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Seufzend rieb sie an den Schichten verkrusteten Öls auf der Bronzeklinge herum, den Überresten eines längst vergessenen Feldzuges. Zuerst war ihr Rom wie eine Stadt der grenzenlosen Möglichkeiten vorgekommen, doch nachdem Marius vor drei Monaten die Herrschaft übernommen hatte, arbeitete sie immer noch den ganzen Tag für nichts und wurde jeden Tag ein bisschen älter. Andere veränderten die Welt, ihr Leben jedoch blieb immer gleich. Nur am Abend, wenn sie mit dem alten Bant in seiner kleinen Metallwerkstatt saß, hatte sie das Gefühl, Fortschritte zu machen. Bant hatte ihr beigebracht, wie man mit den Werkzeugen umging und ihre Hände bei den ersten schwerfälligen Versuchen geführt. Er redete nicht viel, schien ihre Gesellschaft aber zu genießen, und ihr gefiel sein Schweigen und seine freundlichen blauen Augen. Als sie ihn zum ersten Mal sah, hatte er gerade in der Werkstatt eine Brosche geformt, und in diesem Augenblick hatte sie gewusst, dass dies etwas war, das sie auch tun konnte. Es war eine Fertigkeit, die sich zu erlernen lohnte, sogar für eine Sklavin.

Sie rieb noch heftiger. Einem Mann nicht mehr wert zu sein als ein Pferd oder auch nur ein gutes Schwert, so eins, wie sie gerade in der Hand hielt! Das war einfach nicht gerecht!

»Alexandria!« Carlas Stimme rief sie. Einen Moment war sie versucht, nicht zu antworten, aber die Frau hatte eine Zunge wie eine Peitsche, und ihr Zorn war bei den meisten Sklavinnen gefürchtet.

»Hier!«, antwortete sie, legte das Schwert zur Seite und wischte die Hände an einem Tuch ab. Carla hatte bestimmt noch eine Aufgabe für sie, noch ein paar Stunden Arbeit vor dem Schlafengehen.

»Da bist du ja, Liebes. Ich brauche jemanden, der für mich rasch zum Markt läuft. Willst du das für mich tun?«

»Ja!« Alexandria erhob sich eilig. In den vergangenen paar Monaten hatte sie gelernt, sich auf diese seltenen Botengänge zu freuen, die einzige Gelegenheit, zu der ihr erlaubt war, Marius’ Haus zu verlassen. Die letzten Male hatte sie die Besorgungen sogar allein erledigen dürfen. Wo hätte sie schließlich auch hinflüchten können?

»Ich brauche noch ein paar Sachen für den Haushalt. Und du handelst immer die besten Preise aus«, sagte Carla, als sie ihr die Wachstafel reichte.

Alexandria nickte. Sie feilschte gern mit den Händlern. Dabei kam sie sich immer vor wie eine freie Frau. Beim ersten Mal war Carla dabei gewesen und war regelrecht schockiert gewesen, wie viel Geld das Mädchen der Haushaltskasse sparte. Die Händler hatten jahrelang viel zu viel von ihr verlangt, weil sie um Marius’ tiefe Taschen wussten. Die ältere Frau erkannte sofort, dass das Mädchen ein Talent dafür besaß, und schickte sie so oft wie möglich hinaus; abgesehen davon wusste sie, dass Alexandria diese kleinen Freiheiten brauchte. Manche gewöhnten sich nie an die Sklaverei und versanken nach und nach in Trübsinn und gelegentlich in Verzweiflung. Carla freute sich, wenn Alexandrias Gesicht bei dem Gedanken an einen kleinen Ausflug aufleuchtete. Vermutlich behielt das Mädchen die eine oder andere Münze für sich zurück, doch was machte das schon? Sie half ihnen, Silber zu sparen, also machte ihr Carla keine Vorwürfe, wenn sie sich ein bisschen Bronze einsteckte.

»Dann fort mit dir. Ich erwarte dich in zwei Stunden zurück. Und keine Minute später, verstanden?«

»Aber ja, Carla. In zwei Stunden. Ich danke dir.«

Die ältere Frau lächelte sie an. Sie dachte daran, wie es war, als sie selbst noch jung und die Welt so unendlich aufregend gewesen war. Sie wusste von Alexandrias Besuchen bei Bant, dem Kunstschmied. Der alte Mann schien sie ins Herz geschlossen zu haben. Es gab kaum etwas im Haushalt, was Carla nicht früher oder später erfuhr, und sie wusste, dass Alexandria in ihrem Zimmer eine kleine Bronzescheibe aufbewahrte, die sie mit Hilfe von Bants Werkzeugen mit einem Löwenkopf verziert hatte. Ein hübsches Stück.

