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»Sevanna.« Tylee lächelte erfreut. »Wir haben diesen Namen gehört. Ich würde Sevanna von den Jumai Shaido nur zu gern dem Generalhauptmann übergeben.« Das Lächeln verblasste. »Hunderttausend sind mehr, als ich erwartet habe, aber nicht mehr, als ich schaffen kann. Wir haben schon gegen die Aiel gekämpft, in Amadicia. Nicht wahr, Mishima?«

Mishima ritt zu ihnen zurück und lachte, aber es war ein raues Lachen, ohne jeden Funken von Heiterkeit. »Das haben wir, Bannergeneralin. Es sind wilde Kämpfer, diszipliniert und einfallsreich, aber sie sind in den Griff zu bekommen. Man kreiste eine ihre Banden, ihre Septimen, mit drei oder vier Damane ein und schlägt drauf, bis sie aufgeben. Eine hässliche Arbeit. Sie haben ihre Familien dabei. Aber darum geben sie schneller auf.«

»Ihr habt etwa ein Dutzend Damane, glaube ich«, sagte Perrin, »aber reicht das, um sich drei- oder vierhundert Weisen Frauen zu stellen?«

Die Bannergeneralin runzelte die Stirn. »Ihr habt das schon einmal erwähnt — Weise Frauen, die die Macht lenken. Jede Bande, die wir gefangen haben, hatte ihre Weisen Frauen, aber nicht eine von ihnen war eine Machtlenkerin.«

»Das liegt daran, dass alle, über die die Shaido verfügen, bei Sevanna sind«, erwiderte Perrin. »Mindestens dreihundert von ihnen, vielleicht auch vierhundert. Die Weisen Frauen in meiner Gruppe sind davon überzeugt.«

Tylee und Mishima wechselten einen Blick, und die Bannergeneralin seufzte. Mishima schaute finster drein. »Nun«, sagte sie, »Befehl oder nicht, damit kann man vergessen, das hier ohne Aufsehen zu Ende zu bringen. Die Tochter der Neun Monde wird aufgebracht sein, wenn ich mich deswegen bei der Kaiserin entschuldigen muss, möge sie ewig leben. Vermutlich werde ich das tun müssen.« Die Tochter der Neun Monde? Anscheinend eine hochrangige Seanchanerin. Aber warum sollte sie wegen dieser Sache hier aufgebracht sein?

Mishima verzog das Gesicht, bei all den Narben, die sein Gesicht durchzogen, war das ein furchterregender Anblick.

»Ich habe gelesen, dass es bei Semalaren auf jeder Seite vierhundert Damane gab, und das war ein Gemetzel. Die Hälfte der kaiserlichen Armee auf dem Schlachtfeld tot und bei den Rebellen drei von vieren.«

»Trotzdem, Mishima, wir müssen es tun. Das heißt, jemand anders. Ihr könnt einer Entschuldigung vielleicht entgehen, aber ich nicht.« Was beim Licht war an einer Entschuldigung so schlimm? Die Frau roch… resigniert. »Unglücklicherweise wird es Wochen wenn nicht Monate in Anspruch nehmen, genügend Soldaten und Damane zusammenzuziehen, um diese Beule aufzustechen. Ich danke Euch für Euer Hilfsangebot, mein Lord. Man wird sich daran erinnern.« Tylee streckte das Banner aus. »Ihr werdet das hier zurückhaben wollen, da ich meinen Teil der Vereinbarung nicht einhalten kann, aber hier ist ein Rat für Euch. Das Immer Siegreiche Heer mag noch andere Aufgaben zu erledigen haben, aber wir werden nicht zulassen, dass sich jemand die Situation zunutze macht und zum König ausruft. Wir wollen dieses Land wieder in unseren Besitz nehmen, nicht es in kleine Stücke aufteilen.«

»Und wir wollen unser Land behalten«, sagte Berelain wild und ließ ihre Stute die paar Schritte toten Grases zwischen ihr und den Seanchanern mit einem Satz überwinden. Die Stute wollte springen, wollte laufen, nur fort von dem Wind, und sie hatte Mühe, das Tier zu zügeln. Sogar ihr Geruch war wild. Jetzt war da keine Geduld. Sie roch wie eine Wölfin, die ihren verwundeten Gefährten verteidigte. »Ich habe gehört, dass Euer Immer Siegreiches Heer den falschen Namen trägt. Ich habe gehört, dass Euch der Wiedergeborene Drache im Süden ordentlich besiegt hat. Glaubt ja nicht, dass Perrin Aybara nicht das Gleiche tun könnte.« Beim Licht, und er hatte sich Sorgen wegen Arams Hitzköpfigkeit gemacht!

