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Ein drahtiger Mann mit einem grauen Haarkranz trat auf ihn zu und beugte den Kopf über die gefalteten Hände. »Toke Fearnim, mein Lord«, stellte er sich mit einem rauen Akzent vor und musterte den Bogenstab auf Mats Schulter misstrauisch. Männer in Seidenmänteln und mit goldenen Siegelringen trugen nur selten solche Dinge. »Wie kann ich Euch dienen? Möchte mein Lord ein Pferd mieten? Oder eins kaufen?« Die Schultern seiner Weste waren mit kleinen hellen Blumen bestickt, darunter trug er ein Hemd, das einstmals weiß gewesen war. Mat vermied es, auf die Blumen zu sehen. Der Kerl hatte eines dieser gekrümmten Messer am Gürtel und zwei lange weiße Narben auf dem ledrigen Gesicht. Alte Narben. Falls er in letzter Zeit in einen Kampf geraten war, hatte der ihn nirgendwo gezeichnet, wo man es sehen konnte.

»Kaufen, Meister Fearnim, falls Ihr etwas zu verkaufen habt. Falls ich etwas halbwegs Vernünftiges finden kann. Man wollte mir mehr lahme Abdeckerkandidaten anbieten, als mir lieb ist. Die sollten angeblich sechs Jahre alt sein und waren mindestens achtzehn.« Er hob den Bogenstab mit einem Grinsen ein Stück an. Sein Vater behauptete, dass ein Handel besser ablief, wenn man sein Gegenüber zum Grinsen brachte.

»Ich habe drei zum Verkauf, mein Lord, und keines davon ist reif für den Abdecker«, erwiderte der drahtige Mann mit einer weiteren Verbeugung und ohne auch nur den Anflug eines Grinsens. Fearnim streckte den Arm aus. »Eines ist gerade aus seiner Box. Fünf Jahre alt und großartiges Pferdefleisch, mein Lord. Und für zehn Kronen ein wahres Schnäppchen. Goldkronen«, fügte er nüchtern hinzu.

Mat blieb der Mund offen stehen. »Für einen Schwarzschecken'! Ich weiß, dass die Seanchaner die Preise in die Höhe getrieben haben, aber das ist lächerlich!«

»Oh, sie ist kein gewöhnlicher Schwarzschecken, mein Lord. Sie ist eine Rasierklinge. Adlige Domani reiten Rasierklingen.«

Blut und verdammte Asche! So viel zu dem Versuch, hier ein Schnäppchen zu machen. »Das sagt Ihr, das sagt Ihr«, murmelte Mat und senkte den Bogenstab auf den Steinboden, damit er sich darauf stützen konnte. Sein Bein machte ihm nur noch selten zu schaffen, es sei denn, er lief lange Strecken, aber das hatte er an diesem Morgen, und es tat weh. Nun, Schnäppchen oder nicht, er musste das Spiel spielen. Pferdehandel hatte seine Regeln. Brach man sie, und man bettelte förmlich darum, dass einem der Geldbeutel geleert wurde. »Ich habe noch nie von einem Pferd gehört, das man Rasierklinge nennt. Was habt Ihr sonst noch? Nur ein Wallach oder eine Stute.«

»Abgesehen von der Rasierklinge habe ich nur Wallache, mein Lord«, sagte Fearnim und betonte das Wort Rasierklinge leicht. Er wandte sich dem Stallinneren zu und rief: »Adela, bring mal den großen Braunen, der zum Verkauf steht.«

Ein schlankes, pickliges Mädchen in Hosen und einer einfachen dunklen Weste kam aus dem Hintergrund des Stalls geschossen, um zu gehorchen. Fearnim ließ Adela den Braunen und dann einen Grauschecken an Stricken in das gute Licht neben dem Tor führen. Mat musste es ihm zugestehen. Ihr Körperbau war nicht übel, aber der Braune war zu groß, fast mehr als siebzehn Handspannen, und der Grauschecke hatte die Ohren zurückgelegt und versuchte zweimal, Adelas Hand zu beißen. Aber sie kam gut mit den Tieren zurecht, wich den Schnappversuchen des übellaunigen Grauschecken aus. Die beiden abzulehnen wäre selbst dann einfach gewesen, wenn er sich nicht schon für die Rasierklinge entschieden hätte.

Ein schlanker, grau gestreifter Kater, der wie ein Miniaturberglöwe aussah, erschien und setzte sich zu Fearnims Füßen, um sich eine blutige Schramme an der Schulter zu lecken. »Die Ratten sind dieses Jahr schlimmer, als ich mich erinnern kann«, murmelte der Stallbesitzer und schaute stirnrunzelnd auf die Katze herunter. »Sie wehren sich auch mehr. Ich werde mir noch eine weitere Katze besorgen müssen, vielleicht auch zwei.« Er konzentrierte sich wieder auf das. Geschäft. »Möchte sich der Lord vielleicht doch meinen Schatz ansehen, da ihm die anderen nicht zusagen?«

»Vielleicht sollte ich mir den Schwarzschecken mal ansehen, Meister Fearnim«, sagte Mat zweifelnd. »Aber nicht für zehn Kronen.«

»In Gold«, sagte Fearnim. »Hurd, führ dem Lord mal die Rasierklinge vor.« Er betonte wieder die Rasse. Den Mann herunterzuhandeln würde schwierig werden. Es sei denn, ta'veren zu sein half ihm mal zur Abwechslung. Sein Glück half ihm nie bei so etwas einfachem wie Feilschen.

