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Häufige Runden mit einem Flammenwerfer um die ganze Umzäunung wären das wirksamste gewesen, hätten uns aber zuviel Zeit und Brennstoff gekostet.

Der Verbrauch eines Flammenwerfers ist hoch, und die Brennstoffvorräte in den Munitionslagern waren gering. Waren sie aufgebraucht, konnten wir unsere kostbaren Flammenwerfer in die Rumpelkammer stellen; ich kannte weder Zusammensetzung noch Herstellungsmethode des Brennstoffes.

Versuche, mit Mörserbomben gegen Triffidansamm-lungen vorzugehen, enttäuschten. Triffids können, so wie Bäume, selbst schwerste Schädigungen überleben.

Im Lauf der Zeit wurde die Menge vor der Um-zäunung größer und größer, trotz unserer Fallen und gelegentlicher Massaker. Nicht, daß sie dort etwas zu unternehmen versuchten. Sie blieben einfach da, wühlten ihre Wurzeln in den Boden und warteten.

Von fern sahen sie so ungefährlich aus wie jede andere Hecke und wären ebenso unauffällig gewesen, hätten nicht immer einige geklappert. Aber man brauchte nur mit einem Auto den Weg hinunterzu-fahren, um sich von ihrer Wachsamkeit zu überzeugen. Die Stachelschläge hagelten auf den Wagen, daß man auf der Landstraße halten mußte, um das Gift von der Windschutzscheibe zu wischen.

Dann und wann hatte einer von uns einen neuen Einfall, wie man ihnen den Aufenthalt verleiden könnte, etwa das Vorfeld der Umzäunung mit einer starken Arsenlösung zu tränken, aber ein endgültiger Erfolg blieb uns versagt.

Wir hatten schon länger als ein Jahr mit allerlei Abwehrmitteln experimentiert, als Susan eines Morgens in unser Zimmer gestürzt kam mit der Nachricht, die ›Dinger‹ seien durchgebrochen und umzin-gelten das Haus. Sie war zeitig aufgestanden, um melken zu gehen wie gewöhnlich. Vor ihrem Schlafzimmerfenster war der Himmel grau, unten aber fand sie alles in tiefster Finsternis. Sie spürte, daß da etwas nicht stimmte und drehte das Licht auf. Sobald sie die lederartigen grünen Blätter an die Fenster gepreßt sah, erriet sie, was geschehen war.

Ich ging auf den Zehenspitzen durch das Schlafzimmer und schloß das Fenster mit einem Ruck. Im selben Augenblick peitschte von unten ein Stachel gegen die Scheibe. Wir blickten auf ein Dickicht von Triffids hinab, das in einer Tiefe von zehn oder zwölf Stück hintereinander vor den Hausmauern stand. Die Flammenwerfer waren in einem Nebengebäude. Ich ließ mich auf kein Risiko ein, als ich sie holen ging. In dicken Kleidern, mit Handschuhen, einem Lederhelm und Schutzbrille unter der Drahtmaske, hackte ich mir einen Weg durch das Triffidgestrüpp mit dem größten Fleischermesser, das ich auftreiben konnte.

Die Stacheln peitschten und klatschten so häufig auf das Drahtnetz, daß es ganz naß wurde und etwas von dem Gift durchzusprühen begann. Auch die Schutzbrillen beschlugen sich, und das erste, was ich in dem Nebengebäude tat, war, mir das Gesicht zu waschen.

Auf dem Rückweg wagte ich nur eine kurze, tiefgezielte Flamme aus einem der Werfer abzuspritzen, um nicht die Türe und die Fensterstöcke in Brand zu setzen, aber es genügte, um mir eine Gasse zu bahnen.

Josella und Susan standen mit Löschgeräten neben mir, als ich, noch immer wie eine Kreuzung zwischen einem Tiefseetaucher und einem Marsmenschen aussehend, von den oberen Fenstern aus den Werfer auf die Horde richtete, die uns belagerte. Bald waren ein paar verkohlt und die übrigen in Bewegung gebracht.

Susan, nun ebenfalls entsprechend ausgerüstet, nahm den zweiten Werfer und machte sich an die ihr hochwillkommene Arbeit, die Biester zurückzuscheuchen, während ich über die Felder ging, um die Bresche zu finden. Ich brauchte nicht lange zu suchen.

Schon von der ersten Bodenwelle aus konnte ich die Stelle sehen, wo noch immer ein Strom von Triffids mit rudernden Stengeln und flatternden Blättern in unsere Umzäunung einbrach. An der Innenseite schwärmten sie fächerförmig aus, doch bewegten sich alle auf das Haus zu. Sie abzudrängen, war einfach.

