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Noch immer sind Mat, die befreiten Aes Sedai und Tuon unterwegs nach Lugard. Sie haben sich Valan Lucas Großem Wanderzirkus und Prächtiger Zurschaustellung von Mysterien und Wundern angeschlossen und benutzen ihn als Deckung.

Mittlerweile weiß Mat, dass die ihm gemachten Prophezeiungen stimmen. Er wird die Tochter der Neun Monde heiraten, ob er will oder nicht. Das behagt ihm gar nicht, zumal er ihre Absichten nicht durchschaut. Eigentlich will der Abenteurer doch nichts anderes, als ein bequemes und gefahrloses Leben führen. Aber mit jeder zurückgelegten Meile verschlechtern sich seine Aussichten.

Perrin Aybara hingegen ist der Verzweiflung nahe. Mittlerweile ist es fast zwei Monate her, dass seine Frau Faile von den abtrünnigen Shaido-Aiel gefangen genommen und zur Gai’schain gemacht wurde.

Die Shaido, die wie alle Nomaden-Clans aus der Aiel-Wüste jenseits der Drachenmauer kommen, weigern sich, dem Wiedergeborenen Drachen zu folgen. Nun streifen sie plündernd und raubend durch den Norden von Altara und sammeln sich in der Stadt Maiden.

Die Lage wird für Faile und ihre Gefährtinnen, die zusammen mit ihr entführt wurden, jeden Tag gefährlicher. Eigentlich werden nur Aiel, die bei ihresgleichen in Gefangenschaft geraten, zu Gai’schain gemacht. Ihrem komplexen Ehrenkodex zufolge dienen sie freiwillig ein Jahr und einen Tag und erhalten dann wieder die Freiheit. Aber die Shaido verraten ihre Bräuche und nehmen wahllos alle gefangen, deren sie habhaft werden. Obwohl Gai’schain mit Leib und Leben geschützt sind, gelten diese Regeln plötzlich nicht mehr. Übergriffe jeglicher Natur sind an der Tagesordnung. Schuld daran ist nicht zuletzt Sevanna, die derzeitige Anführerin der Shaido, die Gefallen am Leben in den Feuchtländern gefunden hat, wie die Aiel die Länder jenseits der Wüste nennen. Sie verfolgt noch immer den verrückten Plan, den Wiedergeborenen Drachen zu heiraten und sich so zur Herrscherin über die Feuchtländer aufzuschwingen.

Noch weiß Sevanna nicht, wer ihre Gefangene eigentlich ist, dass sie die Frau von Perrin Aybara in ihrer Gewalt hat, dem Gefährten des Drachen. Aber Faile schwebt in ständiger Gefahr, verraten zu werden.

Denn Sevanna und die Weise Frau Therava, die wie alle Weisen Frauen die Eine Macht lenken kann, haben auch die Aes Sedai Galina in ihrer Gewalt. Mithilfe eines Eidstabes haben sie die Anhängerin des Dunklen Königs, eine Schwarze Ajah, zu absolutem Gehorsam gezwungen. Will sich Galina jemals aus dieser erbarmungslosen Sklaverei befreien, muss sie an den Eidstab kommen. Nun erpresst sie Faile und ihre Gefährtinnen, zu denen unter anderem Königin Alliandre von Ghealdan sowie die angebliche Dienerin Maighdin gehören — die in Wirklichkeit niemand anders als die totgeglaubte Königin Morgase von Andor ist. Sie sollen für sie den Eidstab stehlen.

Die Shaido haben bei der eroberten Stadt Maiden ein Lager aufgeschlagen und sammeln sich, mittlerweile sind es Tausende.

Perrin und sein zusammengewürfeltes Heer hat sie aufgespürt, ist ihnen jedoch zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Aber er wird seine Frau befreien, koste es, was es wolle. Und wenn er dazu ein Bündnis mit dem Dunklen König eingehen muss.

Elayne Trakand im fernen Andor glaubt wie alle Welt, dass ihre Mutter Morgase, die rechtmäßige Königin, tot ist. Und die Tochter-Erbin kämpft um den Thron. Noch kann sie die Hauptstadt Caemlyn gegen die Übermacht des Heeres von Arymilla Marne halten, die um jeden Preis die Rosenkrone erringen will.

Elayne zur Seite stehen die Windsucherinnen des Meervolks und die unabhängige Gruppe der Kusinen, die beide die Macht lenken können. Aber es sind wankelmütige Verbündete, die außerdem nicht aktiv in den Kampf eingreifen dürfen. Sollte Elayne die Eine Macht öffentlich benutzen, wird sich das Volk von Andor gegen sie stellen.

Die Belagerung Caemlyns zieht sich nun schon lange hin, bald muss eine Entscheidung fallen. Die Tatsache, dass Elayne die Kinder des Wiedergeborenen Drachen unter dem Herzen trägt, macht es für sie auch nicht einfacher. Ganz davon abgesehen, dass die derzeitige Herrscherin der Weißen Burg sie immer noch in ihre Gewalt bekommen möchte.

Dabei ist das Elaida a’Roihans geringste Sorge. Sie hat die Weiße Burg gespalten, indem sie Siuan Sanche gestürzt und sich selbst zur Amyrlin-Sitz gemacht hat. Sie wollte die Burg zu einem Bollwerk gegen den Dunklen König machen und den Wiedergeborenen Drachen beherrschen.

