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»Ins ... Cherssoner Gouvernement.«

»Oh, dort ist ein vorzügliches Land!« sagte der Vorsitzende und äußerte sich sehr lobend über den dortigen Graswuchs.

»Und haben Sie auch genügend Land?«

»Genügend, geradesoviel, als ich für die gekauften Bauern brauche.«

»Ist dort ein Fluß oder ein Teich?«

»Ein Fluß. Es gibt übrigens auch einen Teich.« Nach diesen Worten blickte Tschitschikow zufällig Ssobakewitsch an; obwohl dessen Gesicht noch immer unbeweglich war, glaubte Tschitschikow darin zu lesen: – Gott, wie du lügst! Es gibt dort wohl weder einen Fluß, noch einen Teich, noch das Land selbst! –

Während dieser Gespräche erschienen ein Zeuge nach dem anderen: der dem Leser schon bekannte Staatsanwalt mit dem blinzelnden Auge, der Inspektor der Medizinalverwaltung, Truchatschewskij, Bjeguschkin und die sonstigen Leute, die nach Ssobakewitschs Worten bloß der Erde zur Last fielen. Viele von ihnen waren Tschitschikow gänzlich unbekannt; die noch fehlenden Zeugen wurden dem Personal der Zivilkammer entnommen. Man schaffte nicht nur den Sohn des Protopopen P. Kirill herbei, sondern auch den Protopopen selbst. Ein jeder von diesen Zeugen malte seine Unterschrift mit allen seinen Titeln und Auszeichnungen hin, der eine in steiler, der andere in schräger Schrift, ein dritter setzte die Buchstaben beinahe auf den Kopf und gebrauchte Buchstaben, die man im russischen Alphabet kaum je gesehen hat. Der bekannte Iwan Antonowitsch machte die Sache sehr schnell; die Verträge wurden verzeichnet, datiert, ins Buch und wo es sich noch gehört eingetragen; für die Anzeige im Amtsblatte wurde das halbe Prozent erhoben, und Tschitschikow hatte nur eine Kleinigkeit zu bezahlen. Der Präsident gab sogar Befehl, von ihm nur die Hälfte der vorgeschriebenen Gebühr zu erheben, während die andere Hälfte auf eine unerklärliche Weise von einem anderen Gesuchsteller getragen werden mußte.

»So!« sagte der Vorsitzende. »Jetzt bleibt uns nur noch übrig, den Kauf zu begießen.«

»Sehr gern«, sagte Tschitschikow. »Wollen Sie mir nur den Zeitpunkt angeben. Es wäre auch Sünde meinerseits, wenn ich einer so angenehmen Gesellschaft nicht ein paar Flaschen Schaumwein spendierte.«

»Nein, Sie haben mich mißverstanden: den Schaumwein wollen wir selbst spendieren«, sagte der Vorsitzende; »das ist unsere Pflicht und Schuldigkeit. Sie sind unser Gast: wir müssen Sie bewirten. Wissen Sie was, meine Herren? Wir wollen uns nicht lange den Kopf zerbrechen und sofort zum Polizeimeister gehen; er ist doch ein wahrer Wundertäter: er braucht nur mit dem Auge zu zwinkern, wenn er an den Fischläden oder den Weinhandlungen vorbeigeht, und wir haben sofort das schönste Frühstück! Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch eine kleine Partie Whist spielen.«

Auf diesen Vorschlag konnte niemand nein sagen. Die Zeugen spürten schon bei der bloßen Erwähnung der Fischläden Appetit; alle griffen sofort nach ihren Mützen und Hüten, und die Amtshandlung war zu Ende. Als sie durch die Kanzlei gingen, sagte Iwan Antonowitsch mit dem Kannenmaul mit einer höflichen Verbeugung leise zu Tschitschikow: »Sie haben für hunderttausend Rubel Bauern gekauft und mir für meine Mühe nur einen Fünfundzwanziger gegeben.«

»Was sind das auch für Bauern?« antwortete ihm Tschitschikow ebenso leise. »Schlechtes, unbrauchbares Volk, sie sind nicht mal die Hälfte davon wert.« Iwan Antonowitsch begriff, daß der Besucher einen festen Charakter hatte und nichts mehr geben würde.

»Und was haben Sie dem Pljuschkin für die Seelen bezahlt?« flüsterte ihm Ssobakewitsch ins andere Ohr.

»Und warum haben Sie den Worobej mit eingetragen?« antwortete ihm darauf Tschitschikow.

»Was für einen Worobej?« fragte Ssobakewitsch.

»Nun, das Frauenzimmer Jelisaweta Worobej, aus der Sie einen Jelisawet gemacht haben.«

»Ich habe keinen Worobej eingetragen«, sagte Ssobakewitsch und gesellte sich zu den anderen Gästen.