Ein frontaler Feuerstoß brachte sie zum Stehen, je einer an beiden Flanken zum Umkehren. Ein gelegentlicher Spritzer von oben in das Gedränge beschleunigte den Rückmarsch und bewog auch die Nachzügler zur Flucht. Ein etwa zwanzig Meter langes Stück des Zaunes lag mit abgesplitterten Pfosten am Boden. Ich richtete es gleich an Ort und Stelle provisorisch wieder auf und räumte mit dem Werfer noch tüchtig unter den Dingern auf, um wenigstens in den nächsten paar Stunden vor ihnen Ruhe zu haben.

Josella, Susan und ich verbrachten den Rest des Tages hauptsächlich mit Reparaturarbeit an der Bresche. Und noch zwei Tage vergingen, bevor Susan und ich uns überzeugt hatten, daß wir jeden Winkel des umzäunten Gebiets nach zurückgebliebenen Triffids abgesucht hatten. Dann überprüften wir den Zaun in seiner ganzen Länge und verstärkten die zweifelhaften Abschnitte. Vier Monate später erfolgte ein neuer Einbruch.

Diesmal fanden wir eine Anzahl verstümmelter Triffids in der Bresche. Anscheinend waren sie unter dem Druck, den die Masse hinter ihnen ausgeübt hatte, an die Umzäunung gepreßt worden und mit dieser gefallen; dann hatten die Nachfolgenden sie niedergetrampelt.

Es war klar, daß wir neue Verteidigungsmaßnahmen ergreifen mußten. Kein Teil unseres Zaunes war stärker als der, der nachgegeben hatte. Den wirksamsten Schutz schien uns die Elektrifizierung der Sperre zu gewähren. Den nötigen Strom lieferte uns ein auf einem Anhänger montiertes Aggregat aus Armeebesitz, das ich gefunden und abgeschleppt hatte. Dann legten Susan und ich die Leitung. Ehe wir damit fertig waren, erfolgte ein neuerlicher Einbruch an einer anderen Stelle.

Ich glaube, dieses Sicherungssystem hätte vollkommen ausgereicht, wenn wir es dauernd oder doch den größten Teil der Zeit hätten aufrechterhalten können. Die Schwierigkeit lag am Brennstoffver-brauch. Benzin gehörte zu unseren kostbarsten Gütern. Nahrung konnten wir der Erde abringen, war es aber mit Benzin und Dieselöl zu Ende, hatten wir mehr verloren, als bloß eine Bequemlichkeit. Es gab dann keine Ausfahrten mehr und folglich keine Erneuerung unserer Vorräte. Es wurde Ernst mit dem primitiven Leben. Daher schickten wir aus Ersparnis-gründen nur zwei- oder dreimal täglich einige Minuten Strom durch die Leitung. Die Triffids wichen dann zurück und konnten den Druck auf den Zaun nicht stetig steigern. Außerdem legten wir um die innere Umzäunung eine Alarmleitung, damit wir im Fall eines Einbruchs rechtzeitig gewarnt wurden.

Die Schwäche lag in der augenscheinlichen Fähigkeit der Triffids, aus der Erfahrung zu lernen, zumindest in einem beschränkten Ausmaß. So gewöhnten sie sich etwa daran, daß wir den Strom abends und morgens eine Zeitlang einschalteten. Um die Zeit, wo wir die Maschine gewöhnlich anlaufen ließen, entfernten sie sich von den Drähten, kamen aber wieder herbei, sobald sie stillstand. Ob sie tatsächlich die elektrische Ladung mit dem Geräusch der Maschine in Verbindung brachten, ließ sich damals noch nicht sagen, später zweifelten wir kaum mehr daran.

Es war natürlich leicht, die Einschaltungen unregelmäßig vor zunehmen, aber Susan, die nicht abließ, alle Bewegungen unserer Belagerer zu beobachten, behauptete alsbald, daß die Periode, während der der Schock wirkte, immer kürzer wurde. Dennoch schützten uns der Strom und gelegentliche Ausfälle an den Abschnitten, wo sie am dichtesten standen, über ein Jahr vor Invasionen, und vor späteren waren wir alarmiert, ehe sie gefährliches Ausmaß erreichten.

Innerhalb unseres Schutzgebietes widmeten wir uns dem Studium der Landwirtschaft, und unser Leben begann allmählich in geregelten Bahnen zu verlaufen.

Im Sommer unseres sechsten Jahres fuhren Josella und ich einmal gemeinsam zur Küste hinunter, und zwar in dem Raupenfahrzeug, das ich nun auf den immer schlechter werdenden Straßen zu benützen pflegte. Es war ein Urlaubstag für Josella. Monatelang war sie nicht hinausgekommen. Das Haus und die Kinder gaben ihr soviel Arbeit, daß sie nur die nötigsten Ausfahrten mitgemacht hatte, nun aber waren wir soweit, daß wir die Aufsicht manchmal Susan überlassen durften, und wir hatten ein Gefühl der Befreiung, als wir die Hügel hinauf- und entlangfuhren.