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»Was ist das, Mylord?«

Jacques hielt seine Laterne so, dass sie eine große Vorrichtung in einer Ecke neben einem Holzhaufen beschien.

Sie war aus Metall. Eine gelochte Bodenplatte bildete die Basis für zwei aufrechte Verstrebungen, die mit dicken Federn daran befestigt waren. Beide Verstrebungen endeten mit einer Reihe dreieckiger Eisenzähne, die so geformt waren, dass sie genau in die entsprechende Reihe an der anderen Verstrebung passten.

Die Männer zögerten.

Walt gesellte sich wieder zu ihnen und machte große Augen. »Hab schon welche gesehen, die einen am Bein erwischen«, sagte er langsam, »aber so ’n Ding noch nie.«

»Ich auch nicht«, erklärte Rowley. »Gott sei uns gnädig, irgendwer hat das Ding tatsächlich geölt.«

»Was ist das?«, fragte Adelia.

Statt einer Antwort trat Rowley an die Vorrichtung heran und packte eine der Zahnreihen. Walt nahm die andere, und gemeinsam zogen sie die Verstrebungen auseinander, bis sie einander gegenüber flach auf dem Boden lagen, die Zähne nach oben gerichtet. »Gut, Walt. Jetzt ganz vorsichtig.« Rowley bückte sich, hielt dabei aber sicheren Abstand und hantierte unter dem Mechanismus herum. »Hat einen Auslöser«, sagte er. Walt nickte.

»Was ist das?«, fragte Adelia erneut.

Rowley richtete sich auf und nahm ein Scheit von dem Holzhaufen. Er bedeutete Adelia, ihren Hund festzuhalten. »Stellt Euch vor, es liegt im hohen Gras. Oder unter Schnee.«

So flach, wie das Ding jetzt war, wäre es unmöglich zu sehen.

Eine Menschenfalle. O Gott, steh uns bei.

Sie bückte sich und packte Wächters Halsband.

Rowley warf das Scheit auf die Metallplatte in der Vorrichtung.

Das Ding schnellte hoch wie ein zuschnappender Hai. Die Zähne krachten ineinander. Der Knall schien erst später zu kommen.

Einen Augenblick später sagte Walt: »Würd einen an den Eiern erwischen, das Ding, Verzeihung, Mistress. Würd sich auch nich mehr lohnen, einen da rauszuholen.«

»Anscheinend hatte die Lady was gegen Wilderer«, sagte der Bischof. »Ich werde den Teufel tun und durch ihre Wälder laufen.« Er klopfte sich den Staub von den Händen. »Kommt jetzt. Das nützt nix gegen die Bulgaren, wie mein alter Großvater zu sagen pflegte. Wir brauchen einen Rammbock.«

Adelia blieb wie angewurzelt stehen und starrte die Falle an. In zweieinhalb Fuß Höhe würden die Zähne eine durchschnittlich große Person im Leistenbereich packen und sie durchbohren. Wie Walt gesagt hatte – das Opfer zu befreien würde nichts an seinem qualvollen und langsamen Tod ändern.

Das Ding vibrierte noch immer, als leckte es sich die Lefzen.

Der Bischof musste umkehren und Adelia holen.

»Irgendwer hat es gebaut«, sagte sie. »Irgendwer hat es geölt. Um es zu benutzen.«

»Ich weiß. Nun kommt.«

»Es ist schrecklich hier, Rowley.«

»Ich weiß.«

In einem der Außengebäude fand Jacques einen Sägebock. Er und Walt packten ihn seitlich an den Beinen und rammten ihn gegen die Hintertür des Turms, die beim dritten Versuch nachgab.

Drinnen war es fast so kalt wie draußen. Und stiller.

Sie traten in eine runde Halle, die, da sie im Erdgeschoss des Turmes lag, vermutlich größer war als alle Räume, die sie weiter oben finden würden.

Nicht unbedingt ein Ort, an dem man geschätzte Besucher warten lassen würde, sondern eher eine Art übergroße Wachstube. Das einzig Schöne darin waren zwei Stühle, die den Plünderern wohl zu schwer gewesen waren. Ansonsten bestand das Mobiliar aus harten Bänken und leeren Waffenständern. Kohlenkörbe waren aus den Wänden gebrochen worden, ein Kronleuchter von der Decke gerissen.

Einige Wachslichter lagen, noch in ihren Halterungen steckend, verstreut zwischen den Binsen auf dem Boden. Rowley, Adelia und Walt nahmen jeder eines, zündeten sie an der Laterne an und stiegen die kahle Treppe hinauf, die an der Wand entlang nach oben führte.