Endlich erreichten die Gäste in einem großen Haufen das Haus des Polizeimeisters. Der Polizeimeister war in der Tat ein Wundertäter: sobald er von der Sache hörte, rief er sofort den Revieraufseher, einen flinken Burschen in Lackstiefeln herbei und flüsterte ihm höchstens zwei Worte ins Ohr, denen er nur noch hinzufügte: »Verstehst du?« Infolgedessen erschienen im nächsten Zimmer, während die Gäste ihren Whist spielten, auf dem Tische Weißlachs, Störe, Salm, Preßkaviar, Malossolkaviar, Heringe, geräucherte Fische, Käse aller Sorten, geräucherte Zungen und Störrücken –; dies alles hatte der Fischmarkt beigesteuert. Dann kamen noch die Spenden des Hausherrn und die Erzeugnisse seiner Küche: eine Pastete mit den Knorpeln und dem Kopf eines neun Pud schweren Störes, eine andere Pastete mit Schwämmen, ferner Butterbrezeln, Pastetchen und Quarkkuchen. Der Polizeimeister war gewissermaßen der Vater und Wohltäter der Stadt. Er bewegte sich unter den Bürgern wie in eigener Familie und besuchte ihre Läden und Geschäfte wie seine eigene Speisekammer. Überhaupt füllte er, wie man so sagt, seinen Platz durchaus aus und hatte sein Amt vollkommen erfaßt. Es war schwer zu sagen, ob er für sein Amt oder sein Amt für ihn geschaffen war. Er packte die Sache so geschickt an, daß er doppelt soviel Einnahmen als alle seine Vorgänger hatte, dabei aber die Liebe der ganzen Stadt genoß. Vor allem liebten ihn die Kaufleute, weil er so gar nicht stolz war; er hob ihre Kinder aus der Taufe, stand bei ihnen Gevatter, schröpfte sie zwar zuweilen erbarmungslos, machte das aber außerordentlich geschickt: er klopfte dabei einen freundlich auf die Schulter, lachte oder traktierte ihn mit Tee, versprach zuweilen, zu einer Partie Dame zu kommen und erkundigte sich nach allem, wie die Geschäfte gingen; wenn er hörte, daß ein Kind erkrankt sei, empfahl er eine Arznei; mit einem Worte, ein braver Kerl! Wenn er in seiner Droschke fuhr, um nach der Ordnung zu sehen, rief er dem einen oder dem anderen zu: »Nun, wie ist es, Michejitsch, wollen wir unsere Partie nicht einmal zu Ende spielen?« – »Ja, Alexej Iwanowitsch,« antwortete jener, die Mütze ziehend, »das sollten wir!« – »Nun, Bruder, Ilja Paramonytsch, besuch’ mich doch mal und sieh dir meinen Traber an, spann auch den deinigen in den Rennwagen, wir wollen mal um die Wette fahren.« Der Kaufmann, der auf seinen Traber ganz versessen war, lächelte besonders aufgeräumt, strich sich den Bart und sagte: »Wir wollen es mal versuchen, Alexej Iwanowitsch!« Selbst alle Ladenangestellten, die so einem Gespräch mit entblößten Köpfen beiwohnten, blickten einander vergnügt an, als wollten sie sagen: »Alexej Iwanowitsch ist doch ein guter Mensch!« Mit einem Worte, er hatte die größte Popularität erworben, und die Kaufleute waren von ihm der Meinung: »Alexej Iwanowitsch schröpft zwar gehörig, verrät aber einen nicht.«

Als der Polizeimeister sah, daß der Tisch fertiggedeckt war, schlug er den Gästen vor, den Whist nach dem Frühstück zu Ende zu spielen, und alle begaben sich in das andere Zimmer, aus dem schon längst ein Geruch drang, der die Nasen der Gäste auf die angenehmste Weise kitzelte, und in das Ssobakewitsch schon längst durch die Türe hineingeschaut, wobei er einen auf einer großen Platte etwas abseits liegenden Stör ins Auge gefaßt hatte. Die Gäste tranken je ein Gläschen von einem dunklen, olivgelben Schnaps, von der Farbe, wie sie nur bei gewissen sibirischen Halbedelsteinen vorkommt, aus denen man in Rußland Petschaften zu machen pflegt, traten dann, mit Gabeln bewaffnet, von allen Seiten an den Tisch und begannen, wie man so sagt, ihre Charaktere und Neigungen zu zeigen, indem der eine sich auf den Kaviar, der andere auf den Salm und der dritte auf den Käse verlegte. Ssobakewitsch schenkte allen diesen Kleinigkeiten nicht die geringste Beachtung und machte sich gleich an den Stör heran; während die anderen sprachen, verzehrte er ihn in etwas mehr als einer Viertelstunde vollständig, so daß, als der Polizeimeister sich des Fisches erinnerte und mit den Worten: »Und was sagen Sie zu diesem Naturprodukt, meine Herren?« mit einer Gabel bewaffnet und von den anderen begleitet an die Fischplatte herantrat – von dem Naturprodukt nur noch der Schwanz übriggeblieben war; Ssobakewitsch tat aber so, als ob er mit der Sache nichts zu tun hätte, trat vor einen etwas abseits stehenden Teller und begann mit der Gabel in einem winzigen gedörrten Fischchen herumzustochern. Nachdem er mit dem Stör fertig geworden, setzte sich Ssobakewitsch in einen Sessel, aß und trank nichts mehr, sondern kniff nur die Augen zusammen. Der Polizeimeister schien mit den Weinen nicht zu geizen: die Toaste wollten gar kein Ende nehmen. Der erste Toast galt, wie die Leser vielleicht selbst erraten haben, dem neuen Cherssoner Gutsbesitzer; dann trank man auf das Wohlergehen seiner Bauern und auf deren erfolgreiche Übersiedlung; dann auf das Wohl seiner künftigen schönen Frau, was unserem Helden ein angenehmes Lächeln entlockte. Man trat an ihn von allen Seiten heran und suchte ihn zu überreden, wenigstens noch zwei Wochen in der Stadt zu bleiben: »Nein, Pawel Iwanowitsch, das geht wirklich nicht! Das hieße ja nur die Stube kalt machen: über die Schwelle herein und gleich wieder hinaus! Nein, Sie müssen noch einige Zeit mit uns verleben! Wir wollen Sie auch verheiraten. Nicht wahr, Iwan Grigorjewitsch, wir werden ihn verheiraten?«