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Ich wich einer Erörterung aus, indem ich wiederholte:

»Aber so viele kann dieses Stück Land nicht ernähren.«

»Sie werden sie ein paar Jahre lang wohl hauptsächlich mit Triffidmaische durchbringen müssen. An diesem Material wird es Ihnen in absehbarer Zeit nicht mangeln.«

»Das ist ja Tierfutter!« sagte ich.

»Aber nahrhaft und vitaminreich, wie ich höre.

Und Bettler – besonders blinde Bettler – dürfen nicht wählerisch sein.«

»Ich soll also all diese Leute aufnehmen und ihnen Viehfutter vorsetzen?«

»Hören Sie, Mr. Masen. Wären wir nicht, würden weder diese Blinden noch ihre Kinder jetzt am Leben sein. Sie haben zu tun, was wir Ihnen sagen, zu nehmen, was wir ihnen geben, und dankbar zu sein für alles, was sie kriegen. Gefällt ihnen nicht, was wir bieten – auch gut, es ist ihr Schaden.«

Ich hielt es im Augenblick für unklug, mich zu dieser Philosophie zu äußern. Ich wandte mich einem anderen Aspekt der Sache zu:

»Und wo stehen Sie und der Ausschuß in all dem?«

»Oberste Gewalt und gesetzgebende Befugnisse liegen beim Ausschuß. Er regiert. Er hat auch den Oberbefehl über die Streitkräfte.«

»Streitkräfte?« wiederholte ich verblüfft.

»Gewiß. Die Streitkräfte werden nach Bedarf aus den Feudalherrschaften, wie Sie sie genannt haben, ausgehoben. Dafür haben diese das Recht, sich bei Angriffen von außen oder bei Unruhen im Innern an den Ausschuß zu wenden.«

Nachgerade verschlug es mir den Atem.

»Eine Armee! Könnte nicht eine kleine, schnelle Polizeitruppe ...?«

»Ich sehe, Sie haben die Lage nicht in ihren weiteren Aspekten erfaßt. Mr. Masen. Die Heimsuchung, die uns betroffen hat, war, wie Sie wissen, nicht auf die Inseln beschränkt. Sie war weltweit. Überall herrscht das gleiche Chaos – wäre das nicht der Fall, hätten wir es erfahren – und wahrscheinlich gibt es in jedem Land einige Überlebende. Nun versteht es sich von selbst, nicht wahr, daß das erste Land, das wieder hochkommt und bei sich Ordnung macht, die Chance hat, auch anderwärts Ordnung zu machen?

Sollten wir das einem anderen Land überlassen und zusehen, wie es die führende Macht in Europa wird – und vielleicht nicht nur in Europa? Sicherlich nicht.

Klar, daß es unsere nationale Pflicht ist, zu trachten, daß wir selber möglichst bald hochkommen und die führende Macht werden, so daß es nicht zur Bildung einer gefährlichen Opposition gegen uns kommen kann. Je früher wir eine Streitmacht aufstellen können, die jeden Angreifer abschreckt, um so besser.«

Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Dann lachte Dennis gezwungen auf:

»Herrgott! Da haben wir all das durchgemacht – und jetzt will der Mann einen Krieg führen!«

Torrence sagte kurz:

»Ich bin, scheint es, nicht verstanden worden. Das Wort ›Krieg‹ ist eine ungerechtfertigte Übertreibung.

Es wird sich nur um Befriedungsaktionen bei Stämmen handeln, die in Barbarei und Gesetzlosigkeit zurückgesunken sind.«

»Falls die nicht auf den gleichen menschenfreund-lichen Gedanken gekommen sind«, bemerkte Dennis.

Ich gewahrte, daß sowohl Josella wie Susan mich unverwandt anblickten. Josella deutete auf Susan, ich ahnte, warum.

»Darf ich klarstellen?« sagte ich. »Sie erwarten also von uns drei Sehfähigen, daß wir die volle Verantwortung für zwanzig blinde Erwachsene und eine unbestimmte Anzahl Kinder übernehmen. Es kommt mir vor ...«

»Blinde sind nicht ganz arbeitsunfähig. Sie können eine Menge leisten. Sich um die eigenen Kinder kümmern und bei der Zubereitung des Essens mithelfen. Ist die Sache richtig organisiert, läßt sich vieles auf Überwachung und Anleitung beschränken. Aber es werden nur zwei sein, Mr. Masen – Sie und Ihre Frau, nicht drei.«

Ich blickte auf Susan, die sehr aufrecht dasaß in ihrem blauen Arbeitsanzug und mit einem roten Band im Haar. Sie sah unruhig von mir zu Josella.

»Drei«, sagte ich.

