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Die versammelten Männer schüttelten die Köpfe; einige sahen, dass es vermutlich keinen Ärger mehr geben würde, und verdrückten sich. Petra gehörte zu ihnen. Luca sah aus, als hätte man ihn mit der Axt niedergestreckt. Ein paar der anderen schienen von dem Angebot mindestens genauso verblüfft zu sein. Kunststücke vorführen brachte mehr Geld als das Soldatentum ein, und man vermied das Risiko, von einem Schwert durchbohrt zu werden.

»Nun, so lange ihr noch dasteht, vielleicht kann ich euch ja überzeugen. Ihr werdet vermutlich nicht reich dabei, aber der Sold wird für gewöhnlich pünktlich ausgezahlt, und es besteht immer die Möglichkeit, dass man plündern kann, wenn der Befehl dazu erfolgt. Kommt gelegentlich vor. Das Essen ist unterschiedlich, aber für gewöhnlich ist es heiß, und es reicht meistens, um einen satt zu machen. Die Tage sind lang, aber das bedeutet bloß, dass ihr müde genug seid, um gut zu schlafen. Falls ihr nicht nachts arbeiten müsst. Noch keiner interessiert?«

Luca riss sich zusammen. »Danke, Hauptmann, aber nein«, sagte er und klang halb erstickt. Manche Narren glaubten, Soldaten wären geschmeichelt, wenn jemand annahm, dass sie einen höheren Rang hatten, als sie tatsächlich einnahmen. Bei ein paar dummen Soldaten funktionierte das auch. »Entschuldigt mich, wenn Ihr so freundlich wärt. Wir haben eine Vorstellung zu geben. Und es gibt Leute, die nicht besonders erfreut wären, wenn sie noch viel länger darauf warten müssten.« Mit einem letzten misstrauischen Blick auf die Frau, als fürchtete er, sie könnte ihn am Kragen packen und wegschleifen, trieb er die Männer zusammen.

»Ihr alle geht zurück an eure Plätze. Was lungert ihr überhaupt hier herum? Ich habe alles im Griff. Geht zurück auf eure Plätze, bevor die Besucher ihr Geld zurückhaben wollen.« Soweit es ihn betraf, wäre das eine Katastrophe gewesen. Vor die Wahl gestellt, was schlimmer gewesen wäre, den Eintritt zurückgeben zu müssen oder einen Aufruhr zu haben, hätte sich Luca nicht entscheiden können.

Da die Artisten gingen und Luca forteilte — wobei er der Frau immer noch Blicke über die Schulter zuwarf —, wandte sich die Frau Mat zu, dem einzigen Mann, der außer den beiden Pferdeknechten noch da war. »Und was ist mit Euch? Eurem Aussehen nach zu urteilen, könntet Ihr Offizier werden und mir dann Befehle geben.« Die Vorstellung schien sie zu amüsieren.

Er wusste, was sie tat. Die Leute in der Schlange hatten gesehen, dass drei seanchanische Soldaten davongerannt waren, und wer konnte schon mit Sicherheit sagen, warum sie davongerannt waren, aber jetzt hatten sie gesehen, wie sie ganz allein eine viel größere Menge zerstreut hatte. Er hätte ihr in seiner Bande sofort einen Posten als Bannerträgerin gegeben.

»Ich würde einen schrecklichen Soldaten abgeben, Standartenträgerin«, sagte er und tippte den Hut an, und sie lachte.

Als er sich abwandte, hörte er Ballin sanft sagen: »Habt Ihr nicht gehört, was ich diesem Mann gesagt habe? Es ist ein Silberpfennig für Euch und einen weiteren für Eure Frau.« Münzen klirrten in den Krug. »Danke.« Die Dinge verliefen wieder in gewohnten Bahnen. Und die Würfel lärmten noch immer in seinem Kopf.

Er suchte sich einen Weg durch die Menge. Die Akrobaten zeigten bereits wieder ihre Kunststücke auf den Holzplattformen, Jongleure jonglierten, Clarines Hunde liefen auf großen Holzbällen, und Miyoras Leoparden standen in einem Käfig, der kaum stark genug erschien, um sie aufzuhalten, auf den Hinterbeinen. Er entschied sich, nach den Aes Sedai zu sehen. Die Leoparden brachten ihn auf die Idee. Das Fußvolk würde den Rest des Tages mit der Arbeit verbringen, aber er würde darauf wetten, dass zumindest ein paar der Offiziere über kurz oder lang vorbeischauen würden. Seltsamerweise vertraute er Tuon, und Egeanin hatte genug Verstand, außer Sicht zu bleiben, wenn sich andere Seanchaner in der Nähe herumtrieben, aber den Aes Sedai schien es an gesundem Menschenverstand zu mangeln. Selbst Teslyn und Edesina, die beide Zeit als Damane verbracht hatten, gingen dumme Risiken ein. Joline, der das erspart geblieben war, schien sich für unverwundbar zu halten.

