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Juilin zögerte, dann nahm er ihre Hand. »Ich werde es versuchen.« Er klang nicht gerade überzeugt.

»Ein ehrlicher Versuch, um mehr bitte ich nicht.« Sie blickte sich stirnrunzelnd in dem Zelt um, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe Orlopdecks gesehen, die nicht so bevölkert waren. Wir haben einen anständigen Wein in unserem Wagen, Meister Sandar. Wollt Ihr und Eure Dame Euch auf einen Becher oder zwei zu uns gesellen?«

Wieder zögerte Juilin. »Er hat das Spiel fast gewonnen«, sagte er schließlich. »Sinnlos, es herauszuzögern.« Er stülpte sich den konischen roten Hut auf den Kopf, richtete unnötigerweise seinen dunklen, weit geschnittenen tairenischen Mantel und bot Amathera den Arm. Sie ergriff ihn fest, und obwohl ihr Blick noch immer auf Egeanins Gesicht gerichtet war, zitterte sie sichtlich. »Ich nehme an, dass Olver hier bleiben und sein Spiel zu Ende spielen will, aber meine Dame und ich werden gern mit Euch und Eurem Gemahl Wein trinken, Frau Schiffslos.« In seinem Blick lag der Hauch einer Herausforderung. Für ihn war es klar, dass Egeanin mehr tun musste, um zu beweisen, dass sie Amathera nicht länger als gestohlenen Besitz betrachtete.

Egeanin nickte, als würde sie das genau verstehen. »Das Licht leuchte auf Euch diese Nacht, und für alle Tage und Nächte, die uns noch bleiben«, sagte sie zu den anderen als eine Art Abschiedsgruß. Wie aufmunternd von ihr.

Die vier waren gerade gegangen, da krachte ein Donnerschlag am Himmel. Er wiederholte sich, und Regen prasselte auf das Zeltdach und wurde schnell zu einem Wolkenbruch, der auf die grün gestreifte Zeltplane trommelte. Wenn Juilin und die anderen nicht gerannt waren, würden sie ihren Wein durchnässt trinken.

Noal nahm den Platz gegenüber von Olver ein und führte Amatheras Spiel fort, warf die Würfel für die Schlangen und Füchse. Die schwarzen Scheiben, die jetzt für ihn und Olver standen, befanden sich nun am Rand des mit einem Netz bemalten Tuchs, aber es war offensichtlich, dass sie es nicht schaffen würden. Zumindest für jeden außer Olver. Er stöhnte laut, als eine helle Scheibe auf eine Schlangenlinie kam, seinen Spielstein berührte, und er stöhnte erneut, als eine mit einem Dreieck markierte Scheibe Noals berührte.

Noal machte da mit der Geschichte weiter, wo er bei Egeanins und Domons Eintreten aufgehört hatte, einer angeblichen Reise auf einem Schiff des Meervolks. »Die Frauen der Atha'an Miere sind die anmutigsten auf der ganzen Welt«, sagte er und schob die schwarzen Scheiben zurück in den Kreis in der Spielfeldmitte, »noch mehr als die Domani, und du weißt, das will schon etwas heißen. Und wenn sie außer Sicht vom Land sind, dann…« Er unterbrach sich abrupt und räusperte sich, betrachtete Olver, der die Schlangen und Füchse an den Ecken der Spielfläche aufstapelte.

»Was machen sie dann?«, fragte Olver.

»Nun…« Noal rieb sich mit einem krummen Finger die Nase. »Nun, sie klettern so flink in der Takelage herum, dass man glauben könnte, sie hätten Hände, wo ihre Füße sein sollten. Das tun sie.« Olver staunte, und Noal stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus.

Mat fing an, die schwarzen und weißen Steine von dem Spielbrett auf dem Tisch zu entfernen und verstaute sie in zwei Holzkästchen. Die Würfel in seinem Kopf klapperten laut herum und übertönten selbst den Donner draußen.

»Noch eine Partie, Thom?«

Der weißhaarige Mann sah von seinem Brief auf. »Ich glaube nicht, Mat. Meine Gedanken stecken heute in einem Labyrinth.«

»Wenn dich die Frage nicht stört, Thom, warum liest du den Brief auf diese Weise? Ich meine, manchmal sieht dein Gesicht aus, als wolltest du herausfinden, was er bedeutet.« Olver jubelte bei einem guten Wurf auf.

»Das liegt daran, dass ich das tue. In gewisser Weise. Hier.«

Er streckte den Brief aus, aber Mat schüttelte den Kopf.

