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Charban runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, warum die Tänzer eine bessere Verständigung zwischen uns so unnötig hinauszögern. Ich merke ihnen keine böse Absicht an, ich kann aber auch keinen Grund dafür erkennen. Mein Gefühl sagt mir nur, dass sie entschieden haben, es langsam angehen zu lassen.«

Nachdenklich betrachtete Geary das Sternendisplay in seinem Quartier. »Wenn sie uns besser verstehen, als sie uns glauben machen wollen …«

»Das ist das Gefühl, das ich in diesem Fall habe.«

»Aber wenn sie ihre Unterhaltung mit uns auf ein einfacheres Niveau beschränken …« Geary schüttelte den Kopf. »Das würde bedeuten, sie verstehen, was wir ihnen sagen, aber sie tun so, als könnten sie uns bestimmte Dinge nicht mitteilen.«

»Richtig.« Charban betrachtete ebenfalls das Sternendisplay. »Aber was ist es, das sie uns nicht sagen wollen?«

Die Anzahl der möglichen Antworten auf diese Frage war nahezu unendlich groß.

Abermals schüttelte Geary den Kopf. »Wenn sie in Mustern denken, wie Sie und Dr. Shwartz überlegt haben, dann sehen sie womöglich ein Muster, von dem sie uns nichts sagen wollen. Welche Arten von Fragen werden ihnen gestellt?«

»Alles Mögliche. Grundlegende Informationen über sie selbst, über andere fremde Spezies, wissenschaftliche und technische Fragen, was sie über uns wissen, wie lange sie schon von unserer Existenz wissen.« Charban zuckte mit den Schultern. »Suchen Sie sich ein Geheimnis aus.«

»Aber die Experten widersprechen Ihnen?«

»Ja. Außer Dr. Shwartz. Sie hört mir zu. Ich weiß nicht, ob sie mir zustimmt, aber sie hört zu und behält ihr Urteil für sich.«

Geary sah Charban in die Augen. »Verraten Sie mir, was Ihnen Ihr Gefühl sagt. Wenn wir die Tänzer ins Gebiet der Allianz gebracht haben, sollen wir sie dann als eine potenzielle Bedrohung ansehen?«

»Mein Gefühl sagt mir, dass sie längst im Allianz-Gebiet gewesen sind und dass sie uns schon seit Langem beobachten. Wenn sie uns, so wie die Enigmas, etwas hätten antun wollen, dann hätten sie dafür genügend Gelegenheiten gehabt. Ich glaube vielmehr, dass sie uns studiert haben. Sie …« Charban unterbrach sich, seine Miene hellte sich auf. »Das könnte es sein. Wenn sie uns beobachtet haben, dann könnten sie ein Muster gesehen haben. Etwas, das uns betrifft. Irgendein Muster, das immer noch nicht zu erkennen ist.«

Ein kalter Schauer lief Geary über den Rücken. »Etwas, das sie kommen sehen. Etwas, wovon sie uns aber nichts sagen wollen.«

»Das könnte sein.« Charban spreizte die Hände. »Wenn sie es uns sagen, könnte sich das Muster ändern. Es könnte das verändern, was wir tun und wie wir es tun.«

Geary beugte sich vor und veränderte die Ansicht auf das Sternenfeld, indem er es so einstellte, dass es das gesamte von der Menschheit besiedelte Territorium zeigte. »Wir wissen, was derzeit mit den Syndikatwelten geschieht. Wir wissen, dass die Allianz momentan ebenfalls unter Druck steht.«

Charban nickte zustimmend. »Und wir kennen das Muster, nach dem sich die Menschheitsgeschichte abspielt. Mächtige Allianzen werden geschlossen, große Imperien entstehen, die weiter wachsen und aufblühen. Dann werden sie schwächer und zerfallen. Es folgt eine kulturelle und politische Zersplitterung, Kriege, die Bevölkerungszahl nimmt ab, die Lebensstandards verschlechtern sich, der wissenschaftliche Fortschritt gerät ins Stocken.« Sein Lächeln wurde etwas zögerlicher. »Ich würde keinem meiner Freunde so eine Zukunft prophezeien wollen.«

»Sie kennen uns nicht, General. Jedenfalls nicht so gut«, sagte Geary und bemerkte erst mit einiger Verspätung, wie er Charban eben angesprochen hatte. »Muster können sich ändern, sie können verändert werden.«

»Ja, das können sie.« Charban musste laut lachen. »Ist dies das Geheimnis der Tänzer? Sie glauben, sie wissen, was wir tun sollen, aber wenn sie es uns sagen, wird es das verändern, was wir tun? Oder wissen sie nicht, was wir tun werden, und sie wollen unser Handeln nicht beeinflussen? Der Beobachtereffekt, angewandt auf die Beziehungen zu fremden Spezies.«

»Genau, der Beobachtereffekt.«

»Eine Art Ableger der Heisenberg’schen Unschärferelation und Schrödingers Katze.«

»Verstehe«, erwiderte Geary auf eine Weise, die vermitteln sollte, dass er verstanden hatte, obwohl er in Wahrheit gar nicht wusste, um was es ging.