Während sie der schlanken Gestalt nachschaute, fragte sich Carla, ob die Scheibe wohl ein Geschenk für Gaius war. Bant hatte gesagt, das Mädchen habe Talent für diese Arbeit. Vielleicht deshalb, weil sie es aus Liebe tat.

Der Markt war ein wildes Durcheinander aus Gerüchen und drängelnden Menschen, doch Alexandria trödelte bei keinem Posten auf ihrer Liste lange herum. Sie erledigte ihre Aufgabe rasch, bekam alles für einen guten Preis, löste sich jedoch aus den Diskussionen, bevor sie allzu sehr ausuferten. Die Ladenbesitzer schienen gerne mit dem hübschen Mädchen zu feilschen, warfen die Hände in die Luft und riefen nach Zeugen, die unbedingt erfahren sollten, was Alexandria ihnen abverlangte. Dann lächelten sie das Mädchen an, und etliche von ihnen gingen bei diesem Lächeln mit den Preisen weiter hinunter, als sie es hinterher, nachdem Alexandria wieder weg war, gut hießen. Zweifellos weiter, als ihre Ehefrauen es gut hießen.

Nachdem sie die Päckchen sicher in ihren beiden Einkaufstaschen verstaut hatte, machte sich Alexandria eilig zu ihrem wahren Ziel auf, einem kleinen Juwelierladen am Ende der Marktbuden. Sie hatte ihn schon oft aufgesucht, um sich die Entwürfe des Mannes anzusehen. Die meisten Stücke waren aus Bronze oder Zinn. Silber wurde bei der Schmuckherstellung kaum verwendet, und Gold war zu teuer, es sei denn, es handelte sich um Auftragsarbeiten. Der Kunstschmied selbst war ein kleiner Mann, der stets eine schwere Lederschürze über seiner groben Tunika trug. Er blickte auf, als sie den kleinen Laden betrat, und unterbrach die Arbeit an einem kleinen Goldring, um das Mädchen im Auge zu behalten. Tabbic war ein misstrauischer Mensch, und Alexandria spürte seine Blicke, als sie seine Waren betrachtete.

»Kaufst du auch Sachen an?«, fragte sie.

»Manchmal schon«, lautete die Antwort. »Was hast du denn?«

Sie zog die Bronzescheibe aus einer Tasche ihrer Tunika. Er nahm sie ihr aus der Hand und hielt sie ins Tageslicht, um das Muster zu begutachten. Er hielt sie sehr lange ins Licht, und sie wagte nicht, etwas zu sagen, aus Angst, ihn zu verärgern. Ohne etwas zu sagen, drehte er sie immer wieder hin und her und musterte jede noch so kleine Kerbe im Metall.

»Wo hast du das her?«, wollte er schließlich wissen.

»Ich habe es selbst gemacht. Kennst du Bant?«

Der Mann nickte bedächtig.

»Er hat mir gezeigt, wie es geht.«

»Es ist ziemlich grob, aber ich denke, ich könnte es weiterverkaufen. Die Ausführung ist unbeholfen, aber das Muster ist sehr hübsch. Das Löwengesicht kommt sehr schön heraus, man merkt nur, dass du noch nicht sehr geübt mit Hammer und Ahle bist.« Er drehte die Scheibe noch einmal um.

»Sag mir jetzt die Wahrheit! Woher hast du die Bronze, um das herzustellen?«

Alexandria sah ihn erschrocken an. Er erwiderte ihren Blick ohne zu blinzeln, aber seine Augen sahen freundlich aus. Rasch erzählte sie ihm von ihren Einkäufen, und dass sie immer ein paar kleine Münzen vom Haushaltsgeld für sich behalten hatte, genug, um die unbearbeitete Metallscheibe an einer der Marktbuden zu kaufen.

Tabbic schüttelte den Kopf. »Dann darf ich es nicht nehmen. Es gehört dir nicht. Die Münzen sind das Eigentum des Marius, also auch die Bronze. Du solltest sie ihm geben.«

Alexandria spürte, dass sie jeden Augenblick in Tränen auszubrechen drohte. Sie hatte so viel Zeit auf dieses kleine Stück verwendet, und jetzt sollte alles umsonst gewesen sein. Wie benommen sah sie zu, wie er es von einer Seite zur anderen drehte. Dann drückte er es ihr wieder in die Hand.