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»Ich habe Dutzende von Indexen. Dutzende.« Dann runzelte Gaballufix plötzlich die Stirn, als wäre ihm etwas eingefallen. Elemak hatte jedoch schon öfter gesehen, daß er diese Geste zeigt, und wußte demzufolge, daß Gaballufix nur ein Spielchen mit ihm trieb. »Außer, du meinst … aber nein, das ist absurd, das hat dem Hause Wetschik niemals gehört.«

Elemak spielte pflichtschuldig mit. »Wovon sprichst du?«

»Natürlich vom Palwaschantu-Index«, sagte Gaballufix. »Der Grund dafür, daß sich der Klan überhaupt gebildet hat, damals im Anbeginn der Zeit. Das wertvollste Artefakt in ganz Basilika.«

Natürlich würde er den Wert hochspielen, genau wie jeder Händler, der etwas verkaufen wollte. Man gibt vor, daß das, was man zu verkauften hat, das Wertvollste auf dem gesamten Planeten ist, um einen absurd hohen Preis festsetzen und sich dann herunterhandeln lassen zu können.

»Dann kann es dieser Index nicht sein«, sagte Elemak. »Vater ist bestimmt nicht der Meinung, daß er solch einen Wert hat. Es handelt sich eher um eine Sentimentalität. Er hat seinem Großvater gehört, und der hat ihn dem Klansrat zur Aufbewahrung gegeben, wenn er auf Reisen ging. Nun will Vater ihn auf seine Reisen mitnehmen.«

»Oh, dann ist er es doch. Sein Großvater hatte ihn, aber nur als befristeter Hüter. Der Palwaschantu-Klan hat ihn dem Wetschik übertragen; doch er wurde der Last müde und gab ihn zurück. Jetzt wurde ein anderer Hüter ernannt – ich. Und ich bin meiner Pflichten nicht müde. Sag deinem Vater bitte, ich sei ihm dankbar dafür, daß er mir bei meinen Pflichten geholfen hat, aber ich glaube, ich werde mich noch ein paar Jahre lang ohne seine Hilfe abmühen.«

Jetzt war es an der Zeit, daß der Preis erwähnt wurde. Elemak wartete, doch Gaballufix sagte nichts.

Und nachdem sich das Schweigen dann ein paar Minuten lang ausgedehnt hatte, erhob sich Gaballufix hinter seinem Tisch. »Auf jeden Fall, mein lieber Bruder, freue ich mich, dich in der Stadt zurück zu sehen. Ich hoffe, daß du lange bleiben wirst – ich kann deine Unterstützung gebrauchen. Nun, da dein Vater geflohen zu sein scheint, werde ich all meinen Einfluß einsetzen, damit du an seiner statt zum Wetschik ernannt wirst.«

Damit hatte Elemak ganz und gar nicht gerechnet. Er wollte damit ein Verhältnis zwischen Elemak und seinem Erbe errichten, das auf keinen Fall zu akzeptieren war. »Vater ist Wetschik«, sagte er. »Er ist nicht tot, und wenn er stirbt, bin ich Wetschik, ohne daß mir jemand helfen müßte.«

»Er ist nicht tot?« fragte Gaballufix. »Wo ist er dann? Ich sehe meinen alten Freund Wetschik nicht – aber ich sehe den Sohn, der versucht, den größten Nutzen aus seinem Tod zu ziehen.«

»Meine Brüder können bezeugen, daß Vater lebt.«

»Und wo sind sie?«

Fast wäre Elemak damit herausgeplatzt, daß sie sich nicht weit von der Stadtmauer entfernt versteckt hielten. Dann jedoch begriff er, daß Gaballufix wahrscheinlich genau dies in Erfahrung bringen wollte – wer Elemaks Verbündete waren und wo sie sich verbargen. »Du glaubst doch nicht, daß ich die Stadt allein betreten habe, oder, wenn meine Brüder genauso darauf versessen sind, nach Basilika zurückzukehren, wie ich es bin?«

Natürlich wußte Gaballufix, daß Elemak log – oder zumindest, daß Elemaks Daumenabdruck der einzige war, der an einem der Stadttore registriert worden war. Doch Gabja konnte nicht wissen, ob Elemak lediglich bluffte und seine Brüder sich weit entfernt in der Wüste befanden – oder ob sie die Wachen an den Toren umgangen hatten und sich nun in der Stadt befanden und irgendeinen Unfug planten, um den sich Gaballufix kümmern mußte. Doch Gaballufix konnte nicht eingestehen, daß er wußte, daß Elemak die Stadt als einziger legal betreten hätte – sonst hätte er zugegeben, daß er freien Zugang zu den Computern der Stadt hatte.

