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Der General fing an zu lachen. »Ja, es steckt wirklich seine Schnauze heraus: bitte, streichle mich! ... Ha, ha, ha! Auch so ein Kerl hat nicht nur die Schnauze, sondern den ganzen Körper voll Dreck, und doch verlangt er Anerkennung ... Ha, ha, ha, ha!« Und der ganze Körper des Generals erbebte vor Lachen. Seine Schultern, die einst mit üppigen Epaulettes geschmückt waren, zitterten so, als ob sie auch jetzt noch die üppigen Epaulettes trügen.

Auch Tschitschikow gab eine Interjektion des Lachens von sich, doch aus Respekt vor dem General wandte er hierbei den Vokal »e« an: »He, he, he, he!« Auch sein Körper erzitterte vor Lachen, aber die Schultern zitterten nicht, da sie niemals üppige Epaulettes getragen hatten.

»So einer bestiehlt den Staat, und dann verlangt er noch eine Belohnung, diese Kanaille! Ich muß, sagt er, meine Anerkennung haben, denn ich habe mich so abgemüht ... Ha, ha, ha, ha!«

Das edle, liebreizende Gesicht des jungen Mädchens zeigte einen schmerzlichen Ausdruck. »Ach, Papa! Ich verstehe nicht, wie du bloß lachen kannst! Mich stimmen solche ehrlose Handlungen nur traurig. Wenn ich sehe, daß ein Betrug ganz öffentlich verübt wird und der Schuldige nicht von allgemeiner Verachtung bestraft wird, so weiß ich gar nicht, wie mir ist, ich werde dann zornig und sogar schlecht: ich denke, ich denke ...« Und sie brach beinahe in Tränen aus.

»Bitte, sei uns nur nicht böse«, sagte der General. »Wir können nichts dafür. Nicht wahr?« wandte er sich an Tschitschikow. »Gib mir einen Kuß und geh. Ich werde mich gleich zum Mittagessen umkleiden. Ich hoffe,« sagte er, Tschitschikow gerade in die Augen blickend, »daß du bei mir zu Mittag ißt?«

»Wenn es nur Eurer Exzellenz...«

»Bitte, ohne Rangordnung! Ich bin noch, Gott sei Dank, in der Lage, einen Gast zu bewirten. Eine Kohlsuppe wird es immer geben.«

Tschitschikow spreizte beide Arme und neigte den Kopf dankbar und ehrfurchtsvoll, so daß alle Gegenstände im Zimmer für eine Weile seinen Blicken entschwanden und er nur noch die Spitzen seiner Halbschuhe sehen konnte. Nachdem er eine Zeitlang in dieser ehrerbietigen Stellung verharrt hatte, hob er den Kopf wieder, sah aber Ulinjka nicht mehr. Sie war verschwunden. An ihrer Stelle stand ein riesenhafter Kammerdiener mit mächtigem Schnurr- und Backenbart, mit einer silbernen Schüssel und einem Waschbecken in der Hand.

»Du erlaubst doch, daß ich mich in deiner Gegenwart anziehe?«

»Sie dürfen sich in meiner Gegenwart nicht nur anziehen, sondern auch alles andere verrichten, was Euer Exzellenz beliebt.«

Der General zog den einen Arm aus dem Schlafrock heraus, krempelte die Hemdärmel auf den starken Armen auf und begann sich zu waschen, wobei er wie eine Ente um sich spritzte und prustete. Das Seifenwasser flog nach allen Seiten.

»Ja, sie lieben wirklich Anerkennung,« sagte er, während er sich seinen Hals rings herum abtrocknete ... »Ein jeder will gestreichelt sein! Ohne die Anerkennung wird er wohl gar nicht stehlen wollen! Ha, ha, ha!«

Tschitschikow war in einer unbeschreiblich guten Laune. Plötzlich kam über ihn Begeisterung. – Der General ist ein lustiger und gutmütiger Kerl, warum sollte ich es nicht versuchen?! – dachte er sich. Als er sah, daß der Kammerdiener mit der Schüssel hinausgegangen war, rief er aus: »Euer Exzellenz! Da Sie schon so gütig und aufmerksam gegen alle sind, wende ich mich an Sie mit einer großen Bitte.«

»Was ist’s für eine Bitte?« – Tschitschikow sah sich um.

»Ich habe, Exzellenz, einen alten Onkel, er besitzt dreihundert Seelen und zweitausend ... außer mir gibt es keine Erben. Infolge seines Alters kann er sein Gut nicht selbst verwalten, will es aber auch nicht mir anvertrauen. Und zwar mit einer sehr merkwürdigen Begründung! Er sagt: ›Ich kenne meinen Neffen nicht! Vielleicht ist er ein Verschwender. Er soll mir zuerst zeigen, daß er zuverlässig ist. Soll er sich erst dreihundert Seelen erwerben, dann werde ich ihm auch meine dreihundert überlassen.‹«

»Er ist also ganz dumm?« fragte der General.

