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»Dann habe ich Recht?« Er konnte kaum den Unglauben aus seiner Stimme heraushalten.

»Das habt Ihr«, sagte sie. Und warf ihm die Nachtblume zu!

Er fing sie mit einem überraschten Fluch und wagte es erst wieder zu atmen, als er sicher war, einen guten Griff zu haben. Die Hülle schien aus steifem Leder zu bestehen, aus deren Seite eine winzige Zündschnur ragte. Er kannte sich etwas mit kleinerem Feuerwerk aus, und angeblich explodierten diese nur durch Feuer oder wenn man das, das sich im Inneren befand, der Luft aussetzte — obwohl er einmal einen Feuerwerkskörper aufgeschnitten hatte, ohne dass er losgegangen war —, aber wer konnte schon genau sagen, was eine Nachtblume explodieren ließ? Der Feuerwerkskörper, den er geöffnet hatte, war klein genug gewesen, um in einer Hand gehalten werden zu können. Etwas von der Größe dieser Nachtblume würde ihn und Aludra vermutlich in Stücke reißen.

Plötzlich kam er sich wie ein Narr vor. Sie würde das Ding kaum werfen, wenn es gefährlich war, es fallen zu lassen. Er fing an, die Kugel von einer Hand in die andere zu werfen. Nicht um das Keuchen wieder wettzumachen. Nur, um etwas zu tun zu haben.

»Wieso wird das eine bessere Waffe sein, wenn man Abschussröhren aus Bronze gießt?« Das war es, was sie wollte, Waffen, die man gegen die Seanchaner einsetzen konnte, um ihnen die Vernichtung der Gilde der Feuerwerker heimzuzahlen. »Sie erscheinen mir auch so furchterregend genug.«

Aludra riss ihm die Nachtblume aus der Hand, murmelte etwas von unbeholfenen Trotteln und drehte die Kugel, um die Lederhülle zu untersuchen. Vielleicht war es doch nicht so sicher wie gedacht. »Eine ordentliche Abschussröhre«, sagte sie, sobald sie sicher war, dass er das Ding nicht beschädigt hatte, »wird das hier mit der richtigen Ladung ungefähr dreihundert Schritte in die Höhe befördern, und eine größere Distanz über den Boden, wenn man die Röhre schräg stellt. Aber nicht weit genug für das, was ich im Sinn habe. Eine Treibladung, die groß genug ist, um sie weiter fliegen zu lassen, würde die Röhre zerschmettern. Mit einer Bronzeröhre könnte ich eine Treibladung verwenden, die etwas Kleineres fast zwei Meilen weit fliegen ließe. Den Treibsatz langsamer brennen zu lassen, damit es so weit fliegen kann, ist nicht schwer. Kleiner, aber schwerer, aus Eisen hergestellt, und es würde nichts für schöne Farben verwendet werden, sondern nur für das Geschoss.«

Mat stieß einen leisen Pfiff aus, sah in Gedanken, wie sie unter dem Feind explodierten, bevor er nahe genug heran war, um einen deutlich zu sehen. Ein hässliches Geschenk. Nun wäre das genauso gut, wie eine Aes Sedai auf seiner Seite zu haben, oder einen dieser Asha'man. Sogar noch besser. Aes Sedai mussten sich in Gefahr befinden, um die Macht als Waffe zu benutzen, und obwohl er Gerüchte über Hunderte von Asha'man gehört hatte, wurden Gerüchte mit jedem Weitererzählen ausgeschmückt. Davon abgesehen, wenn Asha'man den Aes Sedai auch nur ähnlich waren, würden sie schnell entscheiden, wo man sie brauchte, und dann den ganzen Kampf an sich reißen. Er stellte sich vor, Aludras Bronzeröhren zu benutzen, und sofort erkannte er ein offensichtliches Problem. Sämtliche Vorteile waren dahin, wenn der Feind aus der falschen Richtung kam oder sich einem in den Rücken setzte, und wenn man Hebekräne brauchte, um diese Dinger zu bewegen… »Diese Bronzeabschussröhren…«

»Drachen«, unterbrach sie ihn. »Abschussröhren sind für Nachtblumen gemacht. Um das Auge zu erfreuen. Ich werde sie Drachen nennen, und die Seanchaner werden schreien, wenn meine Drachen zubeißen.« Ihr Ton war so grimmig wie scharfkantiger Stein.