Mittlerweile wusste jeder im Zirkus, dass es sich bei den drei Frauen um Aes Sedai handelte, aber ihr großer Wagen stand noch immer neben den Vorratswagen nicht weit von den Pferdeseilen. Luca war bereit gewesen, den Stellplan seines Wanderzirkus für eine Hochlady zu ändern, die ihm einen Schutzbrief ausstellte, aber nicht für Aes Sedai, die ihn mit ihrer Anwesenheit in Gefahr brachten und außerdem so gut wie mittellos waren. Die Frauen unter den Artisten hatten größtenteils Mitgefühl mit den Schwestern, die Männer teilweise auch — das war immer so bei Aes Sedai —, aber ohne Mats Gold hätte Luca sie vermutlich hinausgeworfen und ihrer Wege geschickt. Aes Sedai waren mehr als andere eine Bedrohung, so lange sie sich in den von Seanchanern kontrollierten Gebieten aufhielten. Natürlich dankten sie es Mat Cauthon nicht, nicht dass er darauf aus war. Er hätte sich mit einem Funken Respekt zufrieden gegeben, aber es war sehr unwahrscheinlich, dass er selbst den bekam. Aes Sedai waren schließlich Aes Sedai.

Jolines Behüter Blaeric und Fen waren nirgendwo zu sehen, also musste er nicht mit ihnen herumdiskutieren, damit sie ihm den Weg freimachten, aber als er sich den schmutzverkrusteten Stufen am Ende des Wagens näherte, wurde das Fuchsmedaillon auf seiner Brust unter dem Hemd plötzlich eiskalt. Einen Augenblick lang erstarrte er wie eine Statue. Diese närrischen Weiber lenkten dort drinnen die Macht! Er schüttelte seine Beklemmung ab, stürmte die Stufen hoch und stieß die Tür auf.

Die Frauen, die er dort erwartet hatte, waren alle anwesend. Joline, eine Schwester der Grünen, schlank und hübsch und mit großen Augen; Teslyn, eine Rote mit schmalen Schultern, die aussah, als würde sie Steine zerkauen, und Edesina, eine Gelbe, eher ansehnlich als hübsch zu nennen, mit langem schwarzen Haar, das bis zu ihrer Taille reichte. Er hatte alle drei vor den Seanchanern gerettet, hatte Teslyn und Edesina höchstpersönlich aus den Damane-Zwingern geholt, aber ihre Dankbarkeit war bestenfalls schwankend.

Bethamin, so dunkelhäutig wie Tuon, aber hochgewachsen und mit hübschen Kurven versehen, und die blonde Seta waren Sul’dam gewesen, bevor man sie gezwungen hatte, bei der Rettung der drei Aes Sedai zu helfen. Die fünf Frauen teilten sich den Wagen, die Aes Sedai, um die ehemaligen Sul’dam im Auge zu behalten, die ehemaligen Sul’dam, um die Aes Sedai im Auge zu behalten. Keine von ihnen war sich dessen wirklich bewusst, aber das gegenseitige Misstrauen sorgte dafür, dass sie diese Aufgabe emsig erfüllten.

Die Frau, die Mat hier nicht erwartet hatte, war Setalle Anan, die in Ebou Dar das Gasthaus Die Wanderin geleitet hatte, bevor sie sich aus irgendeinem Grund zu einem Teil der Rettungsmission gemacht hatte. Aber Setalle hatte so eine Art, sich in alles hineinzudrängen. Sich einzumischen. Sie mischte sich ständig in Tuons und seine Beziehung ein. Was sie hier jedoch taten, war allerdings völlig unerwartet.

Bethamin und Seta standen so starr wie Pfosten in der Wagenmitte, Schulter an Schulter zwischen den beiden Betten, die man nicht hochklappen konnte, und Joline schlug Bethamin immer wieder ins Gesicht, zuerst mit der einen Hand, dann mit der anderen. Stumme Tränen rannen der hochgewachsenen Frau die Wangen hinunter, und Seta schien Angst zu haben, die nächste zu sein. Edesina und Teslyn sahen ausdruckslos mit unter den Brüsten verschränkten Armen zu, während Frau Anan ihr Missfallen deutlich anzusehen war. Mat hätte allerdings nicht sagen können, ob sie die Schläge missbilligte oder das, was Bethamin getan hatte, um sie zu verdienen, und es war ihm auch egal.

Er stand mit einem Schritt hinter Joline, packte ihre erhobene Hand und wirbelte sie herum. »Was beim Licht tut Ihr…?« Soweit kam er, bevor sie ihm mit der anderen Hand eine so harte Maulschelle verpasste, dass ihm die Ohren dröhnten.