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»Danke.« Sekundenlang trommelte Geary mit den Fingern auf seine Armlehne, dann sah er zu Desjani.

Sie zuckte mit den Schultern. »Das war nicht schwer zu erraten. Eine andere Lösung bleibt den Syndiks nicht, also werden sie versuchen, eine Seuche auf unsere Schiffe zu schmuggeln.«

»Wäre das nicht etwas zu offensichtlich?«

»Da draußen fliegen vier Gruppen von Kriegsschiffen um uns herum, die offensichtlich den Syndiks gehören, und gleichzeitig behaupten sie, sie hätten keine Kontrolle über sie, weil das ja in Wahrheit gar keine Syndik-Kriegsschiffe sind«, machte Desjani ihm klar. »Ob und in welchem Ausmaß etwas offensichtlich ist, scheint sie nicht zu stören.«

»Ja.« Er betätigte eine Taste. »Lieutenant Iger, gibt es etwas Neues?«

»Wir haben keine neuen Bedrohungen identifiziert, Admiral«, erwiderte Iger und lächelte dabei flüchtig. »Wir konnten ein paar Nachrichten der einheimischen Bevölkerung abfangen. Die Leute sind nicht erfreut darüber, was die Syndik-Behörden machen. Diese Mitteilung von einer orbitalen Bergbaueinrichtung in der Nähe des Gasriesen ist ein typisches Beispiel.«

Ein anderes Bild tauchte auf und zeigte einen Mann im mittleren Alter, der einen schäbigen Anzug eines leitenden Angestellten trug. »Die liefern uns hier jeglichen Vergeltungsschlägen aus«, ereiferte er sich. »Wir haben keine Warnung erhalten, wir haben keine Gelegenheit zur Evakuierung bekommen, und wir haben nicht genügend Kapazitäten, um alle von hier wegzuschaffen! Soll ich die Hälfte meiner Leute mitsamt ihren Familien etwa einfach hier zurücklassen? Wir können uns nicht mal verteidigen, weil sich niemand darum gekümmert hat, nach dem letzten Angriff der Allianz die Anlagen zu reparieren! Kann nicht irgendwer diese mobilen Einheiten davon abhalten, die Allianz-Flotte zu provozieren?«

Geary war nicht nach Lächeln zumute. Er wusste, warum Iger es tat und warum auch Desjani vermutlich angesichts der Verzweiflung dieses Mannes gern gegrinst hätte. Das geschieht ihnen recht, denken diejenigen, die ihr Leben lang nichts anderes als den Krieg gekannt hatten. Die haben damit angefangen, die haben uns unzählige Male bombardiert, sie haben zahllose Menschen getötet. Dafür verdienen sie es, jetzt vor Angst nass geschwitzt zu sein und damit rechnen zu müssen, dass unsere Steine vom Himmel geflogen kommen und ihre Welt mit gewaltigen Hammerschlägen traktieren.

Aber so empfand Geary nicht. Sosehr ich es den Syndiks bei Sobek auch heimzahlen wollte, weil sie beziehungsweise ihre Anführer bei den Angriffen auf uns kooperiert hatten, liegt der Fall hier völlig anders. Dieser Syndik-Manager hat Angst um die Leute, die für ihn arbeiten. Er und seine Leute sind nur Spielfiguren bei den Plänen der Syndik-Regierung. Sogar die CEO wird zu einem Verhalten gezwungen, das nicht ihrem Willen entspricht.

»Gut«, sagte er schließlich. »Wäre das alles?«

»Es gibt noch viele weitere Nachrichten in dieser Art«, antwortete Iger. »Ansonsten empfangen wir nur den üblichen Schwall an bruchstückhaften Informationen. Wir können Fragmente aus verschlüsselten Mitteilungen herauslösen und unverschlüsselte Unterhaltungen belauschen, in denen es um geheime Angelegenheiten geht, aber nichts davon ergibt einen Hinweis auf irgendeine Art von Bedrohung, die wir als solche identifizieren könnten.«

»Master Chief Gioninni hat auch keine Ideen«, merkte Desjani an. »Ich wollte ihm Zugang zu den Geheimdienstzusammenfassungen verschaffen, aber dabei hat sich herausgestellt, dass er die bereits gelesen hatte.«

»Wie bitte?«, warf Lieutenant Iger beunruhigt ein. »Master Chief Gioninni steht nicht auf der Liste der Personen, die an Bord der Dauntless auf diese Daten zugreifen dürfen.«

»Ist das nicht eigenartig. Aber machen Sie sich darüber mal keine Sorgen, Lieutenant.«

»Vielleicht brauchen wir niemanden, der mit Hinterlist ans Werk gehen kann«, überlegte Geary laut, ehe ein fassungsloser Iger noch mehr Fragen zu Gioninni stellen konnte. »Vielleicht benötigen wir jemanden, der etwas … entdecken kann …« Jemanden, der in einem Datenberg ein Muster ausfindig machen kann. Jemand, der Dinge sieht, die in einem verwirrenden Schwall aus Daten verborgen sind.

