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Ituralde musterte die Gestalt an der Spitze der Reihe, beobachtete sie durch die Lücken zwischen den Häusern. Eine einzelne Feder würde einen Leutnant oder vielleicht einen Unterleutnant auszeichnen. Was möglicherweise einen bartlosen Jüngling bei seinem ersten Kommando bedeuten konnte oder einen erfahrenen Veteran, der einem beim ersten Fehler den Kopf abschlug. Seltsamerweise trieb die Damane, die anhand der glitzernden silbernen Leine zu erkennen war, die sie mit einer Frau auf einem anderen Pferd verband, ihr Pferd genauso hart an wie alle anderen. Seine sämtlichen Informationen besagten, dass Damane Gefangene waren, aber sie erschien genauso eifrig wie die andere Frau, die Sul’dam. Vielleicht…

Plötzlich stockte ihm der Atem, und sämtliche Gedanken an die Damane verschwanden. Da waren noch immer Leute auf der Straße, sieben oder acht Männer und Frauen, die in einer dicht gedrängten Gruppe vor der herangaloppierenden Reihe hergingen und nicht zu hören schienen, dass sie hinter ihnen herandonnerte. Den Seanchanern blieb keine Zeit anzuhalten, selbst wenn sie es gewollt hätten — und sie hatten gute Gründe, es auch nicht zu versuchen, befand sich vor ihnen doch der Feind —, aber es hatte den Anschein, als würden die Hände des großen Burschen an seinen Zügeln nicht einmal zucken, als er und der Rest die Leute einfach niederritten. Also ein Veteran. Ituralde murmelte ein Gebet für die Toten und senkte das Fernglas. Was als Nächstes geschah, sah man sich besser ohne an.

Zweihundert Schritte jenseits des Dorfes, wo die Bogenschützen bereits stehen geblieben waren und mit eingelegten Pfeilen warteten, fing der Offizier an, seine Befehle zu geben. Er winkte die Taraboner hinter ihm in verschiedene Richtungen, dann drehte er sich um und betrachtete Lanasiet durch ein Fernglas. Sonnenlicht spiegelte sich auf der Röhre. Die Sonne ging auf. Die Taraboner teilten sich geschickt auf, Lanzenspitzen glitzerten und kippten im gleichen Winkel, disziplinierte Männer schlossen sich zu beiden Seiten der Bogenschützen zu geordneten Rängen zusammen.

Der Offizier beugte sich zur Seite, um mit der Sul’dam zu sprechen. Wenn er sie und die Damane jetzt einsetzte, konnte sich das noch immer in eine Katastrophe verwandeln. Natürlich konnte es das auch, wenn er es nicht tat. Die letzten Taraboner — jene, die spät eingetroffen waren — zogen sich fünfzig Schritte hinter den anderen zu einer dünnen Linie auseinander, stießen die Lanzen mit den Spitzen voran in den Boden und zogen aus den hinter den Sätteln befestigten Köchern ihre Reiterbogen. Lanasiet, der verdammte Narr, ließ seine Männer vorwärts galoppieren.

Ituralde drehte den Kopf kurz und sprach laut genug, dass die Männer hinter ihm es hören konnten. »Seid bereit.« Sattelleder ächzte, als Männer nach den Zügeln griffen. Dann murmelte er ein weiteres Gebet für die Toten und flüsterte: »Jetzt.«

Die dreihundert Taraboner in der lang gezogenen Reihe, seine Taraboner, hoben wie ein Mann ihre Bögen und schössen. Er brauchte das Fernglas nicht, um sehen zu können, wie die Sul’dam, die Damane und der Offizier plötzlich mit Pfeilen gespickt waren. Sie wurden alle von beinahe einem Dutzend Treffern förmlich aus den Sätteln gerissen. Dieser Befehl hatte ihm einen Stich versetzt, aber die Frauen waren die gefährlichsten Gegner auf dem Schlachtfeld. Der Rest der Salve mähte die meisten der Bogenschützen nieder und leerte Sättel, und noch während Männer auf dem Boden landeten, flog eine zweite Salve und machte die letzten Bogenschützen nieder und leerte noch mehr Sättel.

Völlig überrascht versuchten die seanchantreuen Taraboner zu kämpfen. Einige von denen, die noch im Sattel saßen, rissen die Pferde herum und senkten die Lanzen, um ihren Angreifern entgegenzustürmen. Andere, möglicherweise von der Irrationalität ergriffen, die Männer in einer Schlacht heimsuchen konnte, ließen die Lanzen fallen und versuchten, die Köcher ihrer Reiterbögen zu öffnen. Aber eine dritte Salve peitschte auf sie herab, keilförmige Pfeile durchschlugen auf diese Distanz Brustpanzer, und plötzlich schienen die Überlebenden zu begreifen, dass sie Überlebende waren. Die meisten ihrer Kameraden lagen noch immer am Boden oder versuchten sich von zwei oder drei Pfeilen durchbohrt auf die Beine zu kämpfen. Die, die noch im Sattel saßen, waren ihren Gegnern zahlenmäßig unterlegen. Ein paar Männer zogen ihre Pferde herum, und blitzartig floh der Haufen nach Süden, verfolgt von einer letzten Pfeilsalve, die noch mehr niederstreckte.

