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»Kriminell bezeichnen würden«, sagte Elemak.

»Ich kann mich mit dem Gedanken nicht anfreunden«, sagte Rasa. »Aber dein Vater hat sicherlich Recht, daß es ein harter Schlag gegen Gaballufix wäre, ihm den Index zu nehmen.«

»Es war eigentlich nicht Vaters Idee«, sagte Elemak. »Er behauptet, sie sei ihm in einem Traum gekommen. Von der Überseele.«

»Dann könnte es vielleicht wahr werden«, sagte sie. »Es könnte geschehen. Vielleicht … Wer weiß, ob die Überseele noch genug Macht über Gaballufix hat, um ihn … nun ja, kurzfristig dumm zu machen.«

»So dumm, daß er ihn mir gibt?«

»Und so dumm, daß er dich nicht findet und dann erschlägt.«

Elemak fühlte Eiadhs Hand in der seinen. Ich kam hierher, um Zuflucht zu finden und weil ich dich begehre, Eiadh – doch in Wirklichkeit habe ich Rasas Hilfe benötigt. Wenn man sich vorstellt, ich wäre zu Gaballufix gegangen, ohne zu wissen, wie wichtig dieser Index wirklich ist! »Herrin Rasa, wie kann ich dir für alles danken, was du für mich getan hast?«

»Ich fürchte, ich habe dich entmutigt, dein Leben bei einem unmöglichen Unterfangen aufs Spiel zu setzen«, sagte Rasa. »Ich hasse die Vorstellung, daß Gaballufix dir wirklich etwas antun könnte, aber der Einsatz in diesem Spiel ist sehr hoch. Die Zukunft Basilikas ist der Preis – aber ich fürchte, daß die Stadt beim Kampf um diesen Preis so einen großen Schaden nehmen wird, daß es das Spiel nicht mehr wert ist.«

»Was immer auch geschieht«, sagte Elemak, »du kannst dich darauf verlassen, daß ich zu Eiadh zurückkehren kann, wenn es mir möglich ist und sie mich noch haben will.«

»Selbst, wenn du ein Ausgestoßener und ein Verbrecher bist?« sagte Rasa. »Erwartest du von ihr, daß sie selbst dann mit dir gehen würde?«

»Gerade dann!« rief Eiadh. »Ich liebe Elja nicht wegen seines Geldes oder Rangs in der Stadt, ich liebe ihn, weil er Elja ist.«

»Meine Liebe«, sagte Rasa, »du kennst ihn ohne sein Geld oder seinen Rang doch gar nicht. Woher willst du wissen, wer er sein wird, wenn er beides nicht mehr hat?«

Es war grausam von ihr, dies zu sagen; Elemak konnte nicht glauben, daß sie diesen Gedanken überhaupt hatte, geschweige denn, daß sie ihn über die Lippen brachte. »Falls Eiadh eine Frau wäre, deren Herz ihrem Begehren folgen würde, Herrin Rasa, wäre sie keine Frau, die ich lieben oder der ich auch nur vertrauen könnte. Aber ich liebe sie wirklich, und keine Frau ist meines Vertrauens würdiger.«

Rasa lächelte ihn an. »O Eiadh, dein Freier hat so ein schönes Bild von dir. Versuche, dich seiner würdig zu erweisen.«

»Wie meine Tante Rasa spricht, könnte man glauben, sie wolle dir ausreden, mich zu lieben«, sagte Eiadh. »Vielleicht ist sie eine Winzigkeit eifersüchtig darauf, daß ein so guter Mann um mich wirbt.«

»Du vergißt«, sagte Rasa, »ich habe schon den Vater. Was will ich noch mit dem Sohn?«

Es war ein kritischer Augenblick; es waren Dinge gesagt worden, die in höflicher Gesellschaft nicht gesagt werden sollten – durften. Wenn es sich nicht um einen Scherz handelte.

Endlich lachte Rasa, sie fielen erleichtert in ihr Gelächter ein.

»Möge die Überseele dich begleiten«, sagte Rasa.

»Komm bald zu mir zurück«, sagte Eiadh. Sie drückte sich eng an ihn. Er erwiderte die Umarmung; sie würde keinen Zweifel an seinem Verlangen und seiner Hingabe haben.

Am Spätnachmittag stand Elemak vor Gaballufix’ Haus. Aus reiner Macht der Gewohnheit wäre er fast in die Gasse und zu dem privaten Nebeneingang geschlüpft. Doch dann wurde ihm klar, daß sich sein Verhältnis zu Gaballufix unvorhersagbar verändert hatte. Falls Gaballufix ihn als Verräter betrachtete, würde eine geheime, völlig unbeobachtete Ankunft Gab ja eine perfekte Gelegenheit geben, ihn loszuwerden, ohne daß je jemand davon erfuhr. Außerdem gestand er praktisch ein, wenn er den Hintereingang nahm, daß er von geringerem Rang als Gaballufix war. Er hatte genug davon. Er würde offen und für jeden wahrnehmbar durch den Vordereingang kommen, wie ein Mann von einiger Bedeutung in der Stadt, ein geehrter Gast – mit zahlreichen Zeugen.

