Выбрать главу

Ich werde nicht als Sklavin sterben, dachte sie insgeheim, und Cabera drehte sich zu ihr um, als hätte er ihren Gedanken gehört. Er nickte und zwinkerte, und sie lächelte ihm zu. Er war auch einer, der nirgendwo richtig hinzugehören schien, ganz gleich, wo er sich befand.

Ich werde etwas Nützliches erlernen, damit ich Dinge herstellen und verkaufen kann, um mich dann später selbst freizukaufen, dachte sie und kümmerte sich nicht darum, dass die Pracht des Forums auch auf sie einen großen Eindruck machte. Wer würde an einem solchen Ort, der aussah, als sei er von Göttern errichtet worden, nicht ins Träumen geraten? Wenn man eine Hütte ansah, konnte man sich vorstellen, wie sie gebaut worden war, aber wer konnte sich vorstellen, wie diese Säulen errichtet worden waren? Alles strahlte und war unberührt von dem Dreck, an den sie sich erinnerte: enge schmutzige Straßen und hässliche Männer, die ihre Mutter stundenweise mieteten, während das Geld an den Besitzer des Hauses ging.

Auf dem Forum gab es weder Bettler noch Huren, nur wohlgekleidete, saubere Männer und Frauen, die kauften, verkauften, aßen und tranken und über Politik und Geld diskutierten. Auf jeder Seite sprangen dem Auge gewaltige Tempel aus prächtigem Stein entgegen; riesige, an beiden Enden vergoldete Säulen; große Bögen, die zu Ehren militärischer Triumphe errichtet worden waren. Hier schlug das wahre Herz des Imperiums. Jeder von ihnen spürte das. Hier herrschten Selbstsicherheit und Arroganz; während der größte Teil der Welt noch im Dreck lebte, verfügten diese Menschen hier über Macht und unglaublichen Reichtum.

Das einzige Anzeichen für die jüngsten Unruhen war die unübersehbare Anwesenheit grimmig dreinblickender Legionäre, die an jeder Ecke auf Posten standen und die Menge mit kalten Augen beobachteten.

»Das alles hier dient nur dazu, dass die Menschen sich klein vorkommen«, murmelte Renius. »Aber es wirkt überhaupt nicht so!«, fuhr Cabera fort und blickte sich staunend um. »Es erfüllt mich mit Stolz, dass der Mensch so etwas bauen kann. Was für ein wunderbares Geschlecht wir doch sind!«

Alexandria nickte schweigend. Dies hier war ein Beweis dafür, dass man alles erreichen konnte; vielleicht sogar die Freiheit.

Aus Hunderten von kleinen Läden rings um den Platz priesen kleine Jungen die Waren und Dienstleistungen ihrer Herren: Barbiere, Tischler, Fleischer, Steinmetze, Gold- und Silberschmiede, Töpfer, Mosaikmacher, Teppichweber - die Liste war endlos, ein tosendes Durcheinander aus Farben und Geräuschen.

»Das dort oben auf dem Kapitolshügel ist der Tempel des Jupiter. Nachdem wir bei deinem Onkel Marius waren, kommen wir hierher zurück und bringen ihm ein Opfer dar«, sagte Tubruk weltmännisch und lächelte in die Morgensonne. Er führte die Gruppe an und brachte sie mit erhobenem Arm zum Halten.

»Wartet. Der Weg dieses Mannes wird den unseren kreuzen. Er ist ein hoher Staatsbeamter und darf nicht aufgehalten werden.«

Die anderen hielten an.

»Woher weißt du, wer das ist?«, fragte Marcus.

»Siehst du den Mann neben ihm? Das ist ein Liktor, ein besonderer Bediensteter. Siehst du das Bündel auf seiner Schulter? Das sind hölzerne Ruten zum Auspeitschen und eine kleine Axt für Enthauptungen. Wenn, sagen wir mal, eines von unseren Pferden mit dem Magistrat zusammenprallen würde, könnte er auf der Stelle ein Todesurteil aussprechen. Er braucht dazu weder Zeugen noch Gesetze. Am besten geht man ihnen aus dem Weg, wo immer es möglich ist.«

Schweigend beobachteten sie, wie der Mann und sein Diener den Platz überquerten, anscheinend ohne sich der ihnen gewidmeten Aufmerksamkeit bewusst zu sein.

»Ein gefährlicher Ort für Unwissende«, flüsterte Cabera.

»Meiner Erfahrung nach ist das überall so«, knurrte Renius von hinten.

