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Der erste Lkw, der uns gefiel, erwies sich als Niete, er war mit Kisten beladen, die wir nicht bewegen konnten. Bei unserem nächsten Fund hatten wir mehr Glück: es war ein leerer und fast neuer Fünftonner.

Wir stiegen um und überließen den Lieferwagen seinem Schicksal.

An der ersten Adresse auf unserer Liste waren die Rolläden vor dem Verladeraum herabgelassen, aber ich verschaffte mir mit einem aus dem Nachbarlokal geholten Brecheisen bald Zugang. Drinnen machten wir einen Fund. Drei Lkw standen fahrbereit an der Laderampe. Einer davon mit einer Ladung Fleischkonserven.

»Getrauen Sie sich, so etwas zu chauffieren?« fragte ich Josella.

Sie musterte den Wagen.

»Warum nicht? Die Apparatur ist doch im allgemeinen die gleiche, nicht? Und Verkehrsprobleme gibt's ja keine mehr.«

Wir beschlossen, den Wagen später abzuholen, und fuhren mit dem leeren Fünftonner zu einem anderen Lagerhaus, wo wir Decken, Tücher und anderes Bettzeug aufluden, und dann ging es zu einer dritten Stelle, wo wir eine klirrende und klappernde Fracht von Töpfen, Pfannen, Kannen und Kesseln auf unser Fahrzeug schafften. Als wir den Laderaum gefüllt hatten, empfanden wir einige Genugtuung. Wir hatten ein gutes Stück Arbeit hinter uns gebracht, und es war schwerer, als wir es uns vorgestellt hatten. Nach diesen Anstrengungen stillten wir unseren Hunger in einem kleinen, noch unbeschädigten Gasthaus.

Wir holten nach der Stärkungspause den schon beladenen Lkw aus dem Lebensmittelspeicher und fuhren die beiden langsam und ohne Zwischenfall zur Universität. Dort parkten wir sie im Vorhof und brachen zu einer neuen Expedition auf. Um halb sieben etwa kamen wir mit zwei weiteren, wohlbeladenen Fahrzeugen und dem Gefühl, das unsere geleistet zu haben, zurück.

Michael Beadley trat herbei, um unsere Beiträge zu besichtigen. Er war mit allem einverstanden, nur nicht mit dem halben Dutzend Kisten, die ich mit der zweiten Fuhre gebracht hatte.

»Was habt ihr da drinnen?« fragte er.

»Triffidflinten und die dazugehörigen Bolzen«, berichtete ich.

Er blickte mich nachdenklich an.

»Ach ja. Ihr seid mit dem Material für Triffidabwehr hergekommen«, erinnerte er sich.

»Wir werden es wahrscheinlich brauchen«, sagte ich.

Er überlegte. Ich sah ihm an, daß ich als eine hinsichtlich Triffids etwas fragwürdige Person eingestuft wurde. Er mochte meine bisherige Beschäftigung und die zuletzt erlittene Verletzung als Entschuldigungsgründe gelten lassen; doch konnte diese Idiosynkrasie auch auf andere, minder harmlose Schrullen hindeuten.

»Wir haben zusammen vier Ladungen herangeschafft«, erklärte ich. »Ich brauche nur in einem der Wagen Platz für diese Kisten. Wenn Sie glauben, daß Sie ihn nicht entbehren können, hole ich einen Anhänger oder noch einen Lkw.«

»Gut, lassen Sie die Kisten, wo sie sind«, entschied er. »Sie nehmen ja nicht viel Platz weg.«

Wir gingen in das Gebäude und tranken Tee in einer improvisierten Kantine, die eine freundlich aussehende Frau mittleren Alters dort errichtet hatte.

»Er hält mich für schrullig, was Triffids anlangt«, bemerkte ich zu Josella.

»Er wird, fürchte ich, umlernen müssen«, erwiderte sie. »Seltsam, daß hier noch niemand auf sie gestoßen ist.«

»Die Leute sind nicht über das Stadtzentrum hinausgekommen, es ist also kein Wunder. Wir haben heute ja auch keine zu Gesicht bekommen.«

»Sie glauben nicht, daß sie mitten in der Stadt auftauchen können?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht, wenn sie sich verirren.«

»Wie können sie eigentlich ausgebrochen sein?« fragte sie.