»Also dann diese Drachen. Wie auch immer Ihr sie nennen wollt, sie werden schwer und schlecht zu bewegen sein. Könnt Ihr sie auf Räder setzen? Auf einen Wagen oder einen Karren? Können sie von Pferden gezogen werden, oder sind sie dazu zu schwer?«

Sie lachte wieder. »Gut zu sehen, dass Ihr nicht nur ein hübscher Anblick seid.« Sie stieg auf eine Faltleiter mit drei Stufen, die ihre Taille auf die Höhe der Öffnung der Abschussröhre brachte, und schob die Nachtblume mit nach unten gedrehtem Zünder hinein. Sie rutschte ein Stück in die Tiefe und blieb dann stecken, eine Kuppel über der Röhrenöffnung. »Gebt mir das da«, bat sie ihn und zeigte auf einen Stab, der so lang und dick wie ein Kampfstab war. Als er ihn ihr reichte, hielt sie ihn hoch und benutzte die Ledermanschette am einen Ende, um die Nachtblume in die Tiefe zu drücken. Das kostete anscheinend keine große Mühe. »Ich habe bereits Pläne für den Drachenkarren gezeichnet. Vier Pferde könnten einen mühelos ziehen, zusammen mit einem zweiten Karren, der die Eier befördert. Keine Nachtblumen. Dracheneier. Seht Ihr, ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht, wie ich meine Drachen einsetze, nicht nur, wie man sie konstruiert.« Sie zog den Stab aus der Röhre, stieg nach unten und hob die Laterne auf. »Kommt. Ich muss etwas am Himmel blühen lassen, dann will ich mein Abendessen und mein Bett.«

Direkt neben der Umrandung stand ein Holzgestell mit weiteren seltsamen Gerätschaften, einem gegabelten Stock, Zangen von Mats Größe und andere Dinge, die genauso seltsam aussahen und alle aus Holz gemacht waren. Sie stellte die Laterne am Boden ab, schob den Stab mit der Manschette in das Gestell und holte ein rechteckiges Holzkästchen. »Ich vermute, jetzt wollt Ihr erfahren, wie man mein Geheimpulver herstellt, oder? Nun, ich habe es versprochen. Ich allein bin jetzt die Gilde«, fügte sie bitter hinzu und entfernte den Deckel des Kästchens. Es war ein seltsames Kästchen, ein stabiles Stück Holz mit hineingebohrten Löchern, in denen dünne Holzstäbchen steckten. Sie zog eines heraus und setzte den Deckel wieder auf. »Ich kann entscheiden, was geheim ist.«

»Ich möchte lieber, dass Ihr mit mir kommt. Ich kenne jemanden, der sich glücklich schätzen würde, Euch die Herstellung so vieler Drachen zu bezahlen, wie Ihr wollt. Er kann jeden Glockengießer von Andor bis Tear dazu veranlassen, keine Glocken mehr zu gießen und stattdessen Drachen zu machen.« Rands Namen zu vermeiden verhinderte nicht, dass die Farben durch seinen Kopf wirbelten und sich einen Augenblick lang zu Rand verfestigten — der jetzt bekleidet war, dem Licht sei dank —, der sich in einem holzgetäfelten Zimmer im Lampenschein mit Loial unterhielt. Da waren noch andere Leute, aber das Bild konzentrierte sich auf Rand, und es verschwand zu schnell, als dass Mat hätte erkennen können, wer es war. Er war im Grunde fest davon überzeugt, dass das, was er sah, genau in diesem Augenblick passierte, so unmöglich das auch erschien. Es wäre schön gewesen, Loial wiederzusehen, aber sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, es musste eine Möglichkeit geben, diese Dinge aus seinem Kopf herauszuhalten! »Und wenn er nicht interessiert sein sollte« — wieder blühten die Farben auf, aber er leistete Widerstand und sie schmolzen dahin — »kann ich Euch einhundert davon bezahlen. Oder sagen wir auf jeden Fall eine Menge.«

Die Bande würde am Ende gegen die Seanchaner kämpfen, und vermutlich auch gegen Trollocs. Und er würde dabei sein, wenn es geschah. Um diese Tatsache kam man nicht herum. Er konnte anstellen, was er wollte, um es zu vermeiden, das verfluchte ta’veren würde ihn mitten in den Schlamassel hinein befördern. Also war er bereit, mit Gold um sich zu werfen, wenn ihm das die Möglichkeit verschaffte, seine Feinde zu töten, bevor sie nahe genug heran waren, ihm Löcher in den Leib zu stechen.

Aludra legte den Kopf schief, schürzte die rosenroten Lippen. »Wer ist der Mann mit solcher Macht?«

»Das muss aber ein Geheimnis zwischen uns bleiben. Thom und Juilin wissen es, und Egeanin und Domon, und die Aes Sedai, jedenfalls Teslyn und Joline, und Vanin und die Rotwaffen, aber sonst keiner, und ich will, dass es so bleibt.« Blut und verdammte Asche, es wussten bereits viel zu viele Leute.

Er wartete auf ihr knappes Nicken. Dann sagte er: »Der Wiedergeborene Drache.«