Diesmal lächelte Charban. »Eine zügellose Jugend, die ich zum Teil im Reich der Physik verbracht habe. Im Kern sagt der Beobachtereffekt aus, dass allein durch das Beobachten eines Ablaufs dessen Ausgang verändert wird. Es ist in der Physik bewiesen worden. Sogar bei Partikeln wie den Protonen. Wenn man sie beobachtet, verhalten sie sich anders. Es ist sehr eigenartig, aber es stimmt. Sozialwissenschaftler diskutieren noch immer darüber, ob dieses Konzept auch auf ihre Arbeit zutrifft. Aber wenn die Tänzer glauben, dass wir uns anders verhalten, wenn sie es uns sagen, dann könnte es sein, dass sie genau aus diesem Grund die Fortschritte bei der Kommunikation so sehr bremsen.«

»Das wäre denkbar.« Geary sah Charban fragend an. »Die Tänzer könnten uns schon seit sehr langer Zeit beobachten, vielleicht haben sie sogar ein Jahrhundert Krieg mitverfolgt. Aber eingegriffen haben sie erst vor Kurzem, als es im Midway-System zur Auseinandersetzung mit den Enigmas kam.«

»Der Unterschied ist der, dass wir nun wissen, wir werden beobachtet«, sagte Charban. »Es ist egal, wie lange sie uns bis dahin beobachtet haben – wir haben davon nichts gewusst. Das hat sich erst grundlegend geändert, als wir in einem Sternensystem eintrafen, in dem sie mit ihren Schiffen unterwegs waren.«

»Klingt einleuchtend«, stimmte Geary ihm zu. »Oder ist das eine zu einfache Antwort? Tun Sie Ihr Bestes, um das herauszufinden.«

»Ich tue immer mein Bestes, Admiral.«

Als Charban aufstand und sich zum Gehen wenden wollte, hielt Geary ihn zurück: »Gesandter Charban, wenn die Regierung Ihnen einen Geheimauftrag erteilt hätte, würden Sie mir das sagen?«

Er sah Geary in die Augen und nickte. »Ich wurde nicht hergeschickt, um Ihnen dazwischenzufunken, Admiral. Ich glaube, ich wurde eher mitgeschickt, weil man erwartet hat, dass ich mit meiner fehlenden politischen Erfahrung und meiner desillusionierten Haltung für genügend Chaos und Verwicklungen sorgen würde.«

»Wenn die erwartet haben, dass ich mit Ihnen nur Probleme habe, dann haben Sie alle Erwartungen übertroffen, was mich angeht.«

Der Gesandte grinste amüsiert. »Das ist nicht schwer, wenn die Messlatte so niedrig angesetzt wird.«

»In dieser Flotte ist es nicht so leicht, die Messlatte unter der Markierung Politiker anzusetzen«, erwiderte Geary. »Ich wünschte, mehr Leute würden anerkennen, wie viel jemand wie Victoria Rione zu all dem beigetragen hat, was wir geschafft haben. Und wie viel jemand wie Sie dazu beigetragen hat.«

»Danke, Admiral«, sagte Charban und schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube, ich möchte niemals Politiker werden. Ich dachte, es ist das, was ich will, aber nach der Arbeit mit den Tänzern möchte ich mehr in dieser Richtung machen.«

»Ich werde tun, was ich kann, damit Sie das auch weiterhin tun können. Wer hätte geahnt, dass eine Karriere als Führer der Bodenstreitkräfte Sie so gut darauf vorbereiten würde, mit völlig Andersdenkenden zu kommunizieren?«

Charban, der schon an der Luke stand, drehte sich zu ihm um. »In meiner Karriere hatte ich immer wieder mit den Luft- und Raumstreitkräften, mit der Flotte und mit den Marines zu tun. Ich glaube, das waren genügend Andersdenkende, um mich in gänzlich fremdartige Denkweisen hineinzuversetzen.«

Die Luke schloss sich hinter Charban, und Geary widmete sich wieder seiner Arbeit. Resultate der Sauberkeitsinspektionen der Einrichtungen der Flottenmesse. Vorfahren, steht mir bei!