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»Vorausgesetzt, sie werden nicht von den Monstern aus der Tiefe verschlungen.«

»Ja, richtig.« Wieder sah sie zur Seite, und ein sorgenvoller Ausdruck huschte über ihr Gesicht, den sie nicht schnell genug unterdrücken konnte. Geary wurde bewusst, dass neben ihr Commander Benan auf seinem Bett in ihrem Quartier liegen musste. »Wäre das alles, Admiral?«

»Ja, danke, Victoria.«

Der Alarm gellte nur vorsorglich los, als die Flotte bei Sobek aus dem Hypernet-Portal flog. Es war auch kein umfassender Alarm, aber Geary konzentrierte sich dennoch so schnell wie möglich auf die Objekte, die auf seinem Display angezeigt wurden. »Was ist das?«

»Syndik-Kurierschiffe«, antwortete Lieutenant Yuon. »Unbewaffnet.«

Eigentlich hätte das eine beruhigende Information sein müssen, doch nicht in diesem Fall. In einem Sternensystem sah man gelegentlich Kurierschiffe, vor allem wenn es sich um wichtigere Systeme handelte. Aber sie waren nie in großen Gruppen unterwegs. Noch eigenartiger war, dass sie nicht kreuz und quer durch das Sobek-System flogen, um die verschiedensten Kurierflüge zu erledigen. Vielmehr waren sie in einer kompakten Formation unterwegs und hatten alle das Hypernet-Portal zum Ziel.

»Warum sind da fünf Lichtminuten vom Portal entfernt zwanzig Syndik-Kurierschiffe unterwegs?«

»Sie senden Handelscodes«, meldete Lieutenant Castries. »Keine Militär- oder Regierungscodes. Alle dreiundzwanzig Kurierschiffe beharren darauf, dass sie in privaten Diensten stehen.«

»Da stimmt was nicht«, knurrte Desjani. »Wir sind noch nie einem Syndik-Kurier begegnet, der nicht zum Militär oder zur Regierung gehört hat. Was haben die hier zu suchen?«

Geary hatte bereits Kontakt mit Lieutenant Iger aufgenommen. »Können Sie das bestätigen, Lieutenant? Diese Schiffe sollten zum Militär gehören oder der Kontrolle durch die Syndik-Regierung unterstehen, richtig?«

»Ja, Sir«, erwiderte Iger nach einer zweisekündigen Pause, die Geary sehr viel länger vorkam. »Das zu beweisen, könnte schwierig sein, sehr schwierig sogar. Aber unsere bisherige Erfahrung zeigt, dass Kurierschiffe immer nur für die offizielle Benutzung durch Syndiks reserviert waren. Dass sie behaupten, etwas anderes zu sein, macht sie höchst verdächtig.«

»Welche Bedrohung kann von diesen Schiffen für uns ausgehen?«

»Ich weiß nicht, Admiral. Die Flottensensoren liefern keinen Hinweis auf Waffen irgendwelcher Art an Bord.«

»Sie sind aber auch nicht hier, um mit uns eine Party zu feiern«, sagte Desjani.

Geary starrte auf das Display und verspürte das gleiche ungute Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmte. Seine Flotte hatte gleich nach dem Eintreffen das vorprogrammierte Manöver begonnen, um einem möglichen Minenfeld vor dem Hypernet-Portal auszuweichen. Aber es gab keine Minen, sondern nur diese seltsamen Kurierschiffe. »An alle Einheiten der Ersten Flotte: Bei Zeit zwei vier drehen Sie drei null Grad nach Steuerbord und vier fünf Grad nach oben. Alle Systeme bleiben in voller Bereitschaft.«

Die Schiffe der Flotte drehten sich so, dass sie auf die Kurierschiffe ausgerichtet waren, als die auf einmal ebenfalls eine Kursänderung vornahmen, beschleunigten und auf die Allianz-Schiffe zuhielten. »Sie nähern sich mit maximaler Beschleunigung«, meldete Lieutenant Castries, während die Gefechtssysteme Alarm auslösten. »Voraussichtliche Flugbahn zielt auf die Mitte unserer Formation ab.«

Desjani atmete tief durch, dann sagte sie betont ruhig: »Sie kommen mit maximaler Beschleunigung auf uns zu, und sie haben keine Waffen.«

»Aufklärer?«, fragte Geary, obwohl er wusste, das war nicht die richtige Antwort.