»Wenn sie lange genug an dem Pflock zerren, ziehen sie ihn gewöhnlich heraus. Die Ausbrüche auf den Plantagen kamen meist so zustande, daß alle gegen einen Teil der Umzäunung drängten, bis sie nachgab.«

»Konnten die Umzäunungen nicht verstärkt werden?«

»Doch, aber es kam nur selten zu solchen Ausbrüchen, und wenn, dann drangen die Triffids nur in das Nachbarfeld; wir scheuchten sie zurück und richteten die Zäune wieder auf. Ich wüßte nicht, was sie hierher locken könnte. Vom Standpunkt einer Triffid muß sich eine Stadt wie eine Wüste ausnehmen. Sie werden, glaube ich, eher ins offene Land ausschwärmen. Haben Sie jemals eine Triffidflinte in der Hand gehabt?« setzte ich hinzu.

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich gehe mich umkleiden. Nachher können wir eine kleine Schießübung veranstalten, wenn Sie wollen«, schlug ich vor. Eine Stunde später erschien ich in Skidreß und Bergschuhen – ich hatte mir ihre Idee zunutze gemacht – und fand sie in einem hübschen grünen Frühlingskostüm. Mit einem Paar Triffidflinten ausgerüstet, begaben wir uns in die nahe Gartenanlage auf dem Russell Square. Wir hatten etwa eine Stunde lang die Spitzen der umliegenden Sträucher abgeschnippt, als eine junge Frau in ziegelrotem Lumberjack und eleganten grünen Hosen über den Rasen geschlendert kam und eine kleine Kamera auf uns richtete.

»Wer sind Sie – die Presse?« erkundigte sich Josella.

»So etwas Ähnliches«, lautete die Antwort. »Ich führe das Journal. Mein Name ist Elspeth Cary.«

»Das geht aber schnell«, sagte ich. »Ich erkenne den überdimensionalen Ordnungssinn des Obersten in dieser Einrichtung.«

»Sie haben es erraten«, bestätigte sie. Sie wandte sich zu Josella. »Und Sie sind Miß Playton. Ich wollte schon oft –«

Josella unterbrach sie. »Mein schriftstellerischer Ruf ist, scheint es, das einzige, das den allgemeinen Zusammenbruch überdauert hat. Bitte, sprechen wir von etwas anderem.«

»Ach so«, sagte Miß Cary nachdenklich. »Nun gut.« Sie wechselte das Thema. »Was ist mit den Triffids los?« fragte sie.

Wir berichteten.

»Man scheint zu glauben«, ergänzte Josella, »daß Bill Angst hat oder eine fixe Idee.«

Miß Cary blickte mich an. Ihr Gesicht war eher interessant als hübsch zu nennen, gebräunt von einer heißeren Sonne als der unseren. Ihre Augen waren ruhig, wachsam und von dunkelbrauner Farbe.

»Sie fürchten die Triffids?« fragte sie.

»Ich glaube, sie können sehr unangenehm werden, wenn sie außer Kontrolle geraten«, verteidigte ich mich.

Sie nickte. »Das ist richtig. Ich war in Gegenden, wo sie außer Kontrolle geraten sind. Eine böse Sache.

Aber hier in England – man kann es sich schwer vorstellen.«

»Wer soll hier die Kontrolle ausüben?« wandte ich ein.

Ihre Antwort, falls sie eine geben wollte, wurde von Motorenlärm aus der Höhe gehemmt. Wir blickten empor und sahen einen Hubschrauber über das Dach des British Museum hinwegschweben.

»Das ist Ivan«, rief Miß Cary. »Er hat also doch einen aufgestöbert. Ich muß ihn beim Landen knipsen.

Auf später.« Und sie eilte davon.

Josella legte sich, die Hände unterm Kopf verschränkt, ins Gras und starrte hinauf in den Himmel.

Nach dem Verstummen des Motorenlärms schien die Stille tiefer als vorher.

»Ich kann es nicht glauben«, sagte sie. »Ich versuche es, aber ich kann es noch immer nicht glauben. Es kann nicht sein, daß alles, alles aus und vorbei ist ...

Es muß ein Traum sein. Morgen wird dieser Garten wieder voll Lärm und Leben sein. Die roten Autobusse werden da drüben vorüberbrausen, ein Menschenstrom wird über die Gehsteige dahinfluten, die Verkehrssignale werden aufleuchten ... Eine Welt geht doch nicht so zu Ende – es kann nicht sein – es ist nicht möglich ...«

Auch ich hatte das gleiche Gefühl. Die Häuser, die Bäume, die Hotels mit ihrem sinnlosen Prunk auf der anderen Seite des Platzes: alles sah so normal aus – so vertraut, jeder Augenblick konnte es beleben ...

Von Zeit zu Zeit hatten wir an der anderen Seite des Gebäudes Lastautos vorfahren gehört. Die meisten Organisierkommandos mußten jetzt schon zu-rück sein. Ich blickte auf meine Uhr und griff nach den neben mir im Gras liegenden Triffidflinten.