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Er lud sich sein Bündel auf die Schultern und half Renius mit dem seinen.

»Mal sehen, was Griechenland so zu bieten hat«, meinte er.

Renius grinste angesichts des urplötzlichen Stimmungswechsels und stapfte an Epides’ verkrümmtem Leichnam vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Dann verließen sie die Lucidae und drehten sich nicht mehr um.

Der Hafenboden bewegte sich beängstigend unter ihren Füßen, und Marcus schwankte einige Augenblicke unsicher, bevor sich die alten Gewohnheiten wieder einstellten.

»Wartet«, rief eine Stimme hinter ihnen. Als sie sich umdrehten, sahen sie Peppis mit wirbelnden Armen und Beinen die Rampe herunterstürmen. Dann stand er atemlos vor ihnen, und sie warteten, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er sprechen konnte.

»Nimm mich mit, Herr«, bat er und sah Marcus, der erstaunt blinzelte, flehend an.

»Ich dachte, du wolltest Seemann werden, wenn du groß bist«, sagte Marcus.

»Jetzt nicht mehr. Ich will ein Kämpfer werden, ein Legionär wie du und Renius«, sagte Peppis, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Ich will das Imperium gegen feindliche Horden verteidigen.«

Marcus sah Renius an. »Hast du mit dem Jungen gesprochen?«

»Ja, ich hab ihm ein paar Geschichten erzählt. Viele Jungen träumen davon, in die Legion einzutreten. Es ist ein gutes Leben für einen Mann«, erwiderte Renius ohne Scham.

Peppis sah Marcus’ Unschlüssigkeit und drängte weiter. »Du brauchst einen Diener, jemanden, der dein Schwert trägt und sich um dein Pferd kümmert. Bitte schick mich nicht zurück.«

Marcus ließ das Bündel von seiner Schulter gleiten und reichte es dem Jungen, der ihn freudig anstrahlte.

»Na schön. Trag das. Kannst du mit Pferden umgehen?«

Peppis schüttelte, noch immer freudestrahlend, den Kopf.

»Dann musst du es lernen.«

»Das werde ich. Ich werde der beste Diener sein, den du je gehabt hast«, erwiderte der Junge und schlang die Arme um das Bündel.

»Zumindest kann der Kapitän nichts mehr dagegen einwenden«, meinte Marcus.

»Nein. Den Kerl konnte ich von Anfang an nicht leiden«, erwiderte Renius schroff. »Frag jemanden, wo die nächsten Stallungen sind. Wir brechen auf, bevor es dunkel wird.«

Die Ställe, das Rasthaus für die Reisenden und die Menschen selbst kamen Marcus sehr eigenartig vor. Er erkannte Rom in tausend kleinen Einzelheiten, nicht zuletzt in den Legionären mit den ernsten Gesichtern, die paarweise durch die Straßen patrouillierten. Trotzdem fiel ihm bei jedem Schritt etwas Neues, Andersartiges auf. Ein hübsches Mädchen, das mit seinen Leibwächtern vorbeikam, unterhielt sich mit ihnen in einem weich perlenden Plappern, das die Männer zu verstehen schienen. Ein Tempel unweit der Stallungen war wie zu Hause aus reinem weißem Marmor errichtet, doch die Statuen sahen merkwürdig aus. Sie waren denen, die er kannte, nicht unähnlich, aber hier waren andere Gesichter aus dem Stein gehauen. Überall sah man Bärte, gelockt und mit süßen Ölen parfümiert, aber das Eigenartigste überhaupt hatte er an den Wänden eines Tempels gesehen, der der Heilung der Kranken geweiht war.

Aus Gips geformte, perfekte Gliedmaßen, kleine sowie ausgewachsene, hingen an Haken an den Außenmauern. Das Bein eines Kindes, am Knie abgeknickt, baumelte gleich neben dem Modell einer Frauenhand, und ein Stück weiter hing ein Miniatursoldat, wunderhübsch und bis ins kleinste Detail aus rötlichem Marmor gefertigt.

»Was soll das denn?«, hatte er Renius im Vorbeigehen gefragt.