»Ich freue mich, daß sie zu den Vergnügungen der Stadt zurückkehren konnten«, sagte Gabja. »Hoffentlich sind sie auch vorsichtig. Ungehobelte Elemente wurden in die Stadt geholt – hauptsächlich von Roptat und seiner Bande, befürchte ich; und obwohl ich der Stadt helfe, indem ich ein paar meiner Leute zusätzlich durch die Straßen patrouillieren lasse, ist es trotzdem gut möglich, daß ein paar junge Männer, die allein durch die Stadt ziehen, in unglückliche Zwischenfälle verstrickt werden.«

»Ich werde ihnen raten, auf der Hut zu sein.«

»Und sei auch du auf der Hut, Elemak. Ich mache mir Sorgen um dich, mein Bruder. Manche Leute glauben, dein Vater sei in eine Verschwörung gegen Roptat verwickelt. Was, wenn sie ihren Groll an dir auslassen?«

In diesem Augenblick wurde Elemak klar, daß seine Mission fehlgeschlagen war. Gabja ging eindeutig davon aus, daß Elemak ihn verraten hatte – oder er war zumindest zum Schluß gekommen, daß Elemak nicht mehr nützlich für ihn und vielleicht sogar so gefährlich war, daß man ihn töten mußte. Jetzt bestand nicht mehr die geringste Hoffnung, mit dem Anschein höflicher Brüderlichkeit irgend etwas zu erreichen. Aber vielleicht konnte er es ja auf andere Weise versuchen.

»Komm schon, Gabja«, sagte Elemak, »du weißt, daß du selbst die Geschichte verbreitest, Vater habe sich gegen Roptat verschworen. Das war doch dein Plan, oder? Man sollte Vater mit dem ermordeten Roptat im Kühlhaus finden. Man würde ihn dieses Verbrechens zwar nicht verurteilen, aber er wäre in Mißkredit gebracht worden. Doch Vater ist nicht gekommen, und daher lief Roptat nicht in die Falle, die deine Schläger ihm gestellt hatten, und nun versuchst du, soviel wie möglich von deinem Plan zu retten. Wir saßen hier und haben darüber gesprochen – warum sollten wir jetzt so tun, als wüßten wir nicht genau, was da vorgeht?«

»Aber wir wissen doch nicht, was da vorgeht«, sagte Gaballufix. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.«

Elemak betrachtete ihn verächtlich. »Und ich habe einmal geglaubt, du wärest dazu imstande, Basilika zu neuer Größe zu führen. Du konntest nicht einmal deine Opposition neutralisieren, als du die Chance dazu hattest.«

»Ich wurde von Narren und Feiglingen verraten«, sagte Gaballufix.

»Das ist die Entschuldigung, die Narren und Feiglinge immer für ihr Scheitern angeben – und sie ist immer richtig, solange man weiß, daß sie von Selbstbetrug sprechen.«

»Du nennst mich einen Narr und Feigling?« Gaballufix war jetzt wütend und verlor die Beherrschung. Elemak hatte ihn niemals so gesehen; er zeigte allerhöchstens gelegentlich ein Aufblitzen von Zorn. Er war keineswegs überzeugt davon, damit fertig zu werden, doch zumindest war dies nicht mehr die gnädige Gleichgültigkeit, die Gabja ihm bislang gezeigt hatte. »Wenigstens habe ich mich nicht mitten in der Nacht davongeschlichen«, sagte Gaballufix. »Wenigstens habe ich nicht jede Geschichte geglaubt, die man mir erzählt hat, ganz gleich, wie idiotisch sie war.«

»So wie ich, meinst du?« fragte Elemak. »Du vergißt, Gabja, du hast mir diese Geschichten erzählt. Und jetzt würde ich gern wissen, welche deiner idiotischen Geschichten ich geglaubt haben soll. Daß du nur im besten Interesse Basilikas handelst? Das habe ich nicht geglaubt – ich wußte genau, daß es dir nur um Profit und Macht ging. Oder vielleicht die Geschichte, daß du meinen Vater wirklich liebst und versuchst, ihn davor zu bewahren, daß ihm die politische Situation über den Kopf wächst? Glaubst du wirklich, das hätte ich geglaubt? Du haßt ihn, seit Rasa den Vertrag mit dir nicht erneuert und einen mit ihm eingegangen ist, und du haßt ihn jedes Jahr, das sie zusammen bleiben, um so stärker.«

»Das ist mir doch völlig egal!« sagte Gaballufix. »Sie bedeutet mir nichts!«

»Selbst jetzt ist sie das einzige Publikum, dem du zu gefallen versuchst – stelle dir vor, du gehst du ihrem Haus und stolzierst wie ein Hahn herum, um sie zu beeindrucken. Du solltest hören, wie sie jetzt über dich lacht.« Elemak wußte natürlich, daß er Rasa mit dieser Behauptung in große Gefahr brachte – aber das war ein Spiel mit hohen Einsätzen, und Elemak konnte nicht hoffen, es zu gewinnen, wenn er nicht ein gewisses Risiko einging. Außerdem wurde Rasa schon mit Gaballufix fertig.