Wie sie feststellten, bestand der Turm aus einem kreisrunden Raum über dem nächsten, als hätte ein Apotheker seine Pillen in einer Reihe fest in Papier gewickelt und dann aufrecht hingestellt. Die Tür zu den einzelnen Räumen befand sich jeweils auf einem kleinen Absatz in der gewundenen Treppe. Der zweite Raum, den sie erreichten, hatte ebenso wie der erste offensichtlich hauswirtschaftlichen Zwecken gedient. Leere Ständer, einige herumliegende Strähnen Rosshaar zum Polieren und der Bienenwachsgeruch ließen vermuten, dass es sich um eine Art großen Putzschrank handelte.

Darüber die Mägdestube: vier Holzbetten, von denen man die Strohsäcke und Decken geklaut hatte, sonst nichts.

Jeder Raum war menschenleer. Jeder war jeweils ein bisschen behaglicher als der direkt unter ihm liegende. Ein Nähzimmer, aus dem so gut wie alles geplündert worden war, doch auf den Tischen, die unter jeder Schießscharte standen, um möglichst viel Licht zu bekommen, lagen Stoffstreifen und ein einsames Nadelkissen. Eine Gipspuppe lag zerbrochen auf dem Boden; einige Scherben waren anscheinend bis hinaus auf den Treppenabsatz getreten worden.

»Die haben sie gehasst«, sagte Adelia, als sie durch einen Türbogen spähte.

»Wer?«

»Die Diener.«

»Wen gehasst?« Der Bischof geriet außer Atem.

»Rosamund«, antwortete Adelia. »Oder diese Dakers.«

»Bei der Treppe? Kann ich verstehen.«

Sie betrachtete grinsend seinen schwerfälligen Rücken. »Ihr habt zu bischöflich getafelt.«

»Wenn Ihr das sagt, Mistress.« Er war nicht gekränkt. Und das war eine Abfuhr. Früher wäre er entrüstet gewesen.

Nicht vergessen, dachte sie. Wir sind nicht mehr vertraut, wir halten Abstand.

Der vierte Raum – oder war es schon der fünfte? – war nicht geplündert worden, obwohl er strenger aussah als die anderen. Ein schmales Bett mit grauer Tagesdecke, die akkurat glattgestrichen war. Ein kleiner Tisch mit Krug und Waschschale darauf. Ein Hocker. Eine schlichte Truhe mit einigen ebenso schlichten und ordentlich gefalteten Frauenkleidern darin.

»Dakers’ Zimmer«, sagte Adelia.

Allmählich bekam sie ein Gespür für die Haushälterin, eines, das ihr Angst machte.

»Hier ist keiner. Weiter.«

Doch Adelia war fasziniert. Hier hatten die Plünderer aufgegeben. Hier, da war sie sicher, hatte Drachendakers auf der Treppe gestanden, ebenso furchteinflößend, wie Bertha sie beschrieben hatte, und hatte die Meute aufgehalten.

In die Westmauer über Dakers’ Bett war Rosamunds Wappen eingemeißelt. Es war buntbemalt und vergoldet, so dass es den grauen Raum beherrschte. Als Adelia ihre Kerze hob, um es genauer zu betrachten, hörte sie, wie Rowley in der offenen Tür nach Luft schnappte, und das nicht, weil er außer Atem war.

»Himmelherrgott«, sagte er. »Das ist Wahnsinn.«

Ein äußerer Schild zeigte die drei Leoparden und die Lilien, in denen mittlerweile jedermann in England das Zeichen des angevinischen Plantagenet-Königs erkannte. Darin war ein kleinerer Schild eingelassen. Er war geviert, und in einem Viertel war eine Schlange abgebildet, im anderen eine Rose.

Selbst Adelia mit ihren dürftigen Heraldikkenntnissen erkannte, dass sie das Wappen eines Ehepaares vor sich sah.

Der Bischof trat neben sie und starrte es an. »Henry. Im Namen Gottes, Henry, was hat Euch geritten, dass Ihr das erlaubt habt? Das ist Wahnsinn.«

Unter dem Wappen war ein Motto in die Mauer gemeißelt worden. Wie die meisten Wappenmotti war es ein Wortspiel. Rosa Mundi.

Rose der Welt.

»Oje«, sagte Adelia.

»Jesu Erbarmen«, hauchte Rowley, »wenn die Königin das gesehen hat …«

Wappen und Motto ergaben zusammen eine Verhöhnung sondergleichen.