»Nur so eine Sitte«, hatte Renius achselzuckend geantwortet. »Wenn dich die Göttin heilt, lässt du einen Abdruck von dem Körperteil machen und bringst es ihr dar. Ich glaube, es dient dazu, mehr Leute in den Tempel zu locken. Hier wird niemand geheilt, der nicht zuerst ein wenig Gold dafür bezahlt hat, also sind die Modelle so etwas wie ein Aushängeschild. Wir sind hier nicht in Rom, mein Junge. Wenn man ein bisschen genauer hinsieht, sind die Leute hier überhaupt nicht wie wir.«

»Magst du sie nicht?«

»Ich respektiere das, was sie erreicht haben, aber sie sonnen sich zu sehr im Glanz ihrer Vergangenheit. Sie sind ein stolzes Volk, Marcus, aber nicht stolz genug, um sich von unserem Stiefel in ihrem Nacken zu befreien. Sie halten uns für Barbaren, und die Vornehmeren tun gerne so, als existierten wir überhaupt nicht, aber was nützen einem Tausende Jahre Kunst, wenn man sich nicht verteidigen kann? Das Erste, was die Menschen lernen müssen, ist, stark zu sein. Ohne Stärke kann einem alles, was man besitzt oder geschaffen hat, wieder weggenommen werden. Vergiss das nie, mein Junge.«

Wenigstens waren die Ställe so wie überall. Der Geruch bescherte Marcus mit einem Mal ein heftiges Heimweh, und er fragte sich, wie es wohl Tubruk auf dem Landgut ergehen mochte, und wie Gaius mit den Gefahren der Hauptstadt zurecht kam.

Renius klopfte einem kräftigen Hengst auf die Flanke, fuhr mit den Handflächen die Beine hinab und untersuchte aufmerksam das Gebiss. Peppis sah ihm zu und tat es ihm gleich, klopfte mit ernstem Gesichtsausdruck auf Pferdebeine und betastete Sehnen.

»Wie viel kostet der hier?«, erkundigte sich Renius bei dem Besitzer, der mit zwei Leibwachen neben ihm stand. Der Mann hatte Pferdegeruch an sich. Er sah sauber und irgendwie poliert aus; sein dunkles Haupt- und Barthaar glänzte.

»Er ist stark, ja?«, antwortete er mit nur leichtem Akzent auf Lateinisch. »Sein Vater hat in Pontus Rennen gewonnen, aber er ist ein bisschen zu schwer für Schnelligkeit. Eher für die Schlacht.«

Renius zuckte die Achseln. »Er muss mich nur nach Norden über die Berge bringen. Wie viel willst du dafür?«

»Er heißt Apollo. Ich habe ihn gekauft, als das Glück einen reichen Mann verlassen hat und er gezwungen war, ihn zu verkaufen. Ich habe ein kleines Vermögen bezahlt, aber ich kenne mich aus mit Pferden. Ich weiß, was er wert ist.«

»Mir gefällt er«, sagte Peppis.

Beide Männer ignorierten den Jungen.

»Ich zahle fünf Aurei für ihn und verkaufe ihn, wenn ich das Ziel meiner Reise erreicht habe«, sagte Renius mit fester Stimme.

»Er ist zwanzig wert, und ich bin den ganzen Winter für sein Futter aufgekommen«, antwortete der Händler.

»Für zwanzig kann ich ein kleines Haus kaufen!«

Der Händler hob die Schultern und machte ein betroffenes Gesicht. »Nicht mehr. Die Preise sind gestiegen. Das liegt am Krieg im Norden. Die besten Tiere gehen an Mithridates, einen Emporkömmling, der sich selbst König nennt. Apollo ist eins der Letzten aus der guten Zucht.« »Zehn ist mein letztes Angebot. Wir kaufen heute zwei von deinen Pferden, deshalb will ich einen Preis für beide.«

»Lass uns nicht streiten. Ich zeige dir ein anderes, das weniger wert ist und dich auch nach Norden bringt. Ich habe zwei andere, die ich zusammen verkaufen kann. Es sind Brüder, und sie sind schnell genug.«

Der Mann ging an den Reihen der Pferde vorbei, und Marcus musterte Apollo, der ihn interessiert betrachtete, das Maul voll Heu. Während die Verhandlungen in der Ferne leiser wurden, tätschelte er dem Tier die weiche Nase. Apollo ignorierte ihn und reckte den Hals nach dem nächsten Maul voll Heu, das er aus einem an die Stallwand genagelten Netz zog.

Nach einer Weile kehrte Renius zurück. Er sah ein bisschen blass aus.

»Wir haben zwei, für morgen. Apollo und ein zweites namens Lanzer. Ich bin sicher, er denkt sich die Namen einfach so aus. Peppis reitet mit dir. Er ist so leicht, dass es nichts ausmacht. Bei den Göttern! Was die Leute hier für Preise verlangen! Wenn uns dein Onkel nicht so großzügig ausgestattet hätte, müssten wir morgen zu Fuß gehen.«