Jenseits des Forums kamen sie in kleinere Straßen, die nicht mehr der schnurgeraden Ausrichtung der Hauptstraßen folgten. Hier standen weniger Namen an den Kreuzungen. Die Häuser waren oft vier oder sogar fünf Stockwerke hoch, und vor allem Cabera bestaunte sie.

»Was für eine Aussicht sie dort haben müssen! Sind sie sehr teuer, diese obersten Häuser?« »Wohnungen nennt man das, und nein, das sind die billigsten. In dieser Höhe gibt es kein fließendes Wasser, und sie sind bei Feuer sehr gefährlich. Wenn im Erdgeschoss ein Brand ausbricht, kommen die ganz oben nur selten heraus. Siehst du, wie klein die Fenster dort oben sind? Das dient zum Schutz gegen Sonne und Regen, aber es bedeutet auch, dass man nicht herausspringen kann.«

Sie bahnten sich ihren Weg über die schweren Trittsteine, die, auf Lücke gelegt, die tiefer liegenden Straßen kreuzten. Ohne sie hätten anspruchsvolle Fußgänger in den schlammigen Dreck treten müssen, den Pferde und Esel hinterließen. Die Räder der Karren mussten einen genormten Abstand haben, damit sie durch die Lücken passten, und Cabera nickte vor sich hin, während er das Verfahren beobachtete.

»Das ist eine gut geplante Stadt«, sagte er. »Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen.« Tubruk lachte. »Es gibt nichts Vergleichbares. Man sagt, Karthago sei von ähnlicher Schönheit gewesen, aber wir haben es vor mehr als fünfzig Jahren zerstört und Salz auf dem Land verstreut, damit sie sich nie wieder gegen uns erhebt.«

»Du sprichst fast so, als wäre eine Stadt ein Lebewesen«, antwortete Cabera.

»Ist sie das denn nicht? Man kann das Leben spüren. Ich habe gespürt, wie sie mich willkommen hieß, als ich durch das Tor geritten bin. Das hier ist mein Zuhause, so wie es kein anderes Haus sein kann.«

Auch Gaius spürte das Leben um sich herum. Obwohl er nie innerhalb der Mauern gelebt hatte, war sie doch ebenso sehr seine Heimat wie die Tubruks, vielleicht sogar noch mehr, da er zur Nobilitas gehörte, als freier Mann in das großartigste Volk der Welt hineingeboren war. Mein Volk hat das gebaut, dachte er. Meine Vorfahren haben ihre Hände an diese Steine gelegt und sind auf diesen Straßen gegangen. Mein Vater hat vielleicht an dieser Ecke gestanden, und meine Mutter könnte in einem der Gärten aufgewachsen sein, auf die ich von der Hauptstraße aus nur einen flüchtigen Blick werfen kann.

Er hielt die Zügel entspannter. Cabera sah ihn an und lächelte, weil er den Stimmungsumschwung spüren konnte.

»Wir sind fast da«, sagte Tubruk. »Wenigstens liegt Marius’ Haus weitab von dem Gestank des Unrats auf den Straßen. Der fehlt mir nicht, das kann ich euch versichern.«

Sie bogen von der geschäftigen Straße ab und lenkten die Pferde einen steilen Hügel hinauf in eine ruhigere, sauberere Straße.

»Hier stehen die Häuser der Reichen und Mächtigen. Sie besitzen Güter auf dem Land, haben aber hier ihre Stadtvillen, in denen sie Gäste empfangen und Ränke schmieden können, um noch mehr Macht und Reichtum zu gewinnen«, fuhr Tubruk fort, wobei seine Stimme so ausdruckslos klang, dass Gaius ihn verwundert ansah. Die Häuser waren durch mehr als mannshohe eiserne Tore vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt. Jedes hatte eine Nummer und eine kleine Tür, durch die Fußgänger eintreten konnten. Tubruk erklärte ihnen, dass sie nur den kleinsten Teil der Anlagen sahen; die Gebäude erstreckten sich noch endlos nach hinten, mit privaten Bädern und Ställen und Innenhöfen, alles vor den gewöhnlichen Plebejern verborgen.

»In Rom legt man großen Wert auf Privatsphäre«, sagte Tubruk. »Vielleicht gehört das zum Stadtleben. Wenn man auf einem Landgut einfach so mal vorbeikommt, wird das mit Sicherheit kaum jemanden stören, aber hier muss man Termine machen und sich ankündigen und warten und warten, bis sie bereit sind, einen zu empfangen. So, das hier muss es sein. Ich melde dem Torwächter unsere Ankunft.«