Schlepptau, daraus hervor. Die Arme des Anführers der Geächteten waren fest auf seinen Rücken gebunden, und er war geknebelt. Sein Gang war unsicher und seine Haltung unschlüssig und schmerzgebeugt. Blut und Quetschungen und Schnitte waren überall auf seinem Gesicht zu sehen. Er hob trotz der offensichtlichen Schmerzen den Kopf, und sein Blick war hart und wild, während er seine Gefangenenwärter betrachtete. Nur wenige begegneten diesem Blick, die meisten richteten ihre Aufmerksamkeit woandershin und warteten, bis er vorbeigegangen war, um dann einen verstohlenen Blick in seine Richtung zu werfen. Der Geächtete wurde zur Rückseite des Wagens gebracht und hineingestoßen. Segeltuchlappen wurden zurechtgezurrt, der Wagen umgewandt, und die Soldaten begannen sich auf beiden Seiten in Reihen aufzustellen. Als alles bereit war, setzte sich der Zug langsam in Bewegung.

Es dauerte lange, bis er aus dem Park herausgelangt war, und die Pferde wurden dabei sorgfältig gezügelt. Die Reihen der Soldaten umschlossen den Wagen als massive Mauer. Es waren mehr als fünfzig bewaffnete Männer mit harten Gesichtern, die sich da einen Weg durch die Bäume und auf die Tyrsian-Allee hinaus bahnten. Die wenigen Leute, denen sie begegneten, wurden schnell zurückgedrängt, und der Wagen rollte langsam in die Stadt hinein. Gebäude erhoben sich zu beiden Seiten, und Köpfe lehnten aus den Fenstern. Die Soldaten schwärmten aus, gingen in Gruppen voran, um Eingänge und Nischen zu durchsuchen, um Querstraßen und Gänge zu überprüfen, um jedes Hindernis, das sie fanden, aus dem Weg zu räumen. Der Regen fiel jetzt stetig, platschte auf die Steine des Weges, färbte sie dunkel und begann Pfützen zu bilden. Donner rollte aus der Ferne heran, ein langes, beständiges Dröhnen, das durch die Mauern der Stadt hallte. Der Regen wurde heftiger, und es wurde zunehmend schwieriger, etwas zu erkennen.

Der Wagen hatte eine Stelle erreicht, an der eine Reihe von Querstraßen kreuzten, als die Frau erschien. Sie schrie hysterisch und rief den Soldaten zu, sie sollten anhalten. Ihre Kleidung war in Unordnung geraten, und Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie hatten den Anführer der Geächteten bei sich, nicht wahr? Sie brachten ihn zu seiner Hinrichtung, nicht wahr? Gut, schrie sie haßerfüllt heraus, denn er war für den Tod ihres Mannes und ihres Sohnes verantwortlich, die für die Föderation gekämpft hatten. Gute Männer waren sie, und sie wollte ihn hängen sehen. Sie wollte sichergehen, daß sie dort war, wenn es geschähe.

Der Zug kam zum Halten, als andere erschienen, um den Schrei aufzunehmen. Durch die zornige Rede der Frau wurden sie angespornt. »Hängt den Anführer der Geächteten!« schrien sie ärgerlich heraus. Sie drängten vorwärts, warfen ihre Hände hoch und gestikulierten wild. Die Soldaten hielten den zerrissenen Haufen mit Spießen und Speeren zurück, und der befehlshabende Offizier der Einheit befahl ihnen, zurückzuweichen.

Niemand bemerkte, wie unterdessen das Kanalgitter unter dem Wagen beiseite glitt, oder sah die schattenhaften Gestalten, die einer nach dem anderen aus der Dunkelheit hervorglitten und sich darunterkauerten.

»Hängt ihn hier und jetzt!« schrie die Menge und drängte weiter gegen die Reihen der Soldaten. Der Föderationsoffizier hatte sein Schwert gezogen und schrie seinen Männern verärgert zu, sie sollten den Weg frei machen.

