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»Uns kümmert es, Private Lud«, antwortete Carabali in frostigem Tonfall. »Wir müssen nämlich wissen, wie viele Syndiks an Bord gegangen sind und wie viele Atombomben sie mitgebracht haben. Ist das klar?«

»J-ja, General«, stammelte der vorlaute Private Lud, auf den zweifellos noch einige unangenehme Unterhaltungen mit seinem Sergeant und seinem Lieutenant warteten, nachdem Carabali mit ihm fertig war.

Mehr und mehr Marines strömten an Bord der Invincible, aber angesichts der Größe dieses Schiffs und der Notwendigkeit, die Neuankömmlinge in nicht weniger als Zugstärke losziehen zu lassen, war es nicht möglich, alle Bereiche gleichzeitig zu sichern. Aber sie konnten einen Kordon bilden und in der Nähe der Luftschleuse und der Pseudo-Maschinenkontrolle sowie der Pseudo-Brücke die Decks durchsuchen.

»Ich würde sagen, wir haben die Invincible wieder so gut wie gesichert«, meinte Geary an Desjani gerichtet.

Als hätten die Lebenden Sterne nur auf eine solche Äußerung gewartet, um Gearys Stolz bestrafen zu können, meldete sich gleich darauf Admiral Lagemann bei ihm.

»Admiral Geary, wir haben soeben eine Mitteilung von einer Frau erhalten, die von sich behauptet, die Befehlshaberin der Enterkommandos zu sein. Sie sagt, sie hat eine Atombombe, und sie verlangt von uns, die Invincible umgehend zu evakuieren, sonst wird sie die Bombe zünden.«

Sechs

»Wie war das gerade?«, fragte Desjani. »Hatten Sie etwas über die Invincible gesagt?«

»Ach, vergessen Sie’s.« Geary musste sich unterbrechen, um seinen Tonfall in den Griff zu bekommen, dann erwiderte er an Lagemann gerichtet: »Wo ist sie? Wissen wir, wo sich diese Befehlshaberin mit ihrer Bombe aufhält?«

Major Dietz antwortete grimmig: »Wir vermuten, dass sie sich irgendwo dort befindet.« Dabei deutete er auf einen Punkt fast mittschiffs nahe der Achse der Invincible. »Sie können sehen, dass unsere Streitkräfte jede Bewegung entlang dieser Linie blockieren, und sobald unsere Patrouillen den nächsten Abschnitt durchkämmt haben, rücken die anderen auf eine neue Position nach, um den Kreis enger und enger zu ziehen. Wir sind bislang keinen weiteren Syndiks begegnet, weder in kleinen Gruppen noch als Einzelpersonen. Deshalb nehmen wir an, dass diese Befehlshaberin auf den Gedanken gekommen ist, eine Panik verhindern zu können, wenn sie ihre Leute zusammenzieht.« Dietz hob einen Bereich von mehreren Abteilen hervor. »Wir glauben, sie hält sich hier auf. Von dort kam auch die Übertragung. Außerdem bildet dieser Block aus fünf Abteilen eine kompakte Verteidigungsposition, die von oben und unten nur schwer zu erreichen ist.«

»Und wann werden wir es mit Sicherheit wissen?«, hakte Geary nach.

»Ich habe die Patrouillen angewiesen, schneller vorzurücken und sich der vermuteten Position zu nähern. Wenn wir sie lokalisiert haben, kann ich ein paar Späher reinschicken, damit wir uns ein Bild davon machen können, wie groß dieser Trupp ist und ob sie tatsächlich eine Bombe haben.«

»In zehn Minuten?«, drängte Geary.

»Halbe Stunde«, gab Major Dietz zurück, der sich bei seiner Antwort sichtlich zusammenreißen musste.

Geary atmete gedehnt durch, während er über seine Optionen nachdachte. »Die Gesandten Rione und Charban sollen mit dieser Syndik-Offizierin Kontakt aufnehmen. Ihr Auftrag lautet, die Frau möglichst lange in Diskussionen und Verhandlungen zu verstricken.« Genau genommen konnte er weder Rione noch Charban einen Auftrag erteilen, da sie als Vertreter der Allianz-Regierung an Bord waren und nicht seinem Kommando unterstanden. Aber in jüngerer Zeit hatten sie nicht darauf gepocht, wenn er etwas von ihnen wollte, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jetzt damit anfangen würden. »Soll diese Syndik ruhig glauben, dass wir im Begriff sind, ihren Forderungen nachzugeben, während Sie herausfinden, wo genau sie ist, damit Sie Ihre Leute in Position bringen und feststellen können, ob das mit der dritten Bombe vielleicht nur ein Bluff ist.«