Hurd war der Bursche, der das Heu in der Box der Rasierklinge aufgefrischt hatte, ein gedrungener Mann mit noch etwa drei weißen Haaren auf dem Kopf und keinem einzigen Zahn mehr im Mund. Das wurde ersichtlich, wenn er grinste, was er tat, als er die Stute im Kreis führte. Offensichtlich mochte er das Tier, und das war auch richtig so.

Sie ging gut, aber Mat begutachtete sie trotzdem genau.

Ihre Zähne verrieten, dass Fearnim durchaus ehrlich gewesen war, was ihr Alter betraf — nur ein Narr log kräftig über das Alter eines Pferdes, es sei denn, der Käufer war selbst ein Narr, obwohl es überraschend war, wie viele Verkäufer glaubten, dass alle Käufer genau das waren —, und sie spitzte die Ohren, als er ihre Nase streichelte, während er ihre Augen untersuchte. Sie waren klar und sauber, ohne jeden Schleim. Er tastete die Beine ab, ohne eine heiße Stelle oder Schwellungen zu finden. Es gab auch sonst keinerlei Anzeichen für Verletzungen oder Bandwürmer an ihr. Er konnte seine Faust mühelos zwischen Brustkorb und ihren Ellbogen legen — sie würde einen langen Schritt haben —, und konnte kaum die flache Hand zwischen ihre letzte Rippe und den Hüftkamm bekommen. Sie würde robust sein, sich kaum eine Sehne zerren, wenn sie schnell lief.

»Wie ich sehe, kennt sich mein Lord mit Pferden aus.«

»Das tue ich, Meister Faernim. Und zehn Goldkronen sind zu viel, vor allem für einen Grauschecken. Manche sagen, sie brächten Unglück. Nicht, dass ich das glaube, oder ich würde überhaupt nichts bieten.«

»Unglück? Davon habe ich noch nie gehört, mein Lord. Was würdet Ihr bieten?«

»Ich könnte tairenische Vollblüter für zehn Goldkronen bekommen. Nicht die besten, das ist wahr, aber immerhin tairenische. Ich gebe Euch zehn Kronen. In Silber.«

Fearnim warf den Kopf in den Nacken, lachte grölend, und als er damit aufhörte, machten sie sich ans Feilschen. Am Ende gab Mat fünf Goldkronen und vier Goldmark und drei Silberkronen, die alle in Ebou Dar geprägt worden waren. In dem Kasten unter seinem Bett befanden sich Münzen aus vielen Ländern, aber bei fremden Münzen musste man meistens einen Bankier oder Geldwechsler finden, die sie dann wogen und ausrechneten, was sie vor Ort wert waren. Aber davon abgesehen, dass das mehr Aufmerksamkeit erregte, als ihm lieb war, hätte er nur noch mehr für das Tier gezahlt, möglicherweise sogar die vollen zehn Goldkronen. Die Waagen der Geldwechsler schienen immer auf diese Weise zu arbeiten.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Mann so weit heruntergehen würde, aber seinem Gesichtsausdruck und dem Grinsen nach zu urteilen, hatte er nie erwartet, so viel zu bekommen. Das war die beste Art, wie ein Pferdehandel enden sollte, dass beide Seiten dachten, sie hätten das bessere Geschäft gemacht. Alles in allem hatte der Tag sehr gut angefangen, verdammte Würfel oder nicht. Er hätte wissen müssen, dass es nicht so bleiben würde.

Als er gegen Mittag wieder beim Zirkus ankam — er ritt die Rasierklinge ohne Sattel wegen seiner Schmerzen und den klappernden Würfeln in seinem Kopf —, war die Schlange viel länger als bei seinem Aufbruch; alle warteten darauf, unter dem großen blauen Banner durchgehen zu können, auf dem der Name des Zirkus in großen roten Buchstaben stand. Wenn die Leute ihre Münzen in den durchsichtigen Glaskrug warfen, der von einem stämmigen Pferdeknecht in einem groben Wollmantel gehalten wurde und von dort unter den wachsamen Blicken eines weiteren, noch stämmigeren Pferdeknechts in eine eisenbeschlagene Kiste geschüttet wurden, stellten sich noch mehr Zuschauer an, sodass die Schlange nie kleiner zu werden schien. Sie erstreckte sich bis zum Seilende und dann um die Ecke. Es war ein kleines Wunder, dass niemand drängelte. Es waren offensichtlich Bauern, die da in der Reihe standen, in einfache Wolle gekleidet und mit in ihren Handflächen eingegrabener Erde, auch wenn zumindest die Gesichter der Kinder und Bauersfrauen sauber geschrubbt waren. Luca bekam leider die erhoffte Menge. Unmöglich, ihn jetzt noch davon zu überzeugen, morgen aufzubrechen. Die Würfel besagten, dass etwas passieren würde, etwas Schicksalhaftes für den verfluchten Mat Cauthon, aber was? Es war schon vorgekommen, dass die Würfel aufgehört hatten und er nicht immer gewusst hatte, was eigentlich passiert war.