»Das geht mich nichts an, Thom. Es ist dein Brief, und ich bin nicht gut bei Rätselspielen.«

»Oh, aber es geht dich sehr wohl etwas an. Moiraine schrieb ihn kurz bevor… Nun, sie hat ihn geschrieben.«

Mat starrte ihn lange an, bevor er das zerknitterte Blatt nahm, und als sein Blick auf die verschmierte Tinte fiel, blinzelte er. Kleine präzise Schrift bedeckte das Blatt, aber es begann mit »Mein lieber Thom«. Wer hätte je gedacht, dass ausgerechnet Moiraine von allen Leuten den alten Thom Merrilin so ansprechen würde? »Thom, das ist persönlich. Ich glaube nicht, dass ich…«

»Lies ihn«, unterbrach Thom ihn. »Du wirst schon sehen.«

Mat holte tief Luft. Ein Brief von einer toten Aes Sedai, der ein Rätsel war und ihn betraf? Plötzlich wollte er alles andere, als diesen Brief zu lesen. Aber er fing trotzdem an. Es reichte fast, dass ihm die Haare zu Berge standen.

Mein lieber Thom , es gibt viele Worte, die ich dir gern schreiben würde, Worte aus meinem Herzen, aber ich habe das hier vor mir herg eschoben, weil ich wusste, dass ich es tun muss, und jetzt bleibt nur noch wenig Zeit. Es gibt viele Dinge, die ich dir nicht sagen kann, ohne Unheil zu verursachen, aber ich werde dir sagen, was ich kann. Höre sorg fältig auf das, was ich dir sagen werde. In Kürze werde ich zu den Docks hinuntergehen, und dort werde ich Lanfear konfront ieren.

Wie kann ich das wissen? Dieses Geheimnis gehört anderen. Es muss reichen, dass ich es weiß, nimm dieses Vorherwissen als Beweis für den Rest dessen, was ich dir mitteile.

Wenn du diesen Brief bekommst, wird man dir sagen, dass ich tot bin. Alle werden das glauben. Ich bin nicht tot, und es kann sein, dass ich die mir vorher best im mt en fahre leben werde. Es kann auch sein, dass du und Mat Cauthon und noch jemand, ein Mann, den ich nicht kenne, versuchen werdet , mi ch zu retten. Es versuchen werdet, sage ich, denn es kann sein , dass du es nicht machen wirst oder kannst, oder we i l Mat sich weigern wird. Er teilt nicht die Zuneigung, die du zu hegen scheinst, under hat seine Gründe, die er zweifellos für gut hält. Wenn du es versuchst, müssen es nur du, Mat und der andere sein. Mehr werden für alle den Tod bedeuten. Weniger werden für alle den Tod bedeuten. Selbst wenn du nur mit Mat und einem anderen kommst, kann der Tod kommen. Ich habe gesehen, wie du es versuchst und stirbst, einer, zwei oder alle drei. Ich habe mich selbst bei dem Versuch sterben sehen. Ich habe uns alle überleben und als Gefangene sterben sehen.

Solltest du dich dennoch entscheiden, den Versuch zu wagen, der junge Mat weiß, wie er mich finden kann, aber du darfst ihm den Brief nicht zeigen, bevor er danach fragt .

Das ist von entscheidender Bedeutung. Er darf nicht wissen, was in diesem Brief steht, bevor er danach fragt. Die Geschehnisse müssen auf bestim mte We ise ihren Verlauf neh me n , ega l , was es auch kostet .

Solltest du Lan wiedersehen, richte ihm aus, dass es besser so ist. Sein Schicksal folgt einem ande re n Weg als das meine. Ich wünsche ihm alles Gl ück mit Nynaeve.

Noch etwas. Erinnere dich daran, was du über das Spiel Schlangen und Füchse weißt. Erinnere dich und hör darauf.

Es ist Zeit, und ich muss tun, was getan werden muss .

Möge dich das Licht erleuchten und dir Freude schenken , mein liebster Thom , ob wir uns nun wiedersehen oder nicht.

Moiraine

Es donnerte, als er zum Ende kam. Das passte. Kopfschüttelnd gab er den Brief zurück. »Thom«, sagte er leise. »Lans Bund mit ihr wurde gebrochen. Das kann nur durch den Tod passieren. Er hat gesagt , dass sie tot ist.«

»Und in ihrem Brief steht, dass jeder das glauben würde.

Sie hat es gewusst, Mat. Sie hat alles vorher gewusst.«

»Das mag schon sein, aber Moiraine und Lanfear betraten dieses Türrahmen-Ter'angrea/, und es ist geschmolzen. Das Ding war aus Rotstein, oder schien zumindest aus Stein zu sein, Thom, und doch ist es wie Wachs geschmolzen. Ich habe es gesehen . Sie ist dort, wo immer die Eelfinn sind, und selbst wenn sie noch am Leben ist, gibt es für uns keinen Weg mehr, dorthin zu gelangen.«