Zu seinem Vergnügen waren Gaballufix’ Diener ehrerbietig und führten ihn augenblicklich herein, und er mußte nur kurz warten, bis man ihn in die Bibliothek führte, in der er sich immer mit Gaballufix getroffen hatte. Nichts schien sich geändert zu haben – Gabja erhob sich von seinem Stuhl und begrüßte Elemak mit einer Umarmung. Sie sprachen wie Brüder, sprachen ein paar Minuten lang über Leute unter Gaballufix’ Freunden und Unterstützern, die sie beide kannten. Der einzige Hinweis auf Spannungen zwischen ihnen lag darin, wie Gabja von Elemaks ›überstürztem mitternächtlichem Aufbruch‹ sprach.

»Das war nicht meine Idee«, sagte Elemak. »Ich weiß nicht, wer von deinen Leuten geplaudert hat, aber Vater weckte uns Stunden vor der Morgendämmerung, und als das Treffen stattfinden sollte, waren wir schon tief in der Wüste.«

»Ich mag solche Überraschungen nicht«, sagte Gaballufix. »Aber ich weiß, daß man manchmal keinen Einfluß auf solche Dinge hat.«

Gabja war verständnisvoll. Erleichterung durchflutete ihn, und Elemak machte es sich auf seinem Stuhl etwas bequemer. »Du kannst dir vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe. Ich konnte mich ja schlecht davonstehlen und dich warnen – Vater war die ganze Zeit bei uns, ganz zu schweigen von meinen kleinen Brüdern.«

»Mebbekew?«

»Ich konnte nur dafür sorgen, daß er sich nicht auf der Stelle in die Hosen schiß. Du hättest ihn niemals in den Plan einbeziehen sollen.«

»Hätte ich das nicht?«

»Woher willst du wissen, ob er nicht derjenige war, der Vater gewarnt hat?«

»Das weiß ich nicht«, sagte Gaballufix. »Ich weiß nur, daß mein lieber Vetter Wetschik verschwand, und mein Bruder Elemak mit ihm.«

»Wenigstens hat er die Stadt verlassen. Er wird deine Pläne nicht mehr stören.«

»Ach nein?«

»Natürlich nicht. Was kann er in einem kleinen, abgeschiedenen Tal in der Wüste schon bewirken?«

»Er hat dich zurückgeschickt«, sagte Gaballufix.

»Mit einem begrenzten Auftrag, der nichts mit der ganzen Debatte über Kriegswagen und Potokgavan und den Naßköpfen zu tun hat.«

»Die Debatte ist sowieso schon weit über diese Themen hinaus«, sagte Gaballufix. »Oder sollte ich vielleicht besser sagen, sie hat jetzt ganz andere Inhalte als diese Themen. Also sage mir – worin besteht der begrenzte Auftrag deines Vaters, und wie kann ich ihn durchkreuzen?«

Elemak lachte in der Hoffnung, daß Gabja einen Scherz gemacht hatte. »Das kannst du wohl am besten, wenn du ihm gibst, was er will – eine Kleinigkeit, eigentlich gar nichts. Dann verschwinden wir wieder, und es läuft auf dich und Roptat hinaus, wie es deine Absicht war.«

»Ich habe nie gewollt, daß etwas auf mich und sonst jemanden hinausläuft«, sagte Gaballufix. »Ich bin ein friedlicher Mensch. Ich will keinen Streit. Ich dachte, ich hätte einen Plan, mit dem man einen Konflikt vermeiden kann, doch im letzten Augenblick haben die Leute, auf die ich mich verließ, einen Rückzieher gemacht.«

Er lächelte noch immer, doch Elemak begriff, daß die Dinge zwischen ihnen nicht so gut standen, wie er gehofft hatte.

»Nun sag mir, Elja, was ist das für eine Kleinigkeit, die ich für deinen Vater tun soll, nur, weil dein Vater es verlangt?«

»Es gibt da irgendeinen Index«, sagte Elemak. »Ein altes Ding, das seit Generationen der Familie gehört.«

»Ein Index? Warum sollte ich einen Familienindex des Wetschik haben?«

»Keine Ahnung. Ich nahm an, du wüßtest, welchen er meint. Er nannte ihn einfach ›den Index‹, und da dachte ich, du wüßtest es.«