»Es tut mir leid, Mr. Masen. Die Zuweisung lautet auf zehn pro Gruppe. Das Mädchen kann ins Hauptquartier kommen. Sie kann sich dort nützlich machen, bis sie alt genug ist, selber eine Gruppe zu übernehmen.«

»Meine Frau und ich betrachten Susan als unsere Tochter«, erklärte ich kurz.

»Ich wiederhole, es tut mir leid. Wir müssen uns an die Bestimmungen halten.«

Ich sah ihn eine Weile an. Er erwiderte den Blick.

Zuletzt:

»Wir würden natürlich Garantien für sie verlangen, wenn das geschehen müßte«, sagte ich.

Ich hörte mehrfach heftig eingezogenen Atem. Torrence wurde etwas umgänglicher.

»Wir werden Ihnen natürlich jede mögliche Sicherheit geben«, versprach er.

Ich nickte. »Ich muß mir das alles noch durch den Kopf gehen lassen. Es ist neu für mich und ziemlich überraschend. Einige Punkte will ich gleich erwähnen. Unser Material ist verbraucht. Es ist schwer, unbeschädigtes aufzutreiben. Ich werde bald einige kräftige Arbeitspferde nötig haben.«

»Pferde sind eine Schwierigkeit. Unser Bestand ist zur Zeit sehr gering. Sie werden zunächst wohl Menschenkraft für Ihre Gespanne verwenden müssen.«

»Dann«, sagte ich, »was die Unterbringung betrifft.

Die Nebengebäude sind zu klein für diesen Zweck – und ich allein bin nicht imstande, Unterkünfte einzurichten.«

»Da, glaube ich, können wir Ihnen helfen.«

Wir besprachen noch etwa zwanzig Minuten lang Einzelheiten. Am Ende hatte ich ihn so weit, daß er so etwas wie Freundlichkeit zeigte, dann wurde ich ihn los, indem ich ihn einlud, sich den Besitz anzusehen; Susan machte, sehr mißvergnügt, die Führerin.

»Bill, wie kannst du nur –?« begann Josella, sobald ich die Tür hinter ihm und seinen Begleitern geschlossen hatte.

Ich erzählte, was ich von Torrence und seiner Methode wußte, Schwierigkeiten mit der Schußwaffe zu beseitigen.

»Das überrascht mich nicht«, bemerkte Dennis.

»Aber was mich überrascht, ist, daß mir plötzlich die Triffids sympathisch werden. Ohne ihre Intervention hätten wir wohl schon öfter mit solchen Leuten zu tun gehabt. Wenn sie der einzige Faktor sind, der die Rückkehr zur Leibeigenschaft verhindert, dann kann ich ihnen nur Glück wünschen.«

»Das ganze Projekt ist vollständig absurd«, sagte ich. »Es hat nicht die geringste Aussicht auf Gelingen.

Wie sollten Josella und ich eine solche Schar von Blinden versorgen und die Triffids in Schach halten?

Aber –«, fügte ich hinzu, »wir sind kaum in der Lage, ein glattes ›Nein‹ zu einem Vorschlag zu sagen, den vier Bewaffnete machen.«

»Dann wirst du also nicht –?«

»Liebste«, antwortete ich, »kannst du dir wirklich vorstellen, wie ich als Feudalherr, mit der Peitsche in der Hand, meine Hörigen und Leibeigenen vor mir hertreibe? Selbst wenn mich nicht vorher die Triffids überrannt haben?«

»Aber du hast doch gesagt –«

»Hör zu«, unterbrach ich sie. »Es wird dunkel. Zu spät für sie, heute noch an die Abfahrt zu denken. Sie müssen die Nacht über bleiben. Ich stelle mir vor, ihr Programm wird sein, morgen Susan mitzunehmen –

als Geisel und Faustpfand für unser Verhalten. Vielleicht bleiben auch einer oder zwei hier zurück, um uns zu überwachen. Nun, ich glaube, dazu dürfen wir es nicht kommen lassen?«

»Nein, aber –«

»Hoffentlich habe ich ihn überzeugt davon, daß er mich für das Projekt gewonnen hat. Tische heute abend ein Festessen auf, das diese Überzeugung bestärkt. Sorge, daß sich alle satt essen. Auch die Kinder. Hole unsere besten Getränke. Und sorge, daß Torrence und seine Begleiter nicht das Trinken vergessen, wir bleiben mäßig. Gegen Ende der Festivität werde ich auf ein paar Minuten verschwinden. Aber die Stimmung darf darunter nicht leiden. Spiele ihnen Platten mit Negermusik vor oder was. Und alle helfen mit. Laut und lustig. Und noch etwas – keiner von euch erwähnt die Gruppe Beadley. Torrence ist sicher über das Unternehmen auf der Insel Wight unterrichtet, glaubt aber, daß wir nichts davon wissen.