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Und als sie wieder auftauchten, hielt er in jeder Hand eine der kleinen tödlichen Drachenwaffen.

Angella schrie zornig auf und griff zum Schwert, und neben Tally war plötzlich eine rasche, erschrockene Bewegung. Ein Schwert blitzte.

Tally ließ sich zur Seite fallen, trat dem Mann gezielt in den Leib und warf sich abermals herum, als er zusammenbrach. Sie versuchte gar nicht erst, aufzuspringen, denn sie wußte, daß sie im gleichen Moment von einem halben Dutzend Klingen durchbohrt sein würde, sondern ließ sich nach hinten kippen, Hrhons gewaltigen Panzer als Deckung über sich, richtete die beiden Waffen auf Angella und die Männer neben ihr und stieß einen schrillen, unartikulierten Schrei aus.

Angella erstarrte mit einer Plötzlichkeit, die mehr als alle Worte deutlich machten, daß sie die Wirkung der Laserwaffen nur zu gut kannte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Haß und Wut. Aber sie stand starr wie eine Statue.

Nur in ihren Augen war noch Leben.

»Wenn ich du wäre, Angella«, sagte Tally gezwungen ruhig, »würde ich meinen Männern befehlen, die Waffen zu senken.« Sie wedelte drohend mit einem der beiden Laser. »Wahrscheinlich können sie mich umbringen, ehe ich Hallo sagen kann«, fuhr sie fort. »Aber ich bin sicher, ich kann vorher noch abdrücken.«

Angella schwieg verbissen. Ihre Zungenspitze fuhr nervös über ihre Lippen. Tally konnte direkt sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.

»Ich würde tun, was sie sagt«, sagte Jandhi ruhig. »Sie schießt, Angella. Sie hat nicht mehr viel zu verlieren, weißt du?«

»Du kommst nie hier heraus«, sagte Angella gepreßt.

»Auch mit diesen Dingern nicht.«

»Möglich«, antwortete Tally. »Aber du auch nicht. Also?«

Wieder vergingen endlose Sekunden, in denen Angella sie nur voller stummem Haß anstarrte. Dann nickte sie. Tally sah, wie schwer ihr die Bewegung fiel.

»Gut«, sagte sie. »Aber wenn du überhaupt noch eine Chance hattest, am Leben zu bleiben, hast du sie gerade verspielt, Liebling.«

Tally ignorierte sie, »Was ist hinter mir, Weller?« fragte sie.

»Ein Kerl mit einer Axt«, antwortete Weller ruhig. »Soll ich sie ihm in den Hals schieben?«

Tally unterdrückte ein Lächeln. »Nein«, sagte sie.

»Aber wenn er sie nicht sofort wegwirft, hackst du ihm ein paar Zehen damit ab.«

Hinter ihr klirrte Metall auf Stein.

»Du kannst aufstehen«, sagte Weller.

Ganz vorsichtig erhob sich Tally; nicht ohne vorher einen raschen Blick in die Runde geworfen zu haben.

Was sie sah, gefiel ihr nicht - Angellas Männer standen allesamt wie zur Salzsäule erstarrt da. Manche von ihnen hatten noch immer die Waffen erhoben, aber niemand schien ernsthaft den Gedanken zu erwägen, sich auf sie oder Weller zu stürzen. Dabei hatte Tally weitaus mehr den Eindruck, daß es Sorge um das Leben ihrer Anführerin war als Angst vor den Waffen, die sie in Händen hielt.

Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf ein Schwert, das einer der Männer fallengelassen hatte. Weller verstand den Wink und hob die Waffe auf. Tally wich ein paar Schritte zum Beckenrand zurück, drehte sich halb im Kreis und musterte das Dutzend Bewaffneter finster.

Ihr Rücken war frei, und abgesehen von der Stelle, an der Hrhon sich schwerfällig zu erheben versuchte, hatte sie freies Schußfeld. Trotzdem fühlte sie sich alles andere als sicher.

»Weller, Hrhon - ins Boot!« befahl sie scharf.

Weller sprang auf den unsichtbaren Widerstand unter der Wasseroberfläche herab, ehe sie die Worte vollends ausgesprochen hatte, während der Waga nur langsam und schwankend auf die Füße kam. Er mußte schlimmer verletzt sein, dachte Tally besorgt, als sie bisher angenommen hatte.