»Ich will niemanden außer den Shaido besiegen«, sagte Perrin fest und wehrte das Bild ab, das sich in seinem Kopf formen wollte. Er legte die gefalteten Hände auf den Sattelknauf. Traber schien sich endlich zu beruhigen. Der Hengst zitterte immer noch dann und wann, aber er hatte aufgehört, mit den Augen zu rollen. »Es gibt eine Möglichkeit, das zu tun und kein Aufsehen zu erregen, sodass Ihr Euch nicht zu entschuldigen braucht.« Wenn das für sie wichtig war, war er bereit, es zu benutzen. »Die Tochter der Neun Monde kann beruhigt sein. Ich habe Euch gesagt, dass ich alles geplant habe. Tallanvor hat mir erzählt, dass Ihr irgendeinen Tee habt, der einer Machtlenkerin weiche Knie macht.«

Nach einem Moment legte Tylee das Banner wieder auf ihren Sattel und musterte ihn. »Einen Mann oder eine Frau«, sagte sie schließlich. »Ich habe von mehreren Männern gehört, die auf diese Weise gefangen wurden. Aber wie wollt Ihr ihn vierhundert Frauen verabreichen, wenn sie von hunderttausend Aiel umgeben sind?«

»Indem man ihn ihnen gibt, ohne sie wissen zu lassen, dass sie ihn trinken. Ich werde allerdings so viel brauchen, wie ich kriegen kann. Vermutlich Wagenladungen. Es gibt keine Möglichkeit, das Wasser zu erhitzen, müsst Ihr wissen, also muss es dünner Tee sein.«

Tylee lachte leise. »Ein verwegener Plan, mein Lord. Ich vermute, sie haben Wagenladungen in der Manufaktur, wo der Tee hergestellt wird, aber das ist weit weg von hier, fast an der Grenze zu Tarabon, und ich könnte mehr als ein paar Pfund nur dann bekommen, wenn ich jemandem von höherem Rang erkläre, warum ich ihn haben will. Und dann hätte es sich wieder damit erledigt, kein Aufsehen zu erregen.«

»Die Asha'man können eine Sache, die man Reisen nennt«, sagte Perrin, »eine Methode, Hunderte von Meilen mit einem Schritt zu überbrücken. Und was das angeht, den Tee zu bekommen, vielleicht hilft das hier.« Er zog ein fleckiges Stück Papier aus dem linken Panzerhandschuh.

Tylee hob die Brauen, als sie es las. Perrin kannte den kurzen Text auswendig. DER BESITZER DIESES SCHREIBENS STEHT UNTER MEINEM PERSÖNLICHEN SCHUTZ. GEBT IHM IM NAMEN DER KAISERIN — MÖGE SIE EWIG LEBEN — ALLES, WAS ER BRAUCHT, UM DEM REICH ZU DIENEN, UND SPRECHT ZU NIEMANDEM AUSSER MIR DARÜBER. Er hatte keine Ahnung, wer Suroth Sabelle Meldarath war, aber wenn sie ihren Namen unter so ein Schriftstück setzte, musste sie wichtig sein. Vielleicht war sie die Tochter der Neun Monde.

Die Bannergeneralin reicht Mishima das Blatt und starrte Perrin an. Der scharfe, harte Geruch war wieder da, stärker als je zuvor. »Aes Sedai, Asha'man, Aiel, Eure Augen, der Hammer, jetzt das! Wer seid Ihr?«

Mishima stieß einen Pfiff aus. »Suroth höchstpersönlich«, murmelte er.

»Ich bin ein Mann, der seine Frau zurückhaben will«, sagte Perrin, »und ich würde einen Pakt mit dem Dunklen König abschließen, um das zu erreichen.« Er mied den Blick auf die Sul'dam und ihre Damane. Er war nicht weit davon entfernt, einen Pakt mit dem Dunklen König einzugehen.

»Sind wir uns einig?«

Tylee schaute auf seine ausgestreckte Hand, dann ergriff sie sie. Sie hatte einen festen Griff. Ein Pakt mit dem Dunklen König. Er würde tun, was immer auch nötig war, um Faile zu befreien.

5

Ein seltsamer Zwischenfall

Das Trommeln des Regens auf dem Zeltdach, das fast die ganze Nacht angedauert hatte, wurde leiser, als Faile sich Sevannas Stuhl näherte, einem vergoldeten und mit übermäßigen Schnitzereien versehenen Thron in der Mitte der hellen Teppiche, die den Zeltboden bedeckten. Sie hielt den Blick sorgfältig gesenkt, um nicht aufzufallen. Der Frühling war plötzlich über sie hereingebrochen, aber die Kohlenpfannen waren nicht entzündet, und die Morgenluft hatte einen kühlen Biss. Mit einem tiefen Knicks präsentierte sie das Silbertablett. Die Aiel nahm den goldenen Weinpokal und trank, ohne auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen, aber sie machte einen weiteren tiefen Knicks, bevor sie rückwärts zurückwich und das Tablett auf der blauen, mit Messingbändern beschlagenen Truhe absetzte, auf der bereits eine silberne Weinkanne mit hohem Hals und drei weitere Pokale standen, dann kehrte sie zu ihrem Platz bei den elf anderen anwesenden Gai'schain zurück, die an der roten Seidenwand des Zeltes zwischen den Spiegelstehlampen standen. Es war ein geräumiges Zelt, und hoch. Kein niedriges Aiel-Zelt für Sevanna.