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»Es freut mich, dass ihr schon alle auf seid. Willst du mit meinen Männern marschieren?« Seine Stimme klang tief und ruhig, ohne eine Spur von Nervosität.

Gaius lächelte und freute sich, nicht fragen zu müssen.

»Das wollen wir alle. Mit deiner Erlaubnis ... Onkel.«

Marius nickte bei diesem Wort mit dem Kopf.

»Natürlich, aber haltet euch im Hintergrund. Dies ist ein gefährliches Morgenvergnügen, ganz egal, wie es ausgeht. Und noch etwas. Du kennst die Stadt nicht, und falls wir getrennt werden, ist dieses Haus vielleicht nicht mehr sicher. Suche Valcinus in den öffentlichen Bädern auf. Sie sind bis zum Mittag geschlossen, aber er wird dich einlassen, wenn du meinen Namen nennst. Seid ihr bereit?«

Marcus, Gaius und Tubruk blickten einander an, wie benommen von dem Tempo der Ereignisse. Wenigstens zwei von ihnen waren zugleich ein wenig aufgeregt. Sie schlossen sich Marius an, der in den Hof hinausmarschierte, wo seine Männer geduldig warteten.

Cabera stieß im letzten Augenblick zu ihnen. Seine Augen blinkten so aufgeweckt wie immer, doch auf Wangen und Kinn zeigten sich weiße Stoppeln. Marcus grinste ihn an, was mit einem finsteren Blick beantwortet wurde. Sie standen fast am Ende des Trupps, und Gaius betrachtete die Mienen der Soldaten um ihn herum. Sie waren alle braun gebrannt, hatten dunkles Haar und trugen rechteckige Schilde an den linken Arm geschnallt. Auf dem Messing der Vorderseite jeden Schilds war das einfache Wappen des Hauses von Marius zu sehen: drei gekreuzte Pfeile.

In diesem Augenblick verstand Gaius, was Marius gemeint hatte. Dies hier waren römische Soldaten, die ihre Stadt bis zum Letzten verteidigen würden, ihre Ergebenheit jedoch galt dem Wappen, das sie trugen.

Alle schwiegen, während sie darauf warteten, dass die Flügel des großen Tores aufschwangen. Metella trat aus der Dunkelheit und küsste Marius, der den Kuss leidenschaftlich erwiderte und seiner Frau mit einer Hand ans Gesäß griff. Seine Männer, die seine aufgekratzte Stimmung nicht teilten, sahen teilnahmslos zu. Dann drehte sie sich um und küsste Gaius und Marcus. Zu ihrer Überraschung sahen sie Tränen in ihren Augen glänzen.

»Kehrt wohlbehalten wieder zu mir zurück. Ich warte auf euch alle.«

Gaius sah sich nach Alexandria um. Er hatte die vage Absicht, ihr von seiner edlen Entscheidung zu erzählen, das Feld für Marcus zu räumen. Er hoffte, dass sie sein Opfer rühren und sie Marcus’ Annäherungsversuche zurückweisen würde. Unglücklicherweise konnte er sie nirgends entdecken, und dann ging das Tor auf, und es blieb keine Zeit mehr.

Gaius und Marcus schlossen sich Tubruk und Cabera an, als Marius’ Soldaten unter großem Lärm in die morgendlichen Straßen Roms hinausmarschierten.

13

Unter normalen Umständen hätten die Straßen Roms bei Tagesanbruch verlassen dagelegen. Die meisten Menschen wären erst am späten Morgen erwacht, um dann bis Mitternacht ihren Geschäften nachzugehen. Durch die Ausgangssperre hatte sich der Tagesablauf verschoben. Die Läden öffneten bereits, als Marius und seine Männer sich auf den Weg machten.

Der Legat führte seine Soldaten mit lockerem, selbstbewusstem Schritt an. Passanten stießen Warnrufe aus, und Gaius sah Leute, die sich beim Anblick der bewaffneten Männer rasch in Hauseingänge zurückzogen. Nachdem erst vor kurzem Aufstände stattgefunden hatten, hatte niemand Lust, stehen zu bleiben und dem Zug zuzusehen, der sich den Hügel zum Forum hinunterschlängelte, wo sich die Gebäude des Senats befanden.