»Kommen Sie, das wissen Sie besser. Diese Dinger beschleunigen wie verrückt. Wenn sie uns erreichen, beträgt ihre Annäherungsgeschwindigkeit mindestens 0,2 Licht, wahrscheinlich noch viel mehr. Wenn es Aufklärer wären, würden sie irgendwelche Details erkennen wollen, aber bei dieser Geschwindigkeit können sie alles nur verwischt sehen. Nein, es gibt nur eine Erklärung, warum diese Schiffe Kurs auf uns genommen haben.«

Er wusste genau, was sie meinte. »Das haben die Syndiks noch nie gemacht. Sie schicken keine Selbstmordpiloten auf den Weg.«

»Die Syndik-Kriegsschiffe bei Lakota hatten den Befehl, das dortige Hypernet-Portal zu zerstören …«

»Diese Kriegsschiffe wussten nicht, dass es ein Selbstmordkommando war!«

Sie zeigte auf das Display. »Wie viel Mann Besatzung benötigt ein Kurierschiff, wenn es sich auf einem einfachen Flug befindet?«

»Einen«, antwortete er nach einer kurzen Pause.

»Glauben Sie nicht, die Syndiks können zwanzig Fanatiker auftreiben, die bereit sind, für ihre CEOs zu sterben?«, fragte Desjani. »Oder irgendwelche armen Teufel, denen versprochen wird, dass die Schulden ihrer Familie getilgt werden, oder dass sie so einen zum Tode verurteilten Verwandten aus einem Gefangenenlager befreien können? Ich weiß nicht, aber ich finde, die Syndiks haben oft genug bewiesen, dass sie ihre ›Arbeiter‹ ohne Zögern opfern, wenn die Situation es erfordert. Das da ist ein Selbstmordkommando. So wollen die Syndiks das Ungleichgewicht der Kräfte ein bisschen ausgleichen, nachdem Sie mit konventionellen Taktiken ihre Flotte nahezu aufgerieben haben. Oder gibt es irgendeine überzeugende Mission, die diese Schiffe dort ausführen könnten?«

»Nein«, murmelte er. Und bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich näherten, würden sie in gut zwanzig Minuten in seine Formation hineinrasen.

Fünf

Den Bedingungen des Friedensvertrags mit den Syndikatwelten gemäß konnte Geary nicht einfach das Feuer auf unbewaffnete Schiffe eröffnen, die sich als Handelsschiffe zu erkennen gegeben hatten. Er machte sich nicht die Mühe, das noch zu erwähnen. Tanya wusste es, und jeder andere auch. Ebenso wie jene Syndik-Führer, die diese Operation befohlen hatten. Wenn diese Führer allerdings davon ausgingen, dass er zögerte und sich erst noch fragte, wie er unter diesen Umständen reagieren konnte, dann hatten sie sich sehr geirrt. »Diese Schiffe nähern sich uns auf eine aggressive und bedrohliche Weise«, erklärte er, damit seine Einschätzung in die offiziellen Aufzeichnungen einging. »Es ist unser gutes Recht, dass wir uns zur Wehr setzen. Senden Sie eine Warnung an diese Schiffe, dass das Feuer auf sie eröffnet wird, sobald sie in Feuerreichweite irgendeines unserer Schiffe geraten. Wiederholen Sie die Warnung achtmal auf allen standardmäßigen Sicherheits- und Koordinationskanälen.«

Während sich Desjanis Wachhabender beeilte, diese Nachricht zu senden, betätigte Geary erneut seine flottenweite Komm-Kontrolle. »An alle Einheiten der Ersten Flotte: Die dreiundzwanzig Kurierschiffe, die auf Abfangkurs zu uns gegangen sind, wurden soeben gewarnt, auf Abstand zu uns zu bleiben. Wenn sie sich weiterhin nähern, werden wir das als feindseligen Akt werten. Jedes dieser Schiffe, das in Waffenreichweite unserer Schiffe kommt, wird sofort mit allen erforderlichen Waffen unter Beschuss genommen, bis es flugunfähig oder zerstört ist.«

Dann fügte er über das interne Komm an: »Gesandte Rione, Gesandter Charban, sagen Sie den Tänzern, dass diese Schiffe gefährlich sind, dass sie außer Kontrolle und feindselig sind. Überzeugen Sie die Tänzer, dass die Kurierschiffe versuchen werden, sie zu rammen, wenn sie nicht alles tun, um ihnen auszuweichen.«

Rione meldete sich und klang resigniert: »Wir werden es versuchen, aber selbst unter den günstigsten Umständen, wenn wir alle Zeit der Welt haben, hören sie trotzdem nicht immer auf uns. Aber wir werden es versuchen.«