»Aufhören«, murmelte Ituralde. »Hört auf.«

Eine Hand voll der berittenen Bogenschützen schoss noch einmal, aber der Rest hielt sich klugerweise zurück. Sie hätten noch ein paar mehr töten können, bevor der Feind ganz außer Reichweite war, aber diese Gruppe war besiegt, und es würde nicht lange dauern, und sie würden jeden Pfeil brauchen. Vernünftigerweise galoppierte keiner von ihnen hinterher.

Von Lanasiet konnte man das nicht behaupten. Mit wehenden Umhängen rasten er und seine Zweihundert den Flüchtenden hinterher. Ituralde stellte sich vor, sie bellen hören zu können, Jäger auf der Spur der davonlaufenden Beute.

»Ich glaube, Lanasiet werden wir nicht mehr zu sehen bekommen, mein Lord«, sagte Jaalam und zügelte seinen Grauen an Ituraldes Seite, der bloß mit den Schultern zuckte.

»Vielleicht, mein junger Freund. Vielleicht kommt er auch wieder zu Verstand. Ich habe sowieso nicht geglaubt, dass die Taraboner mit uns nach Arad Doman zurückkehren. Ihr?«

»Nein, mein Lord«, erwiderte der größere Mann, »aber ich habe geglaubt, dass seine Ehre den ersten Kampf überstehen würde.«

Ituralde hob das Fernglas, um Lanasiet zu betrachten, der noch immer hart galoppierte. Der Mann war weg, und es war unwahrscheinlich, dass er wieder zu Sinnen kam, die er nicht besaß. Ein Drittel seiner Streitmacht so sicher verloren, als hätte die Damane sie getötet. Er hatte mit ein paar Tagen mehr gerechnet. Er würde seine Pläne wieder ändern müssen, sich vielleicht ein anderes nächstes Ziel aussuchen müssen.

Er verdrängte Lanasiet aus seinen Gedanken, schwenkte das Fernglas zu der Stelle, an der man die Menschen niedergeritten hatte, und grunzte überrascht. Dort lagen keine zertrampelten Leichen. Freunde und Nachbarn mussten gekommen sein und sie weggetragen haben, obwohl das bei einer Schlacht am Dorfrand so wahrscheinlich war, als wären sie nach dem Durchritt der Pferde wieder aufgestanden und weggegangen.

»Es ist Zeit, dieses schöne seanchanische Lager niederzubrennen«, sagte er. Er schob das Fernglas in das am Sattel festgebundene Lederfutteral, setzte den Helm auf und trieb Geruhsam mit den Hacken den Hügel hinunter, gefolgt von Jaalam und den anderen in einer Zweierreihe. Furchen von Bauernkarren markierten eine Furt in dem östlichen Strom.

»Und, Jaalam, schickt ein paar Männer, sie sollen die Einwohner dazu anhalten, das auszuräumen, was sie retten wollen. Ratet ihnen, in den Häusern anzufangen, die dem Lager am nächsten stehen.« Wo sich Feuer in eine Richtung ausbreiten konnte, konnte es das auch in eine andere, und vermutlich würde es das auch tun.

In Wahrheit hatte er bereits einen wichtigen Brand gelegt.

Zumindest die erste Glut entfacht. Wenn das Licht auf ihn leuchtete, wenn niemand durch den Würgegriff der Seanchaner auf Tarabon vom Eifer oder von der Verzweiflung überwältigt worden war, wenn niemand dem Missgeschick zum Opfer gefallen war, das die besten Pläne ruinieren konnte, dann würden in ganz Tarabon zwanzigtausend Männer solche Schläge ausgeteilt haben oder sie noch austeilen, bevor der Tag vorüber war. Und morgen würden sie es wieder. Jetzt musste er nur noch den Rückweg durch vierhundert Meilen Tarabon erkämpfen, die tarabonischen Drachenverschworenen loswerden und seine eigenen Männer einsammein und dann die Ebene von Almoth überqueren. Wenn das Licht auf ihn leuchtete, würde diese Feuersbrunst die Seanchaner genug versengen, dass sie wütend hinter ihm herjagten. Rasend vor Wut, wie er hoffte. So würden sie kopfüber in die Falle rennen, die er aufgestellt hatte, bevor sie überhaupt begriffen, wie ihnen geschah. Folgten sie ihm nicht, hatte er zumindest seine Heimat von den Tarabonern befreit und die domanischen Drachenverschworenen durch Eide dazu gebracht, für den König zu kämpfen statt gegen ihn. Und wenn sie die Falle erkannten…