Angella folgte den Bewegungen des Waga aus Augen, die vor Haß sprühten. »Mistvieh«, sagte sie halblaut. »Das zahle ich dir heim.«

»Dazu wirst du keine Gelegenheit mehr haben, Angellaliebling«, sagte Tally freundlich. »Ich glaube nicht, daß wir uns wiedersehen.« Sie lächelte und deutete auf Hrhon. »Manchmal ist es ganz praktisch, eine lebende Waffenkammer bei sich zu haben, nicht?«

»Ja«, fauchte Angella. »Das nächste Mal schneide ich seinen Panzer auf und sehe nach, was darunter ist.« Sie ballte zornig die Faust. »Du kommst hier nicht heraus. Meine Männer haben den Schuppen umstellt. Und selbst wenn, kommst du nicht aus der Stadt.«

»Wir werden sehen«, sagte Tally lächelnd. »Auf jeden Fall -« Sie brach ab, als sich Hrhon nicht neben ihr ins Wasser plumpsen ließ und die ganze unter der Wasserobefläche verborgene Konstruktion zu zittern und beben begann. Karan stieß ein erschrockenes Keuchen aus.

»Heda!« rief er. »Das geht nicht. Für solche Lasten ist das Boot nicht ausgelegt.«

»Dann mach' es leichter«, antwortete Tally lakonisch. »Wirf ein paar der Säcke über Bord.« Karan wollte abermals widersprechen, aber Tally schnitt ihm mit einer wütenden Bewegung das Wort ab und richtete wie durch Zufall einen der beiden Laser auf ihn. »Beeil' dich lieber«, sagte sie.

Karan preßte die Lippen aufeinander, tat aber, was sie ihm befohlen hatte.

»Angella hat recht«, sagte Jandhi plötzlich. »Du hast keine Chance, ihren Männern zu entkommen. Bleib hier, bis meine Krieger hier sind, dann bist du sicher.«

»Wie in Abrahams Schoß, wie?« fragte Tally spöttisch.

»Jedenfalls werde ich dich nicht zu Tode foltern lassen«, erwiderte Jandhi ernst.

Tally antwortete gar nicht, sondern sah ungeduldig zu Karan zurück, der bereits einen der schweren Leinensäcke über Bord geworfen hatte und sich mit einem zweiten abquälte. Hrhon hatte das kleine Boot mittlerweile ebenfalls erreicht, machte aber keine Anstalten, Karan zu helfen. Er hatte kaum mehr die Kraft, sich auf den Beinen zu halten.

»Du schießt ja doch nicht«, sagte Angella plötzlich. In ihren Augen erschien ein warnendes Funkeln. »Wenn du diese Waffe hier drinnen abfeuerst, stirbst du auch.«

»Möglich«, erwiderte Tally lakonisch. »Aber nicht allein. Ich war schon immer ein geselliger Mensch, weißt du?« Sie lachte hart. »Und ich schwöre dir, daß du vor mit stirbst, Angella.«

»Gib auf, Tally«, sagte nun auch Jandhi. »Angella hat recht - du hast keine Chance. In ein paar Minuten sind Nil und meine Krieger hier. Dann bist du in Sicherheit!«

»In ein paar Minuten?« wiederholte Tally. Sie wandte sich an Karan und Weller. »Ihr habt es gehört. Beeilt euch lieber.«

Wellers Bewegungen wurden eindeutig hastiger, während Karan sie nur voller stummer Wut anstarrte und sich in das Boot hinabbeugte. Einen Moment lang hantierte er schnaubend darin herum, dann hob er ein gewaltiges, spitzes Dreieck aus Holz hervor, drehte sich herum und balancierte, unter seiner Last schwankend, zum Heck des Schiffes und darüber hinaus.

Es war ein fast absurder Anblick - in der herrschenden Dunkelheit sah es wirklich so aus, als wandele er über das Wasser. Erst als er die kleine Kaimauer fast erreicht hatte, blieb er stehen, setzte das hölzerne Dreieck vorsichtig ab, wobei er sein Gewicht mit dem Knie stützte, und patschte eine Weile mit der Hand im Wasser herum, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Tally sah jetzt, daß sich am unteren Ende des Dreiecks ein hölzerner Zapfen befand, den er offensichtlich unter Wasser in eine dazu geschaffene Vertiefung einpaßte.

»Was ist das?« fragte Tally, wobei sie Karans Konstruktion mit einer Mischung aus Staunen und Mißtrauen musterte. Seine äußere Form erinnerte sie vage an eine Haifischflosse.

»Das Ruder«, knurrte Karan.

»Ruder?« Tally schwieg einen Moment. Dann sagte sie: »Verzeih, wenn ich eine dumme Frage stelle, Karan - aber müßte es nicht eigentlich unter Wasser sein?«

»Das hier nicht«, knurrte Karan.

Tally seufzte, ging aber nicht weiter auf Karans Worte ein. »Bist du fertig?« fragte sie nur.