Dann sprangen die Gestalten unter dem Wagen plötzlich an allen Seiten auf, einige auf den Fahrersitz, einige ins Innere. Die Fahrer und der Offizier wurden auf die Straße geworfen und umklammerten ihre Kehlen. Einige Soldaten wurden an der Rückseite aus dem Wagen geworfen und blieben als verkrümmte Haufen blutend und still auf der Straße liegen. Die Soldaten, die den Wagen umstanden, wandten sich instinktiv um, um zu sehen, was vor sich ging, und fielen im Handumdrehen, als die Geächteten, die hier den größten Teil der Menge bildeten, sie mit ihren Dolchen töteten. Schreie und Rufe stiegen auf, und die Soldaten drängten wild vor und zurück und versuchten, ihre Waffen einzusetzen.

Morgan Leah erschien auf dem Fahrersitz des Wagens, riß an den Zügeln und schrie den Pferden einen Befehl zu. Der Wagen fuhr ruckartig an, als die Pferde mit wildem Blick losgaloppierten. Soldaten warfen sich auf den Hochländer, versuchten sich hinaufzuziehen, um ihn aufzuhalten, aber sofort war Matty Roh da und vernichtete sie mit schneller, tödlicher Klinge. Der Wagen brach durch die erste Linie der Reihen, das Gespann zertrampelte einige Männer unter seinen Hufen, und die Räder des Wagens zermalmten noch weitere. Morgan riß an den Zügeln und führte das Gespann in eine Seitenstraße hinein. Hinter ihm tobten die Kämpfe weiter, Männer rangen miteinander oder setzten ihre Waffen ein. Der Trupp der Föderierten wurde dezimiert. Kaum eine Handvoll Soldaten stand noch, und diese wenigen waren an die Wand eines Gebäudes zurückgewichen und hämmerten gegen die Türen.

Damson Rhee eilte heran. Sie hatte längst von ihrer Rolle als trauernde Witwe abgelassen, griff nach der Lehne des Fahrersitzes und zog sich hoch, als der Wagen vorbeirollte. Die Freigeborenen eilten ebenfalls hinter ihnen her und kamen langsam näher heran. Eine Sekunde lang schien es, als würde Morgans Plan funktionieren. Aber dann bewegte sich etwas in den Schatten an der Seite, und Morgan wurde kurzzeitig abgelenkt und wandte sich danach um. Während er dies tat, sackte der Wagen in ein wassergefülltes Loch, eine Achse brach, ein Rad fiel ab, und die Deichseln splitterten. Der Wagen kippte ruckartig auf eine Seite, und den Bruchteil einer Sekunde später stand er kopfüber und warf alle auf die Straße.

Morgan lag mit Damson und Matty Roh verschlungen da. Langsam kamen sie schmutzig und mit Quetschungen wieder auf die Füße. Der Wagen war zerstört, das Segeltuch zerrissen und das Holz zersplittert und zerbrochen. In der Ferne verschwand das erschreckte Gespann in der Dämmerung. Chandos kroch unter dem Wrack hervor, die stämmigen Arme um Padishar geschlungen. Der Anführer der Geächteten hatte seine Hände befreit und löste gerade den Knebel. Feuer brannte in seinen Augen, als er versuchte, allein zu stehen.

»Haltet nicht ein!« keuchte er. »Geht weiter!«

Die anderen Freigeborenen erreichten sie. Ihre Kleidung war blutgetränkt und zerrissen. Sie waren weniger als zuvor, und einige waren verwundet. Rufe und Schreie folgten ihnen, und ein weiterer Trupp Soldaten eilte auf den Platz.

»Schnell! Hier entlang!« rief Damson drängend und begann zu laufen.

Sie mühten sich durch ein Labyrinth regengetränkter Gebäude die verschmutzte Straße hinab. Dunst stieg von dem feuchten, erhitzten Gestein auf, als sich die Luft abkühlte und alles, was weiter als zwanzig Fuß entfernt war, hinter einem Schleier verschwand. Immer mehr Föderationssoldaten erschienen, drangen mit gezogenen Waffen aus den Seitenstraßen heran. Die Geächteten traten ihnen entgegen, drängten sie zurück und kämpften darum, freizukommen. Matty Roh schlug sich katzenschnell und tödlich an vorderster Front und eröffnete für die anderen einen Weg. Chandos und Morgan kämpften zu beiden Seiten Padishars, dem noch die Kraft fehlte, sich selbst zu beschützen, obwohl er bereit war, es zu versuchen. Er fiel ständig hin, und schließlich mußte Chandos ihn hochheben und tragen.