So jemanden haben wir.

»Lieutenant Iger, senden Sie alle in Ihrer Abteilung seit unserer Ankunft gesammelten Daten aus diesem System sofort an die Tanuki. Versehen Sie sie mit dem Vermerk, dass die Übertragung ausschließlich für Lieutenant Elysia Jamenson bestimmt ist.«

Iger sah Geary fassungslos an. »Alle geheimdienstlichen Daten? Wer ist diese Lieutenant Jamenson?«

»Eine Ingenieurin.«

»Eine Ingeni–« Iger musste sich zusammenreißen, erst dann konnte er mühsam beherrscht weiterreden. »Sir, die Geheimhaltungsstufe bei Teilen dieses Materials ist …«

»Ich bin mir der Geheimhaltungsstufen ebenso bewusst wie Ihrer Sicherheitsbedenken. In meiner Funktion als Befehlshaber der Flotte gestatte ich Lieutenant Jamenson mit sofortiger Wirkung, auf Daten aller Geheimhaltungsstufen zugreifen zu dürfen, die sie benötigt, um ihren Job zu erledigen. Sorgen Sie dafür, dass sie alles zu sehen bekommt, was Sie hier zusammengetragen haben. Schicken Sie alle notwendigen Unterlagen, Sicherheitsvereinbarungen und Formulare an die Tanuki, die von Jamenson unterzeichnet werden müssen. Und erledigen Sie das umgehend, Lieutenant Iger.«

»Umgehend. Jawohl, Sir.« Dennoch zögerte er einen Moment lang. »Admiral, ich fühle mich verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, dass dieser Vorgang nach unserer Rückkehr ins Allianz-Gebiet schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Auch wenn Sie zu einem solchen Befehl berechtigt sind, könnte man später die Angemessenheit Ihrer Entscheidung infrage stellen.«

»Dieses Risiko gehe ich ein«, erwiderte Geary. »Und ich möchte festgehalten wissen, dass Sie Ihre Vorbehalte zu Protokoll gegeben haben und ich sie zur Kenntnis genommen habe. Es ist meine alleinige Entscheidung.«

»Jawohl, Sir. Wir stellen die Informationen zusammen und schicken sie so bald wie möglich an die Tanuki

»Und beeilen Sie sich«, betonte Geary noch einmal.

Desjani starrte ihn verdutzt an, aber das ignorierte er für den Moment, stattdessen rief er die Tanuki, kaum dass Igers Bild verschwunden war. »Captain Smythe, ich brauche Lieutenant Jamenson. Keine Sorge, es ist nur ein vorübergehender Auftrag, darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort. Auf der Tanuki wird in Kürze ein Datenpaket von unserem Geheimdienst eingehen, das ausschließlich für Lieutenant Jamenson bestimmt ist. Sie soll sich die Daten ansehen und mir eine Rückmeldung geben, was sie darin erkennt.«

Smythe sah ihn nacheinander mit Sorge, Verwirrung und nun voller Überraschung an. »Geheimdienstmaterial? Lieutenant Jamenson beherrscht ihren Job sehr gut, Admiral, aber das sind Dinge, mit denen sie keine Erfahrung hat.«

»Das ist mir bewusst. Aber der Feind wendet gegen uns neue Taktiken an, und ich will wissen, was jemand aus den verfügbaren Daten macht, der sie aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet.«

»Wie Sie wünschen, Admiral.« Smythes Blick hatte etwas Berechnendes, so als würde er sich fragen: Ist Jamenson noch wertvoller, als ich es bislang gedacht habe?

»Vielen Dank, Captain Smythe. Ich habe vollstes Vertrauen, dass ich auf Sie zählen kann«, sagte Geary und betonte jedes Wort.

Smythe zuckte zusammen, als hätte ihm die Entgegnung einen Stich versetzt, dann lächelte er. »Selbstverständlich, Admiral.«