»Daß er dumm ist, wäre noch nicht das schlimmste. Aber versetzen Sie sich in meine Lage, Exzellenz! Der Alte hat sich eine Haushälterin zugelegt, und die Haushälterin hat Kinder. Es kann leicht passieren, daß die alles erben.«

»Der dumme Greis hat seinen letzten Verstand verloren, das ist alles«, versetzte der General. »Ich sehe aber nicht ein, wie ich hier helfen könnte!« sagte er, Tschitschikow erstaunt anblickend.

»Ich habe mir folgendes ausgedacht. Wenn Sie mir alle toten Seelen Ihres Gutes in der Form überlassen, als ob sie noch am Leben wären, Exzellenz, durch einen Kaufvertrag, so könnte ich diesen Kaufvertrag dem Alten vorweisen, und dann würde er mir die Erbschaft ausfolgen.«

Der General fing hier so laut zu lachen an, wie wohl noch kein Mensch gelacht hat. So wie er stand, fiel er in den Sessel. Er warf den Kopf in den Nacken und schien am Ersticken. Das ganze Haus geriet in Unruhe. Der Kammerdiener erschien im Kabinett. Die Tochter kam erschrocken herbeigelaufen.

»Vater, was hast du?« fragte sie, ihm ganz ratlos in die Augen blickend.

Der General vermochte aber lange keinen Ton von sich zu geben.

»Es ist nichts, Liebling; hab nur keine Angst. Geh auf dein Zimmer; wir kommen gleich zu Tisch. Sei unbesorgt. Ha, ha, ha!«

Nachdem ihm noch einigemal der Atem ausgegangen war, brach er mit neuer Kraft in sein Generalslachen aus, das vom Vorzimmer bis zum entlegensten Zimmer widerhallte.

Tschitschikow geriet ernsthaft in Unruhe.

»Der Onkel, ach, der Onkel! Wird der ein dummes Gesicht machen! Ha, ha, ha! Statt der Lebenden wird er Tote kriegen! Ha, ha!«

– Er fängt schon wieder an! – dachte sich Tschitschikow. – Wie kitzlig er ist! Daß er nur nicht zerspringt! –

»Ha, ha, ha!« fuhr der General fort. »So ein Esel! Daß ein Mensch nur auf so eine Idee kommt: ›Soll er sich erst selbst dreihundert Seelen erwerben, dann werde ich ihm auch meine dreihundert überlassen!‹ Er ist doch ein Esel!«

»Es stimmt, Exzellenz, er ist ein Esel.«

»Aber auch dein Einfall, dem Alten Tote vorzusetzen, ist nicht schlecht! Ha, ha, ha! Ich würde, Gott weiß was alles hergeben, um dabei zu sein, wenn du ihm den Kaufvertrag bringst. Wie ist er sonst? Sehr alt?«

»Achtzig Jahre ...«

»Er bewegt sich aber noch, ist rüstig? Er muß doch noch rüstig sein, wenn er mit einer Haushälterin zusammenlebt!«

»Gar nicht rüstig, Exzellenz! Er zerfällt beinahe!«

»Dieser Dummkopf! Er ist doch ein Dummkopf?«

»Sehr recht, Exzellenz, ein Dummkopf.«

»Er fährt aber noch aus? Geht in Gesellschaft? Hält sich noch auf den Beinen?«

»Er hält sich noch, wenn auch mit Mühe.«

»Dieser Dummkopf! Ist aber noch rüstig? Hat noch Zähne?«

»Nur noch zwei Zähne, Exzellenz.«

»Dieser Esel! Nimm es mir nicht übel, Bruder ... Wenn es auch dein Onkel ist, er ist doch ein Esel.«

»Er ist ein Esel, Exzellenz. Er ist zwar mein Verwandter, und es fällt mir schwer, es einzugestehen, aber was soll ich machen!«

Tschitschikow log: es fiel ihm gar nicht schwer, es einzugestehen, um so weniger, als er wohl kaum je einen Onkel gehabt hat.

»Wollen also Exzellenz mir die ...«

»Ich soll dir die toten Seelen überlassen? Für eine so glänzende Idee will ich sie dir mit dem Boden und mit ihren Behausungen überlassen! Nimm dir den ganzen Friedhof! Ha, ha, ha, ha! Aber der Alte, der Alte! Ha, ha, ha, ha! Wird der zum Narren gehalten! Ha, ha, ha, ha! ...«

Und das Lachen des Generals widerhallte wieder in allen Zimmern des Generalshauses ...*)Das Ende des Kapitels fehlt. Prof. Schewyrjow, dem Gogol das Kapitel unter vier Augen vorgelesen hat, teilt mit, daß das Ende dieses II. Kapitels folgendes enthielt: Versöhnung des Generals Betrischtschew mit Tjentjetnikow: ein Mittagessen beim General und eine Unterhaltung über die Ereignisse des Jahres 1812; Verlobung Ulinjkas mit Tjentjetnikow; ihr Gebet am Grabe der Mutter; ein Gespräch der Verlobten im Garten. Tschitschikow begibt sich im Auftrage des Generals zu dessen Verwandten, um die Verlobung anzuzeigen; zunächst fährt er zu einem dieser Verwandten, dem Obersten Koschkarjow. Anm. d. Ü.