Geistig zog er sich aus der Situation an Bord der Invincible zurück und rieb sich müde die Augen. »Tanya, wie sieht das Gesamtbild aus?«

»Bislang hat sich nichts ereignet, soweit wir das sagen können«, erwiderte sie. »Elf getarnte Shuttles wurden entdeckt und zerstört. Seit einer Weile haben wir nichts mehr aufspüren können, was bedeuten dürfte, dass wir sie wohl alle erwischt haben. Was ist auf der Invincible los?«

»Zwei Atombomben haben wir gefunden, aber es könnte noch eine dritte geben, und die Syndik-Befehlshaberin droht damit, sie hochgehen zu lassen.« Er wandte sich General Carabali zu. »Elf Syndik-Shuttles wurden bislang zerstört. Hilft das für eine Einschätzung, wie viele Syndiks an Bord gekommen sein könnten?«

»Wir kennen damit zumindest die Obergrenze«, sagte Carabali. »Die Shuttles sind vermutlich nicht bis auf den letzten Platz besetzt gewesen. Bei solchen Operationen nutzt man üblicherweise die Traglast nicht restlos aus, weil es bei einem der anderen Shuttles zu Problemen kommen kann. Leider verrät uns das nichts darüber, wie viele Sprengköpfe sie an Bord gebracht haben könnten.«

»Meinen Sie, die werden wirklich eine Atombombe zünden, wenn sie selbst noch an Bord sind?«

General Carabali zog die Stirn in Falten. »Admiral, wir haben es hier mit Spezialeinsatzkräften zu tun, nicht mit Fanatikern vom Syndik-Sicherheitsdienst.«

»Major Dietz meinte, es könnte sich auch um Fanatiker handeln.«

»Das war eine berechtigte Vermutung. Aber nach dem, was ich bislang von ihrer Ausrüstung und ihren Taktiken gesehen habe, sind das Soldaten. Syndik-Spezialeinsatzkräfte sind bestens ausgebildet und höchst zuverlässig, aber ich kann mich an keinen Vorfall im Krieg erinnern, bei dem sie sich vorsätzlich auf ein Selbstmordkommando eingelassen haben.«

»Dann glauben Sie nicht, dass sie ihre Drohung wahrmachen werden?«

»Ich weiß es nicht, Admiral. So etwas ist nicht typisch für derartige Syndik-Einheiten, aber ausschließen kann ich es nicht. Ein zusätzlicher Faktor ist natürlich der, dass die, ähm, Atmosphäre an Bord der Invincible extremes Unbehagen auslöst. Welche Auswirkungen das auf die Entscheidungen von Syndiks auch in einer größeren Gruppe haben kann, weiß ich nicht.«

»Stellen Sie sicher, dass wir ihnen die Kapitulation anbieten.«

Carabali nickte, zog aber eine skeptische Miene. »Sie können nicht davon ausgehen, dass wir sie wie Kriegsgefangene behandeln, wenn sie sich ergeben, Admiral.«

»Ich habe nicht zugelassen, dass …«

»Das ist richtig, Admiral. Aber das waren Gefangene, die zweifellos als militärisches Personal der Syndiks identifiziert werden konnten. Sie trugen Uniformen, sie gehörten zu Einheiten, sie führten alle notwendigen offiziellen Dokumente bei sich, um sich auszuweisen. Aber hier reden wir von einer Frau, die von sich behauptet, die Befehlshaberin dieser Gruppe zu sein, und die dabei nicht einmal ihren Dienstgrad nennt. Die von uns getöteten oder gefangen genommenen Syndiks tragen keine militärischen Abzeichen und geben keinen Hinweis auf ihre Identität. Sie sind mit der für Spezialeinsatzkräfte typischen Ausrüstung ausgestattet, aber bei dieser Ausrüstung hat man alles entfernt und abgefeilt, was auf ihre Herkunft schließen lassen könnte. Den Leuten hat man sogar die implantierten Chips herausgenommen, auf denen sich medizinische und andere Informationen befinden. Sie haben nichts an sich, was sie als Teil des Syndik-Militärs ausweist oder was ihnen in irgendeiner Weise einen offiziellen Status verleihen könnte.«

Geary sah Carabali an. »Halten die sich für so was wie Piraten?«

»Private Individuen«, gab sie tonlos zurück, »die in privater Mission unterwegs sind. Mehr haben wir aus dem einen Gefangenen nicht herauskriegen können, der in der Lage ist zu reden.«