Zunächst leerten sich die Hauptstraßen, als die Arbeiter, die früh auf den Beinen waren, zur Seite traten, um den Soldaten Platz zu machen. Gaius spürte ihre Blicke und hörte sie wütend knurren. Ein Wort wurde von den grimmigen Gesichtern ständig wiederholt: »Scelus!« - die Anwesenheit der Soldaten auf den Straßen war ein Verbrechen. Der Morgen war kühl und feucht. Gaius fröstelte ein wenig. Auch Marcus sah im fahlen Licht grimmig aus und nickte, als sich ihre Blicke trafen. Seine Hand lag auf dem Knauf seines Gladius’. Die Atmosphäre wurde durch das Scheppern und Krachen, das die Männer beim Marschieren erzeugten, noch angespannter. Gaius war nicht klar gewesen, wie laut fünfzig Soldaten sein konnten, doch die engen Straßen hallten vom Klirren der eisenbeschlagenen Sandalen wider. Die Fenster der Wohnungen in den oberen Stockwerken gingen auf, als sie vorbeikamen, und jemand brüllte wütend, doch sie marschierten weiter.

»Sulla wird euch die Augen ausstechen!«, schrie ein Mann, ehe er seine Tür zuschlug.

Marius’ Männer ignorierten sowohl den Spott als auch die Menge, die sich hinter ihnen sammelte und sich, angezogen von der Aufregung und Gefahr, in einen rasch anwachsenden Pöbel verwandelte.

Ein Legionär, der Sullas Zeichen auf dem Schild trug, drehte sich um, als er den Lärm hörte, und erstarrte. Sie marschierten auf ihn zu, und Gaius konnte die plötzliche Aufregung spüren, als sich alle Augen auf den einsamen Mann richteten. Dann siegte die Besonnenheit über die Tapferkeit, und er verschwand im Laufschritt um eine Ecke. Ein Mann in der ersten Reihe neben Marius machte Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen, doch der Legat hielt ihm eine Hand vor die Brust.

»Lasst ihn laufen. Er soll ihnen sagen, dass ich komme.« Seine Stimme drang durch die Reihen, und Gaius bewunderte seine Ruhe. Niemand sonst sagte etwas, und sie marschierten in schepperndem Gleichschritt weiter.

Cabera schaute sich um und erbleichte, als er sah, wie sich die Straßen hinter ihnen mit Menschen füllten. Es gab keine Möglichkeit zum Rückzug mehr. Eine dicht gedrängte Menschenmenge folgte ihnen auf dem Fuß. Mit vor Aufregung leuchtenden Augen johlten und riefen sie. Cabera zog einen kleinen blauen Stein an einem Lederriemen aus der Tasche, den er küsste, während er ein kurzes Gebet murmelte. Tubruk sah den alten Mann an und legte ihm die Hand auf die Schulter.

Als sie den großen Platz des Forums erreichten, war die Menge so sehr angewachsen, dass sie auch die Parallelstraßen füllte und sich hinter ihnen und um sie herum auf die freie Fläche ergoss. Gaius spürte, wie die Männer, hinter denen er marschierte, nervös wurden, sah, wie sich ihre Muskeln spannten, als sie die Schwerter für alle Fälle in den Scheiden lockerten. Er schluckte und merkte, wie ausgetrocknet seine Kehle war. Sein Herz hämmerte, und ihm war ein wenig schwindlig.

Als wolle sie sich über die herrschende Stimmung lustig machen, brach die Sonne genau in dem Augenblick, als sie das Forum betraten, aus dem Morgendunst hervor und ließ die Statuen und Tempel auf einer Seite golden aufleuchten. Vor sich erblickte Gaius die Stufen des Senatsgebäudes und leckte sich über die mit einem Mal trockenen Lippen, als in weiße Roben gekleidete Gestalten aus dem Inneren traten und sie erwarteten. Auf den Stufen zählte er vier von Sullas Legionären, die Hände an den Schwertern. Weitere würden schon unterwegs sein.

Hunderte von Menschen strömten aus allen Richtungen auf das Forum; aus den nahe gelegenen Straßen hallten spöttische Rufe. Alle Augen schauten auf Marius und seine Männer. Die Menge ließ eine Gasse zum Senat frei. Sie kannte das Ziel, ohne davon unterrichtet worden zu sein.