Aber ihre Autorität schwindet, wofür neben ihrer despotischen Führung auch einige herbe Fehlschläge verantwortlich sind. Der Versuch, Rand al’Thor zu entführen, hatte bei den Quellen von Dumai ein Desaster zur Folge. Der Angriff auf die Schwarze Burg ist ebenfalls gescheitert. Schlimmer noch, die Asha’man haben die Angreiferinnen praktisch versklavt. Sie haben ihnen den Behüterbund aufgezwungen und kontrollieren sie damit. Männer, die die Eine Macht lenken können, sind für die meisten Aes Sedai schon ein Albtraum, aber Männer, die nun auch noch Aes Sedai kontrollieren… das ist ein unerhörtes Geschehen.

Bis jetzt hat Elaida verhindern können, dass diese Misserfolge in der Burg allseits bekannt wurden, aber langsam verbreitet sich die Nachricht. Ihre Autorität schwindet, was dazu führt, dass die verschiedenen Fraktionen der Schwestern, die sieben Ajahs, einander immer mehr misstrauen. Ein Misstrauen, das Agenten des Dunklen Königs noch schüren — die Schwestern der Schwarzen Ajah, die den Idealen der Aes Sedai entsagt haben und dem Dunklen König folgen. Eine seiner Vertrauten, die Verlorene Mesaana, befindet sich unerkannt im Herzen der Burg und manipuliert die Geschehnisse. Da hilft es wenig, dass sich einige Schwestern verschiedener Ajahs insgeheim zusammengetan haben und Jagd auf die Schwarzen Schwestern machen. Denn die Jägerinnen wie Pevara und Yukiri wissen nicht, wem sie vertrauen können — und ob nicht vielleicht sogar Elaida selbst eine Schwarze Schwester ist.

Aber jetzt hat das Oberhaupt der Weißen Burg einen wichtigen Sieg davongetragen. Egwene al'Vere ist die Anführerin des Rebellenheeres, das die Weiße Burg in Tar Valon belagert. Die Gefährtin des Wiedergeborenen Drachen ist die Amyrlin der Rebellen, aber sie ist nicht länger ein Werkzeug der Frauen, die Elaida um jeden Preis aus ihrem Amt entfernen wollen.

Das nächtliche Unternehmen, die Häfen des belagerten Tar Valon zu blockieren, hat einen hohen Preis gekostet. Egwene ist dem Feind in die Hände gefallen. Nun ist sie auf dem Weg in die Burg — und aller Voraussicht nach auf dem Weg in den Tod…

Das Rad dreht sich, und die Letzte Schlacht rückt immer näher. Die Heere sammeln sich, und der Wiedergeborene Drache muss kämpfen, wenn die Welt kein zweites Mal untergehen soll.

Prolog

Glut in trockenem Gras

Die Sonne stieg dem Zenit entgegen und ließ die Schatten von Galad und seinen drei Begleitern vorauseilen, während sie auf ihren Pferden die Straße entlangtrabten, die schnurgerade durch den dichten Wald aus Eichen und Zwerglorbeer, Tannen und Tupelobäumen führte, der größtenteils das Rot des Frühlingsbewuchses zeigte. Im Gegensatz zu Galad trugen sie ihre Rüstungen. Er versuchte seinen Verstand leer und ruhig zu halten, aber kleine Dinge drangen trotzdem zu ihm durch. Abgesehen vom Stampfen der Pferdehufe war der Tag still. Kein Vogel sang auf einem Ast, kein Eichhörnchen keckerte. Zu still für diese Jahreszeit, als würde der Wald den Atem anhalten. Einst war das hier ein wichtiger Handelsweg gewesen, lange bevor Amadicia und Tarabon entstanden waren, und gelegentlich durchbrach uraltes Straßenpflaster die harte Oberfläche aus gelblichem Lehm. Der einsame Bauernkarren hinter dem dahinstampfenden Ochsen weit voraus war von ihnen abgesehen das einzige Lebenszeichen. Der Handel hatte sich weit nach Norden verlagert, die Bauernhöfe und Dörfer in der Gegend schwanden dahin, und die sagenhaften Minen von Aelgar blieben in den unzugänglichen Bergen verschollen, die nur ein paar Meilen weiter im Süden begannen. Dort ballten sich dunkle Wolken zusammen und versprachen für den Nachmittag Regen, falls sie weiter langsam vorrückten. Ein rotgeflügelter Falke strich am Waldrand vorbei und jagte dort. So wie er selbst auf der Jagd war. Aber nach dem Herzen, nicht nach dem Rand. Das Landhaus, das die Seanchaner Eamon Valda zugeteilt hatten, kam in Sicht, und er zügelte das Pferd, wünschte sich, er hätte einen Helmriemen zum Festerzurren als Vorwand. Stattdessen musste er sich damit zufrieden geben, den Schwertgurt auf- und zuzumachen und so zu tun, als hätte er nicht richtig gesessen. Eine Rüstung anzulegen war sinnlos gewesen. Wenn der Morgen so verlief, wie er hoffte, würde er Harnisch und Kettenhemd sowieso ablegen müssen, und wenn alles schlecht verlief, würde die Rüstung kaum mehr Schutz als sein weißer Mantel bieten.